Liebe Leute,
mit diesem Thread möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein Genre der elektronischen Musik lenken, das in diesem Forum bislang unbeachtet geblieben ist: Future Garage. Allein die Tatsache, dass bei Rate Your Music eine Future Garage-EP mit bemerkenswertem Abstand die diesjährige Top-Liste der Releases anführt – Burials Kindred EP –, verdeutlicht, dass jeder, der sich ernsthaft mit elektronischer Musik beschäftigt, zumindest einmal von diesem Genre gehört haben sollte.
Future Garage entstand als Reaktion von Dubstep-Produzenten auf die Entwicklungen innerhalb des Genres vor einigen Jahren, als Dubstep zunehmend populär wurde bei der breiten Club-Bevölkerung und in der Folge massentauglich ausgeschlachtet wurde (man denke hier nur an den "Wobble Bass"). Die Stilrichtung hat ihre Wurzeln im UK Garage und 2-Step, ist jedoch zugänglicher und atmosphärischer. Vom Dubstep unterscheidet sich Future Garage einerseits im Rhythmus und Beat-Schema, anderseits ist das Arrangement minimalistischer, der Sound häufig sehr düster und deep. Der Begriff selbst wurde von Whistla, Produzent und Labelbesitzer aus London, 2009 geprägt. Häufig liest man auch den Begriff Post-Dubstep, wobei die Bezeichnungen prinzipiell synonym sind. Post-Dubstep soll dabei explizit die Abgrenzung vom Dubstep kenntlich machen.
Inzwischen hat sich Future Garage als Genre-Bezeichnung weitgehend etabliert, auch wenn nach wie vor das Spektrum der mit diesem Etikett versehenen Musik außerordentlich breit ist. Zum Teil reflektiert dies jedoch auch die erhebliche Dynamik, die sich in der Future Garage-Bewegung seit etwa einem Jahr abspielt und meiner Meinung nach gegenwärtig so ziemlich konkurrenzlos in der elektronischen Musik dasteht. Während das Genre mit Burial eine bekannte Ikone aufweist und mit Hyperdub ein vielbeachtetes Label, speist sich die Dynamik und Innovationskraft des Future Garage letztlich vor allem aus einer pulsierenden "Underground"-Szene von Hobby-Produzenten, die sich über Kanäle wie SoundCloud Gehör verschaffen und nicht selten gänzlich unkommerziell produzieren. Es ist kaum verwunderlich, dass der Großteil der Produzenten aus UK stammt, wobei sich auch zunehmend in Osteuropa etwas tut.
Mal ganz entspannt, mal fast unheimlich düster und deep, mal schnell und treibend: Ich selbst verfolge die Szene inzwischen schon eine ganze Weile und komme immer wieder ins Staunen ob der Vielfalt, mit der die Future Garage-Bewegung aufwartet. Hier mal ein paar Empfehlungen zum Reinhören:
Nocow & Hmot – Lost in Taiga: Ein großartiges Split-Album, das auf Free/name your price-Basis zu erwerben ist und einen guten Eindruck von der Vielfältigkeit vermittelt, die das Genre bietet. Vor allem Nocows Hälfte ist überragend, "You Better No One" toppt alles, was ich dieses Jahr in dem Bereich gehört habe.