Losers and Winners
Ein Dokumentarfilm von Ulrike Franke und Michael Loeken Deutschland 2006 | 96 min | 35 mm | Farbe | Dolby SR
400 chinesische Arbeiter zerlegen im Ruhrgebiet die Kokerei Kaiserstuhl in Einzelteile und verschiffen sie in ihre Heimat: Abbruch West - Aufbau Fernost. Die letzten Dortmunder Koker müssen den Chinesen dabei helfen, ihren eigenen Arbeitsplatz abzubauen.
Quelle: http://www.losers-and-winners.net/
Ich war heute in der Kinopremiere dieses Films und muss euch doch direkt mal nahe legen auch da rein zu gehen
Für mich war es praktisch Pflicht den Film zu sehen, als Ruhrpottler der den Zerfall dieser Anlage praktisch von der Schule, über den Ferienjob als Bauarbeiter, bis zum Studium der Raumplanung hautnah miterlebt hat.
Nichtsdestototz ist der Film aber auch für jedermann deshalb so interessant, weil die komplett gegensätzlichen Arbeitswelten China und Deutschland sich gegenüberstehen. Auf der einen Seite die fleißigen Arbeiter, die ihren Job gerne metaphorisch als Krieg bezeichnen, als Teamwork, bei der das Ziel einer besseren Zukunft für ihr Land wichtiger ist als Einzelschicksale. Auf der anderen Seite die Deutschen, mit ihrer Bürokratie, den lästigen Sicherheitsvorschriften und der lächerlichen Arbeitszeit von nur acht Stunden am Tag.
Das führt zu skurrilen Situationen die einen sehr häufig zum Lachen bringen auch wenn weder den Deutschen, die bald ihren Job - zum Teil auch ihr Lebenswerk - verlieren, noch den Chinesen, die fernab von ihrer Heimat und ihren Familien ein Jahr lang 7 Tage die Woche Schwerstarbeit leisten, zu Lachen zumute ist oder zumindest sein sollte.
In einer Diskussion mit den Regisseuren im Anschluss an die Vorführung erfuhr man nämlich noch, dass die Chinesen das für selbstverständlich hielten und nur verwudert auf Fragen reagierten, wie sie sich denn so fühlen, fernab der Heimat, hart arbeitend und nahezu ohne Freizeit.
Was noch ein besonderer Leckerbissen ist, der diesem Film zugute kommt: Es handelte sich hier um die modernste Kokerei der Welt, sie war gerade mal acht Jahre in Betrieb, bis das Koks aus dem Ausland billiger wurde. Nachdem das Teil abgebaut war, stiegen die Kokspreise auf einmal rapide an und man überlegte in Deutschland tatsächlich wieder die heimischen Produktionskapazitäten zu erhöhen.
Also wer sich für Stukturwandel interessiert, für die aufstrebende Macht China, für Arbeits- und Umweltschutz für Globalisierung oder für Logistik, der sollte sich den Film nicht entgehen lassen. Er lief hier schon auf diversen Festivals, auch im Ausland, wo er neulich noch einen ersten Preis zum Thema Globalisierung gewann.
Alle weiteren Infos, Referenzen und ein Trailer sind auf der Homepage zu finden.