Andrew Bayer "Distractions EP"

Track Rating
5.4 / 6
(5 Bewertungen)
  • Normalerweise überwinde ich mich nicht einen Thread in der Tracks Sektion zu eröffnen, aber da keiner dieser tollen EP Beachtung schenkt, musste ich es nun doch wagen, aber halte mich kurz. :D


    Der neueste Erguss der Anjunadeepfraktion ist mal wieder nen Highlight.
    Alle 4 dieser wirklich durchdachten und atmosphärischen Tracks sind eine Wohltat!
    Klare 5,5/6 von mir!


    https://www.beatport.com/de-DE…/326991/Distractions%20EP

  • Und immer noch scheint die Beachtung dieser für meinen Geschmack mehr als gelungen zu bezeichnenden Trackzusammenstellung von Andrew Bayer zu Wünschen übrig zu lassen, führe ich mir die bisher äußerst überschaubare Anzahl an Antworten in diesem Thread zu Gemüte. Dabei schickt der amerikanische "Signalrunners"-Mitbegründer doch mit seiner Distractions EP gleich vier taufrische Stücke in die Manege, welche zwar allesamt auf demselben Melodiethema aufbauen, jedoch mit einer nicht für möglich gehaltenen Vielseitigkeit an diese Aufgabe herangehen, dass dem geneigten Hörer die Kenntnis über die gemeinsame Basis zuweilen fast vollständig abhanden kommt. Von Plagiaten kann hier also keinesfalls - ich betone keinesfalls - die Rede sein... :p


    Die unvoreingenommenste Herangehensweise an die hiesige EP gebührt überraschenderweise dem Movement 1, welches die Hörerschaft bereits in einem entspannt geratenen Intro an eine Melodieebene aus leicht mystisch agierender Flächenarbeit sowie nach vorn stolzierender Stakkato-Tonfolge heranführt und diese im Anschluss in Zusammenhang mit einem minimalistisch anmutenden Untergrund an diverse Intensitässzenarien ausliefert. Dazu gehören sowohl erhaben arrangierte Anschwellaktionen als auch mehrere Kurzbreaks, in denen sich das Ganze immer wieder atmosphärisch aufplustert, ehe das sich dazugesellende Drumming zumeist nur die repetitiv nach vorn zeigenden Stakkato-Melodietöne in seiner Nähe duldet, wenn im Hintergrund auch immer wieder einige interessante Annäherungsversuche der Flächenstücke initiiert werden. Erst im letzten Drittel, wenn die bisher überaus konstant auf den besten Plätzen des Tracks gehaltene Melodiefolge ins Abseits gedrängt wird, darf die sphärische Komponente wieder etwas ausgiebiger ihre Kreise in den unaufgeregten Tonebenen vom Nebenschauplatz ziehen, bevor ein subtiler Rückbau gestandene 4,5/6 am Horizont erspäht und das Ruder schließlich weitergibt an das Movement 2, welches zudem als einziges Mitglied der EP das Privileg genießt, in den erlesenen Kreis der gerade erschienenen Anjunadeep:03 erhoben worden zu sein. Deutlich tranciger gehalten als sein Vorgänger baut diese Variante nun das sphärische Dichtepotenzial deutlich aus, ohne allzu viel von der vorherrschenden progressiven Grundhaltung verloren geben zu müssen. Das beginnt bereits bei der wunderbar beruhigenden Einleitung der bekannten Flächen, welche sich nicht nur mit leicht scheppernden Drummingeffekten, sondern auch mit einer schön wabernden Bassline sowie einem immer mal wieder eingeworfenen, herausragenden Alternativmelodiefragment bestens zu arrangieren wissen. Desweiteren schnellen alsbald die ersten Tonzungen einer auf der bekannten Stakkatotonfolge aufbauenden Melodieabwandlung in den Vordergrund, welche in Kooperation mit einer Elektrisierung der Bassline schließlich ein entrückt flächiges Break heraufbeschwören - umgeben von solch einer schwebenden Umgebung üben sich erstere jedoch wieder in Zurückhaltung und übergeben das Zepter lieber an die nun stetig offensiver eingesetzten Alternativmelodiefragmente. Eine gute Wahl insbesondere hinsichtlich der atmosphärischen Dichte und Wärme, welche zusammen mit dem Untergrund auf der Zielgeraden noch einmal aus dem Vollen schöpfen und schlussendlich nicht weniger als verdiente 5,5/6 auf die Stirn tätowiert bekommen. :D


