Aktive Sterbehilfe

  • Mich würde interessieren, wie hier einige zu dem Thema „Aktive Sterbehilfe“ stehen.
    In Deutschland ist es verboten, in einigen europäischen Ländern nicht.


    Wie alles auf der Welt, hat auch dieses Thema zwei Seiten der Medalie.
    Einerseits kann ich viele Menschen verstehen, die „in Würde“ sterben möchten, d.h., wenn sie unheilbar krank sind und im Endstadium der Krankheit schlimmste Qualen zu erwarten haben, oder bei Patienten, die nur noch vor sich hin vegetieren, ohne die Umwelt wahr zu nehmen.


    Andererseits birgt das natürlich auch Gefahren. Es könnte missbrauch betrieben werden z.B. wenn es um Erbschaften geht, oder wenn ein Mensch unbequem wird.


    Das gibt es einen Artikel im Stern.



    Ich persönlich wäre dafür unter der Bedingung, dass klar definiert wird, wer wann entscheiden darf, und wenn es strenge Kontrollen gibt.


    Ich möchte nicht z.B. nach einem Unfall künstlich per Apparate am Leben gehalten werden, wenn es eigentlich aussichtslos ist. Oder wenn ich im Alter zunehmends körperlich und geistig abbaue. Ich hatte ein schönes Leben, warum es durch einen schlimmen Abschluss verderben. Und außerdem schont man dadurch die Kassen und auf Dauer auch die Angehörigen (wobei das natürlich zweitrangige Gründe sind).

  • Besser hätte ich es nicht schreiben können. Ich sehe das genauso und bin grundsätzlich absolut dafür.


    Btw bevor ich mal ein Pflegefall werden sollte, will ich lieber sterben :D
    Da muss ich mir dann allerdings natürlich selbst unter die Arme greifen.
    Der Gedanke an völlige Abhängigkeit von anderen - ich kenne kaum etwas Schlimmeres :dead:

  • Darüber haben wir schon öfter im Ethikunterricht diskutiert.


    Dabei tauchte auch eine andere Frage auf: Wenn dich ein guter Freund (in welcher Situation auch immer) um Sterbehilfe bitten würde, würdest du ihm helfen? Oder einem Fremden?


    Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir einem Fremden eher helfen könnten als unserem Freund.


    Schäme mich fast, nach der ganzen Diskussion zu keiner Entscheidung gekommen zu sein. :hmm:


    Ich bin auch dafür, dass es in Deutschland erlaubt wird. Aber die Kontrollen sind natürlich sehr schwierig - wie will man kontrollieren, ob es der Tote wirklich so wollte?

  • Zitat

    Original von Nachtschatten
    ...
    Der Gedanke an völlige Abhängigkeit von anderen - ich kenne kaum etwas Schlimmes :dead:


    genau meine gedanken. sehe das genauso wie ihr, ich wäre ebenfalls dafür.
    ich will später nicht so enden wie die leute die ich während meiner zivi-zeit kennengelernt habe... :/

  • Zitat

    Original von Cileos
    Ich bin auch dafür, dass es in Deutschland erlaubt wird. Aber die Kontrollen sind natürlich sehr schwierig - wie will man kontrollieren, ob es der Tote wirklich so wollte?


    Ich bin auch für Sterbehilfe in Fällen wie sie Gamba beschrieben hat, aber nur wenn dies auch fest im Testament steht.
    Nur so kann ja wirklich gewährleistet werden das es auch eingehalten wird, oder der/die Betroffene eben künstlich am Leben gehalten wird.

  • Ich bin auch dafür und zwar nur in schweren Fällen und wenn eine Willenserklärung (z.B. im Testament) von einer Person abgegeben wurde. Wir haben im Bekanntenkreis auch eine Frau, die liegt seit 3 Jahren im Wachkoma mit irreparablen Hirnschäden durch einen Schlaganfall. Sie kann nicht mehr sprechen und erkennt nichtmal ihren Mann wieder. Heilungschancen bestehen keine. In diesem Fall wäre der Tod die Erlösung. Ich könnte mir aber nie vorstellen selber aktiv Sterbehilfe zu leisten.

