Wehrungerechtigkeit

  • Hier handelt es sich um ein Thema, bei dem Frauen sagen werden "Interessiert mich nicht." und Männer, die bereits ihren Grundwehrdienst abgeleistet haben "Interessiert mich nicht mehr." Hier geht es um die faktisch in Deutschland bestehende Wehrungerechtigkeit.


    Wie komme ich darauf? Wie einige wissen, wurde ich vor einiger Zeit vom Truppenarzt + Facharzt eines Bundeswehrkrankenhauses als dienstunfähig erklärt, woraufhin ein Dienstunfähigkeitsverfahren eingeleitet wurde. Dieses ist abgeschlossen, am 15.10. bin ich bei der Bundeswehr entlassen. Bis dahin bin ich beurlaubigt.
    Gestern war ich zum letzten Mal in der Kaserne, um die letzten Dokumente wie Bahn-Card und Truppenausweis abzugeben und diverse Formalien zu klären. Als ich dann einen Blick auf meine Entlassungspapiere geworfen habe, hat mich der Schlag getroffen. Darin wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine endgültige Entscheidung über meine Verwendungsfähigkeit vom Kreiswehrersatzamt getroffen wird und ich gegebenenfalls noch einmal zu einer Untersuchung vorgeladen werde. Bis zur endgültigen Entscheidung unterliege ich der Wehrüberwachung.
    Daraus entstehen zwei Konsequenzen. Zum Einen könnte der Musterungsarzt bei einer eventuellen erneuten Musterung meinen Tauglichkeitsgrad ändern und mich wieder verwendungsfähig einstufen, sodass ich wieder einberufen werden könnte. Da ich aber wie geschrieben ein fachärztliches Gutachten habe + Röntgenaufnahmen, halte ich dies für eher unwahrscheinlich. Vermutlich wird man bei mir nach Aktenlage prüfen und es beim Urteil des Facharztes belassen.
    Zum Anderen, und das ist die weitaus fiesere Konsequenz, muss ich für das Kreiswehrersatzamt bis zur Aufhebung der Wehrüberwachung erreichbar sein. Ich darf nicht länger als acht Wochen von meinem Wohnsitz fernbleiben, für einen mehrmonatigen Auslandsaufenthalt brauche ich eine Genehmigung.
    Ich wollte meine wiedergewonnene Zeit in "Freiheit" für eine längere Reise nach Australien nutzen, um die Zeit bis zum Studium nächstes Jahr zu überbrücken. Um dieses Jahr noch wegzukommen, müsste ich auf der Stelle einen Flug buchen! Selbst wenn das Kreiswehrersatzamt einen Antrag genehmigen sollte, würde es noch zu lange dauern, bis die Entscheidung gefällt ist. Ich habe heute trotzdem einen abgeschickt. Was ich jetzt brauche, ist ein Wunder. Ich sehe meinen Traum bereits wie eine Blase zerplatzen.


    In meiner rasenden Wut habe ich etwas über die Wehrpflicht in Deutschland recherchiert - und bin auf inakzeptable Tatsachen gestoßen. Liebe wehrpflichtige Männer, wir unterliegen einer willkürlichen und vor allem ungerechten Wehrpflicht!


    Die Personalplanung der Bundeswehr sieht vor, dass pro Jahr nur 55.000 Grundwehrdienstleistende einberufen werden. Ein Jahrgang ist aber etwa 400.000 Männer stark! Wohin also mit dem Überschuss? Die einfache Antwort: Die Ausmusterungsquote wird erhöht. Vorsätzlich wird ein großer Teil eines Jahrganges als wehrdienstunfähig eingestuft, um das zur Verfügung stehende Personal soweit zu reduzieren, dass der Großteil davon auch wirklich zum Grundwehrdienst einberufen wird (scheinbare Gerechtigkeit). Der Clou: Die wenigsten wehrdienstunfähig Eingestuften sind wirklich wehrdienstunfähig!


