Tipp für Linux-Umsteiger

  • Finde diesen Artikel ganz interessant, weil ich diese Diskussion auch schon in einigen Linux-Communitys verfolgt habe und er auch weitestgehend meine Erfahrungen wiedergibt.

    Ich hab früher in meinem jugendlichen Eifer versucht zu „missionieren“. Bin dann aber auch relativ schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass viele User die nötigen intellektuellen Kapazitäten und ,was noch viel wichtiger ist, Ehrgeiz mit sich bringen.

    Anfangs dachte ich auch, viele in der Mitglieder der Linux-Community wären arrogant und überheblich. Mittlerweile kann ich das gut verstehen.
    Irgendwann ist es nur noch nervig, wenn User, die sie HaXxor1337 (oder ähnlich) nennen, fragen, wie man eine Grafikkarte installiert oder warum xxx.exe nicht startet, wenn man doppelt drauf klickt. Die kriegen dann so was wie „Geh wieder nach draußen spielen.“ Zu hören, und das zu Recht.
    Das ist dann wieder so ein Kind, das mal irgendwo gehört hat, dass richtige Hacker gerne Linux als Basis benutzen, und auch „cool“ sein will.

    An sich bin ich überzeugt, dass Linux nicht komplizierter ist als Windows oder MacOS. Viele vergessen ganz gerne, dass sie, als sie mit Windows angefangen haben, auch so ihre Schwierigkeiten hatten (Was ist eine Datei, wozu brauche ich einen Treiber, wie richte ich ein Netzwerk ein, wo stelle ich meine Grafikkarte richtig ein, …), und dass sie auch nicht von heute auf morgen alle Probleme gelöst hatten.
    Das Beispiel gibt es auch genau anders rum. Es gibt User, die mit Mac oder Linux ihre ersten Schritte in der IT-Welt gemacht haben. Wenn die irgendwann später mit Windows arbeiten sollen, schlagen die die Hände über dem Kopf zusammen.

    Das Argument, dass Windows so einfach ist, stimmt auch nicht. Das beste Argument dagegen ist dieses und ähnliche Foren (Beitrag ursprünglich für ein IT-Suport-Forum geschrieben).
    Zum einen ist ein Grund für solche Foren, dass, wie in dem Artikel beschrieben, die User nicht denken und nicht lesen wollen. Fast alle der auftauchenden Probleme und Fragen kann man sich innerhalb weniger Sekunden selbst beantworten. Man ist nicht wirklich etwas Besonderes auf dieser Welt. Fast jedes Problem, dass man hat, hatte schon ein anderer vorher. Das zu recherchieren ist nicht schwer. Man muss nur vielleicht kurz nachdenken und ein paar Zeilen lesen.
    Der andere Grund ist aber mit Sicherheit, dass eben doch nicht alles so einfach ist. Oft ist es eben nicht so, wie vom Hersteller angepriesen.


    Man muss sich vor Augen halten, dass jede derzeitige Lösung ein Kompromiss ist, deren Präferenzen einfach nur in einem anderen Bereich liegen.
    Windows will eine breite Masse ansprechen. Ein Computer und ein Betriebssystem sind aber nun mal abstrakte und sehr komplexe Gebilde. Also ist Windows so konzipiert, dass vieles per default voreingestellt ist, und dass der User wenig Eingriffsmöglichkeiten hat, da er sonst etwas kaputt machen könnte.
    Linux geht davon aus, dass der User mündig ist, und weiß, was er will. Per default ist das meiste deaktiviert oder geschlossen. Der User muss explizit sagen, was er braucht. Dadurch hat man anfangs unter Umständen mehr Aufwand (wobei das heutzutage auch nicht mehr zutrifft), hat aber danach Ruhe. Selbst wenn das System hoffnungslos zerstört scheint, kann man es meist ist ein paar Eingriffen retten, da man bis auf die tiefste Ebene eingreifen kann.

