Trance 2012 / 2013 - mehr Effekt als Melodie?

  • Ich dachte, es wäre mal wieder Zeit ein etwas kontroverses Thema zu diskutieren, rund um (natürlich) mal wieder die Entwicklung von Trance und den aktuellen Zustand.


    Mir ist da nämlich in letzter Zeit etwas aufgefallen, sowohl beim Produzieren am Computer als auch beim Hören von vielen neuen Tracks.


    Viele hier stören sich ja an den "Sirenen", an diesem krampfhaften "verpitchen" von Sounds um bei Buildups Spannung zu erzeugen. Ein extremes Beispiel dafür ist die ASOT Hymne "The Expedition", hier finde ich den Pitch-Effekt besonders störend und unpassend. Bei anderen Tracks nehmen wir z.b. das Vieldiskutierte "Sleepwalkers" von Herrn Schulz find ichs dagegen ok, weil der Track eben darauf aufbaut.


    Mir ist nur sehr aufgefallen, das bei aktuellen Trance-Produktionen immer mehr und mehr Effekte zum Einsatz kommen. Sein es irgendwelche Stutter, Gate oder Pitcheffekte, jedemenge Sweeps und Crashes oder irgendwelche Rückwärts Effekte - kaum eine Produktion kommt mehr ohne aus, hier ist mir nur bei einer neuen Scot Project Nummer (C1) aufgefallen, dass mal ein Synth wirklich durchläuft und nicht verschwurbelt wird.


    Womit ich zu meinem eigentlichen Punkt komme - ich habe beim Produzieren selber gemerkt, das der Focus bei aktuellen Tranceprroduktionen immer mehr weg von Melodien, guten Rhythmen oder Synthies geht und hin zu immer mehr Sound-Design. Daher meine Frage zum Start der Diskussion: Sind Trance-Producer mittlerweile mehr Sound-Designer als Musiker ? Als Beispiel möchte ich da auch mal auf den neuen W&W Track "Lift Off" verweisen. Außer einem rudimentären Break passiert da musikalisch nix. Das ist reines Sounddesign. Was haltet ihr davon ?

  • Ich hab das Gefühl, das in letzter Zeit sehr viel Progressive auf den Labels released wird.
    Enhanced & Anjunabeats sind da sehr weit vorn, was das betrifft.


    Aber ansonsten stimme ich dir voll und ganz zu! Manchmal ist echt in Ordnung und ordentlich, aber wenn's zuviel wird brummts nur noch im Ohr :hmm:

  • Ich stimme dir zu, dass Sounddesign aktuell sehr viel Bedeutung hat und es da gewisse Trends gibt. Teilweise gefällt es mir auch richtig gut, etwa das "Stuttern" um mehr Rhythmik reinzubringen (Beispiel: Andy Moor Remix von "I Don't Own You").
    Aber auch hier gilt: zu viel macht es wieder uninteressanter (etwa bei Chris Schweizer). Generell liebe ich es, wenn Dubstep-Wobble-Sounds dezent in melodiösen Tracks eingesetzt werden. "The Fusion" hat eindrucksvoll demonstriert, wie ein Electro Part einen Trance-Track aufwerten kann.
    Pitchen gefällt mir gar nicht, wenn dann nur wirklich kurz bitte! Auch wenn die Tracks natürlich meist für die Liveshow gedacht sind. Hat so was billiges, als ob da einer an seinem Keyboard ein Rädchen nach oben dreht. Sander van Doorn parodiert das in seinem Track "Slap My Pitch Up" sehr schön :D.
    Was auch gar nicht geht ist Autotune, hab ich zum Glück im Trance-Bereich noch nicht so wahrgenommen.
    Generell sind mir Abwechslung (am besten durch dezentes Einsetzen von Effekten, verbunden mit progressivem Aufbau) und klare Sounds wichtig. Und eine gute Melodie kann so schnell nichts ersetzen. ;)

  • Zitat

    Original von Tobstar43


    Was auch gar nicht geht ist Autotune, hab ich zum Glück im Trance-Bereich noch nicht so wahrgenommen.


    Nicht mit dem Cher Effekt (diesem leiern der Stimme). Aber ich denke um den Gesang ordentlich zu machen wird Auto Tune bei vielen Trance Vocals auch benutzt...

  • Zitat

    Original von DaveDowning


    Nicht mit dem Cher Effekt (diesem leiern der Stimme). Aber ich denke um den Gesang ordentlich zu machen wird Auto Tune bei vielen Trance Vocals auch benutzt...


    stimmt, mein fehler. ich meinte aber genau dieses leiern

  • Ja das Sounddesign hat mehr Bedeutung als vor ein paar Jahren würd ich auch sagen allerdings finde ich das nicht schlecht.
    Klar gibt es manche Tracks die wirklich deshalb unter aller Sau sind und wo man das Gefühl hat, dass die Melodie nur so hingeklatscht ist.
    Aber manchmal klingt es auch einfach Hammer geil wie zB bei W&W - Shotgun Da find ich es zum Beispiel Hammer geil. Noch keinen Reverb Effekt gehört der so gut eingesetzt war.