    Movement 3 indes geht seine Sache dann nicht nur eine gehörige Schüppe düsterer an, sondern probiert sich auch in einer drückend-progressiven Manier an der Melodiebasis aus, sodass beispielsweise die bekannte Stakkatotonfolge nun in wunderbar verspulten Fragmenten durch den Raum geistert und dabei Tor und Tür für den Empfang einer schiebenden Basslinewand aus elektroiden Gefilden öffnet. Die Melodiestücke lassen sich zudem von den sporadisch inszenierten Anschwellaktionen des Untergrunds nicht unterkriegen und bieten munter in der Verdichtungsentwicklung des Stücks mit, ehe auf dem anvisierten Höhepunkt für ein anstehendes Break erst einmal wieder etwas Druck herausgenommen wird. Der brodelnde Charakter bleibt dem Ganzen dort allerdings in jedem weiteren Moment erhalten, sodass sich aus dem sumpfigen Basslinewand-Morast alsbald immer deutlicher einige sägende Synthietöne herausschälen können, welche in Zusammenarbeit mit einer zufällig anwesenden Effektwolke sowie den wiedergenesenen Melodiefragmenten eine weitere gelungene Anschwellaktion aufs Parkett legen. Kontrastreich minimalistisch präsentiert sich das Ganze dann in den ersten Augenblicken der Kickdrum-Rückkehr, wenn nur die verstrahlten Melodieandeutungen in herrlich ungenierter Art und Weise auf dem düster grummelnden Untergrund schwimmen, sodass eine letzte etwas weniger stark zu charakterisierende Intensitätssteigerung das Stück mit überdurchschnittlichen 5,25/6 entlässt und schließlich Platz macht für das EP-Finale in Person von Movement 4. Da dieses jedoch alles andere als einen Rausschmeißer darstellt, sollte auch hier unbedingt noch einmal die volle Aufmerksamkeit des gemeinen Hörers gefordert werden, wenn sich nach einem entspannt dahingleitenden Intro aus leicht alternativen Flächensegmenten voll atmosphärischen Wohlgefühls ein Breakbeat-Untergrund aus dem Ei pellt und mitsamt allerhand schluffiger Effekte immer deutlicher die Melodieebene herausfordert. Dies lässt sich selbige zudem nicht doppelt auf die Nase binden, sodass langsam aber sicher immer mehr begleitende Synthietöne in flächiger sowie stakkatierter Instrumentierung und einige subtile Glockenspielklänge auf den Plan treten und den Vorfrühlingscharakter der hiesigen Melodiebasis gekonnt unterstreichen. Als atmosphärisches Schmankerl darf im weiteren Verlauf dann sogar die Kiste mit den ätherischen Vocalflächen kurzzeitig aufgemacht werden, ehe ein kleines Break die Elementdichte wieder deutlich zurückfährt, wobei diese Entwicklung allerdings nicht allzu lang aufrechterhalten werden kann. Die Durchsetzungskraft der schwebenden Melodieelemente kennt schließlich im letzten Drittel kaum noch eine Grenze (außer der Kitschgrenze, versteht sich), sodass ich nach einer überaus sommerlichen Klangreise sowie einem wieder etwas wehmütiger inszenierten Outro trotz einer Spieldauer von nur knapp 4 Minuten hier nicht um die Verteilung gerechter 5,5/6 herumkomme... ;)

  • Gerade erstanden !
    Sound & Produktionstechnisch ganz groß !
    Kollege "Hammer" hat quasi schon alles gesagt, danke dafür !


    Dieses Release hat einfach 6/6 Points verdient !


    Edit:
    Eine Besonderheit dieses Releases ist der neben den Einzeltracks "Movement 1-4" enthaltene, knapp 30minütige, "Seamless Mix".
    Suuuuuuuuuuuuper !!

  • Anjunadeep ist letzte Zeit richtig klasse ! Die Rettung des im Moment verdammt schrecklich innovationslos klingenden Trance....Hier werden noch Experimente und clevere Tracks veröffenlicht, so auch die grandiose E.P von Andrew Bayer die mit der poppig Kooperation auf dem letzen BT-Album wenig bis gar nichts zutun hat. Jedes Stück ist ein Juwel und in dem 30 minütigen Seamless Mix wird man auf eine unglaubich tolle musikalische Reise mitgenommen. Ich schätze, es war ein Track den man später in einzelne gesplittet hat. Mir fehlen die Worte aber ich denke Hammer hat schon genug dazu geschrieben. ;)


    6/6

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