Sowas passiert in Bremen mit Leuten die mit Edding die Klos vollkritzeln. "Original Zitat"
Der Donnerstag war schon immer mein Lieblingstag, nicht erst seit der Neuen
Welt. In meiner Jugend stimmte man sich schon Donnerstags aufs Wochenende ein,
oftmals ging man auch ins Stubu und freute sich halt, dass nun bald Wochenende
ist und man war sich sicher, dass man die paar Arbeits- oder Schulstunden eines
Freitags schon irgendwie überstehen wird.
Heute ist es eher andersrum, denn der Donnerstag ist nun mein Auftakt der
Arbeitswoche doch dennoch mag ich diesen Tag. Locker flockig ein paar Scheiben
auflegen, hier und da ein paar Gin Tonic und vom Podiumsplatz DJ-Kanzel den
besten Ausblick über das Treiben in meiner bescheidenen Hütte. Überhaupt
beobachten: Beobachten ist zu meiner Lieblingsbeschäftigung während des
Auflegens geworden, seitdem ich nicht mehr rauche – was soll ich auch sonst
machen zwischen 2 Übergängen? =)
Immer wieder fasziniert es mich, wie viele verschiedene Leute doch aus völlig
verschiedenen Gründen auf eben diesem Donnerstag in die Neue Welt kommen. Da
sind zum einen die mir heiligen Stammgäste, die wirklich jeden Donnerstag
kommen. Sie kommen in Cliquen und haben halt ihren wöchentlichen Treffpunkt in
meinen Laden verlegt, Musik völlig nebensächlich, denn die wenigsten von ihnen
tanzen, sie trinken lieber mehr – guuuter Gast =)
Die anderen kommen tatsächlich noch wegen der Musik, sind kaum 2 Minuten im
Laden und schon auf der Tanzfläche. Andere widerum sind grad auf dem Weg zum
Stubu und wurden durch den Reiter auf der Straße gebremst: Happy Hour bis 0 Uhr?
Die nehmen wir wohl mal eben mit..
Doch dann gibt es da auch noch die bizarren Gäste, bei denen ich mich teilweise
ernsthaft Frage, aus welchem Käfig die wohl ausgebrochen sind…
Wer mich kennt, weiss, dass ich ein sehr leicht zufrieden zu stellender Mensch
bin. 200 Leute, feierwütig auf elektronisches und meine Endorphine tanzen
Walzer. Auch bin ich nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen – es sei denn, man
kritisiert mich =)
Doch es gibt so ein paar Dinge, die ich auf den Tod nicht ab kann und eines
davon sind Eddingschmierereien auf meinen von mir liebevoll selbst gestrichenen
Wänden.
Ich weiß nicht, wie viele „Tags“ ich in den 4,5 Jahren Neue Welt schon entfernt
habe, aber ich weiß sehr wohl, welche Gedanken mir dabei durch den Kopf gegangen
sind – es war vielmehr nur ein Wort: TÖTEN
Ich malte mir die grausamsten Foltermethoden aus, wenn mir doch nur jemals so
ein asozialer Schmierfink in die Hände fallen würde. Es müsste auch gar nicht
bei mir im Laden sein, wo ich so eine Person erwischen würde, es könnte auch in
anderen Gastronomiebetrieben sein, ich würde ihn stellvertretend für seine
Kompagnons vierteilen.
Ich wusste jedoch genau, niemals würde ich jemanden erwischen, ist ja immer so:
wenn man sucht, findet man nicht. Doch vergangenen Donnerstag wendete sich das
Blatt…
Ich befand mich grad zu einer Auflegepause im Beat Club, um mit Daniel und
Michel ein wenig wirres Zeug zu reden, als mir mein Handy signalisierte, dass
mein Türsteher Nils mich dringend an der Garderobe zu sehen wünscht.
Nils meinte, ich solle mir mal die Toiletten angucken, die wären nun komplett
blau beschmiert mit Lackstift – und er hätte den Täter!
Ich ging in die Toilette und spürte, wie mir die Magensäure bis zum Hals stand.