    Hier einige Fakten, die man beachten sollte:


    - Seit 1. Oktober 2004 gibt es die Tauglichkeitsstufe T3 (mit Einschränkungen wehrdienstfähig) nicht mehr; Männer, die vorher T3 gemustert worden wären, werden seitdem automatisch T5 (wehrdienstunfähig) gestuft
    - 2005 lag die Ausmusterungsquote bei astronomischen 31,4% - fast jeder dritte Mann wäre demnach gesundheitlich zum Grundwehrdienst nicht in der Lage! Sind wir ein Volk voller Krüppel - oder läuft hier einfach nur etwas furchtbar schief?
    - Das Kölner Verwaltungsgericht hat die Wehrpflicht am 21. April 2004 als gesetzeswidrig erklärt mit der Begründung, dass die Wehrgerechtigkeit als oberster Grundsatz der deutschen Wehrpflichtarmee nicht mehr gewärleistet sei! Das Bundesverwaltungsgericht hob das Urteil kurz darauf wieder auf. Das Kölner Gericht hielt jedoch an seiner Entscheidung fest und legte den Sachverhalt dem Bundesverfassungsgericht in Köln vor. Das Urteil steht noch aus. Es ist also möglich, dass die Wehrungerechtigkeit durch das Bundesverfassungsgericht ebenfalls festgestellt wird, was enorme Konsequenzen für die Wehrpflicht haben dürfte.
    - Alle NATO-Staaten (ein Militärbündnis!) außer Deutschland haben bis 1990 die Wehrpflicht abgeschafft mit der Begründung, dass große Wehrpflichtarmeen aufgrund der sicherheitspolitisch entspannten Lage (Ende des Kalten Krieges) nicht mehr notwendig seien. Vielmehr müsse der Schwerpunkt auf eine gut ausgebildete Armee gelegt werden, die den Umgang mit dem modernen Waffengerät beherrscht. Wie sicherlich bekannt ist, besitzt selbst die USA keine Wehrpflicht!
    - Hätte es den Kalten Krieg nicht gegeben, würde es mit fast 100%iger Sicherheit bis heute keine Wehrpflicht in Deutschland geben. Die Siegermächte hätten es niemals zugelassen, dass ein Land, das zwei Weltkriege angezettelt hat, so schnell wieder eine so große Armee stellt. Einzig der eigene Vorteil, einen bewaffneten Verbündeten gegen den jeweiligen Feind zu erhalten, veranlasste USA und Sowjetunion dazu, in BRD bzw. DDR die Wehrpflicht wieder einzuführen!
    - Die Bedeutung, die den Zivildienstleistenden im Sozialwesen zukommt, hat den Verdacht hervorgerufen, dass der Wehrdienst in Deutschland nur noch deswegen aufrecht erhalten werde, um weiterhin den Einsatz von Zivildienstleistenden zu ermöglichen. Ungerecht ist es auch, dass wesentlich mehr junge Männer Zivildienst leisten müssen als Grundwehrdienst; nur 55.000 Grundwehrdienstleistenden pro Jahr stehen etwa 90.000-100.000 Zivildienstleistende gegenüber. Würde das Bundesamt für Zivildienstleistende (BAZ) dieselben Personalgrenzen wie die Bundeswehr setzen, würde die Wehrungerechtigkeit weiter verschärft.
    - Summa summarum ergibt sich: Nur etwa jeder achte Mann eines Jahrgangs leistet Grundwehrdienst! Und ausgerechnet ich arme Sau musste darunter sein!


    In was für einem bekloppten Staat leben wir eigentlich? Das Verteidigungsministerium und die Bundeswehr versuchen weiterhin verzweifelt, durch manipulierte Statistiken eine bestehende Wehrgerechtigkeit vorzutäuschen. Ich habe eine solche Statistik an den Beitrag angehängt, aber selbst mit Fälschungen (z.B. 35% KDVler pro Jahrgang sind absolut unrealistisch!) lässt sie nur einen Schluss zu: Gerecht ist hier nichts!


