Da hat sich die Bundesregierung nun nach langem Hin und Her dazu entschlossen, Opel vor der Insolvenz zu bewahren und lieber 1,5 Milliarden Euro hineinzustecken und da wir im Wahlkampf stecken, tönen die Rattenfänger Steinmeier und Müntefering, dass das doch so jetzt auch bei dem bedrohten Handelskonzern Arcandor vonstatten gehen soll.
Sicher geht es hier um tausende Arbeitsplätze (und auch Wählerstimmen), aber ob die Konzepte zukunftsträchtig sind, muss erst noch bewiesen werden. Und was ist, wenn Opel am Ende doch scheitert, weil das Unternehmen jahrelang missgewirtschaftet hat? Wer kommt für die 4,5 Milliarden Euro Bürgschaft auf, wenn das Unternehmen schief läuft? Der Steuerzahler.
Neben Wirtschaftsminister Theodor zu Guttemberg ist auch der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Klaus Zimmermann ein scharfer Kritiker der getroffenen Vereinbarung mit dem Zulieferer Magna (die wohl ihre eigene Wirtschaftlichkeit bedroht sahen, da ihnen drohte, ein wichtiger Abnehmer wegzufallen) und ein Befürworter einer kontrollierten Insolvenz, da bei einer solchen "die Dinge konsequent offen gelegt werden würden". So gibt man Opel die Möglichkeit so weiterzumachen, wie bisher und wenn es dumm zugeht, stehen wir in ein paar Monaten oder in einem Jahr vor dem gleichen Problem...
Zudem stellt sich die Frage, wo hier die Grenze gezogen werden soll? Ist ein Arbeitsplatz bei einer Firmenpleite eines mittelständigen Unternehmens mit 50 Angestellten weniger wert? Was ist mit einem Tante Emma-Laden, der seine Rechnungen nicht mehr zahlen kann? Ist diese Arbeit wertloser als die, die Opel-Angestellte verrichten? Wer hier mit Ja antwortet, sollte sich Gedanken um seine Wahrnehmungsfähigkeit machen. Warum sollen dann derartige Betriebe nicht auch mit Staatsmitteln unterstützt werden? Wo verläuft die Grenze zwischen staatlicher Hilfe und staatlicher Ignoranz?
Irgendein Unionspolitiker meinte, es handele sich hier um eine "Freibier-für-alle-Mentalität" und sogar der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Schneider spricht von Fehlern, die so keinesfalls noch einmal wiederholt werden dürfen.
Und so haben wir das Dilemma, dass sich Teile der SPD nun wahlkämpfend aus dem Fenster lehnen und Staatshilfen versprechen, um doch noch den ein oder anderen Prozentpunkt bei der längst schon verloren geglaubten Bundestagswahl herausholen zu können, obgleich das Gesicht von Peer Steinbrück beim Blick auf den Haushalt 2009 Weltuntergangsstimmung verbreiten sollte.
Eine moralische Verwerflichkeit, die im Moment seines gleichen sucht.

Opel und andere Geister, die ich rief...
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Ein verdammt kompliziertes Thema. Der Staat gibt Opel das Geld ja nicht in die Hand, sondern trägt die Bürgschaft für Kredite, die Opel sonst nicht bekommen würde. Sollte Opel scheitern, dann zahlt -wie du richtig gesagt hast- natürlich am Ende der Steuerzahler.
In der Krise kommen auch andere große Unternehmen wie der Handelskonzern Arcandor in Schwierigkeiten und die Rufe nach Vater Staat werden immer lauter. Im Wahlkampf kann sich kaum eine Partei leisten "leichtfertig" mit tausenden von Arbeitsplätzen umzugehen und da sagt man gerne mal ein Bürgschaft zu, um sich als Wirtschaftsretter zu präsentieren.
Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt Arbeitsplätze zu erhalten (bzw sogar zu schaffen) und da ist so eine Bürgschaft eigentlich der richtige Weg. Die Verkaufszahlen bei Opel sind ja nicht schlecht und sofern die Aussichten gut stehen, dass Opel eine Zukunft hat, finde ich die Vergabe einer staatlichen Bürgschaft auch nachvollziehbar.
Andererseits kann und darf es nicht sein, dass nur großen Unternehmen, an denen viele Arbeitsplätze hängen aus der Patsche geholfen wird und die kleinen und mittelständischen Betriebe bleiben auf der Strecke. Man kann aber auch nicht allen helben? Wo die Grenze ziehen?
Ein Unternehmen ist ein Unternehmen und wenn im Management Fehlentscheidungen getroffen werden oder Entwicklungen verpasst wurden, dann ist es eigentlich nicht die Aufgabe des Staates (und am Ende des Steuerzahlers) dafür gerade zu stehen!
greetz West
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Ich bin selten im politischen einer Meinung mit Andreas, aber beim Thema Opel sehe ich die Rettung sehr kritisch. Ein Autohersteller der seit mehr als einem Jahrzehnt Autos baut die am Markt vorbei gehen, hat es nicht verdient gerettet zu werden. Das der (für mich nur hässliche) Insignia zum Erfolg wurde, wobei das auch nur eine Momentaufnahme ist, liegt sicher auch an der Umweltprämie und dem ständig durch die Medien gehende Thema Opel. Der Deutsche fühlt sich dann oft verantwortlich und denkt er mache etwas gutes wenn er dann das Produkt kauft.
Das eine Rettung, im Namen der Kanzlerin, auch mal in die Hose gehen kann zeigt auch der Fall Philipp Holzmann, bei dem Schröder als Kanzler große Versprechungen machte und es am Ende dann doch ein Ende des großen Bauunternehmens war, in dem noch Millionen vom Steuerzahler versandet sind.
Wenn ich Opel rette dann muss ich auch Arcandor und Schaeffler sowie zahlreiche kleine Unternehmen retten, rein logisch gesehen. Schade das Herr Merkle das noch noch erlebt hat, eventuell hätte er sich dann nicht vor den Zug geworfen weil er sich auch mit VW Aktien in der Finanzkrise verzockt hat. Frau Schaeffler sollte nach ihrer peinlichen Übernahme von Conti nun erst mal selber mit ihrem Milliardenbesitz haften. Denn eines Fällt immer auf in der Krise. Wenn es um den Erfolg geht dann wollen Manager und Co immer mit den USA mithalten, sobald es aber mal an die Haftung geht dann sollen andere dafür herhalten. In den USA aber haben einige Manager momentan richtig Probleme, da sie von Gesetzt her gezwungen werden mit den privaten Geldern zu haften, deswegen verdienen die Herren auch in den Erfolgszeiten so viel mehr als Deutsche Manager.
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Zitat
Original von Hayden
Ich bin selten im politischen einer Meinung mit Andreas, aber beim Thema Opel sehe ich die Rettung sehr kritisch. Ein Autohersteller der seit mehr als einem Jahrzehnt Autos baut die am Markt vorbei gehen, hat es nicht verdient gerettet zu werden. Das der (für mich nur hässliche) Insignia zum Erfolg wurde, wobei das auch nur eine Momentaufnahme ist, liegt sicher auch an der Umweltprämie und dem ständig durch die Medien gehende Thema Opel. Der Deutsche fühlt sich dann oft verantwortlich und denkt er mache etwas gutes wenn er dann das Produkt kauft.Würd ich so nicht sagen. Ich kenn auch Leute, die sich gerade wegen der Krise bei Opel keinen Opel gekauft haben. Wer will schon einen Neuwagen von einem Autohersteller, der gerade Pleite geht? Diesem Bild hat Opel mit seiner Werbung nur gegengesteuert!
greetz West
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Ein sehr guter Kommentar aus der Süddeutschen:
[URL=http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/wirtschaft/150/470695/text/]http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/wirtschaft/150/470695/text/[/URL]
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Ich muss gestehen: Guttenberg hat bei der Thematik Opel gezeigt, dass wir doch noch Politiker haben, die was von ihrem Gebiet verstehen. Mir persönlich hätte die FIAT-Lösung am Besten gefallen, denn der aktuelle Chef hat es geschafft den noch vor ein paar Jahren ebenfalls maroden Konzern zu sanieren. Konkurrenz im eigenen Hause wäre wohl auch eher unwahrscheinlich, denn aktuell werkeln in Opel Modellen eh schon FIAT Diesel und der aktuelle Punto und Corsa teilen sich die selbe Plattform. In so einem Verbund hätte eine kostensparende Entwicklung für beiede Konzerne Vorteile gehabt. Außerdem war FIAT von Anfang so ehrlich und hat zugegeben, dass ein Stellenabbau nicht vermeidbar ist, so bitter das klingt, aber das ist nunmal Tatsache, wenn man einen bröckelnden Großkonzern retten will.
Die Schönrederei von Magna kann ich da überhaupt nicht nach vollziehen. Dazu eine russische Bank als Teilhaber und GAZ, eine Firma die seit 20 (?) Jahren nur ein Modell entwickelt hat und ausschließlich auf dem Heimatmarkt anbietet, haben in meinen Augen überhaupt nicht die Erfahrung einen Konzern wie Opel zu lenken. Letztere werden wohl lediglich hoffen, ein Teil der deutschen Entwicklungen abknappen zu können
Die geregelte Insolvenz wäre wohl auch noch besser gewesen, als die nun getroffene Entscheidung. Ich denke die Amis werden uns mit GM zeigen, wie es auch mit Opel hätte ablaufen können.
Was mich bis heute wundert, warum die Chinesen nicht die Finger nach Opel ausgestreckt haben? Große Automobilkonzerne haben die und das wäre die Chance gewesen in Europa Fuß zu fassen und gleichzeitig moderne Techniken zu transferieren
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Was hierbei rausgekommen ist, weiß nun jeder...
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Zitat
Original von Clear_Blue
Was hierbei rausgekommen ist, weiß nun jeder......und natürlich ist nur der böse Ami daran schuld. Wie käme unsere Regierung dazu sich an die eigene Nase zu fassen
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Ich bin gerade etwas schwer von Begriff, aber wenn man mal die Magna Geschichte als Status Quo betrachtet, was meinst du, ron t, hätte unsere Regierung tun sollen, besser wo liegt ihr Fehlverhalten?
Klar, eine geregelte Insolvenz vorher, aber wir hatten Wahlen vor der Haustür und und und... -
Zitat
Original von Skuz
Ich bin gerade etwas schwer von Begriff, aber wenn man mal die Magna Geschichte als Status Quo betrachtet, was meinst du, ron t, hätte unsere Regierung tun sollen, besser wo liegt ihr Fehlverhalten?
Klar, eine geregelte Insolvenz vorher, aber wir hatten Wahlen vor der Haustür und und und...Du sagst es ja selber: es gab bessere Lösungen. Aber wir haben uns von Anfang an auf Magna eingeschossen. Dass es GM nicht gerne sieht Opel an Russen zu verkaufen: wen stört es? Dass das Ganze von der EU geprüft worden ist: scheiß egal, wird schon irgendwie...
Insolvenz oder Verkauf an FIAT, das hätte schon vor Monaten über den Tisch laufen können, aber wir haben uns lieber auf so eine Zitterpartie eingelassen und gewartet bis GM wieder ein einigermaßen solides Finanzpolster hat.