Dusty Kid "Beyond that hill"

Track Rating
5.3 / 6
(6 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!


    Was bin ich vor zwei Jahren angesichts des Debütalbums des italienischen Produzenten Paolo Alberto Lodde alias Dusty Kid doch ins Schwärmen geraten! Angeführt von America, dieser ganz und gar herausragenden, epischen Ode an die Techno-Freude, brachte es der Mittelmeeranrainer dabei aus dem Stand fertig, ein wunderbar heterogenes und in sich stimmiges Opus zu erschaffen, das den geneigten Hörer selbst beim zigsten Durchlauf ohne Umschweife mit auf eine wunderbar abwechslungs- und facettenreiche Reise zu entführen in der Lage ist. Letzterer Umstand wird zwar heutzutage auf unzähligen Promobeipack-Waschzetteln der Plattenfirmen leider geradezu inflationär als Floskel für fast jedes Album missbraucht, bei „A Raver’s Diary“ passte die Formulierung dennoch ausnahmsweise einmal wie die Faust aufs Auge, um mal kurzzeitig im Phrasenbereich zu verbleiben. Warum ich all diese (mehr oder weniger bekannten) Kamellen noch einmal aufwärme, dürfte der aufmerksame Leser sicherlich schon längst erahnt haben, hat Dusty Kid mit Beyond That Hill doch vor einigen Wochen bereits das Nachfolgemachwerk ins Rennen geschickt, welches seinem Vorgänger meines Erachtens in keinster Weise nachsteht, wie die sich mehr und mehr ausbreitenden Hörproben der insgesamt acht neuen Stücke (hüben wie drüben) eindrücklich unter Beweis zu stellen vermögen. Erneut setzt der von der eindrucksvollsten und schönsten Insel des Mittelmeers, dem kleinen Kontinent Sardinien, stammende Signore Lodde auf eine hervorragende Genremischung, welche sich insbesondere durch ihre teilweise fast schon trancig anmutende Melodieverliebtheit in Herz, Seele und Tanzbein der Hörerschaft spielt, jedoch zwischendurch ebenfalls nicht davor zurückschreckt, den technoiden Knüppelstab (in Gestalt von „Polybolo“) auszupacken. Neben repetitiven Tonfolgenstrukturen im Progressive-House-Umfeld wie bei „Nora Nights“, „Jknoussa“ oder der als Vorabsingle bereits bekannten 15-Minuten-Hommage an die sardische Spinnengattung „Argia“ hat sich der Gute mit „That Hug“ als Abschlusstrack mal wieder die ganz große sphärische Geste vorgenommen und in größenwahnsinnigen 23½ Minuten Spielzeit eine derartige Menge Trance in Reinform (+ Acid) eingesponnen, dass jegliche Größe dieser Szene sicherlich vor Neid erblassen dürfte. Als weiterer Glanzpunkt des Ganzen sollte zudem unbedingt das immer mal wieder durchscheinende organische Instrumentarium erwähnt werden, welches in Form von Gitarren, Mundharmonika, Glockenspiel und Klarinette besonders Tracks wie „Cheyenne“ und „Chentu Mizas“ das gewisse Extra verleiht, wobei Dusty Kid letzterem folkig inspirierten Stück schon wie bei „Nemur“ auf dem letzten Album seine Stimme leiht. Summa summarum haben wir es hier für meinen Geschmack auf jeden Fall mit einem weiteren absoluten Glücksgriff für das Kölner Label Boxer Recordings zu tun, welcher so weit von einem Abklatsch von „A Raver’s Diary“ entfernt ist wie Lady Gaga von Authentizität und daher baldigst sowie unweigerlich den Weg in mein CD-Regal finden wird. Einzig das komplett schwarz gehaltene Cover hätte ruhig etwas kreativer gestaltet werden können… ;)


    Tracklist
    01. Nora Nights
    02. Jknoussa
    03. Argia
    04. Chentu Mizas
    05. Beyond That Hill
    06. Polybolo
    07. Cheyenne
    08. That Hug


    :huebbel:



    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Wieder einmal eine sensationelle Review, die mich auf zwei wundervolle Tracks hat stoßen lassen. Diese möchte ich aber nocheinmal besonders hervorheben. Zum einem wäre das Chentu Mizas welcher ganz besonders mit einen muntamonika part hervorsticht. Und zum andreren wäre das der Track Cheyenne der durch sein Glockenartigesspielt einen zu verzaubern weiß und absolut perfekt in die kalte Jahreszeit passt. Deshalb gibt es auch alleine schon für dieses Admosphärische Stück die volle Punktzahl!

  • Phänomenales Album :D
    Der einzige Track, mit dem ich mich nicht so recht anfreunden kann, ist "Polybolo", das ist mir ein wenig zu monoton. Sonst aber ist das Album allerehrste Sahne ("That Hug." ist wirklich ein grandioser Abschluss!)
    5,5/6 gibts von meiner Seite.

  • Wieder einmal ein lang ersehntes Album. Meiner Meinung nach nicht ganz so stark wie der Vorgänger, da mir einfach die Nummern fehlen, die mich aufgrund ihrer Schönheit sofort anspringen, auch wenn ich sie das 100x höre.
    Der Zugang zu diesen Stücken gestaltet sich hingegen schwieriger. Die ein oder andere Nummer hat sicherlich Potential, dass es ausgiebig zu würdigen gilt, aber dieses hat einer meiner Lieblingsitaliener ausnahmsweise mal geschickt versteckt.
    Die Scheibe muss ich mir noch einmal in einem gemütlichen Zustand mit einem vorzüglichen Tee und einem guten Buch zu Gemüte führen.
    Eins ist für mich aber jetzt schon klar: Zum Album des Jahres taugt das Teil nicht.

  • Ich hab das Album jetzt ein paar Mal gehört. Und finde es anders als Skuz auf gleichem Niveau wie den Vorgänger "A ravers diary". Das liegt vor allem daran, dass das Gesamtpaket meiner Meinung nach hier ein runderes Gesamtbild ergibt. Beim Vorgängeralbum waren zu viele Lückenbüßer drin. Hier gibt es deutlich mehr Nummern, die mir richtig gut gefallen. Das sind vor allem Argia, Nora Nights und That Hug. Das sind auch die längsten Nummern, wovon vor allem That Hug mit seinen 21 Minuten alles andere als üblich ist. Ähnlich wie America schaffen es die drei Nummern über einen langen Zeitraum sich immer neu zu erfinden und wieder ein bisschen anders zu klingen, ohne dass sie langweilig werden.
    Zudem weiß Chentu Mizas noch sehr zu gefallen, auch wenn es beim ersten Hören wie ein Abklatsch von Nemur (Wall of Guitars) klingt. Allerdings ein durchaus gelungener. Vor allem der grandiose Mundharmonikaeinsatz gegen Ende gefällt!
    Alles in allem ein sehr gelungenes Album, was weniger "Hau drauf" liefert als "A ravers Diary" und deshalb bei Skuz vielleicht nicht ganz so gut ankommt. Allerdings: Ein ganz großes Album ist es nicht. Dafür fehlt das i-Tüpfelchen. Mit "America" hat sich Dusty Kid allerdings schon sein eigenes Denkmal gesetzt.

  • Puhh dieser Mann ist ein wahrer Meister-Künstler und "Trance" in Perfektion ,auch wenn er sich nicht so nennt ! Schon allein die Länge der Tracks wieder und dieser langanhaltende Soundorgasmus in "That Hug". Zugegeben, die Stücke sind äußerst djunfreundlich produziert ( die langen Stellen zum rein und rausmixen existieren meistens nicht sondern das musikalische Werk beginnt und endet eher wie ein Konzertstück) aber für zu Hause ein echter Hörgenuss. Alles ist wesentlich sphärischer und melodiöser als bei dem Vorgänger. Vom letzten Album habe ich mir nur die Single-Auskopplung "America" als Vinyl geholt. Hier könnte ich glatt das ganze Album kaufen. Hilfe, meine Liste wird lang ! Es kommt soviel geiles Zeug letzte Zeit raus aber die Hälfte von diesem "Real Trance" läuft unter einem anderen Genrenamen. Verkehrte Welt ?

  • Schmunzeln musste ich ja schon, als dieser Thread aus der Versenkung wieder auftauchte und zudem noch Reviews unter expliziter Bezugaufnahme auf mein erstes flüchtiges Review erblickte.
    Festzuhalten ist, dass dieses Album eine rundere, harmonischere Mischung bietet als die Vorgängerscheibe, deren Magie für mich vor allem darin bestand, dass es so traumhaft abwechslungsreich war. Mir fehlt ihr etwas die Abwechslung, bis auf Polybolo lassen sich alle Tracks in eine eher gemütlichere Schublade stecken. A Raver's Diary war chaotisch sympatisch, doch über dieses Chaos scheint er hinweg zu sein und weiß nun was er machen will. Zwar kommen immer einige "Hau drauf" Tracks als Single raus, aber das Album ist dann stringenter geworden als ich es erwartet hatte. Ich finde nicht so viele Überraschungen und daher ist es auch nach mehrmaligem Hören nicht ganz so stark wie der Vorgänger. Das heißt keineswegs, dass es ein mittelprächtiges oder gar schlechtes Album ist - im Gegenteil, es rammt immer noch 99% der in 2011 releasten Alben unangespitzt in den Boden. Der Messlatte und damit die Erwartungen waren eben nur unverhältnismäßig hoch, zumal Apparat ein phänomenal episches Album aus dem Hut gezaubert hat.