Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat

  • Wie wurde der Film schon im Vorfeld zerrisen: Hollywood verfilmt deutsche Geschichte! Ist Tom Cruise als Scientologe für die Hauptfigur überhaupt geeignet? Und die Dreharbeiten im Pendlerblock wurden auch heftig kritisiert.


    Nun ja, die Skeptiker sind verstummt und einer guten Bewertung folgt die nächste. Freitag nahm ich mir die Zeit, den Film selber anzusehen. Und auch ich kann mich nur positiv äußern. Hollywood präsentiert uns hier kein Action-Popcorn-Kino und auch kein überzogenes Drama, sondern eine spannende Aufarbeitung historischer Fakten.


    Hat man im Geschichtsunterricht dieses Attentat bloß mal kurz angerissen, wird man überrascht sein, wie komplex der Plan und die Durchführung waren. Und vor allem: wie kurz die Attentäter vor ihrem Ziel standen! Ich selber bin aus dem Kino raus mit dem Gedanken, wie sich wohl die deutsche Geschichte bei Erfolg entwickelt hätte.


    Fazit: Hollywood präsentiert mit Operation Walküre Geschichtsunterricht auf höchsten Niveau. Wer sich etwas tiefer mit deutscher Geschichte auseinander setzen möchte (und das sollte eigentlich jeder), dem ist der Film sehr zu empfehlen.

  • Zitat

    Original von ron t
    Fazit: Hollywood präsentiert mit Operation Walküre Geschichtsunterricht auf höchsten Niveau.


    Dem muss ich entschieden widersprechen. Verglichen für die Filmindustrie mag das höchstes Niveau sein, aus der Sicht der Historiker betrachtet es das nicht und soll es auch nicht sein. Wenn Dinge verändert werden, damit sie in den Spannungsbogen passen, dann ist das zwar ok, aber sicherlich nicht höchstes Niveau.
    Interessant finde ich eher die Reaktion der deutschen Medien. Erst zerreisen die Kritiker den Film schon ohne ihn gesehen zu haben, dann wird er von denselben Kritikern quasi ins Unendliche gelobt, weil er im Ausland vermittelt, dass nicht alle Deutsche Nazis waren. Hallo? Was ist das bitte für ein schwaches Argument? Hinterfragt denn keiner mehr die Absichten dieses Widerstandes? Was wollten die Verschwörer denn bitte errichten, falls sie gewonnen hätten? Es deutet einiges daraufhin, dass sie ein autoritäres System durch eins mit einer anderen zentralen Figur ersetzen wollten. Genau aus diesem Grund geht mit die Glorifizierung von Stauffenberg&Co. enorm gegen den Strich. Das waren ebenfalls gewöhnliche Nationalsozialisten, nicht mehr, nicht weniger! Es ist ok, wenn man sich an ihn für seinen Mut erinnert, es ist jedoch nicht ok, wenn ein Märtyrertum daraus geschaffen wird. Dafür eignen sich Leute wie Bonhoefer wesentlich besser.

  • Dass es sich hierbei nicht um einen Dokumentarfilm handelt, sollte schon klar sein ;) Ansonsten finde ich nicht, dass Stauffenberg als Held oder Retter Deutschlands in dem Film dargestellt wird. Und was bei erfolgreichen Putsch passiert wäre, kann wohl keiner sagen und ist auch nicht Aufgabe des Films darauf einzugehen. Über diese Frage kann jeder für sich nachdenken.

  • Habe den Film mit meinem Geschi-LK vor kurzem gesehen... Ich würde den Film nicht vollkommen zerreißen. Es waren ein paar interessante Ansätze drin. Was mir zum Beispiel tierisch gut gefallen hat, war direkt die erste Minute. Zum einen war das verdammt stimmungsvoll und es ging auf ein grundlegendes Problem ein. Den Eid, denn alle Soldaten geschworen hatten.


    Was tatsächlich nicht so rauskam, war das Stauffenberg aus heutiger deutscher Sicht kein Held sein kann...Wer weiß nach dem Film schon, dass Stauffenberg als das einzig "braune" Mitglied seiner Familie galt? Aber tatsächlich fielen immer wieder Worte unter den Verschwörern, die sinngemäß so klangen "wir müssen es für Deutschland tun!" Selbst der militaristische Charakter den die Verschwörer und die ganze Geschichte hatte, kamen teilweise raus. Zum Beispiel "Das ist eine militärische Operation in der Hand von Politikern!" oder Stauffenbergs entgeisterte Frage an Beck:"Warum haben sie keine Uniform an?"


    Was auch sehr gut rauskam, waren beispielsweise die Gründe, warum die Operation erst in Gang gesetzt wurde, als Stauffenberg wieder in Berlin war...


    Mir kam in manchen Situationen der Gedanke:"Du hättest die Weltgeschichte verändern können" und es ist im Prinzip beeindruckend, wie viel tatsächlich von den "kleinen Rädchen" im Uhrwerk abhängt.