    Als User kann man entscheiden, welche Präferenzen einem selbst wichtiger sind, und sich danach das System aussuchen. Einfach nur zu Linux oder Mac wechseln zu wollen, weil es gerade Mode ist, oder weil man sich als Hacker ausgeben will, sind mit Sicherheit die falschen Gründe.
    Wenn man technikverliebt ist, verstehen will, wie dies und das funktioniert, und ein praktisches System will, der ist mit Linux gut bedient (mit all seinem Vor- und Nachteilen). Für einfaches Benutzen, ohne sich Gedanken machen zu wollen, ist Windows oder Mac sicher die bessere Wahl (mit all ihren Vor- und Nachteilen).

    Das ist auch gar nicht so abwertend gedacht, wie es vielleicht klingt. Als Autofahrer bin ich eine Art ambitionierter Windows-User. Mir ist wichtig, dass es mich von A nach B bringt, und etwas Komfort bietet. Wenn irgendwas dran ist, lasse ich es reparieren, wenn nix mehr geht, kaufe ich ein Neues. Damit bin ich zufrieden. Ein Kumpel von mir, ist begeisterter Autofahrer, der gerne an seinem Auto rumschraubt, dies und jenes einbaut, die Leistung verbessert usw. Ich kann das zwar nicht nachvollziehen, verstehe das aber, weil es mir so ähnlich mit Computern geht.

    Ein Rennwagen besteht aus 4 Rädern, einem Motor und etwas Karosserie. Es bietet nicht den Komfort, den eine Limousine bietet. Dafür ist er aber auch nicht ausgelegt. Es wäre sinnlos eine Minibar und beheizte Sitze für den Fahrer einzubauen, auch wenn viele Fahrer sich das wünschen würden. Wenn man so was braucht, nutzt man einfach andere Autos.


    Daher kann ich jedem, der umsteigen will, nur raten, sich vorher ein paar Gedanken zu machen, welcher User man ist/sein will. Kleiner Tipp: Wer diesen Text (und den Artikel) nicht zu Ende gelesen hat, sollte sich definitiv an Windows halten :D

  • Ich bin ja auch vor einiger Zeit "umgestiegen" In Anführungszeichen deshalb, weil sich immer noch eine Windowspartition auf meinem Rechner befindet.

    Ich frage mich gerade, warum ich diesen Schritt getan habe...Zum einen gab und gibt es in der Schule immer wieder Leute, die Linux auf ihrem Laptop installiert haben. Da kam auch immer mal wieder die Konsole zum Einsatz. Irgendwie muss mich das wohl fasziniert haben. Einen Computer textbasiert steuern :D Ein weiterer Aspekt war sicherlich die immer wieder aufkommende Sicherheitsdiskussion. Als ich dann in einem Supermarkt eine Zeitung mit einer Ubuntu-Live CD entdeckte habe ich sie mir gekauft und es im Endeffekt irgendwann installiert. Vermutlich spielte auch der Wunsch mal etwas völlig Neues auszuprobieren eine große Rolle...

    Warum bin ich bei Linux geblieben?
    Ich denke es liegt zum Teil an meiner jahrelangen Windows-Nutzung. Ich würde mich schon als jemanden bezeichnen, der einen gewissen Grad an Ahnung von Windows hat, weil ich meine Probleme immer versucht habe selbst zu lösen. Man bekommt ja heute auch recht viel Open-Source unter Windows ans Laufen. Für mich stellte sich damals die Frage nach einem Messenger, der ne Menge Protokolle unterstützte. Gelandet bin ich bei Miranda und ich denke da habe ich diese Art Durchhaltevermögen gelernt. Man hat teilweise ewig dran gesessen, bis es genau so lief, wie man wollte. Dafür hatte man einen Messenger, der genau den eigenen Wünschen entsprach. Ähnlich ist das bei Linux. Man freut sich wie ein Honigkuchenpferd, wenn mans geschafft hat irgendwas ans Laufen zu bringen, dadurch hat man wieder ein bisschen mehr Ahnung und kann selbst Hilfestellungen geben.

