Beiträge von hammer

    N’Abend zusammen!

    Da ich mich zu Beginn dieses noch in den Kinderschuhen steckenden Jahres irgendwie mal wieder in einen gepflegten Progressive-Rausch gehört bzw. am Samstagabend bei ausgezeichneten Livesets von Robert Babicz und Nhar in Bochum getanzt habe, möchte ich eure geneigte Aufmerksamkeit heuer passenderweise mit der aktuellen EP von Ioan Gamboa aus der Reserve locken. Der aus Madrid stammende und mittlerweile in Berlin residierende Progressive-House-Feinschmecker, der sich mit seinem herausragend ätherischen Melodiespektakel "Hope" bereits still und heimlich unter meinen zwanzig favorisierten Tracks des 2011er-Jahrgangs platzieren konnte, gilt zwar immer noch – und wenn ihr mich fragt, völlig zu Unrecht – als Geheimtipp, sollte sich aber zumindest schon einmal in den Gehörgängen der hiesigen Progressive-Freunde mit seinen stets herrlich sphärisch gewürzten Stücken festsetzen können. Irgendwo in der Weite zwischen progressiven, deepen und trancigen Herrschaftsgebieten angesiedelt zeigt sich schließlich auch die Breathing EP, welche im November auf Aegyptia, dem empfehlenswerten jungen Label seinen Landsmanns David Granha, der u.a. auch einen Remix beisteuert, erschienen ist.

    Bereits im Intro brodelt dem geneigten Hörer des Titelstücks Breathing eine düster umwobene Hallfläche in subtiler Manier entgegen, aus der langsam aber sicher sowohl eine kraftvolle Kickdrum als auch eine schwelende Synthiewelle entsteigen, anschließend eine nicht minder dunkelheitsaffin gestaltete, monoton rollende Bassline heraufbeschwören und damit den Eindruck eines perfekten Einstands in einen Progressive-Track weiter zementieren. Beachtliches Groove-Potenzial darf dem Untergrund jedoch ebenso wenig abgesprochen werden, während selbiger sich nun stetig zu verdichten weiß und hinter jeder Ecke ein zusätzliches Tonfolgenfragment, interessante sowie an verfremdete Vocalschnipsel erinnernde Klangeinwürfe oder die kurzzeitige Rückkehr der bekannten Synthiewelle in seine Arme schließt, um das Ganze in sphärischer Hinsicht immer deutlicher ins Zwielicht zu rücken. Besonders das Stimmengewirr, welches sowohl als flächiger Sakralbau als auch als hypnotisierend stakkatierte Hintergrundbegleitung eingeflochten ist, entpuppt sich in diesem Zusammenhang mehr und mehr zu einem tragenden Element und sorgt dafür, dass der Track in Kooperation mit dem druckvoll schiebenden Drumming eindrücklich nach vorn getrieben wird. In der Einflugschneise des Breaks tauchen zudem weitere alternative Melodieandeutungen auf, welche dort zwar zunächst noch keine große Rolle spielen, da die Konzentration auf dem spannungsgeladenen Zusammenspiel von Hall- und Stimmenklängen mit rumorenden Basslineresten liegt, aus dem Hinterhalt schnellen im weiteren Verlauf allerdings zunehmend einige arpeggiert-verschnörkelte Melodielinien heran, um nach einer dezenten Anschwellaktion inklusive Synthiewelle und der Wiedergenesung des Drummings das Ruder innerhalb der Melodieebene an sich zu reißen. Weniger nachhallverliebt, dennoch nicht minder prägend scharen die neu hinzugekommenen Melodiestrukturen alsbald sämtliche sphärischen Elemente um sich, wobei sich vor allen Dingen die wachsenden Kontraste zwischen dem pechschwarzen Untergrund mitsamt seinen erhaben düsteren Hallflächen und den leichte Hoffnungsdosen versprühenden Klanggerüstlinien für die äußerst packende Intensität verantwortlich zeigen. Mit letzterer biegt das Ganze schlussendlich auf seine Zielgerade ein, wenn auch zunächst noch kein Willen innerhalb der ständig in progressiver Manier in Instrumentierung und Arrangement veränderten Melodieanleihen für den anstehenden Rückbau zu erkennen ist. Während das Stück dann doch seine vielen Klanggewänder langsam aber widerwillig ablegt, kann der Spannungsbogen dank der treibenden Kraft der Bassline hochgehalten werden – bis zum ätherischen Stimmenflächen-Outro und der anschließenden Vergabe verdienter 5,5/6 auf der kompakten TF-Skala. ;)