    Ich denke außerdem, dass das zur Zeit ein Trend ist und irgendwann in den Hintergrund rückt. Und dann wenn man wieder mehr auf das musikalische abzielt haben wir als Hörer den Vorteil, dass wieder auf die Melodie sich konzentriert wird aber die ganzen Artist durch diese Phase das Sounddesign super hinbekommen dass man beides vereinen kann.


    Außerdem gibt es nach wie vor Labels wie Blue Soho Recordings oder Pulsar Recordings.

  • Manchmal glaube ich ernsthaft daran das das die Folgen der Piraterie sein müssen.
    Dieses Phänomen ist aber auch in anderen Genres zu beobachten.
    Fazit meinerseits ist:Noch nie war Musik so schlecht wie zur Zeit,finde es teilweise echt schon frech wie blöd die Labels die Konsumenten veralbern.Wie gesagt in allen Genres zu beobachten, selbst bei Rock,POP,Metal usw.

  • hart find ich das auch bei einigen Drops, die es momentan so gibt. das ist bei vielen tracks echt nur noch auf die 1, sidechain von der Kick drauf und n dick Designter Knarz-Sound mit nem Subbass drunter. Ohne Melodie, ohne alles. Find ich arm. Dabei gehts auch anders, wie z.b. Ummet Ozcan mit "The Box" gezeigt hat

  • Zitat

    Original von addicted to music1
    Das es auch anders geht zeigen eigentlich die sog.kleinen Künstler die kaum von ihrer Musik leben können,dennoch hochwertige Produktionen abliefern.
    Aber die verblödete Gesellschaft feiert alles was man ihnen zuwirft.Selbst wenn ein Artist Schlager machen würde fänden es alle Saugeil


    Das ist aber ein allgemeines Gesellschaftsproblem und findet überall statt. Kann man auf die Musik sicherlich übertragen, aber eigentlich findet es überall statt.
    Und dann gibt es da noch die Geschmackssache. Manchmal frag ich mich was ihr eigentlich wollt.
    Wollt ihr total Underground in der Szene nur unter euch sein um so keine 3-tage-wach Proleten bei euch zu horten. Oder wollt ihr das eure Musik mehr in die Gesellschaft integriert wird, was die folge hat das Musik nicht mehr aus Überzeugung und Spass produziert wird, sondern aus Profitgründen.


    Entscheiden müsst ihr euch so langsam mal, sonst nimmt man die Tranceszene doch nicht mehr ernst...oooohhhh wait....

  • Interessantes Thema.
    Sehe das ähnlich wie Biff. Momentan spielt das Sounddesign eine etwas zu große Rolle und sehr viele Produzenten verkacken es einfach um diesen Trend zu folgen mit nicht vorhandenem Fingerspitzengefühl, aber Tracks wie Shotgun und ja auch Sleepwalkers gefallen mir da es dort gut & passend umgesetzt wurde und somit in der elektronische Musik wieder was Neues entstanden ist. Die Verbindung von gutem Sounddesign ohne das musikalische dabei zu vergessen stellt aus meiner Sicht das Optimum dar.
    Chris Schweizer den ich ne Zeit lang sehr gut und angenehm innovativ fand ist für mich ein Beispiel dafür der mittlerweile etwas über das Ziel hinaus schießt und zu viel auf das Sounddesign setzt.

  • Zitat

    Original von Keyworth
    Ich hab das Gefühl, das in letzter Zeit sehr viel Progressive auf den Labels released wird.
    Enhanced & Anjunabeats sind da sehr weit vorn, was das betrifft.


    Meiner meinung eben leider nicht, obwohl sie den Anspruch erheben das zu tun. Aber das ist wohl wieder eine andere Geschichte, die wohl mit der Verwechslungsgefahr / Neudefinition des Begriffs "Progressive" einhergeht, wie man es auch im Progressive House findet.



    Mir fällt das aber auch wahnsinnig auf, was hier festgestellt wurde:


    Wobei ich, soweit meine mehr als rudimentären Begriffs-Kenntnisse im Producing-Bereich nicht irreleiten, Buld-Ups etc. nicht als Sounddesign bezeichnen würde sondern nur als Effekte bzw. das "Sounddesign" als Effektspielerei. Denn richtiges Sounddesign - was ich bisher darunter verstand - ist doch ein wesentlicher Punkt, der das produzieren von elektronischer Musik ausmacht: also Synthesizer-Klänge (egal ob anlaog oder digital) so modifizieren, dass sie satt, natürlich und eben in jedem Stück anders Klingen oder habe ich das falsch verstanden? Im Prinzip auch egal, ich weiß ja, was gemeint ist - kam mir nur eben noch in den Sinn ;-)


    Da mir dieser Sound jedenfalls nicht gefällt, stört es mich auch ungemein und ich finde es nervig, dass das vor allem immer wieder als "progressive" Trance auftaucht.
    Da ich progressive Stücke meist eher mag als den uplfiting Sound, ist es immer schwieriger das zu finden, was mir eigentlich gefällt, obwohl es ja nicht unbedingt weniger davon geben mag.


    Zur Frage oben: ja - viele Trance Producer machen das nun so meienr Meinung nach. Ich glaube ich habe das hier schonmal so etwas ähnliches geschrieben, dabei ging es aber um das Thema DJ wenn ich mich nicht irre.


    Was jedenfalls meiner Meinung nach die Ursache für das Phänomen ist:
    Man liest es ja nun öfter - EDM ist ja anscheinend zur Zeit in den USA wohl ziemlich populär (geworden), wie auch hierzulande (wieder?). Die Musik wird wohl vermehrt auf großen Bühnen und großen Events gespielt, statt in Clubs. Das ganze ähnelt mehr einem Rockkonzert als einer "Technoveranstaltung".
    Der SuperStar "DJ" (bzw. Producer - gibt es überhaupt reine DJs auf diesen großen Bühnen?) und dessen Produktionen werden gefeiert. Die ganze Crowd richtet ihre Augen auf die Bühne - meist gepaart mit spektakulärer Lichtshow etc - man beachte mal wie wenig dort ausgelassen tanzen (es handelt sich ja eigentlich um EDM, was dort gespielt wird) - es ist ja aber auch nicht gerade viel Platz dafür vorhanden.
    Viele stehen auf ihrem Platz oder drängen sich in der vordersten Reihe, Wippeln auf ihrem Platz herum und halten am besten die Lichtshow noch mit ihrem Smartphone fest. Die Crowd möchte wohl aber auch gar nicht still vor sich hintanzen und sich in der "Musik verlieren" (es sei angemerkt, alles eher beobachtete Tendenzen, auf keinen Fall der absolute Regelfall), sondern die Eskalation - der einzige Bewegungsfreiheitsgrad bleibt ja nur z. B. im exzessiven Springen (gut, als letztendlicher Grund vielleicht etwas weit hergeholt, letztendlich ergibt das eine wohl das andere etc.).
    Jedenfalls, um mal auf den Punkt zu kommen, habe ich den Eindruck, dass viele aktuelle EDM eher für Events und Leute produziert wird, wie ich sie gerade versucht habe zu beschreiben und genau in diese Umgebung passen ekzessive Build Ups, mit 0815 "schnulzigen herzschmerz" Breaks und Vocaleinlagen gefolgt von "brutalsten" Drops, die alles verfügbare an Effekten raushauen, was die Software hergibt.


    Es gibt durchaus Produktionen, in den mir das gefällt (Bobina - Diamond Hell z. B.) oder auch auf Arnejs grandiosem Musical Evolution Album sind einige solcher Tracks drauf, diese erwecken aber bei mir nicht den Eindruck, dass sie auf "teufel komm raus - ihr müsst jetzt alle ausflippen" produziert sind. Es ist einfach Musik zu der man tanzen kann, die einen durch Rhytmik und ihre Melodie "hypnotisiert" - wohl aber durchaus auch mal durch die genannten Mittel die Spannung hebt und löst, aber ohne penetrant auf einen einzuhämmern (letztendlich liegt es ja auch am DJ, welche Titelauswahl er trifft, ob es nur bei einer kurzen Einlage bleibt) - will ich jedenfalls letzteres, so bekommt das meine ebenfalls doch ebenfalls sehr geliebte Rock / Metal-Musik weitaus besser hin.

  • Schöner Beitrag bestdani!


    Das mit der Musik die hypnotisiert hab ich mir auch neulich gedacht wie ich wieder Orjans Nilsens Filthy Fandango gehört habe. Das ist zwar auch ein so ein Lied was eben dieses Effekt-Ding betrifft über das es in diesem Thread geht aber der Rythmus bingt mich einfach zum lächeln und hat damit sein Ziel erreicht. Egal ob zugepowert oder nicht.


    Hier auch ein aktuelles Beispiel wo ich das ganze ganz nett finde.
    https://soundcloud.com/the-mar…ke-foyle-surpresa-placebo
    Natürlich macht die schöne Melodie von Mike Foyle auch einen Teil aus. Aber bis zum Einsatz der Kick finde ich es super gelungen.