Microtrauma "Reflection EP"

Track Rating
5.0 / 6
(2 Bewertungen)
  • N'Abend zusammen!


    Ich habe in den letzten Monaten zwar bereits einige Eigenproduktionen und Remixe von Microtrauma in der hiesigen Tracksrubrik an das gewiefte Tellerrandpublikum heranzutragen versucht, aber für den Fall, dass dieser Name nichtsdestotrotz auf dem Radar des ein oder anderen zu Unrecht doch noch nicht aufgetaucht ist, biete ich gern an, vor meinen wie stets in blumiger Tradition stehenden Rezensionsworten einen klitzekleinen Exkurs einzuwerfen. Hinter dem aufstrebenden Projekt stecken auf jeden Fall die aus heimischen Landen stammenden Daniel Päßler und Ricardo Linke, welche zwar schon eine über fast fünf Jahre ausgedehnte Diskographie aufweisen können, jedoch erst mit den meines Erachtens hervorragenden EPs auf dem enttäuschungsresistenten Kölner Label Traum Schallplatten seit letztem Jahr deutlich mehr Aufmerksamkeit als je zuvor auf sich lenkten. So ist es nicht allzu verwunderlich, dass diese äußerst erfrischende Zusammenarbeit mit der jüngst erschienenen Reflection EP ein weiteres hörenswertes Kapitel hinzugefügt bekommt. Und so, wie die beiden darauf wieder ihre vielfältigen Klangliebschaften irgendwo zwischen progressiven, technoiden, minimalen und trancigen Versatzstücken unterzubringen wissen, ist es wieder einmal eine helle Freude, sich den zumeist in inspirierender Düsternis badenden Stücken voll und ganz hinzugeben… :yes:


    Reflection als Titeltrack geht dabei gleich mal als gutes Beispiel in Sachen energetischem Atmospheric Techno voran und beglückt den gemeinen Hörer bereits zu Beginn mit den ersten melodischen Andeutungen im Hintergrund einer schön knochentrocken gelagerten Kickdrum, welche alsbald zudem in den druckvollen Genuss einer wunderbar nach vorn rollend ausgerichteten Bassline kommt. Mysteriöses Effektklappern im Anschlag, Klickerelemente als Konkurrenz für bedrohliches Schlangenzischen und die in dezenter Manier immer wieder an- und abschwellenden Melodielinienfragmente verdeutlichen im weiteren Verlauf die zunehmende Verdunklung des hiesigen sphärischen Horizonts, bevor sich im Folgenden die markante Tonfolge langsam aber sicher endlich aus ihrer sicheren Nische im Untergrund heraustraut und zusammen mit stakkatierten Tonverschnörkelungen die Intensität merklich anzuheben versteht, auch wenn sich die Gute nicht permanent ans Ohr klebt, sondern daneben auch immer wieder für passend gesetzte Kunstpausen zu haben ist. Im anstehenden Kurzbreak ist dies genauso der Fall wie im direkten Anschluss, wenn die große Bühne zunächst düster aufgeplusterten Basstönen überlassen wird, welche in Kooperation mit dem monoton drückenden Drumming zudem unheilvoll anmutendes Tonflirren in ihrem Kreis begrüßen dürfen. Wenn sich im Umfeld eines zweiten Kurzbreaks dann auch noch die umwerfend zwielichtige Melodielinie erneut dazugesellen darf und auf zwei Ebenen – minimalistische Stakkatotonfetzen mit deepem Flächenunterbau – das Stück in subtiler, aber effektiver Manier verdichtet, ist es um mich wieder einmal geschehen. Alles in allem haben wir es demzufolge hier mit einer wahren Delikatesse für jeden Sympathisanten melodisch treibender Technoprominenz zu tun, welcher ich meine himmelhochjauchzenden 6/6 wahrlich nicht vorenthalten möchte. ;)


    Der Egbert Remix verfrachtet das Originalthema dann zwar in eine nicht ganz so drückende Umgebung, kann sich in Bezug auf sphärische Intensität jedoch mit seinem Vorgänger aber immerhin teilweise messen lassen, wenngleich der Eigenanteil innerhalb der Melodieebene zunächst doch verschwindend gering auf den Plan tritt. So wird beispielsweise dem bekannten Tonflirren deutlich mehr Spielraum zugestanden, bevor im weiteren Verlauf dann auch die ersten vagen Andeutungen der einnehmenden Melodielinie in den äußersten Gestaden des Ganzen auftauchen, von der nur nuancenhaft verändert rollendem Untergrund allerdings erst einmal noch in Schach gehalten werden. Statt eines Empfangs der Melodietöne mit offenen Armen schließt sich dementsprechend passenderweise eine deutlich drummingorientierter auftretende Phase an, welche sich mit allerhand detailverliebt arrangierten Klickerelementen und Tonfragmenten bestückt zeigt und im Folgenden erst dann schwach wird, wenn sich alternative Synthieflächen aus dem bekannten Tonflirren emporzwirbeln und alsbald zusammen mit der bekannten Melodielinie für immer mehr düster-sphärische Ausrufezeichen sorgen. Leider verliert die Überarbeitung an diesem variantenreichen Spiel für meinen Geschmack viel zu schnell das Interesse und scheint in diesem Zusammenhang bereits kurz nach Durchschreiten der zeitlichen Mitte des Tracks mehr oder weniger mit dem Rückbau zu beginnen. Anders ist es nicht zu erklären, dass nach einer letzten Widmung des Tonflirrens keine zielstrebigen Aktionen mehr auf dem Programmplan zu finden sind und das Ganz somit satt und zufrieden nach Hause dümpelt – mit 4,25/6 gibt’s dafür die gerechte Quittung! :hmm:


