Ticon "Costa Rica / Nefertiti"

Track Rating
4.0 / 6
(2 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!


    Auf Filip Mårdberg und Fredrik Gilenholt, besser bekannt unter ihrem Produktionspseudonym Ticon, bin ich zwar erst vor anderthalb Jahren im hiesigen Forum gestoßen, die beiden Schweden machen jedoch bereits deutlich länger gemeinsame Sache im Zeichen der geschickten Vermählung von progressiven, trancigen und technoiden Versatzstücken. Die musikalischen Ursprünge der beiden Skandinavier liegen dennoch irgendwo im Nischenbereich des guten alten Psy Trance, wobei selbst der geübte Hörer beim aktuellen Two-Tracker seine Lauscher schon arg weit aufsperren muss, um derartige Einflüsse noch erkennen zu können. Die Ende Januar auf Baroque Records erschienene EP hat sich schließlich uneindeutig äußerst zeitlosem Progressive House anvertraut, um diesen mit dem aus jahrelanger (Trance-)Erfahrung angereicherten passenden Händchen für das gewisse Etwas an Melodieausflügen sowie einer gesunden Portion Minimalismus zu versehen. Dass das Ganze dann auch noch in zwei angenehm unterschiedliche Track-Charaktere mündet, dürfte sicherlich nicht nur meine Wenigkeit recht schnell aus dem Schneckenhäuschen locken… ;)


    Die Hommage an Costa Rica auf der digitalen A-Seite bedient sich hierbei vor allen Dingen an dem bekanntlich stets reich bestückten Fundus an groovenden Basslinien, um sein tänzelndes Drumming signifikant aufzuwerten und als Anziehungspunkt für melodische Feinheiten zu etablieren. Zuvor liegt das Hauptaugenmerk jedoch noch auf der dezenten Einarbeitung klickernder Effekteinwürfe sowie sporadischer Hintergrundflächenfragmente, bevor ein erstes Kurzbreak schließlich besagte Bassschlenker galant aus dem Untergrund schält und mitsamt der gelungenen Anschwellaktion einer nervösen Flächenwelle den Einsatz eines Intensitätsmessgeräts sinnvoll erscheinen lässt. In Kooperation mit dem wieder deutlich reduzierter auftretenden Drumming steht dann im Anschluss einer mehr als einladenden Groove-Solofahrt der Bassline nichts mehr im Wege, wobei angemerkt werden muss, dass dieser Zustand nicht allzu lang anhält, werben doch im weiteren Verlauf nicht nur die bekannten Flächenfragmente, sondern auch immer wieder eingeworfene, leicht schräg angesetzte Synthiespitzen und sphärisch schimmernde Toneffekte um die angestrebte Gunst der Begleitung. Die Bassline zeigt sich von diesem Geschehen zwar zunächst weitgehend unbeeindruckt, begutachtet die Vielfalt der Melodieelemente, zu der sich mittlerweile auch verspielte, alternative Synthiemelodietöne sowie kurzzeitig eine weitere flächige Anschwellaktion gesellen, jedoch mit wachsendem Interesse, sodass sich das Zusammenspiel der beiden Pole zunehmend in der Ausdruckskraft der hiesigen, recht frühlingshaft anmutenden Atmosphäre positiv niederschlägt. Ein anstehendes Break nimmt dann zwar etwas Fahrt aus dem Geschehen und die Bassline für einige Momente in Gewahrsam, sodass sich Klickereffekte, Hintergrundfläche und Synthietoneinspieler in lockerem Beisammensein die Bälle zuspielen können, die alsbald nahende Anschwellaktion der Flächen provoziert allerdings schnell einen im Vergleich zur ersten Unterbrechung überaus ähnlichen Fortgang der Dinge. Den Beginn macht dabei ein erneuter Soloausflug der Bassline auf reduziertem Drumminggelände, bevor sich das Ganze im Folgenden in angenehm progressiver Manier wieder Element um Element zusammenfindet, um die kritische Hörerschaft mit einer letzten, gut sortierten Mischung Wohlfühlmomente zu verwöhnen. Da dies jedoch zu keinem Zeitpunkt allzu klischeebehaftet oder holzhammerbeschwert vonstatten geht, möchte ich den Track summa summarum trotz ausbaufähigeren Mitwirkens von Ecken und Kanten mit nicht weniger als überdurchschnittlichen 5/6 entlohnen. :yes:


