Part I
„Geschichte wird gemacht, …
es geht voran“.
Ich war tatsächlich am Überlegen, aus dem 80er Hit der Fehlfarben und Deichkinds „Wer sagt denn das“ in unseren weirden Zeiten eine kleine Geschichte im Zusammenhang mit der Nature One und unserer Musik herzustellen.
Nennt mich alt, ich hatte und habe einfach keinen Bock, unsere Musik dafür zu ge-/missbrauchen.
Ich persönlich glaube, dass unsere Musik schon immer klar für eine Sache stand und steht, nämlich „Love, Peace and Unity“.
Das Nike es sich dbzgl. nicht nehmen ließ und den wohl hässlichsten Schuh in Reminiszenz an die „Berliner“ Technokultur kreierte, Geschenkt. Schafften sie es doch noch nicht mal, den Slogan unserer Kultur richtig zu übernehmen. Tja, was will man machen, wenn man nur zwei Füße hat.
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Schaut man in die Top 100 von 1995 (Chartsurfer), so sieht man schon die ersten und deutlichsten Ausläufer unserer Musik, auch wenn es sich dabei um die kommerziellsten handelt. Vier aus der Zeit waren sogar auf der diesjährigen Nature One anwesend; Charly Lownoise & Mental Theo, DJ Hooligan/Da Hool und Jam. Sie vertraten „uns“ in den Charts mit „Wonderful Days“ (... es gibt keine vernünftige Version des "alten" Rave-Hits auf den klassischen Portalen ), „Rave Nation“ und Yello’s „You gotta say yes to another Excess”. Dazu später mehr.
Die Hinfahrt gestaltete sich etwas eintönig, dies lag weder an der Musik, die ich abspielte, noch an der Autofahrt an sich, sondern an meiner Einstellung. Lange Autofahrten sind für mich einfach nur noch Zeitdiebe. Im Hintergrund lief der für mich immer noch grandiose Megamix von Bonzai Records aus dem Club X. Eingespielt wurde er von DJ Yves. Unterstützt wurde er dabei von Tijs Verwest, besser bekannt unter dem Namen Tiesto. Mit nickendem Kopf bei 160BpM lässt sich die Zeit ganz gut überbrücken. Auch die Klassiker „The First Rebirth“, „The House of House“ und “Let there be House” trugen ihrerseits an Kurzweiligkeit bei. Schließlich sorgten sie zusätzlich für Vorfreude auf die Bonzai Allstars, welche jedoch beinahe enttäuscht worden wäre. Im Anschluss gab es die Trance Nation 94, die Mutter aller Trance-Compilations. Der Mix wurde seinerzeit von Jens Mahlstedt eingespielt. Klassiker von Age of Love, Cosmic Baby, L.S.G. (Oliver Lieb), Paragliders (Oliver Lieb), Microwave Prince, X-Dream included. Danach gab es noch das Konzeptalbum “Fabric pres. Kölsch”. Endlich angekommen, traf ich mich mit meinen Mitstreitern und wir reihten uns in die Schlange der Camper ein. Irgendwie dachte ich in dem Moment an Pachanga Boys‘ „Time“. Auf Twitter wurden Wartezeiten von 3h gemeldet, Paule bot ein Meet-and-Greet an und als Antwort darauf sah ich wohl den härtesten PvD-Fan. Er trug/trägt ein Tattoo mit Pauls Konterfei auf der Wade.
Nach einer katastrophalen Einweisung haben wir doch noch etwas Platz für unsere Zelte und unser Pavillon gefunden. Nachdem wir es uns endlich gemütlich machen konnten, neigte sich der Donnerstag auch dem Ende zu. Alle Felder übrigens gefüllt. Am Freitag stellte sich heraus, dass wir glücklicherweise die Drumcode-Ecke erwischten. Schräg gegenüber wurde wirklich gute Musik gespielt. Dauerbrenner und für mich wohl der Konsens-Track der Nature One war Adam Beyer & Bart Skils‘ „Your Mind“. Dieser Track lief sogar bei den Dixis. Was jedoch zuweilen nicht meine Stimmung hob, da ich mich fragte, wie hoch eigentlich Schei*“%&? gestapelt werden müsse, um abgesaugt zu werden? Unabhängig davon; Leute, bei – Achtung Ekeltrigger – Blut im Stuhl, geht bitte zum Arzt! Und zwar unverzüglich! Bei einem Rundgang wurden die Wogen und Ekelrezeptoren wieder geglättet und ich freute mich über die Niederländer auf Baufeld 13. Beständigkeit kann etwas sehr Schönes sein. Ständig schallte mir diese belanglose Dance-Nummer „Lalalalalala…“ entgegen. Das einzig coole „Lalalalalala“, welches ich kenne, ist das hier: Klick
Gegen 1930 machten wir uns auf den Weg, um Ronski Speed zu sehen. Sämtliche Hinweisschilder übersehend kehrten wir auf der Hälfte der Strecke um, um die Camping-Tickets mitzunehmen. Was für ein Blödsinn! Nun ja, ich bin harmoniesüchtig und gehe sinnlosen Diskussionen bereits im Vorfeld aus dem Weg. Somit verpassten wir einen wunderbaren Einstieg. Wir bekamen lediglich die letzten 10min von Ronski Speed mit. Leider. Gefielen mir die letzten Minuten sehr. Zum Schluss gab es Paul van Dyks „Music rescues me“.
Warum er nur 1h ran durfte und der folgende DJ 1,5h, namentlich Ruben de Ronde, bleibt für mich mehr oder weniger ein Rätsel. Sicherlich liegt es wohl daran, dass er, also der Ruben, den Gebieter mit neuen Haaren des „State of Trance“ in seiner medial neu ausgerichteten Show unterstützt. Wie einst Menno. Nun ja. Für meinen Geschmack viel zu viele Vocal-Tracks. Unter anderem auch diesen „Lalalalala“-Song. Ich meine auch tatsächlich eine Version von „Your Mind“ gehört zu haben. Above & Beyond‘s mit Richard Bedford „Northern Soul“ nahm mich dann doch mit. Verstehen die Jungs es doch ganz gut, Vocals im Trance immer etwas besser unterzubringen, als alle anderen. Schöne Nummer. So langsam kam auch das Gruppengefühl auf der Tanzfläche auf, als zu einem Track im „We will Rock you“-Style geklatscht wurde, nichtsahnend, dass es später noch mal auftauchen würde. Leider, leider funktionierte das Mic nicht, was Ruben dazu veranlasste, auf das Pult zu steigen und sich mit Gesten bedanken und verabschieden musste. Passt scho‘.
Cosmic Gate stiegen als Headliner ein und wie durch ein Wunder funktionierte das Mic. Sie starteten selbstredend mit „Come with me“ als Intro. Hier muss ich jedoch zugeben, dass ich lieber Jam & Spoon folge. Was mich wirklich abnervte waren die Mobiltelefoneinlagen. Sorry. Das geht null!!! Nervt mich total ab!!! Ihr seid „groß“, also packt eure verfi“§$%&/ Mobiltelefone weg. Es folgte ein Remix von „Need to feel loved“. Ohh, wait. Eine Adaption des Klassikers von Reflekt, nur mal kurz den eigenen Namen und eine andere Sängerin genommen. Tja.
Genug gesehen und gehört. Für mich ging es auf den Twenty Five Floor. Denn da wartete Hooligan, sorry, Da Hool. Das Sunshine Live DJ Team beendete ihr Gesabbel mit einem Track. Versöhnlicherweise mit Tillmann Uhrmachers „On the Run“. Es wurde selbstverständlich ausgespielt. Da Hool übernahm das Mic und fragte nur kurz, ob wir Lust hätten, abzuspacken. Was sollte ich antworten? Ich verstand die Frage nicht. Ich freute mich auf das „Space Girl“, „Culture“, „Imagination of House“, …, …, …, …, …, … . Er startete mit „Meet her at the Loveparade“. In irgendeiner Hands-up Version. Hmmmmmm. Es folgte Zombie Nation’s „Kernkraft 400“, ebenfalls in einer Hands-up Version. Hmmmm, hmmmm, hmmmmm. Es war alles total übersteuert und ernüchternd. Es kamen Querschläger von anderen Stages und Bunkern rüber. Besonders vom Airport. Dieser kickte nicht nur mehr und besser, er hatte auch einen glasklaren Klang. Apropos Kicken; Eine ältere Frau bat mich, unbedingt stehen zu bleiben, sie benötigte einen Anker/Fixpunkt. Gentleman, der ich hoffentlich bin, blieb ich stehen. Sie blieb kurz hinter mir, um dann zum Mast zu entschwirren. Irgendwie niedlich. Musikalisch kam dann tatsächlich Modo’s „1,2, Polizei“. Das war es. Enttäuscht war ich raus.
Mich zog es zur Home Base. Es warteten Moonbootica. Vorher waren jedoch Younotus am Start. W-a-s z-u-r H-ö-l-l-e w-a-r d-a-s!!! Eine Funcombo?!? Es liefen SHM, irgendwas mit “… in my Mind …” und zum krönenden Abschluss „Sandstorm“. W-a-s z-u-m G-e-i-e-r!!! Gottlob übernahmen Moonbootica das Ruder und gingen gleich in die Tech-House-Vollen. „Lets go“ war eine klare Tanzansage. Das Set war aus einem Guss. Wuchtig.
Ich musste jedoch nach der Hälfte weiter. Es zog mich, wie eingangs schon erwähnt, zu den Bonzai Allstars. Leider hatte ich kleine Orientierungsschwierigkeiten. Mir fehlte irgendwie die dritte Ebene. So suchte und fragte ich die Bunker ab, um dann genervt und etwas säuerlich auf mich selber festzustellen, dass die dritte Ebene AUF dem Shelter war. Ich kam pünktlich zu „The House of House“, jedoch inzestuös gepaart mit „We will Rock you“. Ich hörte Eminem, ein Mash-up von Sunbeam’s „Outside World“, „Kernkraft 400“ again, „Let there be House” angerissen. Ich war maßlos enttäuscht. Das Label hat so viele Klassiker und war ein Schwergewicht in den 90ern. Bonzai Trance/Progressive ist immer noch für eine Überraschung gut und dann so etwas. Ich war traurig. Während mich die Melancholie umarmte und ich im Hintergrund ATB in das Mikrophone brüllen hörte, wurde vor mir gedöpt. Ich fühlte mich irgendwie verloren. Ich dachte an „The First Rebirth“, ich dachte an meine Bonzai-Platten, die CDs, den Megamix, welchen ich in meinem Technics Portable CD Player rauf und runter und überall hörte. Und dann sowas. Zum Schluss wurde tatsächlich noch „The House of House“ und „The First Rebirth“ gespielt. Immerhin. Der Nachfolger Franky Kloeck mixte gekonnt Commander Tom’s „Are am eye?“ rein. Nice. Während ich enttäuscht und ermattet wegging, hörte ich immer leiser werdend Dune’s „Hardcore Vibes“.