Nick Warren "Rumbletump"

Track Rating
4.8 / 6
(4 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!

    Zwei Eigenproduktionen in einem Jahr zu veröffentlichen könnte man in den Verhältnissen von Nick Warren zwar fast schon als Fließbandarbeit bezeichnen, nichtsdestotrotz hat das Progressive-Urgestein sich diesem Wagnis im bald auslaufenden Jahr endlich einmal mutig gestellt und schickt nun nach dem hervorragenden Buenos Aires aus dem Frühjahr das deutlich deeper anzusiedelnde Rumbletump in die erwartungsfrohe Runde. Dass das neologistisch betitelte Werk nicht auf seinem eigenen Label Hope Recordings erscheint, sondern in die vertrauensvollen Hände von Hernán Cattáneos Sudbeat Music gelegt wurde, lässt in diesem Zusammenhang allerdings nicht wirklich großartig aufhorchen, wissen doch sowohl der Brite als auch der Argentinier nicht nur mit den Mitteln von heute den Progressive-DJ alter Schule weiter erfolgreich am Leben zu halten, auch mit ihren produktionstechnischen Künsten und der Zusammenstellung zahlreicher Mix-CDs (ich verweise nur auf Global Underground und Renaissance) beweisen die beiden der geneigten Hörerschaft immer wieder ihren Status als versierte Musik-Connaisseure. Und mit Überarbeitungen von Monaque und Microtrauma sollte bei der hiesigen EP erst recht nicht viel schiefgehen…

    Dass wir es beim Original Mix mit einer der Jahreszeit entsprechenden Portion zurückgelehnter sowie leicht unterkühlter Deepness zu tun bekommen, macht sich bereits im Intro recht angenehm bemerkbar, wenn tiefergelegte Flächenfragmente durch Zeit und Raum zu geistern scheinen, dabei ab und an einige helle Tonfolgenandeutungen kreuzen und mit den dabei entstehenden, ersten atmosphärischen Appetithappen die Gehörgänge für sich gewinnen können. Nichtsdestotrotz ist das sich anbahnende Drumming im Folgenden recht schnell in der Lage, dem Ganzen seinen ganz eigenen Groovestempel aufzudrücken, ohne dass dabei die Melodiestrukturen allzu hart angepackt werden. Vielmehr offenbaren sich zunehmend alternative Ausrichtungen im Umfeld der sphärischen Komponente, welche in Form von stakkatierten Toneinwürfen über die bekannten Elemente bis hin zu einer sporadisch an den gemeinsamen Tisch geladenen Melodiefolgenoffensive ihre Vielseitigkeit subtil ins Tagesprogramm verfrachtet, während der herrlich schaukelnde Untergrund mehr und mehr von spannenden Effekt- und Vocaleinspielern verdichtet wird. Besonders letztere sind im weiteren Verlauf in der Lage, einen leicht epischen Charakterzug in die ansonsten überaus deep gehaltene Melodiefragmentlandschaft zu integrieren, wobei es sich auch hier – wie bereits bei der Mehrheit der zuvor eingeworfenen Elemente – stets um kurze Episoden handelt, die die progressive Gesinnung des Tracks überaus charmant betonen. Im Mittelteil wiederum spielen scharfkantige Effektspitzen für einige Augenblicke eine entscheidende Rolle, ehe im anstehenden Break eine wunderbar winterlich-entspannte Synthie-Melodielinie auf mehreren Ebenen initiiert wird und auch im Anschluss zusammen mit dem groovenden Untergrund die Ausrichtung der hiesigen Melodieebene etwas zielstrebiger zu organisieren weiß, wodurch vor allen Dingen die sphärische Intensität des Ganzen profitiert und in leicht verträumt zu bezeichnender Manier das Geschehen im weiteren Verlauf nachhaltig zu beeinflussen weiß. Im Gedächtnis bleiben zudem die zahlreichen interessanten Ausfransungen der Tonfolge, welche sich mal flächig durch das Trackdickicht schlängelt, mal atonal über sich selbst stolpert oder mit ihrer Anziehungskraft einfach nur dafür sorgt, dass im letzten Drittel weitere unterstützende Elemente aus dem bisherigen Melodiefundus für zusätzliche Abwechslung sorgen, ehe das Stück sich wieder auf seine laszive Deepness konzentriert und mit vorzeigbaren 5,25/6 im Handgepäck in beruhigender Art und Weise ausläuft. An die Warren’sche Hommage an die argentinische Hauptstadt mag das Ganze meines Erachtens zwar nicht ganz heranreichen, für alle Sympathisanten des gepflegten Progressive-Sounds sollte Rumbletump jedoch ein gefundenes Fressen darstellen. ;)