    Mich machen diese Fakten stinksauer. Ein Zwangsdienst stellt einen massiven Eingriff in die Grundrechte eines Staatsbürgers dar. Grundsätzlich würde ich einen Zwangsdienst dennoch akzeptieren, wenn ihn jeder - also auch Frauen und eingeschränkt Wehrdienstfähige sowie Väter, Ehemänner, Drogenabhängige und sonstige Gruppen, die verschont bleiben ihn leisten müssten. Entweder alle - oder keiner! Die Willkür, der wir Männer zurzeit in diesem Staat ausgesetzt sind - es ist beinahe Zufall, ob man Grundwehrdienst leisten muss oder nicht - ist für mich nicht vertretbar und ist für mich, ganz ehrlich, ein (wenn auch nicht Ausschlag gebendes) Argument auszuwandern. Sollte ich später einmal einen Sohn haben, will ich nicht, dass er auch diesem Sch**** ausgesetzt ist.


    Mein Meinung daher: Weg mit der Wehrpflicht, aber schnell!!!


    interessante Links zum Thema:
    Link1
    Link2

  • Endlich diese scheiß Wehrpflicht abschaffen und gut is! :yes:


    Was ich noch dazu schreiben muss: Ich ging mit drei Attesten zur Musterung und hatte eine theoretische 95%ige Chance auf Ausmusterung. Mein Bruder, Jahrgang 1983, hatte weniger "Beschwerden" als ich und wurde damals ausgemustert; ein Mitschüler von mir wurde ausgemustert, obwohl es ihm an nichts fehlte.


    Dieser Missstand ist in Österreich in ähnlicher Weise auch vorhanden. Meine Vermutung ist, dass sie die Kriterien dem jeweiligen Jahrgang anpassen. Wenn sie zu wenige Grundwehrdienerkandidaten haben, werden die Kriterien eben aufgeweicht, so einfach ist das.... *kotz* *speib* *übergeb*


    Wisst ihr was? Ich hasse das Bundesheer wie die Pest, deshalb hab ich Zivildienst gemacht. Ich hab aber trotzdem einige Kasernen von innen erlebt ,Blutspendedienst sei dank!

  • Verstehe bisher auchnicht, warum wir Wehrpflicht brauchen. Kann mir vorstellen, dass sich immernoch sehr viele/genug (auch Zivi-mäßig) freiwillig melden würden, wenn sie abgeschafft würde.
    Is natürlich besonders blöd, wenn man etwas geplant hat, was dann daran scheitert.....
    Aber glücklicherweise bin ich ja nicht betroffen :)


    @ Nachtschatten: Wie siehts Wehrpflichtmäßig denn in Österreich aus?
    Edit: Hat sich erledigt :D

  • Ist es nicht möglich, da mal eben hinzugehen und die mögliche Musterung vorzuziehen?


    Ansonsten wär ich auch stinksauer und würde da vielleicht sogar rechtlich gegen vorgehen, wenn das mit dem Antrag nicht schnell genug klappen würde.


    Letztendlich sehe ich es auch so, dass die Wehrpflicht total willkürlich und sinnlos obendrein ist.


    Gerade in dem beschriebenen Fall... Es gibt etliche andere Leute, die man einziehen könnte. Warum dann so eine Hinhaltetaktik?


    Ein Kollege von mir musste noch nichtmal Zivildienst leisten. Warum weiß er selbst nicht. Wobei ich sagen muss, dass mein Zivildienst verdammt cool war.


    Aber den sollte man auch abschaffen, vielleicht gibts dann wieder paar Arbeitsplätze-

  • Zitat

    Original von Guitar
    Nur etwa jeder achte Mann eines Jahrgangs leistet Grundwehrdienst! Und ausgerechnet ich arme Sau musste darunter sein!


    In was für einem bekloppten Staat leben wir eigentlich?



    Warum hast du keinen Zivildienst geleistet? Oder hast denen bei der Musterung gesagt, dass wenn du eine Waffe in die Hand bekommst sich alle in Deckung bringen müssen? Einfach das Formular zum KDV ausfüllen und schon bist du weg! Das mit der willkürlichen Musterung nervt jeden, aber vergiss nicht, dass du ein Deutscher bist und wie auch schon andere vor dir im Extremfall deinen Dienst leisten musst! Mich hat man sogar mit abgeschlossenem Ausbildungsvertrag gezogen als T3. Da konnte ich die Ausbildung absagen - und?????? Da kommt keiner drum herum! Wenn es dich ankotzt, dann geh doch für 6 Jahre in eine freiwillige Feuerwehr oder zum THW, auch das ist möglich!!!!!