  • Tja, schwierige Frage... :gruebel:


    Wenn es wirklich absolut klar ist, dass sich der Gesundheitszustand nicht mehr verbessern wird, dann habe ich auch nichts dagegen. Koma-Patienten können allerdings theoretisch auch nach Jahren noch aufwachen. Macht man sich dann später nicht vielleicht selbst Vorwürfe, weil der inzwischen Verstorbene ja auch wieder hätte aufwachen können? Ich würde nicht gerne über Leben und Tod entscheiden müssen.


    Ein wenig Off-Topic:
    Passend zum Thema hatte mein 18jähriger Cousin übrigens gestern Nacht einen schweren Autounfall. Obwohl er nicht einen einzigen Bruch oder eine Schramme hatte, kam es im Gehirn zu inneren Blutungen und er wurde leider erst nach 30 Minuten in seinem Autowrack zwischen Bäumen entdeckt. Momentan liegt er im künstlichen Koma und wurde schon mehrmals operiert. Derzeit sieht es wohl so aus, dass er überlebt, aber man kann absolut nicht sagen, ob er bleibende, geistige Schäden davon tragen wird.


    Naja, ich hatte irgendwie kaum einen Bezug zu ihm und habe ihn relativ selten gesehen, deswegen geht mir die Sache jetzt nicht so nah. Trotzdem ist sowas tragisch und besonders für seine Eltern sehr hart. Außerdem fängt man natürlich an, über so einiges nachzudenken. Ich hoffe das Beste für ihn!

  • Ich bin eigentlich auch für Sterbehilfe, möchte auch nicht an irgendwelchen Apparaten hängen oder so. Aber was den Mißbrauch angeht, so sollte man die Sterbehilfe lieber Leuten überlassen, die Parteiunabhängig sind, z.B. Ärzte, oder speziell dafür eingesetzte Personen, so dass es erst gar nicht dazu kommen kann, dass man jemanden wegen Erbe oder so umbringt... :rolleyes:

  • hmm, wirklich kein einfaches Thema, aber früher oder später muss man sich dann doch damit auseinandersetzen. Ich steh auch nicht auf Lebenserhaltende Maßnahmen, ich mein, wenns soweit is - dann isses soweit, und ich möchte auch nicht als Pflegefall jemanden zur Last fallen, damit wäre niemandem geholfen... Ich kanns gut nachvollziehen wenn man diesen Wunsch äußert.


    Sehr schlimm stell ich mir sowas in der eigenen Familie vor, z.B bei den Eltern oder Geschwistern. Ich würde dann auf keinen Fall dabei sein wollen und zuschauen wie der Angehörige für immer einschläft...


    Und ich hoffe *dreimalaufholzklopf* das uns diese Entscheidungen erst in weeeiiiit entfernter Zukunft treffen.

  • Aktive Sterbehilfe halte ich durchaus für angebracht, allerdings nur dann, wenn eine Bestätigung vorliegt, das der/die Patient/in ohne Hiflsmittel nicht mehr am Leben gehalten werden kann und auch nur wenn er/sie vorher schriftlich für eine aktive Sterbehilfe zustimmt.

  • Ich habe vor einiger Zeit mal einen kurzen Essay zu dem Thema geschrieben. Es geht um die Selbsttötungsmaschine von Roger Kusch. Viel Spaß beim Lesen.



