N'Abend zusammen!
Der britische Produzent Max Cooper hat einfach einen Lauf - und das mittlerweile nun schon seit über einem Jahr! Angefangen mit harmonisch und stochastisch betitelten „Serien“ legt der für seine filigranen Soundlandschaften irgendwo zwischen minimalistischer Herangehensweise, sphärischen Schwaden intensiver Düsternis und techhousiger Umgebung bekannte Klangfrickler nun mit Chaotisch Serie seine dritte deutsch betitelte EP auf dem immer wieder herausragenden Kölner Label Traum Schallplatten vor, mit welcher er nicht nur erneut die Vielfalt seiner schubladendenkenverachtenden Tracks unter Beweis stellt, sondern sicherlich auch die Sympathisanten seines Klangkosmos’ im hiesigen Forum aus ihren Löchern hervorlocken dürfte.
Mit dem Titeltrack Chaotisch Serie liefert der Gute dann auch sogleich das für meinen Geschmack eindringlichste Stück der EP ab, das die sphärischen Vorzüge seiner Vorgänger mit der Verspultheit eines Stephan Bodzin paart und damit auf seine ganz eigene Weise dem geneigten Hörer eine Gänsehaut verpasst. Das beginnt bereits beim schmerzverzerrt wirkenden Stimmengewirr, welches zunächst die Bekanntschaft mit einer überaus trockenen Kickdrum macht, dann aber von elektrisierenden Effektwolken wieder in den äußersten Untergrund verfrachtet wird, sodass in einem ersten Kurzbreak stattdessen zwielichtig agierende Flächen auf sich aufmerksam machen und mit Hilfe Cooper’schem Alternativwabern druckvoll anschwellen. Wieder verdrängt vom noch recht reduziert auftretenden Drumming treten im weiteren Verlauf fragmentierte Tonfolgenkaskaden an diese freigewordenen Posten, um in Kooperation mit klickernden Begleiteffekten die bekannten Flächenstücke allmählich wieder aus ihrer kurzzeitigen Schockstarre zu lösen. Die Atmosphäre des Tracks bedankt sich in diesem Zusammenhang mit zunehmender Verdichtung und zwirbelt sich zu einem unfassbar verspulten Höhepunkt hinauf, auf den das anstehende Break in seiner vollkommenen Losgelöstheit von Raum und Zeit schließlich eine pathetische Hymne auf das Fragment an sich vorträgt. In seinem Endstadium erinnert das Ganze zwar eher an eine Maschine, die gerade ihren Geist aufgibt, mittels der Durchschlagkraft sirenenartiger Tonschwaden kann der Exitus jedoch in allerletzter Minute abgewendet werden, sodass im Folgenden nicht nur das Drumming, sondern auch die interessanten Melodielinien-Wasserfälle zu neuem Leben erweckt werden. Die Verspultheit geht dem Track dadurch allerdings keinesfalls verloren, vielmehr steht der Hörerschaft noch eine letzte sphärische Intensivierung inklusive charakteristischem Wabern ins Haus, ehe das Stück sich - garniert mit herausragenden 5,75/6 - genüsslich zu Ende schlackert.
Minertia setzt dagegen lieber auf techhousige Wertarbeit ohne viel sphärisches Beiwerk, muss sich dadurch allerdings in meinen Ohren in jeglicher Hinsicht seinem gelungenen Vorgänger geschlagen geben. Anfangs angereichert mit sporadischem Tonblubbern macht sich mehr und mehr die Behäbigkeit dieses Tracks bemerkbar, welcher auch von einer im weiteren Verlauf initiierten Bassline monotoner Bauart nicht wirklich ausgemerzt werden kann. Subtile Klangschalen ergänzen die alsbald wieder aus ihrem Verlies kriechenden, kurzen Toneinwürfe, müssen sich im Folgenden allerdings neu hinzugewonnenen, klopfenden Effekten beugen, ehe sie sich in beschwerlicher Art und Weise wieder aus dem Untergrund des Stücks lösen können. Die sphärischen Andeutungen bewegen sich - verglichen mit der chaotischen Serie - zwar in einem nicht minder düsteren Umfeld, beherbergen jedoch in keinem Moment eine Intensität in sich, welche den Track aus seiner Nische herauszubefördern imstande wäre. Für dieses Ziel meldet sich dagegen eine zunehmend markanter auftretende, knarzende Basslinewand an, welche auch im anstehenden Break ihr druckvolles Potenzial entfalten kann, im Folgenden aber wieder durch das bekannte Techhouse-Spielchen ersetzt wird. Dank seiner subtilen Melodieversatzstücke und den immer wieder kurzzeitig heranrauschenden Klangwellen reicht es dennoch insgesamt für mehr als solide 4,5/6.
River Of Gold als Dritter im Bunde setzt hingegen wieder vermehrt auf markante melodische Raffinessen, welche bereits nach wenigen Momenten als zartseidene Fäden im Hintergrund auftauchen, dann aber zunächst von verschwommenen Tonfragmenten abgelöst werden, ehe ein erstes Kurzbreak die ganze organische Schönheit der Melodieebene zu Tage befördert. Insbesondere die in Form von verträumten Wassertropfen auftretenden Melodietöne, welche im Hintergrund von leicht finster dreinblickenden Flächen Unterstützung erhalten, entwickeln sich dabei für meinen Geschmack zu einem regelrechten Ohrenschmaus sphärischer Natur. In Zusammenarbeit mit dem entspannt groovenden Drumming wird diese Melodielinie zwar kurzzeitig wieder in den Hintergrund verbannt, kann sich jedoch alsbald wieder aus der Umklammerung lösen und eine ganz neue, weniger höfliche Seite von sich aufzeigen, welche in der kommenden, nur von einem Kurzbreak inklusive dezentem Alternativwabern à la Max Cooper unterbrochenen Phase im Vordergrund steht. Der Track erntet dabei nicht nur eine gesunde Portion Druck, sondern zeigt sich zudem als Sympathisant eines progressiven Trackaufbaus, sodass in und im Anschluss an ein weiteres Kurzbreak auch die typischen Waberflächen noch einmal zum leicht bedrohlichen Melodieklimpern hinzugezogen werden. Auf der Zielgeraden zersetzen sich die alternativen Klänge dann in subtiler Manier, ehe die restlichen Melodieelemente zaghaft diesem Vorbild nacheifern und schließlich Platz für die Vergabe verdienter 5,25/6 freiräumen.
Greetz,
:: der hammer ::