Jungs und Mädels, der Sommer erbittet Wiedereinlass in eure Behausungen! Auch wenn mittlerweile der November ins Land gezogen ist und recht ordentlich am Blätterwerk gerüttelt hat, die Sonne nutzt die ihr zu Verfügung stehenden Stunden (auch wenn diese naturgemäß immer spärlicher ausfallen) dank Dauerhochdruck seit Wochen unbeeindruckt voll aus. In diesem Zusammenhang würde es mich nicht wundern, die neue Platte von Fritz Kalkbrenner bei der „gelben Sau“ (Peter Licht im „Lied gegen die Schwerkraft“) derzeit ziemlich hoch im Kurs stehen zu sehen. Herbstgrau war gestern, hat sich wohl auch der Berliner Produzent mit der unverwechselbaren Soulstimme und diesem gewissen Arenen ausverkaufenden großen Bruder gedacht und zwei ursprünglich als Exklusivtracks für seine Livesets vorgesehene Stücke, welche in diesem Jahr stets frenetisch von seiner Anhängerschaft in Empfang genommen wurden, endlich auf schwarzes Gold gebannt. Die meines Erachtens berechtigte, enorme Nachfrage nach den beiden herzerwärmenden Instrumentaltracks, welche sich nicht auf dem letztjährigen Album „Here Today Gone Tomorrow“ befinden, wuchs Herrn Kalkbrenner dabei zuletzt anscheinend dermaßen über den Kopf, dass er sich einfach nicht mehr um eine offizielle Veröffentlichung (auf dem hauseigenen Label Suol) herumwinden konnte. Der Sommer bedankt sich auf jeden Fall nachträglich und alle Sympathisanten des Kalkbrenner-Imperiums dürfen es ihm gleichtun, sofern sie ersterem noch einmal eine Chance geben, sich mit entzückenden Melodiedarbietungen bei ihren Gehörgängen einzuschleimen.
Den bekannteren Part übernimmt dabei Wes, welches schon seit Monaten beim quicklebendigen Herumgeistern auf Youtube-Livemitschnitten beobachtet werden kann, stets einhergehend mit dem aus allen Zuschauertastaturen entstammenden, flehenden Wunsch, diesem großartigen Track doch bitte so bald wie möglich die verdiente offizielle Veröffentlichung zukommen zu lassen. Dass sich der gute Fritz schlussendlich doch noch hat erweichen lassen, hängt jedoch zudem sicherlich mit der unverkennbaren Qualität dieses Stampfgroovemonsters zu tun, welches nicht nur in perkussiver Hinsicht die Offensive sucht, sondern vor allen Dingen auch in Sachen melodisch-sphärischer Eindringlich- und Eingängigkeit überaus vorzeigbar ist. Das beginnt schon im Intro, wenn sich die prägende Orgelmelodie langsam aber sicher in wabernden Fragmenten aus dem Hintergrund schält und mit Hilfe dezent glimmender Alternativtöne sowie interessant wehender Toneffektfahnen immer deutlicher in Richtung sommerlich umgebener Festivalbühnen gelockt wird. Vom alsbald anstehenden Stelldichein einer für Kalkbrenner typischen Drummingfortbewegung nur sehr kurz beeindruckt darf sich die Melodieebene mit dem gewissen Etwas im Gepäck auch in Zusammenarbeit mit dem einsetzenden, monoton groovenden Basslinefragment zunächst noch als König der Welt fühlen, der mit seiner wärmenden Umarmung jedwede Nebelschwaden in Nullkommanichts in sich zusammenfallen lässt. Erst im anstehenden Kurzbreak zerfließen die Melodiestrukturen während einer subtilen Anschwellaktion wieder zunehmend zu wabernden Andeutungen, sodass das Drumming im Anschluss erst einmal in angenehmer Art und Weise auf die Euphoriebremse zu treten pflegt und die deep verwurzelten Groovezutaten des Ganzen zu einer gelungenen, weil entspannten Soloeinlage einlädt. Einzig die bereits erwähnten Toneffektfahnen halten in dieser Formation aus Sicht der Melodieebene etwas dagegen, ehe im weiteren Verfall im äußersten Untergrund allmählich auch wieder einige Anzeichen der markanten Orgelmelodie auszumachen sind, bevor letztere im nächsten Kurzbreak wieder zu altbekannter Stärke findet und schließlich in Kooperation mit den immer wieder eingeworfenen Begleittönen und -effekten den gemeinen Hörer mit ihrem für meinen Geschmack unwiderstehlich sonnigen Gemüt um den Finger zu entwickeln versteht. In besonderem Maße hervorgehoben sei hiermit desweiteren das herrlich organische Arrangement der Melodiekomponente, für welches Fritz Kalkbrenner ja nicht erst seit gestern ein gutes Händchen zu haben scheint. Abgerundet wird das Stück durch eine zweite kurze, drummingorientierte Phase, in welcher sich bis hin zum letzten Kurzbreak ein aufgewühltes Tonrasseln leicht in den Vordergrund spielen darf, im Endeffekt allerdings von der sonnendurchfluteten Orgelmelodie und ihren Gespielinnen nach allen Regeln der Kunst überrollt und überrundet wird sowie die Hörerschaft mit einer letzten wunderbar sphärisch intensiven Stampfgroovephase voller sommerlich-schwebender Epik in den anstehenden Winter entlässt. Akustischer Glühwein par excellence, der mir spielend leicht die Höchstnote 6/6 stibitzt.