    Blütenstaub ist zwar derzeit noch kein großes Thema in der Natur, bei Microtrauma dafür umso mehr, auch wenn die beiden Produzenten dem frühlingshaft anmutenden Titel ein weiteres überaus zwielichtig gewandetes Machwerk unterjubeln. Gehaltvolle Ingredienzen wie dunkelheitsaffine Basswelleneinschübe, wehende Melodieflächenfahnen sowie immer mal wieder kontrastreich hell durchscheinende Tontropfen sind dabei in Zusammenarbeit mit einem alsbald initiierten, dezenten Basslinegrummeln stetig einträglicher in der Lage, die Hochzeit von progressiven Strukturen und gesundem Minimalismus zu einem wahrhaft mystischen Schauspiel avancieren zu lassen. Die Melodieelemente geben sich dabei zwar die Klinke in die Hand, sind allerdings stets sehr darum bemüht, den Track nicht allzu stark zu überladen, sodass sich jedes noch so kleine Tonflattern sicher sein kann, nicht an den Rand des Klangspektrums abgedrängt zu werden. Bei der Begehung des Breaks im Mittelteil sollte dann desweiteren die wunderbar elektroid-drückend anschwellende Basslinegarnitur hervorgehoben werden, von welcher sich auch die Melodieeinwürfe in ansprechender Art und Weise antreiben lassen, ehe im Anschluss zur Abwechslung eine Drummingphase eingeleitet wird, welche auf der Zielgerade noch einmal kurzzeitig markante Melodie- und Basswellenfragmente integriert, ehe die Verleihung überdurchschnittlicher 5,5/6 die Szenerie beherrscht. :)


    Der niederträchtige Pollenflug kommt zwar mittlerweile leider immer deutlicher in die Gänge, kann sich in seiner Intensität aber zur Zeit wohl noch eher mit dem dazugehörigen Track vergleichen, welcher es im Gegensatz zu seinen Vorgängern vorzieht, eine gute Portion zurückhaltender aufzutreten. Der melodietechnischen Vielfalt steht dieser Umstand allerdings natürlich keinesfalls im Wege, lässt es sich doch auch im Schlepptau angenehm beruhigter Drumminggefilde und spannender, sporadischer Effekthäppchen ganz famos sphärisch schweben, wie deep fußende Melodietöne im Hintergrund schon in den Anfangsmomenten des hiesigen Stücks passabel zu demonstrieren wissen. Einer ersten subtilen Anschwellaktion folgt zwar im Anschluss an ein Kurzbreak eine erneute Drummingphase inklusive neu hinzugewonnener und in Groove eingelegter Basstöne, besagte Tonfolge schleicht sich mit der Unterstützung dezenter Begleitflächen im weiteren Verlauf aber schnell wieder in den Mittelpunkt des Geschehens, sodass die mystisch veranlagten Melodietöne mehr und mehr ihre Traumwelt auf den sanften Beats verankern können. Mitsamt tranciger Alternativtöne und nachtaktiven Flächenwinden wird dabei peu à peu der sphärische Höhepunkt des Ganzen angepeilt, von dem aus aber auch die Sicht auf den anstehenden Rückbau schon wieder frei wird. Summa summarum dennoch ein mehr als gelungenes Deep-Progressive-Kleinod, welches sich seine 5,25/6 meiner Meinung nach redlich verdient hat. :yes:


    Lassen wir uns zu guter Letzt noch auf das traumhaft schöne Nordlicht ein, dessen musikalische Umsetzung der Erhabenheit dieses Naturspektakels in meinen Ohren aber leider nicht ganz nachkommt, präsentiert sich der Track doch als das am deutlichsten in Richtung technoider Monotonie abdriftende Mitglied der hiesigen EP. Hinsichtlich seiner sphärischen Ausdrucksstärke kann das Ganze nichtsdestotrotz an seine Vorgänger heranreichen, wird dem Hörer hier doch keineswegs eine unspektakuläre Kaffefahrt geboten – allein dafür sorgen schon die herrlich düster-drückenden Basstöne, welche zunächst mit allerhand Effektwirren im Gepäck, im Laufe der Zeit aber auch in gelungener Kooperation mit schwelenden Tonflächenandeutungen ihre Vorbildfunktion unterstreichen. Nicht nur in den immer mal wieder eingeworfenen Kurzbreaks sind es die finsteren Schwaden aus Effekt- und Melodieflächenanbandlungen, welche das Stück mit ihrer Liebe fürs produktionstechnische Detail überaus überdurchschnittlich zu platzieren wissen, auch zusammen mit dem angemessen druckvoll nach vorn ausgerichteten Untergrund verdunkelt sich das Blickfeld des Hörer sichtlich gern. Insgesamt gesehen eine runde Sache, welcher ich meine beachtlichen 5,5/6 nicht verwehren möchte. :D



    Greetz,
    :: der hammer ::