    1. Hinführung zum Thema:


    Der frühere Hamburger Justizsenator Roger Kusch, Vorsitzender eines Vereins für Sterbehilfe, stellte im Herbst 2007 zum ersten Mal eine 'Selbsttötungsmaschine' vor, die Schwerkranken in Deutschland einen selbst gewählten Weg in den Tod ermöglichen soll.
    Kusch möchte mit zwei Medizinern zusammenarbeiten, die zunächst ein Gutachten des Sterbewilligen erstellen. Der Patient muss unheilbar krank sein, seinen Sterbewunsch bei vollem Bewusstsein äußern und sich vorher ausreichend über die Alternativen zum Suizid informiert haben. Werden alle drei Kriterien erfüllt, legt ein Arzt eine Kanüle. Schließlich baut Kusch seine Apparatur auf. Auf Knopfdruck setzt sich der Motor des Automaten in Bewegung. Ein Metallteil drückt gegen zwei gefüllte Spritzen. Zuerst läuft ein Narkotikum in die Vene des Patienten, um das Bewusstsein zu dämpfen. Dann folgt das tödliche Kaliumchlorid. Spätestens nach vier Minuten soll der Patient tot sein. Kusch hält die Methode rechtlich für straffrei, da der Sterbewillige mittels des Knopfes die Entscheidung über Leben und Tod selbst trifft. Den Auslöser der Selbsttötungsmaschine muss der Patient selbst betätigen.


    Nicht nur die rechtliche, sondern auch die moralische Vertretbarkeit der Maschine ist strittig und steht derzeit auf dem Prüfstand zahlreicher Ärzte, Politiker, Theologen und Philosophen. Da die Debatte um Kuschs umstrittene Maschine erst Ende vergangenen Jahres aufkam, beschränken sich meine Quellen zum Großteil auf die jüngste Berichterstattung der Print- und Onlinemedien.



    2. Kritik – Mit der Menschenwürde nicht vereinbar:


    Kusch löste mit der Präsentation seiner Maschine eine öffentliche Diskussion aus, über die ich im Rahmen dieses Essays einen kurzen Überblick geben möchte.


    Scharfe Kritik äußerte der Präsident der Hamburger Ärztekammer, Dr. Frank Ulrich Montgomery. Er fordert statt einer 'Selbsttötungsmaschine' eine Sterbebegleitung und palliativmedizinische Betreuung, die den Menschen am Ende ihres Lebens Schmerzen und Ängste nimmt:


    „Lassen Sie uns nicht nur über den kurzen Moment des Sterbens sprechen, sondern über den Weg dahin. Lassen Sie uns darüber nachdenken, wie sich Strukturen schaffen lassen, die es jedem Menschen ermöglichen, so zu sterben, wie er es sich wünscht und es zu seiner Situation passt. Ob in einer Palliativstation, im Krankenhaus, in einem Hospiz oder zu Hause mit Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes. Begleitet von Menschen und nicht auf Knopfdruck durch eine Maschine.“


    Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen hat Kusch wegen der von ihm vorgestellten Selbsttötungsmaschine scharf kritisiert:


    „Aktive Sterbehilfe ist und bleibt ein tragischer Irrtum, weil es eine Alternative gibt. Statt das Töten zur Therapie zu erheben, ist eine umfassende Zuwendung als Antwort auf den Schrei nach Hilfe bei der letzten Etappe des Lebens vonnöten“.


    Auch die bayerische Justizministerin Beate Merk reagierte entsetzt. "Eine Tötungsmaschine ist die falsche Antwort auf Situationen schwer kranker Menschen", hieß es in einer Erklärung. Das widerspreche "unserer Wertvorstellung von einer humanen, christlichen Gesellschaft."


    Kuschs Maschine ist nicht nur ein Thema für Theologen und Juristen. Die Apparatur hat parteiübergreifend eine politische Debatte aufgeworfen. Vertreter der CDU, der Kusch selbst 34 Jahre lang angehörte, setzen sich sogar für ein generelles Verbot von Sterbehilfeorganisationen ein. Laut des Unionsfraktionsvizen Wolfgang Bosbach sei das Ziel solcher Vereine nicht die Hilfe beim Sterben, sondern vielmehr der Suizid als Geschäftszweck. Er betonte, dass dieses Vorgehen mit der Menschenwürde nicht vereinbar sei. Unterstützung erhielt er von seinem Parteigenossen Hupert Hüppe, der vor Kuschs 'Selbsttötungsmaschine' warnte: "Derartige menschenverachtende Apparate dürfen keine Akzeptanz finden."