Ob man Layer Cake als adäquate Übersetzung des sogenannten Schichtkuchens durchgehen lassen sollte, liegt zwar nicht in meinem Ermessen, fest steht jedoch, dass der hiesige Track sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger zwar einige Stufen zurückgelehnter gewandet, im Hinblick auf melodische Anreize allerdings ein nicht minder überzeugendes Feld beackert. Und auch wenn der Einstieg in den Track durch seine Loopaffinität leicht schleppend geraten ist, in den hinteren Gestaden des Effektbolzens macht sich schon nach wenigen Augenblicken Einwirkzeit eine herrlich schwebend geratene Melodielinie bemerkbar, welche in den folgenden Takten augenzwinkernd und schlängelnd ihren Weg immer eindrücklicher durch die Drummingansätze in Richtung herzerweichend sphärischer Gefilde findet. Vervollständigt sich das Drumming dann im Folgenden allmählich, haben sich die Melodieansätze bei gemächlichem Tempo sowie in Kooperation mit einer angenehm zurückgelehnt groovenden Bassline bereits eine galant atmosphärische Nische erschaffen, in welcher für meinen Geschmack vor allen Dingen der leicht retrobehaftete Charakter des Melodiearrangements (im Klang der Verwendung eines alten Samples ähnlich) eine große Rolle spielt und dafür sorgt, dass die heraufbeschworene Sommerwärme nachdrücklich erhalten bleibt und nicht gleich bei der nächstbesten Trackecke flöten geht. Zudem machen alternative Flächenstücke und zartbesaitete Stakkatotöne ihrem Ruf als entzückend harmonische Begleiter in diesem Zusammenhang alle Ehre und zehren auch, nachdem sich die Melodieebene zugunsten des Bassline-Einflusses alsbald langsam wieder zurückzieht, von ihrem ausgezeichneten Wärmewirkungsgrad. Desweiteren müssen hier nun unbedingt die verspielt-organischen E-Gitarrenzupfer zur Sprache kommen, welche an die Stelle der kurzzeitig beurlaubten Hauptmelodie treten und die Unbeschwertheit des hiesigen atmosphärischen Charakters bestens zu unterstreichen wissen, ehe im anschließend eingesetzten Break die bekannten Melodieschlieren erneut in Form einer überaus entspannt geratenen Solofahrt ins Geschehen eingreifen. Wenn dabei langsam aber sicher die Bassline ebenfalls wieder in den Reigen aufgenommen wird, ist es schließlich nicht mehr weit bis zur (leider bereits) letzten verdichteten Phase, in der sich Drumming und Melodieebene mit Komplimenten überhäufen und den gemeinen Hörer dabei gepflegt in die Hängematte gleiten lassen. Mit den auf der Zielgeraden noch einmal angeführten, lässigen Gitarrenklängen kann ich mich summa summarum dann wohl endgültig nicht mehr vor der Vergabe überaus verdienter 5,5/6 drücken…
Greetz,
:: der hammer ::