Soliquid "Music is for rich people"
Label: Captured Music
Release: 05.11.2007
Style: ordentlich auf die Zwölf
Oha, wer hätte das gedacht: Nicht nur ist es schwer zu glauben, dass diesem Track bislang in unserem Forum noch kein eigener Thread gewidmet wurde, sondern auch dessen Stil dürfte für eine gehörige Überraschung sorgen, wenn man ihn mit den Produktionen vergleicht, die Dávid Biczók alias Soliquid in den letzten Monaten der EDM-Gemeinschaft präsentiert hat. Scheint sich der Ungare derzeit in eher Progressive-housigen Gefilden wohl zu fühlen, schlägt "Music is for rich people" eine gänzlich andere Kerbe ein und verleitet mich unweigerlich zu dem Statement: Herrlich, wie das knallt!
Das Digital Release beinhaltet ein ganzes Paket an Remixen, die sich allesamt z.B. hier anhören lassen. Kennt man jedoch die Versionen von Soliquid und den Mat Zo Remix, kann man den Rest jedoch, so meine ich, in den Skat drücken.
Der Original Mix ist bitterböse, kompromisslos und absolut abgedreht. Die flotte und ordentlich drückende Bassline peitscht dieses Tech Trance-Monster voran, während sich das unkonventionelle Soundgerüst aufbaut - hier hört man kurzzeitig eine Männerstimme im Hintergrund, dort piept es plötzlich, dann ein abrupter Backspin - langweilig wird es jedenfalls nicht. Im diametralen Gegensatz dazu steht das sich anschließende Break: Hier wird eine wunderbar entspannte Atmosphäre aufgebaut, wie man sie wohl kaum erwartet hätte. Eine sanfte Melodie erklingt und wird von einem gemächlichen unaufdringlichen Breakbeat begleitet. Der Hörer denkt gerade in schwelgender Erinnerung an den letzten Sommerurlaub oder dergleichen zurück, da trübt sich der Horizont auch schon wieder ein: Die kranken Sounds, die bereits aus der Aufbauphase des Tracks bekannt sind, mischen sich wieder in die Geräuschkulisse ein, vertreiben die chillige Atmosphäre wieder - und dann überschlagen sich die Ereignisse. Was sich in dieser zweiten Hälfte des Breaks abspielt, lässt sich kaum beschreiben und am ehesten wohl noch als wortwörtlich zu nehmender soundtechnischer Wahnsinn bezeichnen. Am Ende verkündet jene Männerstimme, die man irgendwo schon einmal gehört hat, emotionslos ihre Botschaft: "Music is for rich people". Und schon rummst es wieder kräftig los... 5/6 (Wenn dieser Track GambaJo nicht gefällt, dann tanze ich im Regen )
Der Diet Mix stellt nur eine abgespackte Version des Original Mix dar, die nicht ganz so sehr drückt, sich sonst aber kaum davon unterscheidet.
Soliquid's Bëlmondo Mix ist ebenfalls vom Fach. Nicht weniger schnell, aber geradliniger im Aufbau und unter Verzicht auf jegliche kranke Sounds bietet Soliquid mit dieser Interpretation eine Uplifting Trance-Variante, die auch gut nach vorne geht, dabei aber die Melodie in den Vordergrund rückt. So beginnt das Break wieder sehr atmosphärisch und ruhig; dieses Mal verschwindet die Melodie aber nicht, sondern gewinnt quasi aus der Tiefe heraus immer mehr an Kraft. Insgesamt ein sehr überzeugender Mix, der Klassen besser ist als vieles, das dem Uplifting-Sumpf seit geraumer Zeit entsteigt... 5,25/6
Der Mat Zo Remix stellt für mein Gehör jedoch das absolute Highlight dieses Releases dar (Hörprobe in voller Länge: hier). Von Anfang an schwelt ein Sound ähnlich einer Flüsterstimme bedrohlich im Hintergrund, die langgezogenen Claps tragen noch zur düsteren Stimmung bei. Kurz darauf setzt die erste Melodiezeile ein, gleichzeitig macht das ebenfalls einsetzende, für diesen Remix so charakteristische "Hintergrundbrodeln" endgültig jegliche Hoffnung zunichte, das in den Folgeminuten noch einmal ein fröhlicher Ton zu hören sein könnte. Im folgenden ausgedehnten Break kann der Hörer zwar kurzzeitig aufatmen, während die Melodie aus dem Original in seltsam trauriger verzerrter Art erklingt, doch wird diese schnell von dem knarzenden Brodeln abgelöst, das sich eine ganze Minute lang aufschraubt - nicht ohne dabei kräftig Spannung aufzubauen. Setzt die Bassline schließlich wieder ein, dominiert das Geknarze eine ganze Weile lang das Klangbild, bevor sich sukzessive die einzelnen Melodiezeilen dazugesellen und schließlich ein vielschichtiges und ungeheuer dichtes Soundgerüst aufbauen... Mat Zo präsentiert mit seinem Remix eine wahre Bombe des düsteren drückenden Progressive Trance und meiner Meinung nach seine nach wie vor beste Produktion. Einziger kleiner Kritikpunkt: Die Bassline hätte etwas ausgefeilter und energetischer sein können. Nichtsdestotrotz ein absolut grandioser Remix: 5,75/6
So long,
8)