    In dieser Manier könnte ich im Anschluss auch vom Monaque Remix gehörig schwärmen, würde sich selbiger in meinen Ohren nicht sogar noch als leichte Steigerung des Originals entpuppen. Dafür ist vor allen Dingen die Entführung des Themas heraus aus der recht deep beschichteten Umwelt hinein in ein deutlich zwingender gestaltetes Gewand verantwortlich. Zunächst ist diese Entwicklung zwar noch recht unscheinbar geraten und schäkert weiterhin recht offensichtlich mit den bekannten tiefergelegten Flächenfragmenten, monotone Mutationen dieser Melodieelemente sowie eine flexibel groovende Bassline stellen im Folgenden jedoch die ersten Schalter dar, die in Richtung Überarbeitung umgelegt werden, in der sich bis zum Mittelteil auch einige passend eingeworfene Andeutungen der Vocaleinspieler aus dem Original einfinden und mit alternativen Tonkaskaden vergnügen, sodass die sphärischen Gefilde, die hier angepeilt werden, im direkten Vergleich deutlich positiver konnotiert wirken. Dieser Umstand soll sich jedoch alsbald ändern, mischen im alsbald eingeleiteten Break doch nach einem anfänglichen Bassline-Solo höchster Güte wunderbar verzerrte Alternativflächenstücke bei der Gestaltung der Melodieebene mit und hieven diese allein durch ihre herausfordernde Präsenz in rastlose Bereiche, die sich nicht nur schön konträr zur recht überschaubaren Elementdichte verhalten, sondern für den Remix ein geradezu einschneidendes Erlebnis darstellen. In dieser Konstellation erscheint es dann auch nicht wirklich überraschend, dass das Ganze sich nach der Zurückhaltung zu Beginn nun in bester progressiver Spielweise peu à peu durchgreifend verdichten kann und schlussendlich die düster anmutenden Flächeneinwürfe in der launenhaften Synthiemelodiefolge aus dem Original sogar einen kongenialen Partner finden. So kann die hiesige Überarbeitung dem Original den für meinen Geschmack letzten, noch fehlenden Tritt in den Allerwertesten versetzen, um die legendenumwobene 5,5/6er-Passhöhe zu überqueren. Auch wenn sich das Stück nach einem zweiten Kurzbreak im Abgang wieder um Einiges entspannter zeigt, muss Alex Monakhov und Serge Que hier erneut Respekt attestiert werden für eine weitere mehr als gelungene Remixarbeit unter dem gemeinsamen Projektnamen Monaque. :yes:

    Der Microtrauma Remix dagegen kann dann als Dritter im Bunde nicht ganz mithalten mit seinen beiden überzeugenden Vorgängern, wenn auch seine technoide Sicht auf die Weltgeschichte keinesfalls unter den Tisch gekehrt werden sollte. Bereits zu Beginn lassen sich schemenhaft die ersten Anzeichen der vielschichtigen Melodieauswahl des Originals erkennen, welche sich auf einer knochentrockenen Kickdrum alsbald mehr und mehr auszubreiten versuchen, jedoch zunächst noch in ihrer äußerst fragmentbehafteten Struktur verbleiben, während im Untergrund ein monotones Überbleibsel einer Bassline unentwegt düster vor sich hin stiert. Eine sauber produzierte Effektbegleitung sowie erste etwas länger als eine halbe Sekunde andauernde Melodieeinflüsse, welche auch sporadische Einwürfe der leicht epischen Vocalflächen beinhalten, werten die sphärische Entwicklung der Überarbeitung zunehmend auf, sodass sich alsbald sogar die Bassline dazu genötigt fühlt, dem Ganzen mit einem groovenden Pendant seine Ehre zu erweisen. Minimalistisch geprägt bleibt das Stück jedoch auch im weiteren Verlauf, in dem sich drummingorientierte mit melodiegeprägten Phasen abwechseln, im Großen und Ganzen allerdings eine im Vergleich zum Original ähnlich deepe Grundausrichtung an den Tag gelegt wird, aus welcher auch im anstehenden Break keine Wege herausführen. Stattdessen liegt der Fokus auf der effektverzierten Entfaltung alternativer Melodiestrukturen, welche sich subtil im Untergrund von einer Ecke des Stereokopfhörers in die andere befördern lassen, in die Zusammenarbeit mit dem wunderbar groovend gestalteten Drumming jedoch nur eine enorm zerhackstückelt auftretende Vocalfläche schicken. Das sprichwörtliche Ende der Fahnenstage im Sinne der vielfältigen Melodieandeutungen ist damit zwar glücklicherweise nicht erreicht, bewegen kann mich das Ganze jedoch nur noch in der Umgebung des nächsten Kurzbreaks sowie auf der Zielgerade, wenn sich einige der zwielichtigen Fragmente zu überaus dezenten, aber dennoch eindrucksvollen Anschwellaktionen hinreißen lassen. Wer es gehörig deep mag, wird hieran sicherlich seinen Gefallen finden, mir schleicht das Stück insgesamt gesehen dann aber doch etwas zu sehr vor sich hin, sodass ich im Endeffekt nicht mehr als solide 4,5/6 zu verteilen gewillt bin. :hmm:


    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Bin da gerade ebenfalls drauf gstoßen über Nicks Beatport Charts, muss aber sagen das mich hier der Microtrauma remix am meisten kickt, ich würde bei diesen Remix 5/6 geben

    wärend der rest eher bei 2/6 rumhumpelt. Der Microtrauma remix hat bei mir mehr drive mehr swing im Beat :D

  • Sooo ein geiles Release, genial! Ich freu mich momentan echt für Nick Warren, der dieses Jahr in Sachen Produktionen auch solo voll durchgestartet ist. Alles was er anpackt wird zu Gold, so auch hier! Meine Favoriten sind das Original und der Microtrauma Remix, die beide echt gut geworden sind. Monaques Remix ist ganz ok. Wer auf richtig guten Progressive steht, der sollte sich mal dieses Release anhören.