Robert Babicz "Nektar EP"

Track Rating
5.0 / 6
(2 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!

    Wie versprochen möchte ich heute wieder einmal eine frische Platte eines überaus sympathischen, in Produktionshinsicht aber dennoch recht perfektionistisch veranlagten Künstlers aus deutschen Landen rezensionstechnisch durchpflügen. Wenn ich jetzt noch hinzufüge, dass der Gute früher besonders dem Acid-Genre zugetan war, mittlerweile aber bodenständiger, progressiver, sphärisch wertvoller sowie bisweilen technoider Housemusik frönt, sein blondes Haupthaar zudem äußerst charakteristisch gescheitelt trägt und in einem gewissen Millionenkaff südlich von Düsseldorf residiert, sollte die Antwort doch zumindest dem gewieften Freund elektronischer Musik auf der Zunge liegen. Mit der Ende April auf seinem vor wenigen Monaten gegründeten eigenen Label erschienenen Nektar EP ist dem Gesuchten für meinen Geschmack auf jeden erneut eine mehr als gelungene Trackzusammenstellung zu attestieren, zumal sich die vier darauf befindlichen Tracks nicht nur wieder einmal einen feuchten Kehricht um Genrezuweisungen scheren, sondern in geradezu lässiger Manier den Balanceakt zwischen entspannten und clubbigeren Momenten vollziehen. Insgesamt gesehen wird das Rad dabei zwar nicht neu erfunden, aber für alle Tellerrandfetischisten und solche, die es werden wollen, sollte der hiesige Vierer sicherlich ein gefundenes Fressen darstellen. Achja, wir sprechen natürlich schon die ganze Zeit von Robert Babicz und seinem Label Babiczstyle, eh kloar! ;)

    Und ausnahmsweise zeigt sich in der Tat einmal der Titeltrack als das prägendste Stück der EP, schließlich wird dem gemeinen Hörer mit Nektar gehaltvoll groovender Progressive House aus den feinsten Anbaugebieten dieser Erde auf dem Goldtablett serviert. Angereichert mit herrlich monoton nach vorn ausgerichteten Bassline-Stakkati, flirrenden Effekten, „unmissverständlichen“ Vocalschnipseln, trancig beeinflussten Melodieandeutungen sowie einer deephousig anmutenden Flächenunterlage baut sich hierbei zwar mehr und mehr eine sommerlich entspannte Atmosphärenkultur auf, durch die Standhaftigkeit der Basstöne werden in diesem Zusammenhang allerdings glücklicherweise nicht allzu viele Klischees angesteuert, sondern ein grundsolide groovendes sowie kontrastreiches Zusammenspiel der Elemente angepeilt. Zudem möchte ich keinesfalls die sporadisch am Ende von Kurzbreaks (und davon gibt es einige) eingeworfenen, organischen Drumminghöhepunkte unerwähnt lassen, welche zuweilen im Anschluss auch ganz einfach einmal der Bassline einen verdienten Sololauf gönnen. Zu Beginn des letzten Drittels gerät das Ganze dann zwar kurzzeitig in den Sog des Plätscherns, ein daraufhin initiiertes weiteres Break, in dem die trancigen Begleittöne in verzerrte Verzückung geraten, bereitet diesem Anflug jedoch sogleich den Garaus, sodass der Track in Zusammenarbeit mit diesen auf seinen letzten Metern wieder genüsslich grooven und nicht unverdiente 5,25/6 einheimsen kann.

    Seinem Namen alle Ehre macht auch Darkroom , welches sich im direkten Vergleich zum Vorgänger wesentlich düsterer kleidet, dafür jedoch mit dem Makel eines deutlich geschrumpften Abwechslungsreichtums leben muss. Herausragend gelungen ist Robert Babicz hierbei dennoch das wellenartig inszenierte Basslinefragment, welches sich recht schnell mit allerhand zwielichtigen Effektandeutungen anfreundet und auch in Kooperation mit den ersten zaghaften Melodieandeutungen nicht aus seiner stoischen Grundhaltung gedrängt werden kann. So bleibt es von Seiten der Melodiestücke im weiteren Verlauf beim Versuch, den Track aus seiner dunkelheitsaffinen Trance zu „befreien“, denn allzu viele Steigerungsmöglichkeiten werden den Anflüge einer Melodieebene nicht wirklich gestattet. Stattdessen liegt die Konzentration des Stücks auf einem groovend zu charakterisierenden Fortbewegungsdrang, welcher zeitweise von anschwellendem Effektrauschen aus seiner Nische herausgelockt wird, den wohltuenden Basslinefragmentwellen gefällt es jedoch so gut hierin, dass auch die zaghaften Melodiefragmente alsbald das Scheitern ihrer Mission einsehen müssen. Nichtsdestotrotz geht vom hiesigen Track meines Erachtens irgendwie eine schwer zu beschreibende Sogwirkung aus, welche mich schlussendlich auch zu einer Bewertung von immer noch überdurchschnittlichen 4,5/6 hinreißen lassen. :D