Auf allen schwarz lackierten Türen prangerten wilde hässliche und nichts sagende
Hieroglyphen, auf den weißen Kacheln ebenfalls, an den Toilettentüren vor den
Kabinen beidseitig, an den Aluminiumwänden und an den weißen Kacheln – überall
blaue Schmierereien. Hätte er einen roten genommen, wäre dieses Bild
vergleichbar mit der Szene aus „Gothica“ wo Hale Berry grad ihren Ehemann
abgeschlachtet hat und mit Blut die Wände beschmierte…
Ich fragte Nils, ob er schon die Polizei gerufen hatte. „nein“ sagte er „soll
ich?“ „ja bitte, mach das und dann bring den Fuchs mal vor die Tür, wir müssen
reden“ … als ich auf Nils und den Picasso für Hirntote wartete, überkam mich
jedoch ein Sinneswandel:
Was soll die Polizei schon machen? Er wird alles abstreiten, die Polizei
schreibt ne Anzeige, die nie zur Anklage kommen wird und der Hirnie lacht sich
innerlich über mich tot und freut sich, dass er mal wieder so davon gekommen
ist. Das kann nicht sein!
Als Nils mit dem Vogel an der Tür ankam fragte ich noch einmal nach, ob er nun
die Polizei angerufen hat. Er verneinte es erneut. „Gut! Dann tu das auch
nicht!“ .. nun kam ich mir vor wie Marcellous Wallace in Pulp Fiction, der grad
von seinen Fesseln befreit wurde und vor ihm lag Zed, der Vergewaltiger. „Crack
Nigger, ich brauche Crack Nigger mit Lötkolben“ dachte ich. Doch leider kannte
ich keine. Außerdem befanden wir uns am Rembertiring, wo es reichlich Zeugen
gab, also schied auch körperliche Gewalt aus..leider…
Ich gab dem Eddingschmierer nun 2 Möglichkeiten: Er zahlt mir sofort 100 Euro
Reinigungskosten oder er würde meine mies gelaunte Seite kennenlernen.
Offensichtlich war es ihm völlig egal und er hatte kein Geld, auch nicht zu
Hause und auch nicht auf der Bank, er hat einfach nie irgendwelches Geld. Zudem
grinste er mich auch noch auf eine „und?-was-willst-du-jetzt-tun-Art“ an. Ich
kochte…mir kam der Gedanke, diesen 50 Kilo Graffiti-Hungerhaken im Wallgraben zu
versenken oder hinterm Finanzamt lebendig zu begraben. Dummerweise sind auch
diese Methoden nicht legal…Und da kam mir ein Geistesblitz:
(die folgenden Zeilen sind offiziell frei erfunden. Es könnte allerdings sein,
dass es gewisse Parallelen zu Geschehnissen aus der vergangenen Donnerstagnacht
gibt. Diese sind natürlich rein zufällig! Glaubt man nicht, dass ich hier nun
ein Geständnis ablege =)
„Zieh Deine Schuhe aus“ sagte ich zu ihm. Völlig gleichgültig sagte er „ok, ich
ziehe meine Schuhe aus“…ich nahm seine Schuhe und wurde noch saurer. Immer noch
stand er gelassen da, nur eben ohne Schuhe. „Zieh Deine Hose aus“. Dieser Satz
zeigte Wirkung! Empört sagte er „Nein, auf keinen Fall!!“ Ich war glücklich! Ich
hatte endlich etwas gefunden, was ihm nicht gefiel und nutze dies schamlos aus.
„Zieh Deine Hose aus oder ich werde richtig sauer“. „ok, ok, ich ziehe meine
Hose aus“. Ich nahm auch seine Hose. Nun stand er in Boxershorts, Hemd und Cappy
vor mir und irgendwie war mir das nicht genug. „Ich will auch noch Dein Hemd!“
„ok, ich ziehe auch noch mein Hemd aus“ nun war er wieder völlig gleichgültig
und hatte sich wohl mit seinem Schicksal abgefunden. Ich nahm ihm dann auch noch
sein Cappy ab und legte ihm dann nahe. Nie wieder auch nur ansatzweise mit einem
Edding, einer Sprühdose oder irgend etwas anderem einer Wand nahe zu kommen und
ließ ihn dann gehen.
(Ende des erfundenen Teils)
Irgendwie konnte der Junge froh sein, dass Stefan A. diesen Tag frei hatte…
Habt einen schönen Donnerstag,
Euer Bacellous Wallace