Ripperton "Lost in colors"

Track Rating
5.3 / 6
(4 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!


    Während andere sich in vielfältiger Weise über den „aktuellen Stand der Dinge“ den Kopf zerbrechen, möchte ich derweil doch lieber wieder einmal meinen Ruf als Rezensionsprosaiker untermauern, wofür ich heuer der überaus pittoresken Schweiz einen seltenen Besuch abstatten werde. Dort wartet bereits Raphaël Ripperton, den ich aufgrund seines frankophonen Namens genauer gesagt in der Romandie vermute, auf den geneigten Tellerrandphlegmatiker, um diesen mit seiner neuen EP auf Systematic Recordings gepflegt an der melodieseligen Nase herumzuführen. Das Ganze ist zwar als Minialbum tituliert, welches neben vier taufrischen Stücken insgesamt auch drei Remixe von solch illustren Gestalten wie Petar Dundov, Robert Babicz und Max Cooper enthält, für die werte Trancegemeinde werde ich den Fokus jedoch auf den wunderbar atmosphärischen Titeltrack Lost In Colors legen, da der Rest mit seiner deephousig-technoiden Weltanschauung dann sogar für meinen Geschmack etwas zu sehr vom hiesigen Forum entfernt agiert. Nichtsdestotrotz sind auch I Haven’t Seen Much, Farraway und Flume keineswegs Machwerke, die ein vielseitig interessierter Genregrenzen-Ächter unter den Tisch kehren würde… ;)


    Der Original Mix, welcher zudem den Untertitel Tobias Welcome Song trägt und somit in meiner Interpretation möglicherweise als äußerst herzliche Erdbegrüßung für den Ripperton-Nachwuchs entstanden ist, versteht sich auf jeden Fall als gesunde Mischung aus minimaltechnoiden und ambienten Versatzstücken, welche in kooperativer Einheit wundersam-winterliche Schwebezustände anstreben. Die Umrandung des Tracks in subtil gestrickter Intro/Outro-Manier sorgt in diesem Zusammenhang dafür, dass der gemeine Hörer nicht wie sonst zumeist in den ersten Augenblicken eines Tracks jäh mit einer Kickdrum allein im Wald steht, sondern auf einem mit zwielichtigen Effekten sowie einer bedrückend arrangierten Klangfläche gepolsterten Pfad sanftmütig in das Geschehen hineingeführt wird. Im Hintergrund machen sich dabei zwar schon recht bald die ersten Andeutungen des Drummings bemerkbar, richtig Fuß fassen kann zunächst jedoch nur eine stakkatiert groovende Bassline, ehe im weiteren Verlauf schließlich auch kein Weg mehr an der Einkehr eines trockenen Beats vorbeiführt, welcher sich sogleich in gelungener Art und Weise mit der Klangfläche arrangiert und im Folgenden bereits erste Anzeichen für eine Verdichtung der Melodieebene zu streuen gedenkt. Dafür verantwortlich zeigt sich vor allen Dingen eine herrlich zurückgelehnt gestaltete Tonfolge, welche nicht nur mit der sphärisch gehaltvollen Portion Nachhall ausgestattet ist, sondern auch mit ihrer klanglichen Feinjustierung zu überzeugen weiß. Dezent anschwellend lässt sich ihr Eingang in den hiesigen Track charakterisieren, der die Melodieebene von der Bassline galant umgrooven lässt, ehe das anstehende Break der schlichten Schönheit der Melodieelemente einen verdienten Sololauf gönnt. Damit dieser jedoch nicht allzu einseitig verläuft, türmt sich die Klangfläche aus dem Untergrund urplötzlich zu einer Sirene auf, welche in dieser Formation allerdings keinesfalls mit dem handelsüblich eingesetzten Pendant gleichzusetzen ist. Kickdrum und glockenspielartige Melodietöne im Einklang locken im Anschluss sogar einige gedämpft gesetzte Streicher auf den Plan, bevor in der nächsten Phase wieder die Bassline das Ruder im Untergrund übernimmt und die prägenden Melodielinien kurzzeitig zugunsten der Rückkehr der bedrückenden Hintergrundklangfläche aus dem sphärisch betulichen Spiel nimmt. Abwechslung wird jedoch weiter großgeschrieben, sodass während eines alsbald initiierten Quasi-Breaks erneut die unmissverständliche Sirene von der komplettierten Melodieebene heraufbeschwört wird und damit die intensitätsreichste Episode des Ganzen beschließt. Drummingorientiert auf der Zielgeraden dauert es allerdings nicht mehr allzu lang, bis das anfangs bereits erwähnte Outro das Stück mit alternativen Ausfransungen der bekannten Melodieelemente zu verdienten 5,25/6 führt. :D


