Karim Shaker "Halfway between heaven and earth"

Track Rating
6.0 / 6
(3 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!


    Sachen gibt’s, die dürfte es eigentlich gar nicht mehr geben: Christian Wulff im Amt des Bundespräsidenten beispielsweise, der BVB trotz CL-Debakel auf Schmusekurs der Journaille oder die Vorstellung einer Veröffentlichung aus dem Armada-Imperium aus meiner Feder. Falsch gedacht, heute Abend seid ihr Zeuge eines nicht mehr für möglich gehaltenen Ereignisses, denn ich komme in der Tat einfach nicht drumherum, euch die neueste digitale EP auf dem immer wieder für tot erklärten, aber im Endeffekt nicht wirklich totzukriegenden Progressive-Label Electronic Elements näherzubringen. Die Verantwortung dafür übernimmt der spanische Produzent Karim Shaker, besser bekannt als eine ehemalige Hälfte des nicht nur in technoiden und progressiven Kreisen geschätzten Duos Simon & Shaker, sicherlich liebend gern. Der Gute ist auf jeden Fall mittlerweile als Solokünstler tätig und macht mit dem poetisch betitelten Halfway Between Heaven And Earth nun bereits mit seiner zweiten überaus gelungenen „EE“-Veröffentlichung innerhalb weniger Monate irgendwo im Spannungsfeld zwischen Progressive House und Atmospheric Techno gehörig auf sich aufmerksam. Vorhang auf, Mesdames et Messieurs! :D


    Ganz in der Tradition treibender, melodiebejahender Technosphären verankert zeigt sich dabei der Original Mix, auch wenn das gute Stück zunächst etwas blufft und eine dumpfe Kickdrum – nur unterlegt von äußerst subtilen Hintergrundeffekten – in minimalistischer Manier ihre Kreise ziehen lässt. Dazu gesellen sich jedoch schon recht bald die ersten zarten Melodiepflänzchen sowie eine stakkatierte Bassline, wobei vor allen Dingen letztere mit ihrer markanten Druckaufbereitung dafür sorgt, dass das Ganze sich mehr und mehr nach vorn ausrichtet, während sporadisch eingeworfene Vintage-HiHats und nachhallverliebte Tonfolgenfragmente die Elementdichte nach und nach ausdehnen können. Dies kommt konsequenterweise wiederum der sphärischen Komponente des Tracks zugute, welche zusammen mit der zunehmend elektroider anwachsenden Bassline keine Skrupel besitzt, immer deutlicher in Richtung herrlich düsterer Gefilde abzubiegen. In diesem überaus energetisch zu charakterisierenden Fortbewegungsdrang entwachsen dem flexiblen Untergrund interessanterweise zudem einige retrolastige Videospieltöne, welche jedoch keinesfalls als Vorzeichen für die kommende Melodieentwicklung missverstanden werden sollten, fungieren diese doch lediglich als kontrastreiche Begleitung der im Folgenden aus dem treibenden Drumming emporstoßenden Flächenwand, welche in Kooperation mit den Melodiefragmenten vom Beginn das Intensitätsbarometer des Ganzen nachhaltig nach oben schnellen lässt. Das progressive Einmaleins aus dem FF kennend sowie alsbald unterstützt durch einen klassischen Arpeggio-Tonlauf gerät der geneigte Hörer mehr und mehr in einen Strudel aus zwielichtigen Stimmungen, welcher nur durch eine im Mittelteil heraufbeschwörte, alternative Synthiemelodie gedämpft werden kann. Dadurch entsteht der nötige Raum, in den letztere mit ihren futuristisch anmutenden Echoklängen stößt und das hiesige Stück zunehmend zu einer regelrechten „Space Opera“ avancieren lässt, bevor im Vorlauf für ein Kurzbreak zunächst eine jähe Reduzierung auf Kickdrum sowie bisher noch nicht vernommene Pianotöne und hierin im Anschluss die dezente Anschwellaktion einer weiterer Arpeggio-Tonfolge auf dem Programm steht. Münden tut diese Entwicklung schlussendlich in einer ähnlich gearteten Versammlung aller sphärischen und perkussiven Elemente, welche meines Erachtens zwar noch ein wenig sakraler vonstatten geht, in punkto sphärischer Intensität allerdings nicht minder eindringlich agiert. Da verwundert es insgesamt gesehen auch kaum, dass nach dem anstehenden minimalistischen Rückbau ein pompöses 6/6er-Monument zur Abholung bereitsteht. ;)


    Bei solch einer herausragenden Vorlage hat es der Dosem Remix vom spanischen Landsmann Marc Ramirez natürlich denkbar schwer, ein passendes Gegengewicht auf die Beine zu stellen. In dieser Hinsicht macht der Track seine Hausaufgaben dennoch äußerst sorgfältig, wie ich finde, und serviert der gemeinen Hörerschaft eine im direkten Vergleich etwas weniger forsch, aber kaum minder atmosphärisch wertvoll agierende Überarbeitung. Zu Beginn liegt die Konzentration zwar erst einmal auf der Entfaltung einer angenehm deepen Grundstimmung, welche vor allen Dingen von einer schön grummelnd geratenen Bassline befeuert wird, jedoch immer wieder melodische Übergriffe erdulden muss, die in Form wellenartig herannahender (Stimm-)Flächenstücke den Weg für die weitere melodietechnische Entwicklung ebnen. In einem ersten Kurzbreak wird dann eine alternative Stakkato-Formation der Arpeggio-Tonfolge aus dem Original erwartet, welche auch in Kooperation mit dem stetig düster anbauenden Untergrund ihre Arbeit solide verrichtet, wobei ihr im weiteren Verlauf von spannenden Flächenanleihen der bekannten futuristischen Synthie-Melodielinie zunehmend der Schneid abgekauft wird und das Ganze sich zusammen mit verspielten Alternativtönen in sphärischer Hinsicht mehr und mehr in mystischer Umgebung wohlfühlt. Ein vor Melodievariationen nur so strotzendes Kurzbreak später lässt sich die Elementdichte der Deepness zuliebe zwar wieder deutlich einfacher überblicken, diese Phase, in der sich Stakkatotöne und Flächenwellen die Klinke in die Hand geben, geht allerdings leider nicht als beruhigendes Intermezzo in die Trackgeschichte ein, sondern stellt geradewegs den subtilen Übergang in den Rückbau des Stücks dar. Hier habe ich dementsprechend vergeblich auf ein weiteres Stelldichein der großartigen Synthiemelodie-Anleihen nichtirdischen Ursprungs gewartet, sodass ich mich im Endeffekt zu einem leichten Abzug gezwungen sehe, der den Remix aber immer noch bei vorzeigenswerten 4,75/6 einpendeln lässt. :yes:



    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Ein echter extrem innovativer Space-Trip ! Das Artwork passt zum Stück. Das ist so in der letzten Zeit einer der besten - wenn nicht sogar der beste Electronic Elements Track. Minimalistisch trancig mit einer wirklich herrrlichen Bassline. Möchte ich gerne direkt hinter Miika Kuisma- Sounds ala "Progress Of Soul" spielen ;)
    Ich will aber auch auf die ebenfalls sehr schöne - und auch auf Electronic Elements veröffentlichte Vorgänger-Single Karim Shaker "A leap of faith" hinweisen, welche letzten Oktober erschien, aber leider wohl in der Menge an Tracks hier ziemlich untergegangen ist.


    Original 6/6
    Dosem Remix 5/6