    Ein weiterer Punkt ist sicherlich die gute Dokumentation. Ich nutze Ubuntu, was ja immer als recht einteigerfreundlich gilt. Das Wiki auf http://ubuntuusers.de ist recht umfangreich und das Forum bietet ebenfalls recht kompetente Hilfe. Dadurch versinkt man nicht in Hoffnungslosigkeit :D

    Dann sind es die tiefen Eingriffsmöglichkeiten ins System selbst. Wenn Windows eine Partition nicht mehr anzeigen würde oder keine grafische Oberfläche mehr hätte, würde ich vermutlich verzweifeln oder aber eine Neuinstallation durchführen. Unter Linux könnte ich ohne grafische Oberfläche sogar noch mit meinen ICQ-Kontakten das Problem bereden...

    Linux sieht besser aus...Keine Ahnung ich habs gerne, wenn mein Desktop schön aussieht und da sind Desktop-Effekte und die großen Skin-Möglichkeiten natürlich von unschätzbarem Wert :D

    Der nächste Punkt ist die große und vor allem kostenlose Software-Auswahl. Unter Windows müsste man viel Software erst teuer erstehen, um Ähnliches zu erreichen...Ich denke dieser Punkt spielt bei vielen Neueinsteigern auch eine große Rolle...

    Als letzten Punkt muss ich meinen neuen Rechner erwähnen, den ich mir vor ungefähr nem halben Jahr gegönnt habe...Plötzlich wurde ein 64-Bit System notwendig, um die volle Leistung zu nutzen...^^


    Ich würde GambaJo insofern zustimmen, dass man Spaß am Basteln haben muss, um Spaß an Linux zu haben. Aber ich denke es ist auch möglich Linux einfach nur zu nutzen, ohne in die Tiefe zu gehen. Wer seinen Rechner für normale Büroaufgaben nutzt, kann sicher auch mit Linux glücklich werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Lukas W. (5. Dezember 2008 um 15:04)

  • Ich will eure Ausführungen nicht schmälern, denn das ist bestimmt alles richtig was ihr sagt. - Ich für meinen Teil bin froh, wenn auf meinem PC alles funktioniert. Mit Windows bin ich bisher immer sehr gut zurecht gekommen, in Punkto Sicherheit hatte ich nie nennenswerte Probleme. Die meisten Menschen mit denen ich zu tun habe nutzen Windows und es kommt hin und wieder vor, dass ich beispielsweise bei der Erstellung von Präsentatioinen mit anderen zusammenarbeite. Da sind dann auch oft Leute dabei, die wirklich sehr wenig Ahnung von PCs haben. In diesen Fällen ist es einfach hilfreich wenn man eine gemeinsame Basis hat mit der man arbeiten kann. Das fängt schon bei Kleinigkeiten wie dem Öffnen eines Word-Dokuments auf nem Mac an. Sicherlich gibt es dafür Wege und Möglichkeiten, aber wenn ich bei Windows bleibe, muss ich mich mit solchen Problemen gar nicht erst befassen!

    Ums klar zu sagen: Linux und Co haben sicher auch tolle Vorteile, aber viele Menschen kommen mir Windows super klar und solange alles läuft ist es doch gut. =)