    3. Pro Kusch – Der Anspruch auf Sterbehilfe als Grundrecht:


    Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) fordert ein gesetzliches Gesamtpaket von der Sterbebegleitung bis zur indirekten aktiven Sterbehilfe ein. Damit schließt sie den Einsatz von Kuschs 'Selbsttötungsmaschine' nicht aus. Der DGHS-Vorsitzende Dr. Kurt Schobert bezeichnete die gesetzliche Regelung zur Selbsttötung in Belgien als vorbildlich. Seit Mai 2002 ist dort eine Tötung auf Verlangen für unheilbar kranke Patienten, die nicht in absehbarer Zeit sterben werden, sowie für Menschen mit andauernden psychischen Leiden, erlaubt.
    Ludwig Minelli, erster Vorsitzender der Organisation „DIGNITAS – Menschenwürdig leben – Menschenwürdig sterben (Sektion Deutschland) e.V.“, bezeichnete die Maschine als „politisches Experiment, um die Lösung der drängenden Fragender Sterbehilfe auch in Deutschland endlich voranzutreiben“. Seiner Meinung nach lässt sich der Kampf für die Einrichtung von Sterbehilfe mit Hilfe der Menschenwürde begründen:


    „Würde heißt vor allem Selbstbestimmung des Individuums, und deshalb haben wir solchen Entscheidungen Anderer mit Respekt zu begegnen. Mit Respekt begegnen wir ihnen aber keineswegs, wenn wir sagen, wir hätten zwar Respekt, aber ein Mensch, der sein Leben beenden wolle, müsse dies halt selbst und alleine tun. Mit einer solchen Haltung lassen wir einen Menschen in höchster Not allein.“


    Auch von deutschen Politikern sind einvernehmliche Worte zu hören. Die FDP hat eine Legalisierung des so genannten assistierten Suizids ins Gespräch gebracht. "Ganz eindeutig ist, dass wir die Angebote so ausbauen müssen, wie es notwendig ist, um ein würdevolles Sterben auch bei großen Schmerzen zu ermöglichen", sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Michael Kauch.



    4. Fazit:


    Im Rahmen meines Essays ist es nicht möglich die Argumente für und gegen einen Einsatz der aktiven Sterbehilfe vollständig zu beleuchten, geschweige denn eine Lösung auf die ethische Vertretbarkeit der viel diskutierten 'Selbsttötungsmaschine' zu liefern. Kusch ist es gelungen Theologen, Juristen, Politiker und Philosophen vor eine schwierige Frage zu stellen. Ein rechtskräftiges Gerichtsurteil, welches den Einsatz einer 'Selbsttötungsmaschine' regelt, steht noch aus. Kuschs Beispiel zeigt aber schon jetzt, dass „der Unterschied zwischen ärztlichem Suizid (bei welchem der Patient die Tat ausführt) und aktiver Euthanasie (bei welcher der Arzt die Tat ausführt) hauchdünn sein“ kann. Die Debatte um Sterbehilfe ist noch lange nicht beendet. Sie hat gerade erste begonnen.


    greetz West :D

  • Da will ich mal versöhnliche Töne anstimmen: Keine schlechte Aufstellung der Argumente und auch dass das Ergebnis offen bleibt, ist nur folgerichtig.


    Ich selber sehe die aktive Sterbehilfe auch mit gemischten Gefühlen. Wer physisch und psychisch leidet, der wirklich das Krankenbett nicht verlassen kann und nur noch so dahin dämmert, dem möchte man die Möglichkeit zugestehen, seinem Leben selber ein Ende zu setzen. Die Frage, ob das tatsächlich würdevoll ist, ist die andere Frage. Daher halte ich es für falsch, das ganze generell als Grundrecht auf eine Stufe mit der Menschenwürde zu stellen.
    Auch die Selbsttötungsmaschine von Herrn Kusch sehe ich mit Skepsis. Nach heutigem Strafrecht ist das für mich ganz klar Beihilfe zur Selbsttötung (zumindest jedoch nach § 216 StGB - Tötung auf Verlangen) und damit strafbar.


    Entscheiden möchte ich das ganze nicht. Denn sicher besteht immer die Gefahr eines fehlgeschlagenen Gutachtens o.ä. Zudem ist es ja auch schon vorgekommen, das komatöse Patienten von den Ärzten längst abgeschrieben wurden, die Patienten selber aber noch ihre Umgebung wahrnehmen konnten. Angenommen in einem solchen Fall kommt es irgendwann mal zu einer Fehldiagnose, wäre die dann nie wieder zu korrigieren.


    Im Ergebnis tendiere ich mehr gegen die aktive Sterbehilfe. Zwar ist ein selbstbestimmtes Sterben für manch einen vielleicht der bessere Weg, letztlich sieht ihn die Natur aber so nicht vor.

  • Zitat

    Original von Clear_Blue
    Zwar ist ein selbstbestimmtes Sterben für manch einen vielleicht der bessere Weg, letztlich sieht ihn die Natur aber so nicht vor.


    bitte? in der natur würde so jemand einfach sterben. weil ihm "lebens"erhaltende maßnahmen etc einfach fehlen.

  • Zitat

    Original von Iniii


    bitte? in der natur würde so jemand einfach sterben. weil ihm "lebens"erhaltende maßnahmen etc einfach fehlen.


    er hat wohl mit dem selbstbestimmten sterben den selbstmord gemeint... :gruebel:


    denn wenn ich an maschinen hänge, und die strippen rausreiße, dann macht die natur das was sie immer macht: sie lässt einen sterben... :rolleyes:

  • Zitat

    Original von Iniii
    bitte? in der natur würde so jemand einfach sterben. weil ihm "lebens"erhaltende maßnahmen etc einfach fehlen.


    Da hast du natürlich recht, aber das habe ich nicht mit einbezogen in meine Meinung bzw. habe ich das ausgeklammert.


    Zitat

    Original von mar she
    er hat wohl mit dem selbstbestimmten sterben den selbstmord gemeint...


    Richtig.

  • auch von diesem gesichtspunkt aus (du stellst das so als gegeben hin): wer entscheidet denn, was die natur vorsieht und was nicht?


    da ich selbst und meine gedanken und beweggründe genauso gut zur "natur" gehören, ist es auch natürlich, wenn ich beschließe, meinem leben ein ende zu setzen.
    wer - wenn nicht ich - darf das beschließen?

  • Zitat

    Original von Clear_Blue
    Natürlich auch richtig, aber das wird zu philosophisch. Ich rede nur vom natürlichen Verlauf der Dinge. Und der sieht einen Selbstmord regelmäßig nicht vor.


    (Und durchkreuzt ein Selbstmord nicht den Plan des Todes?)


    final destination eben... :D

  • Zitat

    Original von Clear_Blue
    Ich rede nur vom natürlichen Verlauf der Dinge. Und der sieht einen Selbstmord regelmäßig nicht vor.


    wer sagt das?


    Zitat

    (Und durchkreuzt ein Selbstmord nicht den Plan des Todes?)


    lol. und du sagst ich werd philosopisch? ;)

  • Denkt daran Clear Blue ist angehender Jurist, die sind eher rational ; )


    ich als ökonom übrigens auch :boxing:


    ansonste schöner essay, hab ne geteilte Meinung zu dem ganze, da diese aus sehr persönlichen Gründen enstanden ist möchte ich aber nicht drauf eingehen.

  • Sehr heißes Thema, sehe das aber ähnlich wie Inii. Letztlich ist es meine Entscheidung meinem Leben ein Ende zu setzen (in diesem Zusammenhang versthe ich auch nicht wieso Selbstmord strafbar ist, aber das ist ein anderes Thema). Wer gibt Ärzten und gesetzen das recht über mein leben zu urteilen? Das Problem an der Sache ist: solange ich geistig und körperlich fit bin werde ich nicht die Absicht haben alles zu beenden. Meist kommt der "Wunsch" doch erst, wenn man selbst schon nicht mehr entscheiden kann bzw. nach Recht entscheiden darf. Hier sehe ich eine große Lücke in unserer Gesetzgebung: ich kann heute nicht entscheiden, dass wenn ich irgendwann nur noch durch Maschinen am Leben gehalten werde eben diese abgeschaltet werden dürfen. Soweit ich weiß darf diese Entscheidung auch nicht von Verwandten selbst mit Patientenverfüung getroffen werden. Bloß die Vorstellung, durch solch eine Situation meinen Angehörigen eine Belastung zu werden finde ich nicht gerade beruhigend.


    Auf der anderen Seite kann ich aber auch die Ärzte verstehen. Denn wer will / kann schon einen Menschen einfach so töten, selbst wenn es dessen Wunsch ist :no:

  • Zitat

    Original von ron t
    (In diesem Zusammenhang verstehe ich auch nicht, wieso Selbstmord strafbar ist, aber das ist ein anderes Thema). Wer gibt Ärzten und Gesetzen das Recht über mein Leben zu urteilen?


    Bevor es philosophisch wird, kurz noch der Hinweis, dass Selbstmord an sich nicht strafbar ist. Wie sollte derjenige auch bestraft werden?
    Anders ist die zivilrechtliche Seite zu betrachten: Wer seinen Selbstmordversuch überlebt, kann durchaus für entstandene Rettungseinsatzkosten o.ä. zur Rechenschaft gezogen werden.


    Zu deinem zweiten Satz (damit habe ich mich die letzten Wochen umfassend beschäftigen müssen): Letztlich gibst du selber Ärzten und eben dem Gesetz das Recht, über dein Leben zu urteilen, indem du den Gesetzgeber wählst. Selbst wenn du ihn nicht gewählt hast (du schwimmst meines Wissens weiter links), ist es eben im demokratischen System so, dass das Volk eine Regierung dazu legitimiert über sich zu urteilen. Jetzt könnte man noch begründen, warum ein Mensch das überhaupt will, aber das erspare ich euch und in erster Linie auch mir.


    Zitat

    Original von ron t
    Hier sehe ich eine große Lücke in unserer Gesetzgebung: ich kann heute nicht entscheiden, dass wenn ich irgendwann nur noch durch Maschinen am Leben gehalten werde eben diese abgeschaltet werden dürfen.


    Zu diesem Punkt möchte ich meinen bereits oben angesprochenen Fall nochmal wiederholen. Angenommen du bist in der Situation, wo du nur noch vor dich hin vegetierst, trotzdem bekommst du deine Umwelt aber voll mit, du kannst dich aber nicht äußern. Würdest du dann wollen, dass man dir die Lichter ausknipst? Es sei daran erinnert, dass die Würde des Menschen unantastbar ist...

  • Zitat

    Original von Clear_Blue
    Ich rede nur vom natürlichen Verlauf der Dinge. Und der sieht einen Selbstmord regelmäßig nicht vor. [...] Und ich denke, ein Großteil stimmt mir da zu.