    Bei Vibrating Heart wird die geneigte Hörerschaft dann in subtiler Manier an die Acid-Vergangenheit des verantwortlichen Produzenten erinnert, wenn sich in einem mystisch geratenen Intro zwischen fragilen Tonfragmenten und jähzornigen Bass-Donnerschlägen ein hörenswertes Relikt der legendären „Roland TB 303“ einnistet. Alsbald von passend eingesetzten Subbässen begleitet erhöht sich hierbei nicht nur das Druckpotenzial des Untergrunds evident, auch die sphärische Komponente weiß sich mittels einer zunehmend brodelnder agierenden Hintergrundgeräuschkulisse gekonnt zwielichtig in Szene zu setzen, ehe nach knapp zwei Minuten die Kickdrum endlich ein Einsehen mit dem hiesigen Stück hat und mit trancigen Melodiefragmenten im Gepäck deutlicher Richtung Tanzfläche zielt. In abwechslungsreicher Manier verspielt, jedoch stets um die sphärische ausdrucksstarke Klangästhetik bemüht dürfen sich letztere nun auf dem vielschichtigen Untergrund austoben und ein in meinen Ohren gelungenes Konglomerat aus Acid und Progressive House anführen, welches mit der Hinzunahme aufstrebender Synthieflächen im Folgenden noch einmal etwas an der Intensitätsschraube drehen kann. Im letzten Drittel schaltet der Track dann zwar einige Gänge zurück, mit mystischer Flächenuntermalung könnte es jedoch keine bessere Outro-Einleitung geben, sodass ich summa summarum erquickliche 5/6 vergeben möchte.

    Warum Robert Babicz der Reise From Manchester To Newcastle eine musikalische Hommage gönnt, wird wohl nur er selbst wissen, ganz unspektakulär dürfte dieser Trip in Nordengland wohl nicht am Kölner vorbeigegangen sein. Davon zeugt bereits ein herrliches Wobble-Basslinefragment, welches sich anfangs mit einigen techigen Toneinwürfen um den Preis für die minimalistischste Pose des hiesigen Stücks streitet. Angereichert mit schimmernden Hintergrundflächen sowie einem schön in Retromanier gehaltenen Drumming hat die Zeit des eigentlichen Hauptdarstellers dabei noch gar nicht begonnen, denn erst nach der Komplettierung des Untergrunds schält jener sich langsam aber sicher aus den imaginären Federn und überzieht die vorhandenen Trackelemente sporadisch mit einer verträumt geratenen Kaskade stakkatierter Wohlfühlmelodietöne. Dezent eingesetzte Vocal- und Begleitmelodieschnipsel sorgen dabei für die gesunde Dosis sphärischer Wärme in den Phasen zwischen den Einsätzen der Tonkaskade, zudem zeigt sich die bekannte Flächenuntermalung zwischendurch immer mal wieder als rastloser Wanderer zwischen Hinter- und Vordergrund des Ganzen, ehe nach einem angedeuteten Kurzbreak schließlich noch ein weiteres herrlich entspannt geratenes Melodiefragment in den frühlingshaft anmutenden Reigen mit einbezogen wird und die interessante Klangreise willkommen abrundet. Da der hiesige Track zudem mit seinem wabernden Untergrund und den techigen Toneinwürfen zu keinem Zeitpunkt seine Ecken und Kanten höflich nach draußen bittet, sondern simpel und effektiv aus dem Vollen schöpft, komme ich schlussendlich auch nicht um die Vergabe verdienter 5,25/6 herum. :yes:


    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Wirklich schönes Release von Herrn Babicz.
    Finde auch, dass "Darkroom" der schwächste Track der E.P. ist. "Nektar" (5,5) und "Vibrating Heart" (5,2) haben zweifelsohne den gewissen Abgehfaktor.
    "From Manchester to Newcastle" (5/6) ist für mich eine melancholisch-schön groovende Listening oder Afterhour-Nummer.
    "Darkroom" ist, wie bereits vom Kollegen Hammer angesprochen, nen Tick zu monoton geraten (4/6).

    PS: Für deine tollen und umfangreichen Rezensionen hast du dir eigentlich längst nen Orden verdient. ;)

  • Da ich die letzten Tage leider wenig bis gar keine Zeit gefunden habe, hier im Forum meinen Senf abzugeben, will ich heute mal zu diesem genialen Release was schreiben.

    Wie in einigen anderen Threads bereits erwähnt, gehört dieses Release momentan zu meinen absoluten Highlights! Jeder Track überzeugt auf seine Art und Weise, wobei mir persönlich die Nektar hier noch am besten gefällt. Wenn es einer momentan drauf hat, Techno mit wunderschönen Melodien zu versehen, dann ist das meiner Meinung nach momentan Robert Babicz. Einfach nur der Wahnsinn was dieser Mann momentan so rausholt.

    Ein anderes Kompliment geht hier noch an den hammer, der ja immer wieder die wunderbarsten Threads hier im Forum erstellt. Vielen, vielen Dank! Ich hoffe du beehrst das Forum noch lange mit deinen etwas anderes Rezensionen :).