    greetz West :D

    2 Mal editiert, zuletzt von Southern (5. Dezember 2008 um 15:17)

  • Huch, mal wieder ne Diskussion, die ich mit meinem Info immer wieder führe. Auch wenn er das missionieren längst aufgegeben hat.
    Natürlich muss man sich bei jeder Software die Zeit nehmen und sich einarbeiten. Das Problem ist nur, dass man, sofern man von Windows kommt, quasi erstmal "zugeschissen" wird mit neuen Problemen.Das geht schon damit los: Welche Distribution passt zu mir?
    Zugegeben, Windows wird da auch langsam unübersichtlich mit ihren "Business Premium Extended Superduper weiß der Geier was" Versionen, aber man weiß zumindest, es ist Windows, ich werd damit zurecht kommen.
    Wenn man viel Zeit und Freude daran hat, dann kann man diese Probleme lösen. Ich für meinen Teil hab dazu weder Lust noch Zeit.
    Hinzukommen dann spezifische Probleme mit Chipsätzen,Grafikkartentreiber etc. die bestimmte Funktionen einfach nicht bieten bzw. wo Intel sich um bestimmte Fehler nicht kümmert. Darüberhinaus steht man ganz schnell mal vor dem Problem, dass man ohne Windows nicht auskommt. Es gibt Programme, die man einfach nicht auf sauber auf Linux zum laufen bringt. Und dann kommt noch die Uni sagt: Hier Programm XYZ mit Windowslizenz, brauchen wir zum Arbeiten. Hmm ja schön...Linux....wenden Sie sich ans Rechenzentrum...Rechenzentrum: Gibs nicht...Mac Lizenzen gibs, aber die müssten sie selbst kaufen...500€ für ne Einjahreslizenz.....leck==>Windows drauf...usw. Von BSD mag ich gar nicht anfangen...
    Summa Summarum: Open Source schön und gut, aber viele OpenSource Geschichten gibt es inzwischen längst für Windoof. Also wieso sollte ich mir Nächte um die Ohrenschlagen mit dann "hausgemachten" Problemen, wenn es auch einfach geht? Will heißen: Ubuntu benutzerfreundlicher(einfacher zu konfigurieren) und ich geh mal spielen in den Semesterferien. Solang ich aber für was benutzerfreundliches und nachweislich mieses (Suse) Geld bezahlen soll, sag ich mir: Linux my ass...
    Und Windows ist inzwischen nicht mehr so schlecht. Mein letzter Systemabsturz ist trotz ewig vielen Spielreien schon 4,5Jahre her.

    Einmal editiert, zuletzt von Skuz (5. Dezember 2008 um 19:59)

  • Zitat

    Original von Southern
    In diesen Fällen ist es einfach hilfreich wenn man eine gemeinsame Basis hat mit der man arbeiten kann.

    Dafür gibt es eigentlich offene Standards, an die sich aber M$ nicht hält um seine Produkte in den markt zu drücken (mit Erfolg).

    Zitat

    Original von Skuz
    Zugegeben, Windows wird da auch langsam unübersichtlich mit ihren "Business Premium Extended Superduper weiß der Geier was" Versionen, aber man weiß zumindest, es ist Windows, ich werd damit zurecht kommen.

    Das ist eben nicht mehr so. In vielen Support-Foren gint es unzählige Threads über Downgrates von Vista auf XP. Die Leute kommen doch nicht so zurecht damit, wie gedacht.

    Zitat

    Original von Skuz
    Wenn man viel Zeit und Freude daran hat, dann kann man diese Probleme lösen. Ich für meinen Teil hab dazu weder Lust noch Zeit.

    Jedes System hat seine Macken, sonst gäbe es nicht unzählige Windows-Support-Foren (oder Linux-Support-Foren). Außerdem hört es sich so an, als hätte man mit Linux dauernd Probleme zu lösen. Das ist aber nur Anfangs so, und das liegt weniger am System, als an der Unkenntnis des Users. Wenn das System ein Mal läuft, hat man kaum noch Probleme, um die man sich kümmern muss.

    Und heutzutage ist das Installieren eines Linux-Systems sehr einfach. Nach der Installation steht ein komplettes System bereit, das Office, Browser und viele andere Tools direkt mit sich bringt. Alles andere lässt sich bequem per Paketmanager installieren.


    Aber das ist es ja, was ich mit meinem Beitrag sagen will. Du bist einer der User, für die Linux nicht konzipiert wurde.

  • Zitat

    Original von GambaJo

    Das ist eben nicht mehr so. In vielen Support-Foren gint es unzählige Threads über Downgrates von Vista auf XP. Die Leute kommen doch nicht so zurecht damit, wie gedacht.

    ich red von XP ;) Vista ist für mich kein Windows, genauso wie ME keins war. Vista ist nen Experimentierfeld von MS, die irgendwie sowas cooles wie Mac OS schaffen wollten, aber kläglich scheiterten. Obwohl es nicht wenige Stimmen gibt, die sagen, dass Vista logisch durchdachter ist...