  • Guitar:
    Was für Konsequenzen hast du denn zu befürchten? Wenn du in Australien bist, biste dort. Glaub kaum, das dir das Kreiswehrersatzamt dir die Feldjäger hinterherschicken wird. :D Ich würd das nicht so eng sehen.



    Sicherlich kann man über die Willkür diskutieren, mit der die Wehrdienstler gezogen werden. Da kann man bestimmt einiges verbessern, grade in einem Fall bei dem es offensichtlich ist, daß man wehrdienstuntauglich ist.


    Aber generell die Wehrpflicht abschaffen, halte ich für schwierig. Wenn von heute auf morgen die Wehrpflicht weg wäre, würde auf einen Schlag mindestens 50% der Porno-Blättchen-Industrie wegbrechen; freitags und sonntags wären die Züge nur noch halb so voll; Umsatzeinbrüche bei den Supermärkten in Kasernen-Nähe. *gg*


    Aber mal ernsthaft: Wenn ihr euch mal die letzten 10 Jahre anschaut, wie viele Kasernen geschlossen wurden, wie die Wehrdienstzeit von 10 auf 9 Monate verringert wurde (oder sind es aktuell noch weniger?) usw... dann seht ihr, daß die Bundeswehr sich schon "schlank schrumpft" und sicherlich auch irgendwann umgeformt wird in eine Berufsarmee... aber dauert halt noch ein bisschen. Und solange halt: zackig angetreten und stramm gestanden, Augen grade aus!


    :D



    greetinx,
    Teh'leth

  • Das ist echt bekloppt...


    Ich wurde mit den Worten "Ich habe zwar keine Befunde, aber ich glaube ihnen, dass ihr Asthma eine Einschränkung für sie ist" T3 gemustert und da es die Kategorie halt nicht mehr gab, war ich dann T5. Mal davon abgesehen, dass der Wehrarzt meinen Leistenbruch erkannt hat und ich jetzt weiß, dass ich minimal Farbenblind bin und damit die Leute zum lachen bringen kann, haben mir die zwei Besuche bei denen nichts gebracht.
    Einer aus meiner Klasse, der echt viel Sport macht und nicht auf den Kopf gefallen ist, wurde übrigens auch ausgemustert, weil er angeblich ne krumme Wirbelsäule oder sowas hatte.


    Es ist ja auch schon total krank, was man im Internet für Gerüchte zur Ausmusterung findet. Angeblich nehmen sie keine Kiffer, keine Schwulen und wenn du ihnen glaubhaft klar machen kannst, dass du ein Nazi bist oder ne Knallphobie hast, wollen sie dich auch nicht.

  • Ganz ehrlich, Guitar, kann ich dein Problem nicht verstehen! Du bist halt solange noch beim Bund. Da kannst du nicht einfach machen, was du willst. Das ist dein Arbeitgeber - er bezahlt dich und da hat man seinen Vorgaben einfach zu folgen. Außerdem bist du höchstwahrscheinlich KZH geschrieben (für alle Nicht-BWler: Krank zu Hause). Ich möchte den Arbeitgeber in der freien Wirtschaft sehen, der seine Angestellten im Krankheitsfall gerne in Australien sieht. Da hat man bei der Rückkehr mit ganz großer Sicherheit die Kündigung auf dem Schreibtisch liegen...


    Ich war insgesamt 21 Monate beim Bund und muss sagen, dass es eine sehr schöne Zeit war. Ich habe verdammt viele Menschen kennengelernt - zum einen bekloppte, aber auch Leute, mit denen ich Freundschaften geschlossen habe. Klar ist dort nicht alles Gold, was glänzt. Mir ging auch vieles auf den Sack. Aber man lernt auch, das zu machen, was andere sagen, bzw. dann auch Verantwortung zu übernehmen und perfekt mit anderen zusammen zu arbeiten. Ich hab mich bei meinen Tätigkeiten nach der AGA (Allgemeine Grundausbildung) immer voll reingehängt und dafür dann sogar kurz vorm Ausscheiden eine Auszeichnung vor der ganzen Kompanie bekommen. Und sowas ist auf jeden Fall gut für das eigene Ego.


