Tach zusammen!
Unter seinem richtigen Namen Sascha Ring werden ihn nur wenige kennen, als Apparat hat sich der Berliner Soundbastler jedoch in den letzten Jahren innerhalb der elektronischen Musikszene mehr und mehr ins Gespräch gebracht und mit etlichen Tracks, Remixen und Kollaborationen nicht nur meine Aufmerksamkeit ergattern können. Vor allen Dingen das zusammen mit Ellen Allien produzierte Album Orchestra Of Bubbles (inklusive des herausragenden Tracks Jet) sowie das 2007er-Album Walls (man höre bitte einmal hier oder dort nach...) fallen mir da sofort als Höhepunkte ein und lassen schon erahnen, dass der Gute sich um Genregrenzen keine allzu großen Gedanken macht. IDM, Breakbeats, Dubstep, Atmospheric Techno, Folktronica - alles findet hier seine Berechtigung und endet oftmals in herrlich sphärisch Stücken, welche meines Erachtens in unserem Forum nicht unerwähnt bleiben dürfen und zudem zuweilen darlegen, dass in Sascha Ring auch ein mehr als passabler Sänger steckt (nachzuhören beispielsweise hier bei einem Track von Moderat, dem großartigen Gemeinschaftsprojekt von Modeselektor und Apparat). Als nächste Herausforderung stand in diesem Jahr nun die Konzipierung einer Folge der Kult-Mix-CD-Reihe DJ-Kicks des Berliner Labels !K7 Records an, für welche bereits solch illustre Namen wie James Holden, Hot Chip, Booka Shade, Four Tet oder Erlend Øye Palier standen - für die am 22. Oktober erscheinende Ausgabe hat sich natürlich auch der Mix-Urheber selbst nicht lumpen lassen und einen neuen Track zusammengebastelt, welcher auf dieser Seite als Appetithappen sogar für lau heruntergeladen werden kann (geht auch ohne Email-Registrierung!).
Mit dem nach der mexikanischen Stadt Sayulita, in der Apparat gerade Tracks für sein neues Album aufnimmt, benannten Stück ist der geneigte Hörer einmal mehr dazu eingeladen, in eine wunderbar sphärisch geratene Klanglandschaft einzutauchen, welche für meinen Geschmack in gelungener Weise den Spagat zwischen musikalischem Anspruch und dem gewissen Moment der seelebaumelnden Sorglosigkeit hinbekommt. Zunächst eingebettet in ein vielschichtiges Ambient-Intro, welches aus zirpenden Melodieanleihen, brodelnden Flächenstücken und ersten klickernden Drummingfragmenten bereits in äußerst stimmungsvoller Manier die Weichen umstellt für die weitere Entwicklung der hiesigen Atmosphäre, scheint das Ganze in fast schon spielerischer Art und Weise sekündlich den Intensitäts-Seismographen deutlicher ausschlagen zu lassen, ehe subtil wabernde Begleittöne sowie die Umarmung mit einer grummelnden Bassline alsbald das druckvolle Drumming in voller Montur auftrumpfen lassen. Hiervon profitiert auch die Melodieebene mehr als eindrücklich, sind es doch die groß aufspielenden Klangflächen einer leicht verzerrten sowie mit ordentlich Nachhall ausgestatteten E-Gitarre, welche wie Phönix aus der Asche das Regiment der sphärischen Ausgestaltung im hiesigen Track auf sich bürden und damit für meinen Geschmack eine großartig emotionale Mischung irgendwo zwischen wärmender Melancholie und schwebender Träumerei aufs Parkett legen. Doch auch der leicht düster nach vorn schiebende Untergrund darf hier keineswegs unter den Tisch fallen, weiß er doch mit seiner feinsinnig austarierten Beatstruktur sowie der brodelnden Basslinewand die epischen Melodiebögen, welche im Hintergrund bestens von den im Intro vorgestellten Flächenanleihen unterstützt werden, bestens zu kontrastieren. Einige Effektwolken sorgen dann im weiteren Verlauf dafür, dass noch etwas mehr Fahrt aufgenommen wird, bevor im Mittelteil schließlich in und im Anschluss an ein Kurzbreak die sphärischen Elemente sanft zum Ausgang gebeten werden und nur noch von alternativen Gitarrenzupfern repräsentiert werden. Die folgende Phase dient dabei nicht nur einer Verschnaufpause in Sachen melodietechnischer Überladung, denn auch das facettenreiche Drumming darf sich jetzt einmal für einige Augenblicke der ungeteilten Aufmerksamkeit der Hörerschaft sicher sein - im Hintergrund schleichen sich allerdings bereits nach kurzer Zeit wieder die bekannten Flächenstimmen in das Stück, welches im Folgenden in Zusammenarbeit mit den restlichen Melodieelementen sowie der kurzzeitig ebenfalls ausgesetzten Basslinewand durch eine erneute Verdichtung der Atmosphäre schlussendlich mehr als überzeugend abgerundet wird. Ein kleines Outro mit den hallenden Gitarrentönen als Hauptdarsteller bestreitet im Anschluss die letzten Meter, ehe ich in meiner Euphorie für dieses Meisterwerk nicht weniger als 6/6 vergeben möchte. Amen!
Greetz,
:: der hammer ::