    Zitat

    Original von GambaJo
    Jedes System hat seine Macken, sonst gäbe es nicht unzählige Windows-Support-Foren (oder Linux-Support-Foren). Außerdem hört es sich so an, als hätte man mit Linux dauernd Probleme zu lösen. Das ist aber nur Anfangs so, und das liegt weniger am System, als an der Unkenntnis des Users. Wenn das System ein Mal läuft, hat man kaum noch Probleme, um die man sich kümmern muss..

    Es liegt zum Teil aber auch am fehlenden Support durch Nvidia oder Intel.
    Da bleibt das Problem dann solange bestehen, bis die sich drum gekümmert haben und die scheinen im Moment nicht mal dran zu denken.
    Wie gesagt, meine XP Systeme laufen seit Ewigkeiten ohne Probleme und ich nutz das Ding für mehr als Office+Internet.

    Zitat

    Original von GambaJo
    Und heutzutage ist das Installieren eines Linux-Systems sehr einfach. Nach der Installation steht ein komplettes System bereit, das Office, Browser und viele andere Tools direkt mit sich bringt. Alles andere lässt sich bequem per Paketmanager installieren.

    Es steht ein System mit den Stanardfunktionen bereit, aber es gibt eben Sachen, die ich auf Linux nicht zum laufen bekomm (Ableton, Cubase etc, solang ich kein Windoof emulier usw. SPSS Inc. hat sich seit letztem Jahr ja dran gemacht und ne eigne Unix Version rausgebracht, allerdings spackt die noch mehr rum, als die Windoofversion)

    Zitat

    Original von GambaJo
    Aber das ist es ja, was ich mit meinem Beitrag sagen will. Du bist einer der User, für die Linux nicht konzipiert wurde.

    Stimmt.
    Aber nochmal die Kernfrage: Wieso soll jemand, der keine Probleme mit Windoof hat auf Linux umsteigen? Wieso soll ich auf Kompatiblität verzichten? Wieso soll ich Zeit in etwas investieren, um im Endeffekt das gleiche Endergebnis zu erzielen? Nur weils ideologisch besser ist, dass man Ballmer&Co kein Geld mehr gibt? Das man sinnbefreite Standards nicht unterstützt? Kümmert sowas Otto Normal?

  • Zitat

    Original von Skuz
    Aber nochmal die Kernfrage: Wieso soll jemand, der keine Probleme mit Windoof hat auf Linux umsteigen?

    Das ist doch das, was ich gesagt habe. Wer's nicht braucht/will, soll es lassen, und der, der es will, sollte es sich gut überlegen.
    Das ist so ähnlich, wie mit Musik. Wir ärgern uns auch über ignorante Chart-Zombies, die keine Lust haben ihren Horizont zu erweitern, und immer den gleichen Kram hören, und sich nicht nach etwas anderem umsehen. Die werden dir mit den gleichen Argumenten antworten: Es gefällt mir so, ich mag das, ich brauche nichts anderes, es ist bequem, warum soll ich etwas anderes hören, wenn mir $Beliebiger_Jambasong gefällt? ...
    Das ist halt so, so what?

  • Interessante Diskussion.

    Während meines Studiums gab es auch einen Linux-Hype. Jeder wollte es mal ausprobieren, die "ideologischen Gründe" für Linux wurden dann stolz diskutiert. Damals jedoch fummelten die Leute meist noch tagelang herum, um dann zu zeigen "ha, ich habe auch eine TV-Karte unter Linux zum laufen bekommen". Oder "ha, jetzt habe ich alle möglichen Samba-Sachen installiert, Kernel kompiliert, jetzt kann ich im Netz Verzeichnisse freigeben". Damals, ich wiederhole: damals, war es ein ständiges hinterherhinken, um letztlich die Funktionalität von Windows zu erreichen... nur dann gab es keine vergleichbare Software. :)

    Ein weiterer Aspekt: der Computer ist mittlerweile nicht nur was für Freaks, sondern meist jeder hat so ein Ding zu Hause. Für viele ist es einfach ein Gerät wie ein CD-Player oder Auto und es sollte genauso einfach Plug'n'Play funktionieren. Da will man gar nicht wissen, wie das intern funktioniert.
    Wer von diesen Leuten auf Arbeit im Büro am Rechner sitzt, hat meist nur mit Windows und den entsprechenden Appliklationen zu tun: Office, Outlook, SAP, ... Da mag man sich nicht unbedingt zu Hause ein anderes System anschaffen. Und das Firmen, dessen Hauptgeschäft und Wertschöpfung nichts mit IT zu tun hat, derzeit (noch) viel auf die Windows-Welt setzen hat auch seine guten Gründe.