    Auf jeden Fall eine sehr wertvolle Erfahrung für mich. Und ich denke, die sollte jeder machen. Und man sollte das nicht als verschwendete Zeit ansehen, obwohl es in manchen Fällen wohl darauf hinauslaufen wird.


    Im Übrigen verstößt da nix gegen die Grundrechte. Die Grundrechte überhaupt machen aus dem Wehrdienst erst eine Pflicht (Art. 12 a Absatz I GG).

  • Zitat

    Original von Southern
    Der Wehrdienst ist eine der größten Verarschen, die wir in Deutschland haben !


    Genau, immer druff da! :D


    Ich brauch mich eigentlich nicht beschweren. Ich wurde zwar gemustert (T2), aber nicht eingezogen. Darum fange ich ab Montag an zu studieren. Ich könnte jetzt sagen: "Drauf geschissen!", aber ich finde diese Wehrpflicht ebenfalls urst hirnlos. Wofür das Ganze noch in der heutigen Zeit? Eine moderne Armee braucht Spezialkräfte usw. und keine einfachen Jungens, die mal eben eine Waffe in die Hand gedrückt bekommen. Noch dazu kann man ja, wie schon festgestellt wurde, schon lange nicht mehr von einer "allg. Wehrpflicht" sprechen. Demnächst reicht es wahrscheinlich, wenn ich mir einen Zehennagel ausreiße und ich bin draußen. Witzlos! Entweder alle oder keiner. So sehe ich das. Und dass die einen selbst nach der Ausmusterung nicht in Ruhe lassen, ist ja wohl die größte Frechheit überhaupt. Die sollen froh sein, dass sie einen weniger haben, dem sie Wehrsold zahlen müssen. Na ja, ein einziger Saftladen, der Bund. Das ist meine Meinung. :autsch:


    WECH MIT DER WEHRPFLICHT! ALLES VOLKSVERDUMMUNG! :yes:

  • @ Blackbrook: Es ist doch vollkommen unerheblich, ob ich nun Zivil- oder Grundwehrdienst leiste - mir geht es um die Wehrungerechtigkeit! Zahlreiche Leute aus meinem Freundeskreis - der größere Teil, verdammt noch mal! - wurde nicht zum Grundwehrdienst eingezogen und ausgerechnet mich haben sie gezogen. Mir geht es um die offensichtliche Willkür. Mittlerweile gibt es regelrechte Strategien, sich jene Willkür zunutze zu machen (siehe hier).


    @ Teh'leth: Sicher, wenn ich in Australien bin, bin ich vor dem Lumpenpack erst einmal sicher, aber wenn ich erst mal wieder in Deutschland bin, gibt's dann mächtig Ärger! Ich musste meine Entlassungspapiere unterschreiben, auf denen z.B. steht, dass ich der Wehrüberwachung noch unterliege, juristisch bin ich also davon in Kenntnis gesetzt und kann bei Verstoß belangt werden.
    Übrigens: Es wurden und werden zwar viele Standorte geschlossen, dafür wird aber das Personal in den verbleibenden aufgestockt! Die Schließungen bedeuten nicht zwangsläufig eine Reduzierung der Armee.


    @ Clear_Blue: Sag mal, hast du meinen Post nicht richtig gelesen? Ich bin nicht mehr bei der Bundeswehr, ich bin entlassen, bin Zivilist! Der Bund ist nicht mehr mein Arbeitgeber, ich werde von denen nicht mehr bezahlt! Das ist ja das Schlimme: Jemand, der ganz offenkundig für die Bundeswehr nicht verwendungsfähig ist und daraufhin aus der Einheit entlassen wurde, wird immer noch nicht in Frieden gelassen, ist immer noch nicht frei!


