[2014-01-11] Marcus Schössow @ Bootshaus, Köln

  • So, kurzes Review meinerseits:


    Dazu muss ich erstmal sagen dass ich noch nie bei einer House- oder Big Room Party im Bootshaus war, ich war bisher immer nur bei Techno-Events wie Sound of the Xth Season oder CLR.


    Dementsprechend war ich gestern etwas... naja ich sage mal überrascht von dem was ich da erleben durfte. Das Publikum hatte einen Altersschnitt von.. maximal 20, also extrem viele junge Leute, und ich sags mal so: Ich habe mich teilweise ein bisschen Alt gefühlt. Als wäre ich Super-Ingo.


    Wir hatten im Bootshaus eigentlich immer einen "Standard"-Platz zum tanzen, auf einer der "Tribünen" vor der Bar, man kann da sehr gut stehen, hat tollen Sound etc. Dort fanden wir uns auch wieder ein, was spätestens beim Schössow dazu führte, das diverse Mädels hinter uns standen und sehr böse guckten, bzw. darauf warteten, dass wir ihnen endlich Platz machen..was wir irgendwie nicht vor hatten, so dass das ganze nach so ungefähr einer Stunde eher unangenehm wurde. Da reichten schon 30 cm Platz und sofort wurde sich reingedrängt, damit man schön Vorne steht und sichtbar ist...


    Ich dachte irgendwie, ich würde in ner Großraumdisko den Käfig blockieren, dabei wollte ich doch nur die Musik hören.


    Das zweite was mich da irgendwie überrascht hat, ist der offensichtlich neue Trend, bei solcher Musik Pogo zu tanzen (jaja, so wie bei nem Punkkonzert). Inklusive Circle Pit und sonstigem Mist... das war teilweise fast schon lustig. Schössow spielt ein wunderbares Trance-Break und dazu bildet sich auf de Tanzfläche ein Circle Pit, bis sich beim Drop die Leute da tatsächlich mehr oder weniger "in die Fresse hauen". Kommt warscheinlich von den Dubstep Parties, aber ich finde das trotzdem unpassend. So als normaler Gast, der einfach nur tanzen oder den DJ sehen will, war die Haupttanzfläche definitiv keine Option.


    Technisch ist das Bootshaus natürlich top aufgestellt. Die Anlage ist ein absoluter Traum, egal wer spielt, auf dieser Anlage hört sich das einfach immer richtig genial an - grad beim Schössow kamen seine charakteristischen Bässe wunderbar rüber, das war geil.


    Zur Musik: Naja, Markus Schössow ist einfach auf einem anderen Level als diverse weitere DJs dieser Richtung. Fing erstmal mit einer guten halben Stunde treibender Electro-Techno-Sounds an, mit leichtem Trance- und House-Einfluss. Ich kannte kaum nen Track, fand es aber toll. Auch sonst hat man sehr schön den Unterschied zwischen Schössow und den anderen (Resident)-DJs sowie Danny Avila gehört. Schössow spielt Sets mit Gefühl, mit langen Übergängen (teilweise fast 2 Minuten) und einem Spannungsbogen. Natürlich kamen mit der Zeit auch seine Eigenproduktionen (Reverie, Kemi, Liceu) und auch der ein oder andere bekannte Track (Sander van Doorn - Neon ! Ein Traum auf der Anlage!), aber das ganze hatte einfach Hand und Fuß.


    Was ihn angeht bleib ich bei meiner Meinung, dass er einer der unterschätztesten und leider auch viel zu wenig gebuchten DJs in Europa ist. Ich finds wirklich schade, dass man ihn hier und in der Umgebung nur maximal alle 2 Jahre oder 1 mal im Jahr zu sehen bekommt.


    Naja, und dann kam Danny Avila. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Sicher, der Typ passte gut zum Publikum, ist ja selber erst 18 oder so. Aber was der da abgezogen hat ging gar nicht. Mashup auf Mashup auf Mashup wie es W&W nicht schlimmer spielen könnten. Dieser klassische "USA-Sound" eben. 30 Sekunden Break, 30 Sekunden Drop, und das immer weiter. Keine Spannung baut sich auf, kein Break hat irgendeinen Sinn. Nein, es kommt wieder der nächste Drop aus irgendeinem anderen Track, der gar nicht zum Break passt, genau in dem Moment, wo man dachte "Oh, es wird mal cool".
    Dazu die üblichen Hiphop-Einlagen ala Hardwell und das ganze natürlich größtenteis mit Händen in der Luft, keinen Kopfhörern und diversen weiteren Sachen die mir den Eindruck verschafften, dass der Herr dort einfach ein Pre-Recorded Mix eingelegt hat.


    Dazu kommen dann noch die Preise. 4 Euro für ein Bier (0,3), es gibt nur Warsteiner. 3 für nen Jägermeister. 8 Euro für nen Longdrink!
    Ich weiß, der Eintritt ist im Bootshaus immer günstiger als anderswo, aber das fand ich schon ein wenig zu hart, zumal die Preise vor nem Jahr noch WESENTLICH humaner waren.


    Positiv hervorzuheben ist für mich das man sich zumindest zum Großteil an das Rauchverbot hält. So war die Luft im Club super und man hat weder geschwitzt noch danach Hustenanfälle.


    Alles in allem bleibt für mich die Entscheidung, bei solchen Bookings nicht mehr ins Bootshaus zu gehen. Ich finde das ein wenig schade, weil ich auf viele der Acts stehe. Aber ich habe eben gestern Abend auch verstanden, warum viele bei solchen Big Room Acts einen Vergleich zu Großraumdisko-Sound ziehen. Denn dahin hat sich das mittlerweile leider entwickelt. Wenn also jemand W&W sehen will, kann ich nur abraten.