    Nichts desto trotz kann ich das oben geschilderte Problem nachvollziehen...

  • Zitat

    Original von gaehnchen
    Damals, ich wiederhole: damals, war es ein ständiges hinterherhinken, um letztlich die Funktionalität von Windows zu erreichen... nur dann gab es keine vergleichbare Software. :)

    Das ist einer der Irrtümer. Linux ist keine Windows-Kopie und erhebt nicht den Anspruch Windows zu ersetzen.

    Zitat

    Original von gaehnchen
    Und das Firmen, dessen Hauptgeschäft und Wertschöpfung nichts mit IT zu tun hat, derzeit (noch) viel auf die Windows-Welt setzen hat auch seine guten Gründe.

    Das hat eher etwas mit schlecht ausgebildeten oder nicht vorhandenen Admins zusammen. Als Desktop kommt der Mac in Büros in Mode. Bei Servern ist Linux sehr stark vertreten. In vielen Firmen gibt es auch ein Mischnetzwerk, wo die Desktops Windows sind, und die Server Linux. Das hat aber auch etwas damit zu tun, dass eine "normale" Bürokraft in ihrer Ausbildung nur Windows und M$-Office vorgesetzt bekommen hat und nichts anderes kann.

    Man liest aber immer mehr Meldungen, wo Behörden, Ämter oder Firmen auf Linux migrieren.

  • Zitat

    Original von GambaJo


    Das ist einer der Irrtümer. Linux ist keine Windows-Kopie und erhebt nicht den Anspruch Windows zu ersetzen.

    Mittlerweile stimme ich Dir voll und ganz zu, nur ich schrieb ja extra "damals". :) Vor 10 Jahren hatten wir in unserem Studentenwohnheim-Netzwerk Linux als Bridge im Einsatz. Das war prima. Bloß als Desktop war halt nicht viel mit Linux anzufangen. Man war wirklich lange damit beschäftigt, erstmal eine Grundfunktionalität aufzubauen: Netzwerk einrichten, damit man im Netz Daten austauschen kann. Treiberprobleme hinsichtlich Grafikkarten, Soundkarten... Man bastelte halt für alles ewig rum. Und wenn es schließlich lief, dann gab es nicht wirkliche Einsatzbereiche. Star Office war (noch) nicht richtig kompatibel, für ein Spielchen zwischendurch gab es nichts, KDE war ein einzigster Updatewahn und lief noch nicht richtig stabil... und letztlich war das Internet in den Wohnheimen bzw. zu Hause noch nicht so verbreitet. DSL usw...

    Ich hab mir vor ein paar Monaten mal Ubuntu auf so einer Start-DVD angeschaut und war wirklich sehr überrascht und positiv angetan. Läuft alles, es gibt genügend Software, viel automatisch eingerichtet. Top. Für den Großteil der Dinge, die ich mittlerweile daheim am Rechner mache, würde ich auch auf Linux/Ubuntu/whatever umsteigen. Nur spiele ich halt hin und wieder gerne mal und dazu habe ich halt Windows. Ein Konsole kommt für mich nicht in Frage und zwei Betriebssysteme auf einem Rechner... ne. :)


    Zitat

    Original von GambaJo

    Das hat eher etwas mit schlecht ausgebildeten oder nicht vorhandenen Admins zusammen. Als Desktop kommt der Mac in Büros in Mode. Bei Servern ist Linux sehr stark vertreten. In vielen Firmen gibt es auch ein Mischnetzwerk, wo die Desktops Windows sind, und die Server Linux. Das hat aber auch etwas damit zu tun, dass eine "normale" Bürokraft in ihrer Ausbildung nur Windows und M$-Office vorgesetzt bekommen hat und nichts anderes kann.