    Ich habe auch ausdrücklich vermerkt, dass ich nicht prinzipiell gegen Zwangsdienste bin, mir die praktische Umsetzung in der Bundesrepublik aber massiv missfällt und ich mich einfach nur verarscht fühle. Ich muss auch ehrlich sagen, dass die Zeit an sich bei der Bundeswehr nicht sooo schlimm war; mal von der AGA abgesehen, sind die Leute dort wirklich nett und es kann schon ganz lustig sein; dennoch, die Zeit keimt man dort nur ab und kann man wesentlich effektiver nutzen (Studium, Ausbildung, etc.) und es ist einfach nur zum Kotzen, wenn man all die Leute in seinem Umfeld sieht, die dies auch machen können.

  • Sooooooo, ich komme gerade vom 20km Marsch :rolleyes:
    Ich will auch mal was dazu sagen: Ungerecht ist es allemal dass nur so wenig Leute gezogen werden, besonders aber ist es ärgerlich. Ich hätte ab 1. Oktober schön studieren können, aber neiiiiiiiiiin, ich muss ja zur Bundeswehr. Das verschafft mir schonmal nen erheblichen Nachteil nachher auf dem Arbeitsmarkt. Warum? Weil ich 1 Jahr älter bin als die Leute die direkt studieren konnten. Okay bei Jura jetzt nicht so sehr wichtig.
    Was ich dazu noch verdammt unfair finde ist die Bezahlung bei der Bundeswehr. Ich bekomme gerade mal läppische 268€. Ja, richtig gelesen, 268€. Das heißt am Tag erhalte ich 8,18€. Irgendwas kann da doch nicht stimmen. Dafür dass ich den ganzen Tag da rumsitze und arbeite bekomme ich soviel wie andere Leute in meinem Alter in der Stunde. Gerecht ist da gar nichts :(
    Allerdings ist Bundeswehr eigentlich auch ganz lustig. Man lernt viel dazu, besonders in der AGA, und wenn man Glück hat, so wie ich, hat man danach nen recht lauen Job in seinem Stammtruppenteil. :)

  • Zitat

    Original von schiller
    Ich hätte ab 1. Oktober schön studieren können, aber neiiiiiiiiiin, ich muss ja zur Bundeswehr. Das verschafft mir schonmal nen erheblichen Nachteil nachher auf dem Arbeitsmarkt. Warum? Weil ich 1 Jahr älter bin als die Leute die direkt studieren konnten.


    Sorry, ganz ganz großer Schwachsinn! Mach dich mal schlau wieviele Leute, die mit 25 mit dem Studium fertig sind, einen richtigen Job bekommen... Da hangelt sich ein Großteil von Praktikum zu Praktikum. Das ist mittlerweile ein ziemlich großes Problem. Teilweise gibt es auch Studienabgänger, die einen Bombenabschluss haben, aber wegen ihres jungen Alters abgelehnt werden...

  • Zitat

    Original von Guitar
    Ich musste meine Entlassungspapiere unterschreiben, auf denen z.B. steht, dass ich der Wehrüberwachung noch unterliege, juristisch bin ich also davon in Kenntnis gesetzt und kann bei Verstoß belangt werden.


    Es ist unwichtig, ob Du was unterschreibst, oder sie dir was mitteilen. Die Wehrüberwachung beginnt vom Moment der Musterung an, und hört erst auf, wenn Du das wehrdienstfähige Alter überschreitest (ich glaub, es waren 26 oder 28 Jahre). Unwissen schützt vor Strafe nicht. In dieser Zeit hast Du folgende Pflichten:


    • Sie müssen dafür sorgen, daß Mitteilungen Ihres Kreiswehrersatzamtes Sie unverzüglich erreichen.
    • Sie haben jede Änderung Ihrer Anschrift binnen einer Woche Ihrem Kreiswehrersatzamt mitzuteilen. Die Verpflichtung entfällt, wenn Sie sich innerhalb dieser Frist beim Einwohnermeldeamt an- oder abgemeldet haben.
    • Sie müssen sich persönlich bei Ihrem Kreiswehrersatzamt melden, wenn Sie dazu aufgefordert werden.
    • Auf Verlangen des Kreiswehrersatzamtes Sie sind verpflichtet, sich im Hinblick auf eine für Sie vorgesehene sicherheitsempfindliche Tätigkeit in der Bundeswehr einer Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen.
    • Sie müssen unverzüglich Ihr Kreiswehrersatzamt unterrichten, wenn sie Ihrem Wohnort länger als 8 Wochen fernbleiben wollen.
    Sie müssen eine Genehmigung Ihres Kreiswehrersatzamtes einholen, wenn Sie länger als 3 Monate ins Ausland wollen.


