N’Abend zusammen!
Mit seiner nun schon fünften Veröffentlichung auf Traum Schallplatten meldet sich in diesen Tagen ein britischer Ausnahmeproduzent, welcher es geschafft hat, innerhalb kürzester Zeit in die Riege meiner absoluten Favoriten aufzusteigen, mit einer neuen Platte zurück. Mit seinem stets herrlich bedrohlich anmutenden Klangkosmos, welcher sich aus den verschiedensten Ecken der elektronischen Musik speist und für meinen Geschmack am ehesten mit dem Begriff Atmospheric Techno charakterisiert werden kann, schart der Gute nicht nur im hiesigen Forum eine stetig wachsende Gemeinde an Sympathisanten um sich, welche vor allen Dingen durch seine großartigen „Serie“-EPs (in harmonischer, stochastischer und chaotischer Ausführung erhältlich) auf ihn aufmerksam geworden ist. Der Fall ist klar: Die Rede ist natürlich von Max Cooper, der auch mit seiner ganz frischen, Expressions betitelten 4-Track-EP keine Probleme hat, die von ihm selbst überaus hoch angelegte Messlatte ein weiteres Mal mühelos zu überwinden. Atmosphärisch mal wieder äußerst düster gehalten, ausgefeilt und detailverliebt in der Klangwahl und zunehmend nicht nur auf „four to the floor“-Gefilde beschränkt haben wir es dabei auf jeden Fall erneut mit einem bestens abgeschmeckten Leckerbissen für alle Freunde der musikalischen Küche von Max Cooper zu tun.
Letztere offenbart bei Ripple schon in den ersten Momenten eine dunkel schwelende Klangwand, welche in charakteristischer Cooper-Manier zunehmend markanter durch den Raum sägt und bisweilen sogar von einigen hellen Chorflächen im Hintergrund kontrastreich unterstützt wird. Ausgestattet mit allerhand flirrenden und klickernden Elementen steht zwar in der daran anschließenden Phase zunächst die Entwicklung des überaus feinsinnig austarierten Drummings im Vordergrund; auf einem monotonen Basslinefragment, welches den Anschein erweckt, dass ihm andauernd der Saft abgedreht wird, tauchen jedoch alsbald auch die ersten Tonkaskaden auf. Nicht unerwähnt sollen dabei zudem die Chorflächen bleiben, welche in deren Gefolgschaft alsbald die sphärische Intensität des Ganzen weiter in die Höhe treiben, ehe das anstehende Break mit der zurückgeholten düsteren Klangwand die Szenerie wieder deutlich verdunkelt. Dank alternativer Synthieverwirbelungen büßt diese Entwicklung dann auch in Kooperation mit dem Drumming nichts von ihrer Faszination ein und entführt die Hörerschaft während der behutsamen Verdichtung der Melodie- und Klickerebene vielmehr zunehmend in die nebulöse Klangwelt von Max Cooper. Erst die hellen Tonkaskaden, welche im letzten Drittel die Regentschaft übernehmen, können der Atmosphäre in diesem Zusammenhang wieder etwas hoffnungsvollere Töne entlocken und tragen damit nicht unerheblich zum imho überzeugenden 5,5/6er-Prädikat bei.
