Özgür Can & AGS "Love state / Float off"

Track Rating
5.0 / 6
(4 Bewertungen)
  • N'Abend zusammen!

    Wer schon immer einmal wissen wollte, wie sich gelungene schwedische Integrationsarbeit anhört, der bekommt mit dieser noch recht frischen EP nun mittlerweile bereits die dritte Chance, dies endlich zu tun. Verantwortlich dafür zeigen sich erneut der umtriebige Özgür Can und Andrés García Santos, besser bekannt als AGS, welche seit Ende Mai in zwei neuen Tracks ihr elektronisches Potpourri fernab jeglicher Genregenzen zelebrieren. Techhousige Einflüsse, progressive Herangehensweise und trancige Melodiearrangements bilden dabei die Eckpfeiler ihres Soundspektrums, welches sicherlich nicht nur jeden Ötzi-Sympathisanten anlocken, sondern auch alle ansprechen sollte, die der musikalischen Engstirnigkeit gern mal ein Schnippchen schlagen. Erschienen ist das Ganze jedenfalls Ende Mai wieder auf Özgür Cans Label-Heimstätte Save Me Records, wo auch die letzten beiden Kollaborationen veröffentlicht wurden. :yes:

    Float Off gelingt es zu Beginn jedenfalls äußerst vorzüglich, den gemeinen Hörer auf einen falschen Pfad zu lenken, wenn es mitsamt einiger Basstropfen in entspannten Breakbeats auf sich aufmerksam macht. Da diese allerdings die Rechnung ohne die stakkatierten Melodietöne gemacht haben, welche sich zunehmend einflussreicher aus ihrem Schneckenhäuschen herausbewegen, bewegt sich das Ganze schnell in Richtung gerader Beats und offenbart im Anschluss an ein erstes Quasi-Break die Weiterentwicklung der Bassline zum einem wunderbar trocken groovenden Untergrund, welcher mich irgendwie entfernt an einen gewissen Track von Guy J erinnert. Auf diesem haben nun auch die Melodietöne sichtlich ihren Spaß und sind dabei zudem imstande, mehr und mehr ihre sphärische Seite nach außen zu kehren, während im Hintergrund weitere melodische Unterstützung in Form von dezenten Flächen und monotonen Arpeggios naht. Letztere entdecken jedoch ebenfalls immer mal wieder ihre sphärische Seite und zeigen sich nicht ganz unbefleckt, wenn es um die Intensivierung des schwebenden Charakters der Atmosphäre geht. Vielschichtig wie eh und je geben sich die Melodieelemente auf dem Höhepunkte die Klinke in die Hand, ehe das Ganze im nächsten Break zur Abwechslung nebelhornartige Effekte auf die Hörerschaft loslässt, sodass das anschließende, überaus trancig anmutende Melodieanschwillen einen gelungenen Kontrast abgibt. Zusammen mit dem angenehm groovenden Untergrund dürfen dann auch die restlichen Melodieelemente noch einmal ihr Stelldichein geben und dem Track einige letzte Schwebemomente verpassen, welche trotz sommerlicher Anmutung so herrlich unprätentiös wirken, dass ich schlussendlich nicht weniger als euphorische 5,5/6 verteilen mag. ;)

    Im Gegensatz dazu versucht Love State es anfangs mit minimalem Klickertum, auf welchem sich bald einige interessant effektierte Elemente einfinden, aus denen sich nun mehr und mehr eine Melodiefolge herauskristallisiert. Zunächst noch bestens behütet in den minimalen Gefilden aufgehoben, rebelliert diese nun zunehmend gegen die ihr auferlegten Zwänge und arbeitet sich dabei erfolgreich auf die Sonnenseite des Tracks, bis sie in Kooperationen mit harmonischen Flächen im ersten Kurzbreak endlich ihre warme Atmosphäre ausbreiten kann. Mit trancigen Alternativtönen funktioniert dies auch auf dem Drumming in herrlich ungezwungener Art und Weise, sodass sich die Melodietöne zunehmend spielerischer präsentieren. Weitere Alternativtöne offenbaren die Vielfalt der hiesigen Melodieebene, welche sich im anschließenden Break zwar erst einmal für einige Augenblicke eine Verschnaufpause gönnt, im weiteren Verlauf allerdings mehr als gestärkt zurückkehrt. Mit weiteren Alternativmelodien grätscht das Ganze zwar nur leicht am Kitsch vorbei und zeigt sich für Can'sche Verhältnisse erstaunlich offensichtlich trancig, doch aus den Tiefen des Stücks hat schließlich eine Bassline ein Einsehen mit zu viel Harmonie und steuert in elektroid inspirierter Instrumentierung geradewegs auf die Kommandozentrale des Ganzen zu. Dabei gerät der Track trotzdem nicht unter die Räder, sondern kann seine omnipräsente Melodieebene endlich mit einem hier dringend benötigten, druckvoll agierenden Untergrund ergänzen. Allzu lang hält dieser Zustand zwar leider nicht an, wenn das Ganze sich bereits auf seine letzten Meter begibt, mehr als solide 4,5/6 sollten insgesamt aber auf jeden Fall drin sein. :yes:


    Greetz,
    :: der hammer ::

  • "Float Off" präsentiert sich schön locker, fluffig und eigenet sich daher gut zum Nebenbeihören. "Love State" ist dann schon etwas monotoner, wird im Verlauf aber auch schön sommerlich angenehm und kann mich aber trotzdem weniger begeistern als "Float Off"! ;)

    "Float Off": 5,25/6
    "Love State": 4,5/6