    Das bedeutet, dass Du, selbst wenn Du Wehrdienst geleistet hast, dich beim KWA melden musst, wenn Du länger als 3 Monate ins Ausland willst. Dafür gibt es zwei Gründe: 1. Wenn der Verteidigungsfall eintreten sollte, musst Du greifbar sein. 2. Selbst wenn Du Wehrdienst geleistet hast, kannst Du danach irgendwann mal zu Manövern herangezogen werden. Das ist eher unwahrscheinlich, aber möglich. Pech für dich, dass Du nun ausgemustert bist, aber die Pflichten weiter für dich gelten.


    Trotzdem kann ich deinen Frust verstehen. Ich musste direkt nach dem Abi ran und konnte erst danach meine Ausbildung antreten. Mein Cousin hat nach der Realschule eine Ausbildung angefangen und danach ist er auf eine andere Schule gegangen. Ein Kumpel von mir hat nach der Hauptschule eine Ausbildung gemacht, seit dem ist er arbeitslos und hockt zu hause (sind mittlerweile schon so an die 3 Jahre). Im Moment macht er einen 1€-Job. Er hat keine körperlichen Gebrechen, ist fit und handwerklich nicht unbegabt. Er hätte also in den letzten Jahren gezogen werden können, wurde aber nicht.

  • Zitat

    Original von GambaJo
    Ein Kumpel von mir hat nach der Hauptschule eine Ausbildung gemacht, seit dem ist er arbeitslos und hockt zu hause (sind mittlerweile schon so an die 3 Jahre). Im Moment macht er einen 1€-Job. Er hat keine körperlichen Gebrechen, ist fit und handwerklich nicht unbegabt. Er hätte also in den letzten Jahren gezogen werden können, wurde aber nicht.


    Und er selbst hatte keinen Bock auf Bundeswehr? Weil wenn das abzusehen war, daß er nach der Ausbildung wohl er keinen Job bekommen würde, wäre der Bund vielleicht eine Alternative gewesen... Soldat auf Zeit oder gar Unteroffizierslaufbahn. Wenn man mit so einem Wunsch zum Kreiswehrersatzamt geht, kommt man garantiert in den Bund rein.



    greetinx,
    Teh'leth

  • Zitat

    Original von Clear_Blue


    Sorry, ganz ganz großer Schwachsinn! Mach dich mal schlau wieviele Leute, die mit 25 mit dem Studium fertig sind, einen richtigen Job bekommen... Da hangelt sich ein Großteil von Praktikum zu Praktikum. Das ist mittlerweile ein ziemlich großes Problem. Teilweise gibt es auch Studienabgänger, die einen Bombenabschluss haben, aber wegen ihres jungen Alters abgelehnt werden...


    Das war ehrlich gesagt nur sinnbildlich gemeint. Je früher man mit dem Studium fertig ist und ins Arbeitsleben eintritt desto besser, wird zumindest immer gesagt und bei den meisten Jobs ist das auch so. Und dass ich jetzt durch die Bundeswehr ein komplettes Jahr verliere und damit wohl nen Nachteil habe ist nicht von der Hand zu weisen...

  • Zitat

    Original von Teh'leth
    Und er selbst hatte keinen Bock auf Bundeswehr? Weil wenn das abzusehen war, daß er nach der Ausbildung wohl er keinen Job bekommen würde, wäre der Bund vielleicht eine Alternative gewesen... Soldat auf Zeit oder gar Unteroffizierslaufbahn. Wenn man mit so einem Wunsch zum Kreiswehrersatzamt geht, kommt man garantiert in den Bund rein.
    greetinx,
    Teh'leth


    Naja, so einfach ist das heutzutage wohl auch nicht mehr wie es früher mal war. Da konnte einfach jeder "idiot" sagen, "hmm ich find nix gescheites, lass ich mich halt verpflichten" - zumindest so in der Richtung :) Der Bund siebt heute auch schon stark aus und nimmt nicht einfach jeden, sondern hat genauso Einstellungsverfahren etc. wie die freie Wirtschaft.