Zwar zeigen sich auch bei Enveloped die an der Seele des gemeinen Hörers sägenden Klangwindungen à la Cooper für einen nicht unerheblichen Teil der sphärischen Arbeit verantwortlich, im Intro überwiegen hier jedoch noch mystisch agierende Flächenstücke, welche auf einer herrlich stakkatierten Bassline in unnachahmlicher Weise durch den Raum schweben und mit zunehmender Dauer zu einer opulenten Melodieebene verschmilzen. Unterstützt durch kontrastierende Chorflächen sowie ein im Hintergrund angedeutetes, elektroides Anschwellen mündet der erste sphärische Höhepunkt hier jedoch nicht in einen (erwarteten) geraden Beat, sondern probiert sich lieber an einem Post-Dubstep-Rhythmus aus, welcher sich trotz seiner gemächlichen Geschwindigkeit eine gute Portion Druck durch die wunderbaren stakkatierte Bassline auf die Fahne geschrieben hat. Im weiteren Verlauf wird diese Formation auch von den Melodiestücken aus dem Intro immer stärker angenommen, sodass das Ganze bis zum Break erneut stetig an intensiven Momenten zunimmt. Dort setzen sich schließlich die anfangs erwähnten, charakteristischen Klangsägen an ihre eindrucksvoll düstere Arbeit und schicken das Ganze zusammen mit vereinzelten Flächenstücken immer tiefer in den sphärischen Morast, ehe auch das Dubstep-Drumming noch etwas von diesem Kuchen abhaben möchte und ein letztes Mal eine schleichende Verdichtung des Stücks in Angriff nimmt. Doch auch in schimmernd-subtiler Optik auf den letzten Metern gefällt mir das Arrangement außerordentlich und darf daher insgesamt gesehen nicht weniger als standesgemäße 5,75/6 einheimsen.
Sea Of Sound als Dritter im Bunde macht seinem Namen dann alle Ehre, zumal das Stück mit seiner zumeist recht zurückhaltenden Drummingpartie sowie seiner Fokussierung auf eine vielschichtige Melodieentfaltung auch eher an eine Soundtrackarbeit erinnert. In nebliger Gesellschaft tobt sich dabei in einem Intro zunächst eine brodelnde Klangkulisse aus, ehe mit der äußerst subtilen Hinzunahme einer in Watte gepackten Kickdrum auch die ersten vagen Flächenandeutungen auf den Plan treten und in Kombination mit klickernden Effekten die Atmosphäre weiter langsam, aber stetig zu intensivieren wissen. Richtig in Fahrt kommt das Ganze dennoch erst kurz vor dem Break, wenn die Melodieflächen mehr und mehr über ihren Schatten springen und sich zu einer wunderbar schwebenden Elegie verbinden. Ein Kurzbreak fungiert zwar zwischenzeitlich als beruhigendes Moment, indem die bisherigen Klangstücke wieder in wesentlich dezenterer Form in den Hintergrund treten, das rasche Anschwellen derselbigen setzt dann aber endgültig die Zeichen für die weitere Entwicklung des Tracks, sodass die Melodieebene sich im Anschluss durch ihr mehrmaliges Auf und Ab endgültig in den Gehörgängen festzusetzen vermag. Im Finale Furioso erklimmen die Flächen im weiteren Verlauf dann immer waghalsigere Höhen, lassen sich zudem von einigen Klangsägen-Andeutungen unterstützen und zerfallen schlussendlich wieder in ihre Einzelteile, welche die verdienten 5,25/6 dennoch alles andere als ungern entgegennehmen.
Abgerundet wird das Paket durch den Maetrik „Abstract Beats“ Remix von Coopers Chaotisch Serie, welcher als Vorgeschmack auf eine kommende Remixplatte dienen soll, das Original jedoch in ein recht unspektakuläres Feld aus technoider Monotonie entführt und damit in keinem Moment an die Klasse dieses Stücks heranreicht. Nur einzelne Tonfragmente im Hintergrund eines stampfenden Beats lassen noch Erinnerungen an den Ursprung dieses Remixes aufkommen, dominant treten dagegen fast durchgehend fiepende Alternativtöne irgendwie zwischen analogem Modem und Herschlagmessung im Krankenhaus auf und lassen sich auch von diversen obskuren Begleiteffekten nicht aus ihrer verstrahlten Ecke herauslocken. Erst ein angedeutetes Break im Mittelteil des Ganzen, welches eine kurze Verdichtung der düsteren Bassline im Gepäck hat, vermag die Präsenz der beschriebenen Elemente etwas zu dämpfen und stattdessen immer mal wieder einige neue Fragmente aus dem Original unvermittelt in den Raum zu werfen. Daran ändert sich auch nach einem weiteren Kurzbreak nicht mehr viel, sodass ich summa summarum nicht mehr als durchschnittliche 3/6 verteilen kann.
Greetz,
:: der hammer ::