    Eine Mischung aus Deep und Progressive House peilt anschließend der Robert Babicz Remix an, welcher einmal mehr dem typischen „Babiczstyle“ frönt und damit Sympathisanten dieses charakteristischen Klangimperiums womöglich noch etwas mehr ansprechen dürfte als das Original. In besonderem Maße sei hierbei auf die höchst hörenswerte Einarbeitung fragmentarischer Auszüge der bekannten Melodieelemente in ein deutlicher progressiver angelegtes Trackambiente hingewiesen, sodass bereits zu Beginn sowohl die glockenspielartigen Tonfolge als auch Streicher und Sirenen im Vordergrund einer kastrierten Bassline zum Zuge kommen und die selten anzutreffende sphärische Kombination aus Mystik und Entspannung zum Laufen bringen. Während der Vervollständigung des Drummings wird der Melodiepart zwar wieder etwas zurückgefahren und auf ein repetitives Klangband aus Originalbauteilen im Hintergrund reduziert, schon im ersten Kurzbreak erhält jenes jedoch druckvolle Unterstützung durch die Andeutung einer alternativen Synthietonfolge, welche im weiteren Verlauf allerdings zunächst einmal auf Sparflamme geschaltet wird, sodass genug Zeit und Raum bleibt, um die feinjustierten Originaltöne aus ihrem Nebendarstellerdasein herauszufischen und mitsamt einer alsbald langsam aber sicher ebenfalls in den Vordergrund gelenkten Bassline aus feinsten Wabergroovezutaten an die Spitze des Feldes zu schicken. Ein weiteres Synthiezitat leitet schließlich das Break ein, welches den aus dem Original bekannten Streicherzusätzen eine dezente Anschwellaktion nahelegt, ehe im Anschluss Sirene und Bassline in kontrastreicher Manier eine deutlich offensivere aufs Parkett legen. Das Wiedereintreffen des Drummings geht zwar dann mit einer Reduzierung auf die Deepness des Stücks einher, diese erlaubt dem Ganzen jedoch immerhin noch eine angenehm progressive Verdichtung der Melodieebene auf der in Sicht kommenden Zielgeraden, wobei hier unbedingt noch einmal die großartig wabernde Bassline, welche ihren Job mehr als perfekt beherrscht, hervorgehoben werden muss. Die Distanz zum Original stellt sich insgesamt gesehen zwar als nicht allzu groß heraus und auch die alternativen Synthieschleicher hätten für meinen Geschmack ruhig noch etwas ausgiebiger herbei bestellt werden können, für nicht minder überzeugende 5,25/6 reicht es dennoch allemal aus. :yes:



    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Ja den Herrn Ripperton hab ich auch schon länger aufm Schirm.


    Die Nummer weiß durchaus zu gefallen.
    Wobei das Release insgesamt schon recht chillig daher kommt, weshalb sich beide Mixes wohl eher fürs Opening oder die Afterhour am Sonntagnachmittag nach einer langen Partynacht eignen.
    Am ehesten für die Maintime wäre wohl der Babicz-Mix, der kommt insgesamt druckvoller daher und liegt für mich in der Bewertung knapp vor dem Original.


    4,5/6 fürs Gesamtpaket.

  • Der Mann hat sich vor Jahren aus meinem Fokus bewegt. Damals, als er noch bei BC war, hat man noch so einiges mitbekommen. Täuscht mich mein Eindruck oder hat er seine Experimentierwut gegen solides Handwerk eingetauscht? Das klingt inzwischen überaus tanzbar. Ansonsten ist für mich das Original besser. Robert macht da zwar eine druckvolle Nummer draus, aber das Original passt einfach besser zu meiner leichten Dub Tendenz.
    5/6

  • Der Original Mix von "Lost in colors" spiegelt genau den Sound wider, auf den ich grad so abfahre! Fein herausgearbeitete Instrumente, eine wunderbar tiefe und luftige Bassdrum, frische Sounds und eine hypnotisierende Melodie. Elemente, die ich in der Tranceszene schon so lange vermisse!

  • Klingt ganz nett, wobei mich dieses Release nich völlig aus den Latschen haut. Insbesondere vom Robert Babicz Remix bin ich ein klein wenig enttäuscht, wo er mich mit seinen Sachen sonst immer komplett flasht. Wie gesagt, ganz ok dieses Release.

  • Vor ein paar Tagen hab ich erst noch nach Neuigkeiten aus dem Hause Ripperton gesucht und bin nicht fündig geworden.
    Schicke EP, die hammer hier wie immer in wunderbar blumigen Worten vorstellt, von der einiges gleich bei mir im Warenkorb und anschließend auf der Festplatte gelandet ist.
    Der verträumte Sound ala "Lost in Colors" und der housige Beat ala "Haven`t seen much" lässt das Tanzbein schwingen und entspricht im Moment genau meinem Gefühl von ausgesprochen guter elektronischer Musik. Die anderen beiden Originale fallen ein wenig ab, Max Cooper weiß dann wieder mit seinem verspulten, gleichzeitig melodischen "A Skilift upstairs the sleeping City" Remix zu gefallen.
    Der Robert Babicz Remix kann mit den aufgezählten Nummern nicht mithalten. Für die gesamte EP daher vielleicht nur 4,5/6, für Lost in Colors, Haven`t seen much und A Skilift upstairs the sleeping City gibt`s volle Punkte!