    Man liest aber immer mehr Meldungen, wo Behörden, Ämter oder Firmen auf Linux migrieren.

    Ich hätte erwähnen sollen, dass ich mit Firmen eher Konzerne meine und nicht kleinere, viel flexiblere Unternehmen. Das im Hintergrund UNIX / Linux-Systeme laufen... klar. Aber für die Endbürokraft ist es halt so eine Sache. Hier ist ein Standard meist wichtiger als eine etwas bessere Einzellösung.
    Zudem, ich schrieb es bereits, ist es eine Frage was Firmen so tun. Wenn man z.B. einen Vertrag mit MS hat und es um die Einführung einer neuen Office-Version geht, dann "helfen" MS Leute damit. Wenn für den Konzern ein Patch benötigt wird, hat man gewisse Druckmittel und kann sich Unterstützung einkaufen. Sind die Systeme und die IT-Landschaft (ich übertreibe jetzt mal) "selbst gebastelt", dann braucht man ständig Leute / Experten / Admins, die sich da auskennen. Die hat man dann ständig an Board, muss sie bezahlen. Da ist ein "MS mach mir mal" einfacher und teilweise kostengünstiger. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass in einem größeren Konzern schnell mal 1000 verschiedene Applikationen laufen (Entwicklung, Produktion, Vertrieb), dann muss das irgendwie gewartet werden. Auch ist man auf Lieferanten angewiesen, Prozesspartner aus anderen Fimen.

    Ich bin aber auch gespannt, wie sich das weiter entwickeln wird.

    Gibt es eigentlich für Linux-Desktops Software-Verteilsysteme ala MS-SMS?

  • Zitat

    Original von gaehnchen
    Hier ist ein Standard meist wichtiger als eine etwas bessere Einzellösung.

    Das kommt immer darauf an, wie man Standard definiert. M$ ist nämlich dafür berüchtigt sich nicht an Standards zu halten. Bestes Beispiel ist HTML und RTF. Beides eigentlich standardisiert, damit jede Plattform und jede Applikation damit zurecht kommt. Da M$ aber eine breite Basis hat, hält es sich nicht an Standards um seine Produkte auf den markt zu etablieren. Genau deswegen heißt es dann immer "Mit $MS-Applikation funktioniert es und mit $Linux_Applikation nicht oder icht richtig.".

    Zitat

    Original von gaehnchen
    Wenn für den Konzern ein Patch benötigt wird, hat man gewisse Druckmittel und kann sich Unterstützung einkaufen.

    Es gibt kaum ein trägeres Unternehmen, als M$, wenn es darum geht. Die sollten sich ein Beispiel an RatHat nehmen. Als Unternehmen hat man auch kein wirkliches Druckmittel. Die Software, die schon läuft, hat man ja schon bezahlt. Un M$ weiß ganz genau, dass man aus einer Laune heraus nicht ein großes Unternehmen mal eben so migrieren kann.
    Sonst gäbe es nicht so viele als kritisch eingestufte Sicherheitslücken, die monatelang nicht behoben werden.

    Zitat

    Original von gaehnchen
    Sind die Systeme und die IT-Landschaft (ich übertreibe jetzt mal) "selbst gebastelt", dann braucht man ständig Leute / Experten / Admins, die sich da auskennen. Die hat man dann ständig an Board, muss sie bezahlen. Da ist ein "MS mach mir mal" einfacher und teilweise kostengünstiger.

    Ein großes Unternehmen braucht Admins, egal, ob es Windows oder Linux einsetzt. Je nach Qualifikation kosten beide ihren gerechten Lohn. Der Vorteil bei Linux ist dabei, dass man bei gleichem Geldeinsatz mehr Performance, Stabilität und Sicherheit bekommt. Auf Dauer macht sich das bezahlt.