    Das zweite Stück der EP, welches auf den Namen Nefertiti (die im Ausland gebräuchliche Bezeichnung der Nofretete) hört, zieht die Zügel im direkten Vergleich dann gleich etwas offensiver an, wenngleich die Vorliebe des schwedischen Produzenten-Duos für minimalistischen Purismus im Hinblick auf die Klangauswahl hier ebenfalls nicht von der Hand zu weisen ist. Den Anfang macht dabei ein nicht minder tänzelnd geratenes Drumming, welches sich in seinem Schatten aber vermehrt allerhand subtil eingesetzten, aber angenehm zwielichtig erscheinenden Effekten ausgesetzt sieht, in deren Gesellschaft sich alsbald auch die stakkatierten Überreste einer Bassline einfinden und im weiteren Verlauf peu à peu eine herrlich düster angelegte Basslinewand heraufbeschwören. Nach einer ersten dezenten Anschwellaktion gehört der Untergrund dann ab dem folgenden Kurzbreak ganz und gar dem äußerst druckvoll agierenden Grummelabgrund, welcher seine Aufgabe äußerst ernst nimmt und von nun an in einem unnachahmlich progressiven Intensitätswechselspiel ebenfalls neu hinzugekommene Stakkatotönen ordentlich Feuer unter dem Allerwertesten bereitet. Da letztere sich ebenso vielseitig in ihrer Instrumentierung zeigen und von abstrakter Fragmentierung bis hin zu flächiger Orientierung jegliche Spielart beherrschen, dürfte es den gemeinen Hörer nicht allzu verwundern, dass auch die atmosphärische Komponente des Ganzen ihr düsteres Farbenspektrum zunehmend markanter zur Schau trägt und zusammen mit immer wieder eingeworfen Effektwellen einen überaus einnehmenden Charakter offenbart. Nicht ganz unschuldig an dieser stetig dichter und druckvoller gearteten Entwicklung ist selbstverständlich die wunderbar progressive Wandlung der Basslinewand von einem Grollen aus der Tiefe hin zu einem deutlich elektroider beeinflussten, fast schon omnipräsenten Druckinstrument der Extraklasse. Erst im anstehenden Break wird der Hörerschaft eine kurze Verschnaufpause zugestanden, wenn der Untergrund in seinen Anfangszustand versetzt wird, in Kooperation mit den leicht neben sich stehenden Stakkatotönen alsbald aber bereits Anlauf für die nächste Anschwellaktion nimmt, an die sich zunächst eine weitere reduzierte Drummingphase anschließt, in der die Basslinewand in spannender Manier unter Beweis stellt, dass sie ihr progressives Druckpotenzial auch in wabernder Form abzurufen vermag. Die anschließende Verdichtung des Tracks mittels sämtlicher Effektwellen, Stakkatotöne und Nebengeräusche ist dann zwar vorhersehbar, in solch einer großartig düster-treibenden Aufmachung, wie sie hier zu hören ist, gelingt dies meines Erachtens jedoch (leider) nur sehr selten (ausgenommen Sasha, Henry Saiz, Max Cooper und manchmal auch Eelke Kleijn). Fazit: In einem schön ranzigen Club wird die hiesige Melange aus Progressive House und Atmospheric Techno ihre überzeugenden 5,75/6 sicherlich erst recht rechtfertigen können… ;)



    Greetz,
    :: der hammer ::

  • All I see is text.....omfg....


    Eigentlich sind deine Rezensionen ja zu schade fürs Forum. Man muß gar den Track kurz pausieren um an spannenden Stellen nochmals zu lesen :D


    Also Costa Rica gefällt mir ziemlich gut. Man erkennt sofort eine Linie und trotz Vorhersehbarkeit bleibt der Track sehr spannend.


    Nefertiti weicht davon ab....hat mir aber einfach zu viele schräge Sounds und will sich meinem Ohr eher entziehen als eindringen.


    Costa Rica: 4,5/6


    Nefertiti: 2,5/6

  • Zitat

    Original von Pieter Baton
    All I see is text.....omfg....


    Eigentlich sind deine Rezensionen ja zu schade fürs Forum. Man muß gar den Track kurz pausieren um an spannenden Stellen nochmals zu lesen.


    5 Points von mir für Nefertiti.Das Teil rockt die Bude ,und mein Nachbar hört es gerade auch :Dschön technoid ,hoffentlich bekommt der Schulz das Teil nicht in die Hände....ich kann die Sirenen schon hören :p


    Costa Rica erinnert mich an einen anderen Track der mir nicht einfallen will :gruebel:....3Points allerdings für diesen Track der sich doch stark wiederholt und ein wenig monotonie austrahlt.Somit kann mein Nachbar bei diesem Track sich wieder hinlegen :p
    Danke Hammer für deine sehr ausführlichen Beschreibungen :yes: :yes: :yes: