Nick Warren "Buenos Aires"

Track Rating
5.4 / 6
(7 Bewertungen)
  • Na endlich! Nach einer gefühlten Ewigkeit und unzähligen Sichtungen in diversen Playlists, hat die "Buenos Aires" nun endlich als Release Nr. 100 das Licht der Welt auf Hope Recordings erblickt. Neben dem schönen Original gibt's zusätzlich noch Remixe von Applescal, Terry Lee Brown Jr. und einem mir nicht bekannten Mike Griego. Wer Nick Warren kennt, der dürfte um seine Vorliebe für schön atmosphärische Nummern bescheid wissen. Und genau das bekommt man hier geboten. Nach der genialen "Blame" von James Zabiela nun also das nächste dicke Gerät. Hier die Hörproben:


    Nick Warren "Buenos Aires"
    Nick Warren "Buenos Aires" (Applescal Remix)
    Nick Warren "Buenos Aires" (Mike Griego Deep Mix)
    Nick Warren "Buenos Aires" (Terry Lee Brown Jr. Remix)


    Als erstes das Original zur "Buenos Aires", das man wohl ohne Probleme als lupenreinen Progressive-House bezeichnen kann. Schon recht früh entwickelt der Track einen angenehmen Groove, der den Track ab da an bis zum Ende begleitet. In der Mitte des Tracks stoßen dann auch Vocals hinzu, die vor allem aufgrund ihres unaufdringlichen Charakters überzeugen. So richtig aufblühen tut der Track aber erst im Break, wo sich die zuckersüße Melodie langsam in den Fordergrund schiebt. Im Hauptteil werden alle Elemente dann in herrlichster Form kombiniert und ergeben ein schönes Ganzes. Eine wunderschöne ruhige Nummer die Nick Warren da gemacht hat. Das macht vorläufige 5,5/6 Punkten.


    Als nächstes kommt der Mike Griego Deep Mix, welcher - oh Überraschung - eine ganze Spur deeper daherkommt. Während der Track sehr ruhig und gechillt startet, macht sich ab der zweiten Minute ein kleiner Schub breit, der sich durch ein wenig mehr Power und einige schräge Sounds bemerkbar macht. Ab da passiert für meine Begriffe allerdings nicht mehr allzu viel, wobei dies hier gar nicht mal negativ gemeint ist. Der Track lebt von seiner unaufgeregten Tiefe, die ihn über große Strecken so vor sich hin laufen lässt. Auf die Vocals wird hier übrigens verzichtet. In Punkto Atmosphäre zieht diese Version in meinen Augen ganz klar den Kürzeren, wobei ich aber immer noch gute 4,5/6 Punkten gebe.


    Als letztes dann der Terry Lee Brown Jr. Remix, auf dem ich im Vorfeld besonders gespannt war. Da mich der Herr immer wieder durch äußerst schöne Tracks überrascht hat, war die Erwartungshaltung hier recht groß. Ganz konnte er diese zwar nicht erfüllen, im Großen und Ganzen gibt's hier aber schöne und erträgliche Kost. Im Gegensatz zu vorheriger Version werden hier zwar wieder die Vocals verwendet, allerdings nur in zerstückelter Form. Der Track selber kommt housig, deep und angenehm locker daher. Große Überraschungen gibt's nicht, stattdessen gleitet auch dieser Track wieder ganz unaufgeregt seine Bahnen. Nicht ganz so gut wie das Original, erhält diese Nummer aber trotzdem ordentliche 5,25/6 Punkten. Gelungener Remix!


    Zum Applescal Remix konnte ich bislang leider noch keine komplette Hörprobe finden. Naja, mal schauen. Bislang waren seine Sachen ja eigentlich immer ganz schön :)

  • Danke für die Vorstellung der "Hope Recordings"-Jubiläumsveröffentlichtung, summer.sun! Hatte zwar auch in den letzten Tagen vorgehabt, Buenos Aires einen verdienten Thread zu gönnen, war aber auf der Zielgerade meiner Diplomarbeit dann doch zu beschäftigt gewesen. Dennoch lasse ich es mir jetzt natürlich nicht nehmen, eine kleine Rezension der insgesamt vier Mixe nachzureichen, Nick Warrens Qualitätslabel zum Hundertsten (Greise sehen anders aus) zu gratulieren und im gleichen Atemzug die Originalversion der argentinischen Hauptstadt über den grünen Klee zu loben - so viel sei vorweg schon mal verraten... ;)


    Schließlich versprüht der Original Mix von Beginn an ein solch herrlich deepes Atmosphärengemisch, dass selbst ein eingefleischter Proghouse-Sympathisant wie meine Wenigkeit ohne Einwände zugeben muss, dass das hiesige Stück runtergeht wie Öl. Im Zusammenhang mit den Produktionen und Sets eines Nick Warren gehört diese Bemerkung zwar zum Standardrepertoire, sollte aber für meinen Geschmack trotzdem hervorgehoben werden, sieht man an gestandenen und ehemals vorwegdenkenden Künstlern im klassischen Trancegenre doch, dass Alter selbstverständlich keinesfalls vor Torheit schützt (dafür 10 Öcken ins Phrasenschwein). Der sympathische Familienvater aus Bristol würde über solche Entwicklungen sicherlich nur müde hinweglächeln (wenn er sie denn wahrnehmen würde), konzentriert sich der Gute doch viel lieber auf das Zusammenbasteln von atmosphärisch würdevollen sowie groove-injizierten Stücken wie "Buenos Aires", welches bereits in den ersten Sekunden mit der Vermählung fragmentiert brodelnder Flächenstücke und deephousiger Tonfetzen auf einem unaufgeregten Untergrund aufmerkenswerte Hinweise auf die weitere Trackentwicklung streut. Zu letzterer zählt dann im weiteren Verlauf nicht nur die Initiierung einer wunderbar zurückgelehnt schunkelnden Bassline, auch weitere spannende Melodieanleihen in Form von alternativen Flächeneinwürfen oder Synthiewolken sind mit von der Partie und verdrängen die wogende Flächenpartie vom Beginn zusehends. Der dabei entstehende Raum wird jedoch stets intensiv weitergenutzt, sodass hinter den folgenden Takten schon das nächste prägende Melodieelement darauf wartet, seine Fußstapfen in der zunehmend dichter gestalteten Klangwelt eindrücklich zu hinterlassen. Der sommerlich entspannte Charakter dieser Tonfolge hat es mir dabei besonders angetan, wobei auch die harmonische Zusammenarbeit mit dem groovenden Untergrund sowie den immer wieder eingeworfenen Flächenstücken nicht unerwähnt bleiben sollte, spielt sich das Ganze doch dadurch mehr und mehr in einen Schweberausch, welcher erst durch die Hinzunahme leicht zerhackstückelter Vocalschnipsel wieder etwas mehr Bodenhaftigkeit zurückgewinnt. Selbige beschwören schließlich nicht ganz umsonst einige deutlich melancholischer anmutende Melodieflächen herauf und verpassen dem Stück eine gute Portion mehr Tiefe, mit welcher die bisherigen Melodieelemente jedoch keineswegs nachhaltig aus ihren angestammten Positionen vertrieben werden, sondern den Track in trauter Eintracht ab dem kommenden Kurzbreak in atmosphärischer Hinsicht noch einmal deutlich intensivieren lassen. Mystische Hintergrundflächen, Synthiewölkchen und die bekannte Hauptmelodiefolge geben sich sodann auf den letzten Metern ein weiteres Mal die Klinke in die Hand und runden "Buenos Aires" in meinen Ohren mehr als gelungen ab - äußerst vielversprechende 5,75/6 sind da nur die logische Folge... :yes:



    Führe ich mir im Anschluss die insgesamt drei Überarbeitungen zu Gemüte, muss ich zwar einerseits zugeben, dass keine einzige wirklich an das Original heranreichen kann, andererseits ist festzuhalten, dass auch hier stets mehr als solide Kost geliefert wird, welche mit Herz, Seele und Verstand ausgestattet sicherlich nicht nur meine Gehörgänge zu schmeicheln imstande ist:


    Unverkennbar einige Gänge heruntergeschaltet wird beispielsweise im Mike Griego Deep Mix, dessen unaufgeregt repetitive Ader sich nicht nur in einer Spieldauer von mehr als zehn Minuten, sondern auch in der gekonnt entschleunigten Verquickung einiger Originalmelodielelemente mit deephousig inspirierten Alternativtonfragmenten, -flächen und -stücken widerspiegelt. Zudem besitzt der Mix das seltene Privileg, trotz nicht wirklich ausgeprägt gehaltenem Abwechslungsreichtum einen überaus großen Bogen um diverse Plätschervorwürfe zu machen und stattdessen in angenehm progressiver Manier immer mal wieder einige unscheinbar wirkende, aber entscheidende sphärische Verdichtungen vorzunehmen. Mir kommt beim Hören das Bild einer über einem Abgrund gespannten, aber überaus einladenden Hängematte in den Kopf - für alle, die es griffiger mögen, verteilte ich auch gerne überdurchschnittliche 5/6 für dieses Machwerk. Ebenfalls in deepen Gefilden nascht dann der Terry Lee Brown Jr. Remix, der sich im Gegensatz zum Original einer konstanten Vocalfragment-Untermalung bedient, welche der mystischen Ausrichtung interessanter Alternativklangfetzen kaum nachsteht. In gelungener Zusammenarbeit mit einer monotonen Stakkatobassline wird auch hier unverkennbar großer Wert auf die Erkundung progressiver Klanggestade gelegt, welche die bekannten Melodieflächen nur in einem Kurzbreak äußerst subtil und kurzweilig zu Wort kommen lassen, ehe die Vorliebe für geheimnisvoll entrückte Stimmungen wieder die Oberhand gewinnt und die Vergabe imho verdienter 5/6 manifestiert.


    Mit einer wesentlich druckvoller gestalteten Überarbeitung weiß der Applescal Remix (Hörprobe hier) zum Abschluss dann all diejenigen, die in den bisher vorherrschenden, deepen Weiten elektronischer Musik kurz davor waren, sich zu verirren, in überzeugender Manier auf den richtigen Pfad zurückzuführen. Denn auch wenn zunächst mit einigen bekannten Elementen angebandelt wird, die im Vergleich zum Original etwas verschrobener fragmentierten Vocalschnipsel geben schließlich den Startschuss für die Entfaltung eines aus den Versatzstücken der Originalflächenstücke zusammengeschraubten Loop-Basslineverschnitts, auf welchem die Vocals sich in immer neuen Zerhackstückelungsposen sichtlich wohlzufühlen scheinen. Ausgenommen von einigen Momenten, in denen eine trockene Alternativbassline an die Stelle des ansonsten dominierenden Untergrundantriebs antritt, hält sich die Abwechslung hier jedoch leider in Grenzen, sodass ich im Endeffekt kritisieren muss, dass Applescal das Potenzial seines Remixes nicht wirklich auszuschöpfen vermag. Gut angefangen, aber nicht konsequent zu Ende gedacht - für mehr als 4,5/6 reicht's somit nicht! :hmm:

Zugeordnete Künstler