Glenn Morrison & Matt Lange "Bowed / Class B"

Track Rating
4.3 / 6
(6 Bewertungen)
  • Release-Date: 01.01.2012
    Label: Morrison Records


    Hier kommt Matts neue Zusammenarbeit mit dem Kanadier auf dem Armada-Ableger "Morrison Records". Für mich ist Matt besonders stark herauszuhören und der Name hat natürlich wieder mal meine Neugier geweckt, weil er einfach in letzter Zeit für größte Innovation steht. Während die "That Much Higher" EP von Matt schon etwas minimalistischer war, geht es hier noch ein Stück weit mehr in Richtung Minimal Techno. Mir gefällt Bowed am besten. Leichte sphärische düstere Klänge geben mir jedenfalls die Rechfertigung diesen Track hier zu posten. Class B ist da etwas schroffer und eher in die Technoecke einzuordnen, aber macht auf einer guten Anlage richtig Spass und Druck ! Da haben die Beiden gute Teamarbeit geleistet.




    Bowed 6/6


    http://soundcloud.com/glennmor…n-matt-lange-bowed-mor091



    Class B 4,5


    http://soundcloud.com/glennmor…matt-lange-class-b-mor091

  • Dank geht raus an Martin fürs Vorstellen dieses überaus spannungsreich geratenen Ergebnisses der Kollaboration zweier von mir sehr geschätzter Produzenten, die keinesfalls zu Unrecht dafür bekannt sind, atmosphärische elektronische Musik in zumeist eklektischer Manier abseits vielbetretener Pfade zusammenzubasteln. Auch wenn der Außenstehende davon ausgeht, dass Glenn Morrison bei der hiesigen Zusammenarbeit den Part des etablierten und Matt Lange im Gegenzug den des aufstrebenden Künstlers eingenommen hat, ist der minimalistisch orientierte Einfluss von Letzterem insgesamt gesehen doch in der Tat etwas stärker einzustufen, wie Martin schon richtig angemerkt hat.


    Dies bedeutet im Umkehrschluss jedoch keineswegs, dass der geneigte Hörer auf sphärisch gehaltvoll gestaltete Klangwelten verzichten muss, trumpft doch vor allen Dingen Bowed mit herrlich düster, teilweise fast schon verstörenden Flächenfragmenten auf, die das hauseigene Kopfkino mit einem nicht versiegenden Strom an hereinflatternden Bildern und Metaphern zu versorgen wissen. Mal zwielichtig schimmernd, mal bedrohlich Schicht um Schicht anwachsend schleichen sie dabei um das mit viel Liebe für klickernde Details ausgestatte Drumming herum, um sich in den zahlreichen Kurzbreaks dann immer wieder intensitätsreiche Soloausflüge zu gönnen. Der Untergrund zeigt sich in diesem Zusammenhang allerdings zumeist unbeeindruckt von den morbiden Klangflächen, die stetig erfolgreiche Angriff auf seine Oberfläche initiieren, und konzentriert sich stattdessen auf seine Paradedisziplin, namentlich die kontrastreich-minimale Fortbewegung, die jedoch ebenfalls eine nicht zu verachtende Portion Groove in sich birgt, während an den Rändern des Drummings zahlreiche entzückende Effekte inklusiver einer interessanten Tröpfchenfolter, dämonenhaft verzerrten Vocalschnipseln und verspielten Alternativtoneinwürfen subtil für Furore sorgen. Der Abwechslungsreichtum des Ganzen ist damit allerdings längst noch nicht auserzählt, bringen im weiteren Verlauf doch nicht nur leicht verdrehte Sirenenfragmente als Weiterentwicklung der Flächenstücke vom Beginn, sondern auch sirrende Synthieuntermalungen die Trackdichte von einem Höhepunkt zum nächsten. Einzig einige im Hintergrund angelegte, deephousige Flächenandeutungen lassen sich von der fast schon allumfassenden Düsternis nicht wirklich beeindrucken und sorgen in ihrer deepen Machart für Konstanz in der Melodiebegleitung. Über allem schwebt jedoch eindeutig die Vielfalt der heranrollenden Tonstücke, welche jede erdenkliche Ausgestaltung dunkelheitsaffiner Atmosphären eindrucksvoll zelebrieren und dem hiesigen Track damit eine gehörige Portion Innovation einimpfen, die meine Wenigkeit schlussendlich mit nicht weniger als äußerst überzeugenden 5,75/6 verdient belohnen möchte. :yes:


    Class B auf der digitalen B-Seite trägt dann unglücklicherweise nicht nur bereits im Namen den Hinweis darauf, dass wir es hier wohl eher mit Klängen der zweiten Wahl zu tun bekommen, der Fokus auf einen im direkten Vergleich zum Vorgänger noch wesentlich minimalistischeren Fortgang der Dinge unterstreicht diesen Eindruck umso mehr. Reine Funktionalität möchte ich dem Stück jedoch ebensowenig vorwerfen, präsentiert sich das Ganze in der Auswahl seiner Elemente, im feinjustierten Detailreichtum seiner klickernden Ausuferungen sowie in der teilweise an Max Cooper erinnernden Ausgereiftheit der Produktion doch immer noch weit oberhalb des marktüblichen Minimaltechno-Konsens. Die für meinen Geschmack recht einfältig geratene Offbeat-Bassline mag in das variantenreich klickernde Drumming dagegen nicht so wirklich passen und hätte beim Potenzial der Herren Morrison und Lange auf jeden Fall eine gesunde Portion flexibler, markanter oder groovender das Zepter des Untergrunds in die Hand nehmen dürfen. Die wellenartigen Effektschübe gefallen mir dafür umso besser, sind sie doch als einzige Elemente des Tracks in der Lage, eine leise Ahnung von atmosphärischer Arbeit zu erwecken, wenn sie sich immer wieder durch den Verzerrer jagen und in repetitiver Manier die vorhandenen Räume füllen. Im anschließenden Break wird dann von einem technoiden Pendant der bisherigen Effekteinschübe sogar eine waschechte Anschwellaktion in die Hand genommen, welche in Zusammenarbeit mit den unterkühlten Klickerelementen interessanterweise auf der Zielgeraden gekonnt in sich zusammenbricht, um der gemeinen Hörerschaft im weiteren Verlauf erneut eine schiebende Drummingphase unterzujubeln. In Kooperation mit neu hinzugekommenen Vocalschnipseln tauchen jedoch alsbald auch die bekannten Effektwellen wieder auf, um das Ganze ein letztes Mal mit dieser schwer zu beschreibenden, verstörenden Endzeitstimmung zu versehen. Alles in allem eine mehr als gefällige Abwechslung zum Vorgängerstück, die mir nicht unter soliden 4/6 die Bewertungsarena des Forums verlässt... ;)