    Falls ich alles richtig verstanden habe, dürfte dies: "Die Zahl der Suizide in Deutschland folgt seit ca. 1980 einem fallenden Trend. 2007 betrug sie 9402 (11,4 je 100.000 Einwohner)..."(Wikipedia) der Beweis für oben angeführte Aussage sein, wenn auch Wikipedia nicht lückenlos ist. Gemeint ist doch hier nur, dass der Großteil der Menschen eben nicht Selbstmord begeht.


    Desweiteren frage ich mich des öfteren, ob nun bei diesem Thema, oder z. B. bei "Oskar Lafontaine tritt ab", warum diese Threads überhaupt gestartet werden? Nicht dass ich jemandem untersagen will, hier zu diskutieren (und ich beteilige mich ja gerade selbst daran) - aber so wie ich das sehe, legen deratige Themen es doch gerade zu darauf an, im Streit zu enden, weil allseits bekannt ist, dass es dazu keine klare Mehrheit gibt. Hinzu kommt, dass wir hier doch eine Menschenanhäufung sind, die sich aus der Gemeinsamkeit "Trance" gefunden hat, bezüglich aller anderen Umstände und Auffassungen aber stark voneinander abweichen könnnen. Wie wär's denn noch mit der Todesstrafe, oder ganz aktuell: vermummte Frauen dürfen in Frankreich keine Staatsbürger werden und nicht mehr mit dem Bus fahren...


    Um mal zurück zum Thema zu kommen: ein Punkt, der hier meines Erachtens noch nicht genannt wurde, und mir kürzlich zu Ohren gekommen ist (also kein fundiertes Wissen), wäre der Aspekt, dass sich die eigene Auffassung mit der jeweiligen Lebenssituation ändern kann.
    Gedankenspiel: Heute, am Anfang meiner lebensbedrohlichen Krankheit sage ich noch, wenn's mir mal so schlecht geht, dass...(Bedingung X eintritt), will ich, dass die Maschinen abgeschaltet werden - also schreibe ich das mal so in mein/e Testament/Patientenverfügung. Jetzt ist die Bedingung eingetreten, aber meine Lebenssituation und -auffassung hat sich evtl. geändert. Jetzt klammere ich mich vielleicht an das letzte bischen Leben, das ich noch habe.

  • Zitat

    Original von Clear_Blue


    Zu diesem Punkt möchte ich meinen bereits oben angesprochenen Fall nochmal wiederholen. Angenommen du bist in der Situation, wo du nur noch vor dich hin vegetierst, trotzdem bekommst du deine Umwelt aber voll mit, du kannst dich aber nicht äußern. Würdest du dann wollen, dass man dir die Lichter ausknipst? Es sei daran erinnert, dass die Würde des Menschen unantastbar ist...


    Klar, das lässt sich aus der Distanz die man heute hat schwer beurteilen, aber selbst wenn ich geistig fit bin und doch auf immer ans Bett gefesselt und wie du schreibst ich kann mich nicht äußern: ich würde das meinen Angehörigen zuliebe nicht wollen. Denn meist ist das alles mit Kosten für die Angehörigen verbunden und selber dafür geben oder sich dankbar zeigen kann man nicht mehr. Aber wie gesagt: aus heutiger Sicht sieht man das evtl auch ganz anders

  • Zitat

    Original von ron t


    Klar, das lässt sich aus der Distanz die man heute hat schwer beurteilen, aber selbst wenn ich geistig fit bin und doch auf immer ans Bett gefesselt und wie du schreibst ich kann mich nicht äußern: ich würde das meinen Angehörigen zuliebe nicht wollen. Denn meist ist das alles mit Kosten für die Angehörigen verbunden und selber dafür geben oder sich dankbar zeigen kann man nicht mehr. Aber wie gesagt: aus heutiger Sicht sieht man das evtl auch ganz anders


    Mag sein. Aber wie das in der entsprechenden Situation aussieht, kannst du nicht sagen. Wie Niles das eben festgestellt hat, kann es durchaus sein, dass man sich an das letzte bisschen unbedingt noch klammern möchte.