• Clubbing ohne schlechtes Gewissen


    Visionär oder durchgeknallter Ökospinner?


    Ausgehen, tanzen, sich gut unterhalten und trotzdem ökologisch handeln: Mit dieser Masche will ab Juli ein Londoner Club punkten. Ausgeschenkt werden Biodrinks im ökologischsten Material für Trinkbecher, mit einem ausgeklügelten Abwassersystem soll Verschwendung vermieden werden, und für den Strom der Lichtanlage sorgen die Gäste selbst: Die Tanzfläche funktioniert nämlich als "Kleinkraftwerk".


    Der Besitzer gibt sich jedenfalls durch und durch begeistert, auch wenn - oder vielleicht eher weil - er eine durchaus schillernde Persönlichkeit ist.


    Druck wird zu Spannung
    Das System zur Stromgewinnung ist schon länger bekannt: Piezoelektrische Kristalle haben die Eigenschaft, mechanischen Druck in elektrische Spannung umzuwandeln. Allzu große Hoffnungen, die in diese Methoden gesteckt wurden - etwa Gehsteige damit auszustaffieren und Fußgänger so zu Stromerzeugern zu machen -, erwiesen sich bisher aber als weit überzogen.


    Kristalle unter der Tanzfläche
    Die Kristalle unter einer Tanzfläche einzubauen soll nun angeblich funktionieren, und die Gäste hinterlassen damit einen "ökologischen Fußabdruck" der ganz anderen Art: Die Energie der Tanzenden soll dazu ausreichen, 60 Prozent des Energiebedarfs des Hauses zu decken, meint Clubbesitzer Andrew Charalambous. Dasselbe System ist auch in einem Club in Rotterdam geplant.


    Eintritt nur für Autofahrer
    Der Eintritt soll zehn Pfund (rund 13 Euro) kosten, für Londoner Verhältnisse ist das durchaus günstig. Und Besuchern, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln kommen, wird der Eintritt erlassen.


    Für Charalambous ist es ein Prestigeprojekt, und auf Gewinne muss er kaum achten. Er ist Millionär und Immobilientycoon, besitzt über 100 Liegenschaften in London und zahlreiche weitere in Europa.


    Politisch ist der griechische Zypriote als Förderer der Konservativen in Erscheinung getreten: Für den neuen Londoner Bürgermeister Boris Johnson hatte er im Wahlkampf 20.000 Flugblätter auf Griechisch drucken lassen.


    Mit Clubbings die Jungen erreichen
    Für den Club tritt Charalambous aber vor allem als Chef der Organisation Club4Climate in Erscheinung, mit der er hofft, bei Clubbings junge Leute im Kampf gegen die globale Erwärmung zu gewinnen: "Es ist eine neue und sexy Herangehensweise an die junge Generation", die die klassischen Appelle eher als "Predigten" auffassen würde.


    Mit Club4Climate hat Charalambous schon bisher einige Partys in London und Rotterdam veranstaltet. Auf der Website tritt er als "Mr. Earth" auf, erinnert vom Aussehen allerdings eher an "Dr. Evil" aus dem Agentenklamauk "Austin Powers".


    Nur ein Ökospinner mehr?
    Auch der dort veröffentlichte "Zehnpunkteplan", um ein "grüneres Wesen" zu werden, geizt nicht mit abstrusen und reichlich esoterischen Tipps. "Verbinde dich mit dir selbst und Gaia, der Mutter Erde, wieder" und "Clubbing ist ein spiritueller Akt", heißt es dort.


    Selbst wenn sein Club tatsächlich ein Modell für nachhaltige Nutzung von Ressourcen sein sollte und ein Teil der Clubbing-Szene durchaus für allzu ganzheitliche Botschaften empfänglich ist, muss sich Charalambous mit dem Vorwurf auseinandersetzen, ein recht durchgeknallter Ökospinner zu sein.


    Öko-Feriencamp als Großprojekt
    Ein für 2010 angestrebtes Großprojekt ist ein Feriendomizil, das vor allem von der Energieversorgung völlig autark sein soll. Dadurch hat es sich Charalambous allerdings mit der Umweltorganisation Friends of the Earth verscherzt, der er alle Einahmen spendet. Mit dem Feriencamp würde er nämlich den Flugverkehr fördern, so die Organisation.


    Quelle: orf.at


    Club4Climate

  • Ich finde in diesem Falle, dass das keineswegs nach Spinnerei klingt, sondern im Gegenteil sehr interessant.
    Das hier ist ja wenigstens ein sehr interessanter Ansatz, der, wenn er denn funktioniert, sicher auch Potential besitzt.


    Im Gegensatz zur normalen Öko-Fraktion wurde hier ja wenigstens gehandelt und nicht heulend mit erhobenem Zeigefinger an die "künftigen Generationen" erinnert, unser aller Ende in den düstersten Farben gemalt und an das schlechte Gewissen appelliert.

  • großes Respekt an den Herrn, auch wenn ich da jetzt nicht unbedingt Wert drauf lege das der Club mit solchen Kristallen versetzt ist.
    Sehr interessant die ganze Sache - was mich aber noch viel mehr interessiert ist die Geschichte das auf ganz normale Fußwege einzubaun.


    Aber wie solls auch anders sein, die ÖkoIdioten sind uns nicht erspart geblieben. :dead:


    Zitat

    Original von Nachtschatten
    Öko-Feriencamp als Großprojekt
    Ein für 2010 angestrebtes Großprojekt ist ein Feriendomizil, das vor allem von der Energieversorgung völlig autark sein soll. Dadurch hat es sich Charalambous allerdings mit der Umweltorganisation Friends of the Earth verscherzt, der er alle Einahmen spendet. Mit dem Feriencamp würde er nämlich den Flugverkehr fördern, so die Organisation.


    :autsch:

  • Zitat

    Original von Nachtschatten


    Eintritt nur für Autofahrer
    Der Eintritt soll zehn Pfund (rund 13 Euro) kosten, für Londoner Verhältnisse ist das durchaus günstig. Und Besuchern, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln kommen, wird der Eintritt erlassen.


    Da hat ja eine große Leuchte den Text verfasst. :D Ich glaube "Eintrittspreis" wäre etwas passender gewesen.


    Aber ich find das Konzept im gesamten gut. Wenn es umsetzbar ist, warum nicht?

  • Zitat

    Original von northtrance
    Ich finde in diesem Falle, dass das keineswegs nach Spinnerei klingt, sondern im Gegenteil sehr interessant.
    Das hier ist ja wenigstens ein sehr interessanter Ansatz, der, wenn er denn funktioniert, sicher auch Potential besitzt.


    Da ich selber auch sehr auf die Umwelt achte finde ich die Idee absolut KLASSE und bin begeister.
    Da auch versucht wird die Jugend für den Umweltschutz zu begeistern, ich bin auch davon überzeugt das dieser Club prächtig laufen wird und hoffe doch das noch mehr solcher Projeckte kommen.
    Auch hier in Deutschland oder am besten mal so ein Club rüber nach Amerika setzen aber der geht dort bestimmt unter :lol: (obwohl das gar nicht zum lachen ist).