N'Abend zusammen!
Wie der ein oder andere weiß, sind meine musikalischen Vorlieben noch nie rein elektronischer Natur gewesen, sodass ich mir im Laufe der Jahre den Luxus gegönnt habe, mich in zwei akustischen Wohnzimmer äußerst häuslich einzurichten. Ich versuche zwar stets, beide gleichberechtigt zu behandeln, im hiesigen Forum kommt allerdings jenes aus gitarrenlastigen Genres wie Indie Rock, Post Punk, Shoegaze, New Wave und Post Rock zusammengehaltene naturgemäß zu kurz (ausgenommen der traditionelle "Was hört ihr gerade!?"-Thread). Umso mehr freue ich mich, wenn das Beste aus beiden Welten einmal zusammenfällt wie jüngst vernommen in einem vom britischen Produzenten Jon Hopkins geremixten Stück der leicht avantgardistischen Indietruppe Wild Beasts, welche ebenfalls auf der Insel beheimatet ist. Das Herzstück letzterer Band bildet dabei die überaus markante Stimme des Sängers Hayden Thorpe, welcher mit seinem polarisierenden Falsettgesang stellenweise an eine etwas weniger klagende Version von Antony Hegarty von "Antony & The Johnsons" erinnert und die allein schon wunderbar atmosphärische Instrumentierung der spannend arrangierten Stücke oftmals auf eine neue Ebene hievt. Der großartige Titelsong des im letzten Jahr auf dem Indielabel Domino erschienenen Albums Two Dancers (Original auf oben verlinkter Myspaceseite nachzuhören) bildet da keine Ausnahme und sollte in der im August veröffentlichten Überarbeitung, um welche es im Folgenden gehen soll, auch für den Tellerrand des hiesigen Publikums für meinen Geschmack eine Delikatesse darstellen.
Schließlich entführt der Jon Hopkins Remix die besten Ingredienzen des Originals in ein druckvolles Progressive-House-Gewand, welches in dieser Form auch von einem Gui Boratto stammen könnte und bereits nach wenigen Momenten Einwirkzeit von einer herrlich düster angelegten Basslinewand überwältigt wird, die bei passender Lautstärke sicherlich noch den letzten Staubkrümel aus den heimischen Boxen wehen dürfte. Trotz dieser dominanten Präsenz kriechen alsbald auch die ersten Melodieandeutungen aus ihrem Verschlag und beginnen damit, einige Gitarrenmelodiebögen aus dem Original zu imitieren, durch die sich im weiteren Verlauf sogar die Bassline dazu berufen fühlt, sich mehr und mehr aus ihrer monotonen Anti-Haltung herauszubewegen und als dunkel groovender Anführer des mittlerweile recht klickernden Ambientes zu fungieren. Zwischenzeitlich ziehen sich die Melodiefragmente zwar kurzzeitig erneut in den äußersten Hintergrund zurück, tauchen allerdings schnell und vielfach alternativ ergänzt wieder im Hauptprogramm auf, um die sphärische Ader des Ganzen nun zunehmend in Richtung spätherbstlicher Gefilde zu transportieren. Waren Elemente aus dem Original bisher nur verfremdet zu erspähen, so darf im anstehenden Break dann auch einmal an den Gitarren der Wild Beasts gezupft werden, welche mit einer guten Portion stimmungsvollen Nachhalls ausgestattet werden, ehe auch die Stimme des Sängers dazustößt und in Kooperation mit dezenten Synthieflächen und interessantem Schlagzeugstick-Geklicker die ätherische Ader des Track zunehmend anschwellen lässt. Auf dem Höhepunkt verstärkt sich diese Entwicklung zudem noch durch eine zweite Gesangsebene, weitere Gitarrentöne sowie abschließend die bekannte Basslinewand - bevor auch das restliche Drumming dazugerät, wird jedoch ein perfekt eingesetzter Augenblick des Innehaltens zelebriert, sodass das Zusammenspiel aller Elemente im Anschluss noch einen Tick intensiver auf die geneigte Hörerschaft wirkt. Die Atmosphäre präsentiert sich in diesem Zusammenhang zwar nicht ganz so hoffnungslos wie im Original, ist jedoch immer noch überaus düster beeinflusst und speist sich vor allen Dingen aus der kontrastreich-dichten Vermischung von Gitarrenmelodietönen, Falsettstimme und kraftvoller Bassline, welche auf den letzten Metern verdientermaßen sogar noch eine kleine Soloeinlage parat hält. Summa summarum ein Remix, der einfach zu sphärisch geraten ist, als dass ich ihn dem hiesigen Forum vorenthalten könnte, und seine 5,5/6 auf jeden mehr als verdient hat.
Greetz,
:: der hammer ::