So, jetzt schreibe ich wie versprochen mal etwas zu meinen Erlebnissen hier in Australien.
Mein Flieger landete nach 22 Stunden Flugzeit in Sydney frueh am Morgen. Mit dem Shuttle-Bus ging es dann erst mal vom Flughafen in die Innenstadt zum vorgebuchten Hostel. Nach dem Flug war ich natuerlich kaputt, aber man soll sich auf keinen Fall gleich ins Bett packen, sondern ganz normal am Abend schlafen gehen, um den Jetlag moeglichst schnell zu ueberwinden. Ich musste mich also irgendwie wachhalten. Ich bin dann mit ein paar Leuten aus dem Hostel am Nachmittag mit dem Bus zum Coogee Beach gefahren, einer der schoensten Straende Sydneys. Dort fand eine Barbecue-Party inklusive Freibier statt :D. Durch die Muedigkeit und die knallende Sonne (hier faengt ja gerade der Sommer an) hat sich das sehr schnell bemerkbar gemacht... Grundsaetzlich muss man sagen, dass das australische Bier gnadenlos hinter dem deutschen zurueckbleibt, teilweise schmeckt es wirklich sehr gewoehnungsbeduerftig und ich habe mittlerweile schon einige Sorten probiert.
Am Abend bin ich dann gegen 22 Uhr ins Bett gefallen und hab sofort wie ein Stein geschlafen. Am naechsten Morgen dann das erste australische Fruehstueck: Zeit fuer Vegemite! Vegemite ist ein australischer nutellafarbener Aufstrich hergestellt aus Hefeextrakt und wirklich jeder Australier hat das Zeug im Haushalt und liebt es natuerlich. Ich hatte schon vor Abreise gelesen, dass Vegemite fuer Europaeer meist widerlich schmeckt und mich hat das natuerlich neugierig gemacht. Eiskalt hab ich mir eine ganze Toastscheibe damit vollgekeistert abgebissen und... BAEH! fast gekot**. Vegemite ist echt mit das grausamste, was ich je gegessen habe und man muss sich echt fragen, warum sich die Australier die Qual antun, das Zeug zu essen. Das muss man echt erlebt haben!
Den Tag habe ich dann damit verbracht, meine Steuernummer zu beantragen, mein australisches Bankkonto einzurichten und die "Wwoof"-Mitgliedschaft zu erwerben (Willing Workers On Organic Farms).
Am dritten Tag in Sydney zog ich um aus meinem Hostel in ein anderes in Kings Cross, Sydneys Vergnuegungsviertel. Was da nach Sonnenuntergang abgeht, ist der absolute Wahnsinn: Club an Club, Kneipen, Bottleshops (Alkohol gibt's in Australien nur in diesen separaten Shops), ueberall Nutten, die sich anbieten und Leute, die einem auf offener Strasse billig Gras anbieten. Kings Cross ist echt eine einzige Party und das Beste ist, dass in den Clubs ueberwiegend Elektro und House laeuft; Fonzerellis "Moonlight Party" laeuft hier zurzeit in Radio und Clubs rauf und runter.
Ich blieb fuer drei Tage in Kings Cross und entschied mich, Sydney zunaechst zu verlassen, weil es momentan wirklich sehr schwer ist, in der Metropole eine Unterkunft zu finden (unzaehlige Touristen stroemen in der Vorweihnachtszeit in die Stdt, weil jeder Sylvester dort verbringen will), und die Preise in die Hoehe schnellen. Ich hab mir also ein Busticket nach Melbourne besorgt, mit dem ich jederzeit auf dem Weg dorthin aus- und zusteigen kann. Gleichzeitig hab ich in meinem Wwoof-Mitgliedsbuch nach Farmen gesucht, die auf dem Weg liegen, um dort Unterkunft zu finden, denn in Melbourne ist die Lage nicht anders als in Sydney. Beim dritten Versuch fand ich eine Farm, die mich aufnehmen konnte. In den paar Tagen in Sydney habe ich natuerlich lange nicht alles sehen koennen, was ich sehen wollte, aber ich verliess die Stdt in dem Wissen, im Maerz wieder dorthin zurueckzukehren (nach meinem Abstecher nach Neuseeland) und die Stdt dann ohne die Unmengen an Touristen erleben zu koennen.
MeinenrstenStopp Richtung Melbourne legte ich in Wollongong ein, einer 230.000-Seelen-Stadt an der Kueste 80 km suedlich von Sydney. Ich blieb zwei Tage dort, die Stadt ist aber absolut unspektakulaer und es gibt nichts Interessantes, worueber es sich zu schreiben lohnt.
Dann fuhr ich mit dem Bus weitere 70 km suedlich in ein kleines Kaff. Von dort wurde ich von Martin abgeholt, der Gefaehrte der Besitzerin der Farm, auf die ich ging. Und da bin ich nun, mitten im Nirgendwo und lerne das australische Landleben kennen. Als Wwoofer arbeitet man ein paar Stunden auf der Farm und bekommt dafuer umsonst Essen und Unterkunft. Ich helfe 3-4 Stunden aus, das ist wirklich nicht viel, und kann mir selbst die Arbeit, die ich machen moechte, aussuchen und sie mir so auf den Tag verteilen, wie es mir passt. Darueber hinaus soll ich mich wie zu Hause fuehlen, darf mich etwa uneingeschraenkt am Kuehlschrank bedienen und werde wie ein Familienmitglied behandelt. Ich wohne hier auf der Farm mit der Besitzerin Robbie, ihrer 12-jaehrigen Tochter Rowyn und Martin, dazu kommen die vielen offiziellen Haustiere wie Pferde, Huehner, Gaense und sogar Eidechsen und inoffizielle wie Spinnen. Es gibt hier echt Massen an Spinen und die sind nicht nur teilweise toedlich (die Funnel Web Spinne, die hier vorkommt, ist die giftigste der Welt, ist aber sehr selten, hab auch noch keine gesehen), sondern manchmal auch riesig. Gleich in der ersten Nacht hatte ich eine Huntsman Spider in meinem Schlafzimmer, ein Viech aehnlich unserer Hausspinne, nur wesentlich groesser und behaarter. Leider hat der PC hier keinen USB-Anschluss, sonst wuerde ich mal das Erinnerungsfoto hochladen, das ich davon gemacht habe.
Hier auf der Farm lernt man aber nicht nur das wirkliche Australien kennen durch den Kontakt mit den 'Locals', man verbessert auch schnell sein Englisch, weil man ganz einfach darauf angewiesen ist. Ausserdem werde ich haeufig zu Trips mitgenommen abseits der Touristenpfade, zum Beispiel haben wir schon eine Bootstour auf Martin Boot gemacht inklusive Baden an einem verlassenen Strand oder sind in ein nahegelegenes Waldgebiet gefahren, haben uns mit einer Flasche Champagner auf eine Wiese gesetzt und beobachtet, wie Kaengurus in der Daemmerung aus ihren Schlupfwinkeln kommen. Zwei Tiere konnte ich sogar streicheln (sind wirklich sehr zahm, vermutlich an den Menschen gewoehnt), das war der absolute Hammer.
Auch Weihnachten werde ich hier auf der Farm sein, ich wurde herzlich dazu eingeladen. Und danach? Ich weiss es nicht. Man lernt hier sehr schnell, seine Reise nicht zu sehr im Detail zu planen, denn es kommt ja doch ganz anders. Ich kann also gespannt sein, was mich hier in Australien noch erwartet...
So long,
8)