    Ich würde den Film nicht grundsätzlich verteufeln. Wie soll man bei sowas groß auf die Thematik eingehen, wenn man nur 2 Stunden zur Verfügung hat? Ich meine 3 Stunden sind den meisten Kinobesuchern doch viel zu lang und selbst das hätte nicht ausgereicht und auf Operation Walküre 5 hat wohl auch keiner Lust^^

  • Als Alternative zu Hollywood (und wohl auch Vorlage hierfür?) ist die ARD-Produktion "Stauffenberg" aus dem Jahr 2004 meines Erachtens sehr zu empfehlen, erhielt auch den "Deutschen Fernsehpreis 2004".


    Lief zuletzt am 23. Januar 09, wird aber sicherlich zum "45. Jahrestag" im Juli 2009 wiederholt.

  • Zitat

    Original von ron t
    Fazit: Hollywood präsentiert mit Operation Walküre Geschichtsunterricht auf höchsten Niveau. Wer sich etwas tiefer mit deutscher Geschichte auseinander setzen möchte (und das sollte eigentlich jeder), dem ist der Film sehr zu empfehlen.


    Sorry, aber diese Aussage ist Schwachsinn! Wer sich wirklich ein wenig mit dem Thema auseinander setzen will, sollte sich die aktuelle Ausgabe des Geschichtsmagazins "Damals" holen:


    http://www.damals.de/sixcms/list.php?page=dms_heftakt_page


    Das Thema "Generäle unterm Hakenkreuz" wird hevorragend an Hand einiger ausgewählter Generäle aufgearbeitet und die Motivation der Offiziere der Wehrmacht, das System zu unterstützen, deutlich.
    Bevor ich abschweife:


    1. Konspirative Treffen aller am Attentat beteiligten hohen Offiziere, wie sie im Film dargestellt werden, waren nicht möglich und sind in dieser Form auch nicht erfolgt.


    2. Stauffenberg war alles andere als ein Gegner des Nationalsozialismuses. Nur die militärische Aussichtslosigkeit am Ende des Krieges hat ihn auf Grund rein rationaler militärischer Überlegungen zu einem "Helden" werden lassen.


    3. Zu Beginn des Krieges war Stauffenberg wie so viele andere hohe Offiziere durch die sich bietenden Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Offizierchores begeistert (siehe "Damals). (Wo wird das deutlich?)


    usw.


    Man braucht sich nichts vormachen: der Film verdreht ganz im Stile Hollywoods die historischen Fakten und Tatsachen zum Zwecke eines besseren Spannungsbogens und einer dramatischeren Handlung. Irgendjemand hat hier im Forum auch schon mal Troja als historischen Lehrfilm oder so bezeichnet, ganz in dieser Tradition der Hollywood-Geschichtsverdreher-Filme reiht sich Stauffenberg in diese Reihe nahtlos ein. Das wirklich Schlimme an solchem Hollywood-Müll sind die Reaktionen des Publikums und die Bezeichnung solcher Filme als "Geschichtsunterricht auf höchstem Niveau"! Was einfach Hanebüchen ist und sich jeden Historiker die Haare raufen lässt!


    @ Lukas W: Was hat denn Dein Lehrer zu dem Film von sich gegeben?

  • Zitat

    Original von e-music


    Man braucht sich nichts vormachen: der Film verdreht ganz im Stile Hollywoods die historischen Fakten und Tatsachen zum Zwecke eines besseren Spannungsbogens und einer dramatischeren Handlung.


    Das schlimme ist, dass man es nicht bemerkt, wenn man sich nicht ein bisschen auskennt. Ich hab den Film auch gesehn, aber wenn man da so drin sitzt kann man (ich) nicht genau sagen was da verdreht wird, da ich mich leider nicht mit der genauen Thematik auskenne. Habe das Thema in der Schule noch nie behandelt.

  • Zitat

    Original von e-music


    1. Konspirative Treffen aller am Attentat beteiligten hohen Offiziere, wie sie im Film dargestellt werden, waren nicht möglich und sind in dieser Form auch nicht erfolgt.


    Ich finde, dass ist eine Änderung, die man durchaus verschmerzen kann da sie das Thema nicht großartig verändert.


    Zitat

    Original von e-music


    2. Stauffenberg war alles andere als ein Gegner des Nationalsozialismuses. Nur die militärische Aussichtslosigkeit am Ende des Krieges hat ihn auf Grund rein rationaler militärischer Überlegungen zu einem "Helden" werden lassen.


    Für mich ist er in dem Film auch gar nicht anders dargestellt worden.


    Zitat

    Original von e-music


    3. Zu Beginn des Krieges war Stauffenberg wie so viele andere hohe Offiziere durch die sich bietenden Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Offizierchores begeistert (siehe "Damals). (Wo wird das deutlich?)


    Ist das für das Thema des Attentates an sich so wichtig? Ich denke nicht. Warum soll dann der Film zwingend darauf eingehen?


    Ich geb zu, vielleicht war meine Äußerung etwas zu euphorisch. Deswegen sag ich auch nochmal: eine Doku, darf man keinesfalls erwarten. Aber Fakt ist auch, dass im Vergleich zu anderen "Historienfilmen" aus Hollywood (z.B.: Pearl Harbor) hier viel mehr Wert auf Fakten gelgt wurde als auf Dramatik.


