Henry Saiz & Guy J "Meridian / La Marea"

Track Rating
5.7 / 6
(12 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!


    Machen wir es heute ausnahmsweise einmal kurz und schmerzlos: Eine Institution im Bereich progressiver elektronischer Musik feiert in dieser Woche ihre insgesamt einhundertste Veröffentlichung. Man mag es kaum glauben, doch mittlerweile liegen in der Tat schon mehr als zehn Jahre erfolgreiche Labelarbeit, getreu dem zeitlosen Motto „Qualität statt Quantität“, hinter John Digweeds nimmermüden Bedrock Records, nachdem alles im Jahre 1999 mit jener hervorragenden Trancescheibe begonnen hat. Dieser Umstand ist umso höher zu bewerten, bedeutet solch ein Zeitraum innerhalb der elektronischen Musikszene doch fast schon eine kleine Ära, in der unzählige Trends kamen und gingen, die Digitalisierung des Musikmarkts unaufhörlich voranschritt und letzterer dadurch heutzutage leider mit solch einer Vielzahl an belangloser Durchschnittskost überschwemmt wird, dass es im Vergleich zu „früher“ ein deutlich schwierigeres Unterfangen darstellt, sich die wahren Rosinen/Perlen/Bomben herauszupicken. Statt allzu sehr der Wehmut zu frönen möchte ich jedoch viel lieber den Bogen hinüberspannen zur aktuellen Platte des für meine musikalischen Vorlieben prägenden Labels, für welche zwei der versiertesten und talentiertesten Pferde des hauseigenen Künstlerstalls verpflichtet wurden: Sollte es jemals Zweifel an der spanisch-israelischen Freundschaft gegeben, Henry Saiz und Guy J räumen diese mit dem kleinen Finger beiseite. Danke Bedrock, auf die nächsten 100, macht ruhig so weiter! ;)


    Meridian auf der A-Seite stellt sich dann auch sogleich als lupenreine Kooperation der beiden Ausnahmeproduzenten vor, für welche sich die beiden für meinen Geschmack sogar näher an trancige Gefilde heranwagen als ein Großteil der Tracks, die (ehemalige) Protagonisten dieses Genres in diesen Zeiten unter das gemeine Volk zu werfen gedenken. Schon zu Beginn machen sich hierbei schließlich die ersten unaufgeregten Synthiewolken bemerkbar, bevor ein monoton nach vorn rollendes Drumming die Regie übernimmt und sich mit Hilfe düster schimmernder Basslinefetzen an seinen repetitiven Elementen labt. Dieser Zustand bleibt jedoch nicht allzu lang melodiebefreit, schleichen sich die flächigen Synthienebelstücke vom Beginn doch alsbald immer öfter in Position, um sich in stetig unterschiedlichen Arrangements auf dem drückenden Untergrund aufstellen zu können, wobei sich die Fragmente mal schüchtern-flächig, mal acid-inspiriert, jedoch zunehmend in Richtung klarerer Melodiestrukturen weisend präsentieren. Gemeinsam ist allen diesen Schnipseln der unbedingte Wille zur sphärischen Wärme, welche im Folgenden trotz des dunkelheitsbegeisterten Untergrunds sowie der melancholischen Zutaten der sich herauskristallisierenden Synthietonfolge überaus erfolgreich etabliert wird. Flirrende Tonflächen sowie verspielte Acidanleihen als Klangbett geben der charakteristischen Melodielinie mit dem gewissen Etwas zudem die Sicherheit, sich peu à peu tiefer in die Gehörgänge zu schrauben und dort nicht mehr locker zu lassen, bis ihr eine behagliche Wohnnische angeboten wird. Immer mal wieder eingeworfene Kurzbreaks als gelebte Verdichtung der Melodieebene werden in dieser Phase dankend angenommen, ehe im Mittelteil des Ganzen eine etwas längere Unterbrechung dann darauf hinausläuft, das Navigationssystem der Melodieebene während einer intensitätsreichen Solofahrt zu manipulieren. Nur so lässt es sich erklären, dass sich die bisherigen sphärischen Elemente ab nun mehr in den Hintergrund zurückziehen und das Drumming stattdessen alternative Schwebemelodiefragmente aus dem Ärmel zaubert. Zusammen mit dem parallel dazu an- und abschwellenden Tonflirren sowie leicht mystisch agierender Acid-Inspirationen ist die Herangehensweise im letzten Drittel dadurch zwar etwas subtiler geraten und bereitet sich meines Erachtens etwas zu früh auf den anstehenden Rückbau vor, dies schmälert den hervorragenden Gesamteindruck jedoch nur marginal, sodass die Vergabe prächtiger 5,5/6 imho zu keinem Moment in Gefahr gerät. :yes:


    Für La Marea auf der B-Seite zeigt sich dann zwar Henry Saiz im Alleingang verantwortlich – dass der Spanier als Solokünstler allerdings nicht minder vernarrt in die Entfaltung nachdrücklicher Atmosphärenschichten ist, stellt der hiesige Track ebenso wie sein Vorgänger von Beginn an unmissverständlich klar. Die Stimmungslage gestaltet sich hier im direkten Vergleich nichtsdestotrotz eine mehr als gesunde Dosis sommerlicher dar und ist in der Lage, trotz der schon nach wenigen Momenten Einwirkdauer initiierten Hauptmelodielinie genügend progressive Drehungen und Wendungen abzuliefern, die jeglichen Anbandlungen von Langeweile einen gepflegten Tritt in den Allerwertesten verpassen. Unterlegt mit mediterran anmutenden Percussions sind es schon bald die ersten Andeutungen einer stakkatierten Tonfolge, welche sich mit harmonischer Flächenbegleitung sowie zusehends dichter anmutendem Drumminggestrüpp dazu aufmachen, das Ganze in Richtung äußerst sonnendurchfluteter Gefilde zu verführen. Weitere entspannte Alternativflächenstücke im Break sowie eine sich im Anschluss daran langsam aber sicher aus dem Untergrund herausschälende Bassline herrlich groovender Natur tragen allerdings leider nicht unbedingt dazu bei, die sphärische Komponente aus ihrer Hängematte herauszubewegen. Erst einige kurzzeitig eingeschobene schiefe Töne sind schließlich imstande, zusammen mit den alternativen Flächen aus dem Break den Track aus seiner Tiefenentspannung zu locken und das positive Ambiente passend zu verdichten, sodass sogar die stakkatierte Hauptmelodielinie sich schlussendlich dazu bewogen fühlt, mittels unterschiedlicher Instrumentierungen variabler auf den melodiedurchtränkten Plan zu treten. Im nächsten Break lichtet sich diese ereignisreiche Entwicklung zwar wieder derartig weit, dass das Stück zwischenzeitlich sogar mit nächtlichem Zikadengezirpe als Hauptdarsteller liebäugelt, im weiteren Verlauf wird der markanten Melodiefolge aber glücklicherweise doch noch einmal der rote Teppich ausgerollt. Dass jene die von allerhand alternativen Effekt- und Tonfragmenteinwürfen gepflasterte Einladung ohne Skrupel annimmt, sei ihr nicht zu verdenken, leitet dieser Umstand doch schließlich spielend leicht über zur letzten überzeugend geratenen Intensitätssteigerung des hiesigen Tracks, der ebenfalls bald nicht mehr ohne 5,5/6er-Krone aus dem Haus gehen muss. :D



    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Joar das nenn ich doch mal ein würdiges 100. Release!


    Meridian ist Progressive in Vollendung. Melodisch, deep, groovend.
    La Marea wirkt nicht ganz so verspielt und kommt irgendwie geradliniger daher. Beide Tracks versetzen den Hörer jedoch in einen Groove der seines Gleichen sucht. :yes:


    Fazit: Volle Punktzahl fürs Gesamtpaket. Wobei mir persönlich Meridian nen Tick besser gefällt.


    Bleibt nur zu hoffen, das wir auch in Zukunft mit solchen Schmankerln aus dem Hause Bedrock verwöhnt werden!

  • Bin gerade erst beim Durchstöbern der ProgHouse-Charts eines namenhaften Onlinestores auf die beiden aufmerksam geworden. La Marea hat sich mir nicht so eingebrannt - kurz reingehört und weiter. ABER: Meridian ist dafür ein absoluter Hammer. Gerade diese Mischung aus deeper Grundstimmung, verspielten Soundscapes und der simplen, aber euphorisierenden und antreibenden Melodie hat es mir sofort angetan.

  • Ja klasse, so klingt gute elektronische Musik. Er passt auch gut in Sets von Digweed und Nick Warren. Er hat diesen trancigen Touch ohne typischer Trance zu sein...Setzt quasi da an wo Trance noch Underground war bevor es die Hallen dieser Welt eroberte. Genau genommen tranciger als Trance. Ich weiß das, dass bescheuert klingt ;) Wieder mal ein schöner Tip von dem Hammer ! Gerade Meridian ist ne ziemlich dicke Nummer.

  • Wenn zwei meiner absoluten Lieblingsproduzenten etwas zusammen machen, dann kann ja eigentlich nichts schlechtes bei rauskommen, oder? Dieses Release beweist zumindest in diesem Fall ganz klar: Nein! Wahnsinn, einfach nur wahnsinn was für Perlen die beiden immer wieder raushauen. Wunderschöner, zeitgemäßer elektronischer Sound der irgendwo zwischen Melodic-Techno, Progressive und auch Trance steht. So oft verzweifel ich an dem ganzen Pop und Bigroom-Geballere, wobei eben solche Tracks mich dann immer wieder entschädigen. Großartiges Release!

  • Artist: Henry Saiz & Guy J
    Track: Meridian
    Label: Bedrock Records [Bed100R]
    Release: 21.11.11


    Was erwartet uns hier für ein tolles Release! Steigen wir gleich mal mit dem Original Mix ein. Dieser brettert schon schön Acid like und ganz im alten Ozgür Can Style vor sich hin, es treibt sofort und geht direkt ins Ohr. Die Admosphäre ist ordentlich Düster aber noch im freundlichen Bereich : )


    Es geht weiter mit dem Pryda Remix, der die Acid line nicht ganz so stark aufnimmt, dafür kommen im Aufbau schon früh Vocal Fetzen die das ganze etwas "fluffiger" gestalten. Für meine Ohren klingt der Pryda Remix nicht stark verändert im Gegensatz zum Original aber irgendwie ist er aber dennoch etwas stärker.


    Für das Gesamt Packet gibt es satte 4,5/6



    Hörproben:


    Original Mix
    Pryda Remix

  • was fürn Release :huebbel:
    Der Pryda Remix bekommt volle 6 Punkte von mir, was nicht jeder Track bekommt. Da passt alles, vom Aufbau, die Vocalfetzen, Umsetzung der Melodie.
    Der Original ist in der Tat viel deeper, aber gefällt mir auch sehr. 5/6

  • Zitat

    Original von Martin F. Lizard
    Ja klasse, so klingt gute elektronische Musik. (...) Er hat diesen trancigen Touch ohne typischer Trance zu sein...Setzt quasi da an wo Trance noch Underground war bevor es die Hallen dieser Welt eroberte. Genau genommen tranciger als Trance. (...)


    Zitat

    Original von summer.sun
    Wunderschöner, zeitgemäßer elektronischer Sound der irgendwo zwischen Melodic-Techno, Progressive und auch Trance steht. So oft verzweifel ich an dem ganzen Pop und Bigroom-Geballere, wobei eben solche Tracks mich dann immer wieder entschädigen. Großartiges Release!


    "gefällt mir" :yes:

  • Hab nun ebenfalls einmal die beiden offiziellen Remixarbeiten auf meine Gehörgänge losgelassen, wobei letztere jedoch letztendlich zur Auffassung gelangt sind, dass sowohl Eric Prydz (Pryda) als auch Marc Ramirez (Dosem) sich bei ihren Überarbeitungen anscheinend zu wenig zugetraut haben und dementsprechend leider recht nah an den Originalen agieren. Zwei solch hervorragenden Progressive-Schmankerln eine eigene Note mit auf den Weg zu geben stellt zwar unbestritten ein überaus schwieriges Unterfangen dar, von den beiden ausgewählten Remixern hätte ich dennoch insgesamt etwas mehr kreative Energie erwartet als bei den beiden hiesigen, sauber und solide produzierten Machwerken zutage tritt.


    Der Pryda Remix von Meridian beispielsweise nistet sich nach einem unscheinbaren Intro, in dem einzig ein stetig wiederkehrender Vogellaut etwas aufhorchen lässt, zunächst einigermaßen gemütlich in einer Umgebung ein, die im Vergleich zum Original nuancenhaft techhousiger erscheint, findet dabei allerdings zum Unmut der geneigten Hörerschaft leider kein anderes Mittel im Hinblick auf seine erwartbare Verdichtung, als im weiteren Verlauf peu à peu die Melodieebene in ihrer bekannten Form heranzuziehen. Sporadisch eingeworfene Effektfetzen können im wahrsten Sinne nicht von der Tatsache ablenken, dass sich im Hintergrund des Ganzen zunächst das unveränderte Tongewusel heranpirscht, langsam aber sicher an Einfluss gewinnt und schließlich kurz vor dem anstehenden Break die ersten Andeutungen der prägnanten, aber ebenfalls unveränderten Hauptmelodielinie herauspresst. Die folgende Version des berühmt-berüchtigten Anschwellaktionismus lässt sich zwar in derart offensiv geführter Herangehensweise im Original nicht finden, dafür wird hier immerhin die deep-progressive Spielart der Tonfolgen im Sinne einer leicht tranciger anmutenden Inszenierung sausen gelassen. Herausragend innovativ ist diese Entwicklung zwar nicht zu charakterisieren, in Kooperation mit dem rollenden Untergrund scheint der Remix aber zumindest noch einen Tacken mehr Tanzbarkeit zu offenbaren, indem die Tonfolgenstrukturen zunächst auf die Streckbank in Richtung epische Ausmaße gezwungen und anschließend mitsamt der unveränderten Acid-Spielereien vom Drumming angenehm nach vorn geschubst werden. Ein zweites Break legt dann bereits den Blick auf das anstehende Intensitätsgefälle frei, in welchem sich aber immerhin die aufgeregt wuselnde Tonbegleitung bis zur letzten Kickdrum behaupten kann und schlussendlich sogar die wenig prunkvolle Vergabe ausbaufähiger 4/6 miterleben darf. ;)


    Auch der Dosem Remix von La Marea hält sich für meinen Geschmack viel zu stringent an das Original mit seinem sommerlich turtelnden Melodiegeschehen. Optionen für alternative Entwicklungen werden zwar immer mal wieder aufgezeigt, im Endeffekt leider jedoch nicht konsequent genutzt, sodass das Ganze sich - mediterran gesprochen - höchstens einmal in die nächstgelegene hübsche Strandbucht verirrt. Klimaveränderungen bringt ein solcher Wechsel natürlich nicht wirklich mit sich, diesen Beweis ergreifen einige entspannte Klickereffekte sowie herannahende Synthiewellen beim Schopfe, während sich aus dem Hintergrund mehr und mehr die Toncharakteristika der bekannten Hauptmelodielinie (noch in monotoner Ausführung) herauskristallisieren. Zusammen mit zunehmender Flächenarbeit, in welcher der gemeine Hörer im weiteren Verlauf immerhin einige alternative Ausflüge ausfindig machen kann, lässt die Überarbeitung die wärmenden Farben der sphärischen Komponente zunehmend intensiver erstrahlen, sodass sich im Break schließlich weitere tragende Tonflächenlemente der Originalmelodieebene zur illustren Gesellschaft dazugesellen, von zwitschernden Alternativtönen allerdings im Anschluss schnell wieder hinfortgetragen werden, bevor eine weitere Synthiewelle die nächste Anschwellaktion antizipiert. Hinter dieser versteckt sich in Zusammenarbeit mit dem Drumming dann nicht nur die Hauptmelodielinie in Originalbesetzung, auch die harmonischen Alternativtöne dürfen während der sphärisch nachdrücklichsten Phase des Remixes gehörig mitmischen, kommen jedoch insgesamt betrachtet in meinen Ohren nicht wirklich über den wenig rühmlichen Status als Anhängsel der bekannten Melodiestrukturen hinaus. Ordentlich sonnendurchflutet wird im Anschluss schließlich der Rückbau angepeilt, währenddessen am Horizont bereits vorzeigbare 4,5/6 ausgemacht werden können, welche sich das Ganze (im Gegensatz zur Trackübernahme von Pryda) vor allen Dingen aufgrund seines registrierten Bemühens, dem Begriff "Remix" wenigstens etwas gerecht werden, imho verdient hat. :yes:

  • Ou Ou Meridian ist was ganz ganz feines für meine Ohren....ganz klare 6/6 dafür :)


    der Pryda Remix ist auch sehr nett 5,5/6 dafür


    so und La Marea weiß auch ganz grandios zu überzeugen. hierfür gibt es ne sehr gute 5,75/6


    Alles in allem wohl das Beste was ich seit langem gehört habe....bitte mehr davon ;)


  • ich muss meine wertung nochmal ändern für den Pryda Remix, nachdem dieser den Abend lang bei mir lief muss ich sagen verdammte Axt is das Teil ne Bombe.....liegt nun auch bei 6/6. Hier passt einfach alles perfekt zusammen!!! ;)