    Um mal aufs eigentliche Thema zurückzukommen, dass das Verfahren zur Auswahl der Wehrpflichtigen verdammt ungerecht ist, finde ich auch. Ich habs beim jetzigen Jahrgang doch selber miterlebt. Aus meiner Abi-Klasse waren soviele Leute dabei, die ausgemustert worden sind aufgrund von lachhaften Gründen. Da zählen dann plötzlich wage Vermutungen auf Attesten, sehr alte Arztbescheinigungen und ein wenig schauspielerisches Talent. Einige wiederrum werden tauglich gemustert und dann garnicht erst eingezogen und sonstiges. Von 18 männlichen Mitschülern sind sage und schreibe 5 nun als Wehrdienstleistende/Zivis tätig und alle anderen (zumindest bisher!) außen vor geblieben.


    Da bekomm ich dann doch irgendwie nen Hass, dass ich derjenige sein muss, der ein Jahr seines Lebens mit dem Zivildienst verschwendet. Wenn das ganze Verfahren insgesamt gerecht ablaufen würde, dann hätte ich da absolut kein Problem mit. Doch so wie das aktuell (wie es früher war kann ich natürlich nicht beurteilen) abläuft kann das echt nicht sein.


    gruß Malte

  • Zitat

    Original von GambaJo
    Es ist unwichtig, ob Du was unterschreibst, oder sie dir was mitteilen. Die Wehrüberwachung beginnt vom Moment der Musterung an, und hört erst auf, wenn Du das wehrdienstfähige Alter überschreitest (ich glaub, es waren 26 oder 28 Jahre).


    Teilweise richtig! Wer verwendungsunfähig bei der Musterung eingestuft wird, wird ausgeplant und unterliegt nicht mehr der Wehrüberwachung. Auch ich werde früher oder später vom Kreiswehrersatzamt Post bekommen (sofern ich nicht zu einer Nachuntersuchung vorgeladen werde), in der mir mitgeteilt wird, dass ich fortan nicht mehr der Wehrüberwachung unterliege. Bis dahin wird es aber leider noch eine Weile dauern.


    @ mYstik: Ganz dickes Plus für deinen Beitrag! Ich habe in meinem Jahrgang genau dieselben Beobachtungen gemacht.

  • Zitat

    Original von GambaJo


    Es ist unwichtig, ob Du was unterschreibst, oder sie dir was mitteilen. Die Wehrüberwachung beginnt vom Moment der Musterung an, und hört erst auf, wenn Du das wehrdienstfähige Alter überschreitest (ich glaub, es waren 26 oder 28 Jahre).


    Lol, jetzt wo du es sagst, fällt mir auch ein, dass ich ja auch der Überwachung noch unterliege =)


    Und ich war dieses Jahr sogar 5 Wochen am Stück im Ausland. Nicht auszudenken was die mit mir gemacht hätten, wenn ich das um 3 Wochen verlängert hätte und zeitgleich nen paar Terroristen mit nem Flugzeug in den Kölner Dom oder Biblis A geflogen wären...


    Wobei ich nicht verstehe, warum Zivis auch der Überwachung unterliegen, schließlich hab ich ja mit meinem Zivildienst bewiesen, dass ich auf deren Verein keine Lust habe.

  • Von wegen Freitag der 13. ist ein Unglückstag...


    Die Tatsache, dass ich um jeden Preis noch vor dem Studium nach Australien gehen will gekoppelt mit den Schikanen des Lumpenpacks (Bundeswehr), mich davon abzuhalten, hat einen bitterbösen Ehrgeiz in mir wachgerufen.
    Im für mich zuständigen Kreiswehrersatzamt arbeitet die Mutter eines ehemaligen Klassenkameraden von mir, der auch sein Abitur mit mir gemacht hat. Ich nehme heute also das Telefon in die Hand und ruf bei ihr an. Erzähle mit ihr.


    Ich gehe nach Australien. Am 5.12. ist noch ein Platz frei.