Robert Babicz "What a day EP"

Track Rating
5.0 / 6
(5 Bewertungen)
  • Tach zusammen!


    Über den Urheber der im Folgenden im Mittelpunkt stehenden Veröffentlichung sollte ich nun wahrlich nicht allzu viele einleitende Worte verlieren müssen, gehört der Gute doch schon seit fast zwei Jahrzehnten unumstritten zum Inventar der elektronischen Musikszene in Deutschland. Zudem eilt ihm sein Ruf als perfektionistisch veranlagter Produzent voraus und das hört man seinen Tracks, die in den letzten Jahren zunehmend sphärisch deep gestimmten Gefilden, abgesteckt irgendwo im stets hörenswerten Grenzland zwischen Progressive und Techhouse, gewidmet wurden, auch deutlich an: Feinsinnig austarierte Klanggebilde mit trancig umwehten Hypnosefähigkeiten für die entspannte Afterhour am Sonntagnachmittag, die für meinen Geschmack in unnachahmlicher Manier für den hiesigen Tellerrand gedacht sind. Die Gewieften unter uns dürften sicherlich schon längst erahnt haben, von wem ich hier die ganze Zeit schon schwafele, denn es handelt sich natürlich um niemand Geringeren als den Kölner Robert Babicz, welcher mit der sogenannten What A Day EP vor wenigen Tagen seine bereits vierte Veröffentlichung auf seinem noch recht grün hinter den Ohren ausschauenden Label Babiczstyle in die große weite Welt hinausschickt. Vorhang auf für diesen wieder einmal hervorragenden 3-Tracker!


    Als absoluter Höhepunkt der EP stellt sich dabei sogleich das titelgebende What A Day der verwöhnten Hörerschaft vor, welches diese knapp neun Minuten lang in eine wunderbar spätsommerlich entspannte Klanglandschaft voller mediterran beeinflusster Leichtigkeit zu entführen weiß, sodass man bei diesem Track buchstäblich spürt, wie sich die komplette Mittelmeer-Anrainerschaft eine mehr oder weniger verdiente Siesta gönnt und sich auf unseren Rettungspaketen ausruht. Zu Beginn gibt sich das Ganze zwar noch recht minimalistisch veranlagt, der deep schlurfende Untergrund verstärkt sich jedoch recht schnell mit einer angenehm subtil groovenden Bassline sowie ersten Melodietonandeutungen, ehe alsbald herrlich zurückgelehnte Flächen, welchen die Sonne sprichwörtlich aus dem Allerwertesten scheint, langsam aber sicher aus dem Hintergrund herauslugen und mitsamt einiger Alternativtöne schon einmal die sphärische Grundausrichtung des hiesigen Stücks in den Gehörgängen verankern. Eine nicht minder sommerlich agierende Tonfolge, welche im weiteren Verlauf immer mal wieder initiiert und aufgrund ihrer Durchschlagskraft von ebenfalls neu hinzugewonnen Hintergrund-Synthiefäden und Pianotönen überaus herzlich in Empfang genommen wird, weiß die Melodieebene zudem gezielt zu verstärken. Nicht vergessen werden sollten in diesem Zusammenhang jedoch auch die progressiv angelegten Klickereffekte, welche in abwechslungsreicher Manier stets einen Weg durch den zunehmend dichter werdenden Atmosphärendschungel finden. Nähert sich das Ganze im Mittelteil schließlich seinem Break, dürfen die etablierten Melodieelemente zwar kurzzeitig eine verdiente Pause einlegen, der freigewordene Raum wird jedoch schnell wieder durch eine trancig inspirierte Tonkaskade belegt, mit welcher während der Drummingunterbrechung nicht nur eine dezente Anschwellaktion, sondern auch wunderbar groovend angelegte HiHats auf den Plan gerufen werden. Besonders letztere sollten hervorgehoben werden, sind sie doch im Anschluss dafür verantwortlich, dass der Track eine gute Portion mehr Fahrt aufnimmt und dadurch vermehrt diverse Tanzbeine zu nervösen Zuckungen veranlassen dürfte. Davon lässt sich alsbald sogar die bisher als Ruhepol agierende Melodieebene anstacheln und setzt die trancige Melodielinie zunehmend flächiger unter Druck, ehe auch die restlichen Elemente wieder deutlicher Präsenz zeigen und vom Verbreiten glückseliger Stimmungsmomente Gebrauch machen. Alternative Synthieflächen sowie ein kleiner Basslineausflug in einem letzten Quasi-Break leiten dann schlussendlich einen galanten Rückbau ein, welcher die Höchstwertung für diesen Track nicht mehr aus den Augen lässt: 6/6, setzen, Herr Babicz! :yes:


    Im direkten Vergleich zum Vorgänger präsentiert sich der Insider dann deutlich deeper bestückt. Dies wird bereits nach wenigen Augenblicken Intro-Einwirkzeit deutlich, wenn sich ein monoton nach vorn orientiertes Drumming an die Front des Feldes setzt und mitsamt technoider Effektwahl zunächst äußerst kühl agiert. Die perkussive Strategie des Ganzen übersieht allerdings keinesfalls die befreiende Wirkung einer groovenden Bassline und schickt diese im weiteren Verlauf als Speerspitze der hiesigen Deepness in die untersten Etagen des Tracks, während im äußersten Hintergrund weiterhin ein bedrohliches Wummern vorherrscht und im kommenden Kurzbreak schließlich in eine interessante Hallorgie mündet. Alle Sympathisanten melodiebefreiter elektronischer Musik sollten die anstehende zweite Hälfte des Stücks jedoch besser meiden, schleichen sich doch aus der eigentlich undurchdringbar erscheinenden Dunkelheit des Untergrunds alsbald ganz allmählich einige orchestral anmutende Melodieanleihen heraus und schenken dem Ganzen mit ihrer fragilen, doch auch wärmenden Mystik einen mehr als gelungenen Gegenpol zum technoiden Fortbewegungsdrang des Drummings. Eine meines Erachtens in dieser Kombination äußerst selten vernommene musikalische Raffinesse, durch welche sich eine einzigartige Vermählung düster-groovender Deepness und geheimnisvoller Klangwärme entfalten kann und das Stück nun bis in das Outro hinein in herrlich subtiler Manier begleitet. Das Effektgewitter zum Schluss ist dann zwar imho etwas überzogen, insgesamt gesehen stehen hier dennoch hörenswerte 5,5/6 zu Buche. :)


    I Am Here als Schlusspunkt der EP setzt dann wieder auf etwas entspanntere Klänge, wenn auch die Herangehensweise nicht ganz so sommerlich angelegt wie beim Titeltrack. Stattdessen kann hier eine gewisse Portion Clubaffinität nicht wirklich wegdiskutiert werden, welche sich nach einem Intro aus deephousigen Flächenstücken insbesondere durch das Auftreten einer druckvollen sowie retrobehafteten Bassline mit leichten Acid-Anleihen bemerkbar macht. Doch auch die dezent wummernden Subbässe sollten hier keinesfalls unerwähnt bleiben, sorgen sie doch zweifelsfrei dafür, dass das Ganze sich auch für das Anwerben einer groovenden Komponente keinesfalls zu schade ist. Während die Flächenanleihen aus dem Intro dabei mehr und mehr in den äußersten Hintergrund abgedrängt werden, stellt sich zunächst noch sporadisch, im weiteren Verlauf jedoch immer regelmäßiger eine Tonfolge aus düster gestimmten Synthieflächen als rechtmäßiger Vertreter der Melodieebene vor, während im Untergrund eine zerhackstückelte Vocalschicht vermehrt für Furore sorgt und im Schlepptau zwecks Verdichtung sogleich auch einige verspielte Schwebetöne mit sich bringt. Das anstehende Break geht dann sogar so weit, der Vocalschicht eine eigene Anschwellaktion anzubieten, welche diese natürlich sogleich dankend annimmt, ehe sie im Anschluss in Kooperation mit dem gehaltvollen Untergrund jedoch von den schlecht gelaunten Synthieflächen wieder erfolgreich in ihre Schranken verwiesen wird. Im Gegensatz dazu dürfen die verspielten Alternativtöne jedoch auch weiterhin ihre Daseinsberechtigung feiern, wenn die Flächenstücke sich mal wieder eine Kunstpause gönnen. In der Gesamtübersicht der EP stellt sich auf jeden Fall die hiesige Trackentwicklung als die progressivste heraus, sodass das Ganze insgesamt auch auf eine Spielzeit von über zehn Minuten gelangt, in denen allerdings insbesondere in der zweiten Hälfte für meinen Geschmack leider einige Längen vorhanden sind. Nichtsdestotrotz sollte es summa summarum für mehr als solide 5/6 hier problemlos reichen… ;)



    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Den Titeltrack kann ich guten Gewissens mit 5,5/6 Punkten bewerten :yes:
    "Insider" hat mich schon vor einigen Monaten in Roberts Essential Mix gefesselt, allerdings kommt mir in der vollen Version der technoide Aufbau etwas zu monoton herüber, obwohl ich ab dem Anfang dieser genialen Melodie von dem Stück mitgerissen werde :huebbel: den Schluss finde ich allerdings etwas komisch :hmm: Dafür geb ich trotzdem noch stolze 5/6 her :D
    "I Am Here" ist dagegen nicht ganz mein Fall, aber trotzdem nicht schlecht :yes: 4/6 sind für mich angemessen.


    Folglich kriegt die EP von mir 5 Punkte. :)


    Grüße

  • Zitat

    Original von Trancefreak92
    Aber ich wuste gar nicht, das der gute Robert Babicz, sowie die elektronische Tanzmusik schon über zweihundert 8o jahre alt sind!


    Ist mir in der Tat ebenfalls neu, auf sowas kommt man aber auch nur, wenn einem beim Rezensieren der Gaul durchgeht und man aus einer Null einfach mal zweie macht. Trotzdem schön zu sehen, dass wenigstens einer meinen Wortschwall intensiv durcharbeitet und einen solchen Fauxpas bemerkt... ;)

  • Mittlerweile hat es Robert zu meinem absoluten Lieblingsproducer geschafft. Egal was er anpackt, irgendwie kommt immer was gutes dabei raus. Auch hier wieder, wahnsinn! Obwohl dieses Release auf einem konstant hohen Niveau liegt, gefällt mir die "What A Day" ebenfalls am besten. Die anderen beiden Tracks soll das aber nicht schmählern, da auch diese richtig gut geworden sind! Genial :huebbel:.