    Zitat

    Original von gaehnchen
    Wenn man jetzt noch bedenkt, dass in einem größeren Konzern schnell mal 1000 verschiedene Applikationen laufen (Entwicklung, Produktion, Vertrieb), dann muss das irgendwie gewartet werden.

    Der Trend bei Enterprise-Software geht zu angepassten Web-Applikationen, deren Logik komplett auf dem Server läuft. Im Moment konkuriert da Java mit ASP/.NET. Java hat natürlich den Vorteil, dass es plattformunabhängig ist. Nicht um sonst ist die Nachfrage nach J2EE-Experten sehr hoch.
    In diesem Falle ist die Plattform des Servers und des Clients egal. Das Client fungiert der Browser, der Server hat einen abstrahierte Sicht als Basis, die eben portierbar ist.

    Zitat

    Original von gaehnchenGibt es eigentlich für Linux-Desktops Software-Verteilsysteme ala MS-SMS?

    Aber selbstverständlich. Im Gegensatz zu Windows ist Linux von Anfang an als Netzwerkbetriebssystem konzipiert und bietet dementsprechend viele Tools auf diesem Gebiet. Man kann sogar von einem Linux-Server aus Software auf Windows-Clients verteilen.

  • Ich gehe jetzt mal nicht auf jeden Punkt extra ein. Wir hatten ja schon mehrmals hier und da diskutiert, und ich schätze Deine Sachlichkeit. Zudem finde ich, dass jeder Deiner Argumente auch nicht aus der Luft gegriffen sind und Sinn machen.

    Ich bin der Entwicklung auch sehr aufgeschlossen und gespannt, was da so kommt.

    Das Linux funktionieren kann, sieht man an der Umstellung auf Behörden, da gebe ich Dir recht. Hast Du zufällig mal einen Erfahrungsbricht nach ein paar Jahren Umstieg parrat?

    Allerdings habe ich bisher immer den Eindruck, dass sich gerade in Ämtern und Behörden die Clients und die Software (hinsichtlich Funktionalität) gut umstellen lassen. Meist geht es ja um Office-Applikationen oder Applikationen, welche gut und gerne auch als Web-Applikationen laufen können. Die Geschäftsprozesse MÜSSEN eindeutig festgelegt sein (z.B. Beantragung eines Führerscheins), dadurch kann man es gut in IT verpacken... und dies sind imho eher Workflow-orientierte Applikationen.

    In größeren (produzierenden) Konzernen ist das (wiederum imho und nach meiner bisherigen Erfahrung) weniger der Fall... zumindest nicht in diesem Ausmaß. Wenn sich kurz vor dem Abschluß der Entwicklung die Marktlage geändert hat, dann wird aus diversen Gründen oft vom eigentlichen idealen Prozess abgewichen. Dann nützt die beste IT nichts.
    Weiterhin gab es in den letzten Jahren im CAD-Umfeld ein Umstieg von teuren UNIX-Workstations hin zu Windows-Clients (Rechenleistung stieg, Gesamtkosten in diesem Umfeld sind gesunken). Das jetzt "kurzfristig" abermals umzustellen und dabei die Kompatibilität sicherzustellen ist nicht einfach. Auch müssten Datenbestände migriert werden...

    Überlegungen bei den größeren DAX-Konzernen im produzierenden Bereich gab/gibt es bestimmt. Aber bisher scheint es sich noch nicht zu rechnen (wer ist umgestiegen?) oder der Druck war noch nicht hoch genug.

    Aber wie gesagt... wenn von den Unis genug Leute mit entsprechendem Know-How nachwachsen, und zwar nicht nur auf dem IT-Umfeld, sondern auch und gerade bei den End-Anwendern, dann ändert sich dies vielleicht...

  • Zitat

    Original von gaehnchen
    Hast Du zufällig mal einen Erfahrungsbricht nach ein paar Jahren Umstieg parrat?

    Leider nicht. Wenn es läuft, dann läuft es halt, das interessiert keinen. Wenn was schief läuft, dann wird gerne berichtet. Hat vielleicht was mit Schadenfreude zu tun.