  • Der Film heisst zwar "Operation Walküre" aber im Endeffekt geht es um Stauffenberg (vor allem da er von Tom Cruise gespielt wird). Falls der Film auf eine Person fokussiert ist, was er definitiv ist, sollte er unter dem Anspruch historischer Korrektheit die Motive einer dramatis personae schon deutlich herausarbeiten. Das Stauffenberg in der aktuellen Forschung umstritten ist, hängt vor allem mit seinem "Dualismus" zusammen, der in der anfänglichen Kriegsbegeisterung und dem Umdenken durch die militärisch prekäre Situation besteht. Dies muss meiner Meinung nach schon unmissverständlich klar werden. Im Gegensatz zu Stauffenberg gab es Generäle (z.B. Beck), die nun nicht unbedingt ideologisch, aber definitiv aus der militärischen Warte von vorneherein contra Hitler waren. Das Problem der Darstellung ist meiner Meinung, dass nicht deutlich wird, dass es sich in diesem Fall nicht um eine weitsichtige langfristige Sicht der Hauptperson handelt, sondern nur um einen durch äußere Einflüsse auftretenden Pragmatismus handelt. Dies ist definitiv nicht so hoch zu bewerten wie eine schon von Anfang an bedingte Ablehnung. Durch eine minutiöse Aufarbeitung der Motive und Hintergründe wird eine objektive Bewertung ermöglicht und nicht eine wie durch den Film entstehende übermäßige Glorifizierung hervorgerufen. Unter der Berücksichtigung des historischen Anspruches des Filmes sowie eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema ist 3. unverzichtbar!
    Um die Gesamtsituation der "Verschwörer" zu verdeutlichen, und zwar den "Stress" und die Schwere Ihrer Tat, ist 1. schon sehr wichtig. Die Darstellung als "Kaffekränzchen der Verschwörer" verharmlost die Umstände unter denen die Offiziere handelten.
    2. ist eine Frage der Sichtweise.


    Ich stimme Dir vollkommen zu, dass man keinen Doku-Film erwarten darf (wer tut das schon bei einem Hollywoodstreifen?). Aber vor allem für Geschichtsinteressierte ist die nicht korrekte Umsetzung ein nicht akzeptierbares Kriterium.


    PS: Nichtsdestotrotz möchte ich die "Leistung" der am Attentat beteiligten Personen in keinster Weise schmälern. Ich ziehe meinen Hut vor der Courage und dem Willen, die nötig sind um unter den damligen Umständen so "heroisch" zu handeln. Lediglich der Umgang Hollywoods mit diesem vor allem für Deutsche brisanten Thema stört mich.


    @ tumba: Du bringst das ziemlich genau auf den Punkt!

  • klar, sollte man den Film lediglich als die Erzählung eines realen Vorganges betrachten und nicht mehr; so definiert es auch Hollywood selbst; der Film hat mit einer lehrreichen Geschichtsdarstellung rein gar nichts zu tun; leider vergessen das viele, oder denen interessiert es einfach nicht; es wird ja erzählt, dass man die restliche Welt aufklären und zeigen will, dass es im damaligen Dtl. auch Widerstand gegen das Regime gab... mag ja sein, aber damit wird auch nur die halbe Wahrheit gezeigt und das ist der Punkt, der mich beim Film stört; es wäre schön gewesen, wenn man trotz des reinen Aufzeigen des Attentats, sich nicht nur auf diese Aspekte beschränkt, zumindest im Hinblick darauf, was der Film lt. den Machern beim Weltpublikum erreichen will; um sich ein Gesamtbild machen zu können, kann man nicht einzelne Facetten Stauffenberg's ausblenden;


    ich hoffe ja eher, dass der Film bei den Kinogängern (die, denen die Person Stauffenberg bisher nichts sagte) das Interesse weckt, sich im Nachhinein noch mehr mit der Person auseinander zu setzen; weil, wer doch eine ganzheitliche Darstellung der Person Stauffenberg's sehen möchte, der sollte sich fundierteren Dokus widmen und man wird erkennen, dass durch die Reduzierung auf seine Absicht, Hiter zu töten, sein Menschenbild und Demokratieverständnis völlig in den Hintergrund gekehrt wird; im Gegenteil und das ist meine Kritik an diesem Film, der unvereingenommene Beobachter assoziert Widerstand gegen einen Dikator instinktiv mit einem Kampf für Freiheit und Demokratie...

  • So den Film habe ich jetzt auf den Weg nach Neuseeland gesehen bei Quantas Airlines, mein Fazit:


    Sehr Überraschend, hätte nicht gedacht das die Filmische Umsetzung so gut ist, mir hatt der FIlm sehr gut gefallen. Da ich nicht all zu viel von diesem Attentat wusste bzw wenig Hintergrunds Wissen darüber hatte, war es für mich auch etwas Geschichts Unterricht. Die Schauspilerischen Leistungen von den einzelnen Leuten sagte mir auch zu. Im großen und ganzen ist der Film eine Überzeugende Arbeit.