    Im David Granha Remix wirkt das Originalthema dann zwar nicht mehr ganz so böse, stattdessen holt sich die Überarbeitung des Labelchefs jedoch – um in Sachen sphärischer Ausdruckskraft nicht allzu arg ins Hintertreffen zu geraten – eine schmackhafte Portion Mystik mit an Bord. Die Anlehnungen an den Gamboa-Track sind daher zu Beginn auch ausschließlich in stark fragmentierter Form zu vernehmen, während das Drumming sich parallel zu den immer wieder eingeworfenen Andeutungen der bekannten Stimmflächen zunächst noch mit minimalistischen Effekten zu garnieren weiß, im weiteren Verlauf die alternative Verwertung der Originalmelodieelemente allerdings auf Basis einer dezent brummenden Basslinwand in gekonnt-progressiver Art und Weise an Einfluss gewinnt. Angereichert mit subtilen Alternativflächenstücken gerät der Melodiereichtum dabei bereits im ersten Kurzbreak derart dicht, dass der Untergrund eine leicht elektroid inspirierte, wunderbar drückend geratene Bassline als geeigneten Gegenpol ins Rollen bringt. Indem die Melodiefragmente sich in dieser Konstellation ebenfalls weiterhin die Klinke in die Hand geben und nach kurzer Dauer auch die bekannten Stimmflächeneinwürfe und arpeggierten Melodielinien ins Geschehen eingreifen, bewegt sich das Ganze zwar für meinen Geschmack kurzzeitig etwas zu leichtsinnig auf das Original zu, im Gegenzug tauchen allerdings bereits deutlich heller arrangierte Alternativmelodietöne auf, welche dem Remix mit ihrer geheimnisvoll ummantelten Schwebetechnik eine deutlich positivere Note geben. Im anstehenden Break stehen im Anschluss bereits die nächsten alternativen Tonfolgenfragmente Spalier, um zusammen mit dem arpeggierten Melodierhythmus die mystische Note des Stücks fortwährend sanft zu intensivieren und diese nach einer dezenten Anschwellaktion auch in Kooperation mit dem nach vorn ausgerichteten Untergrund weiter zu etablieren. Da im letzten Drittel dann allerdings fast gar keine Entwicklung mehr stattfindet (zwei kurze Tonartwechsel mal ausgeschlossen) und zudem in keinem einzigen Moment mehr die gelungenen alternativen Melodiestränge mit einbezogen werden, komme ich insgesamt gesehen um einen Punktabzug nicht herum, auch wenn sich 4,75/6 immer noch mehr als passabel sehen lassen können. :yes:

    One Way Path liegt dann zwar nur in einer beschnittenen Hörprobe vor, diese bietet dem neugierigen Progressive-Sympathisanten jedoch bereits all ihre Vorzüge in überzeugender Manier dar, handelt es sich hierbei doch vor allen Dingen in Sachen Annäherung an trancige Gefilde um alles andere als eine Einbahnstraße. Dieser Eindruck dürfte sich schon zu Beginn bestätigen, wenn sich uneindeutige Synthiestreifen aus dem Off schälen und mit einem effektvoll klickernden Drumming eine eher zwielichtig anmutende Symbiose eingehen. Immer wieder dezent an- und abschwellend sowie angenehm unberührt angetrieben von einer subtilen Stakkatobassline verliert sich das Ganze dabei mehr und mehr auf einem Pfad, welcher von Vocalschlieren, flächigen Echos und alternativen Synthiemelodielinien dominiert wird, ehe ein Break die Szenerie für einen kurzen Moment zu einer Verschnaufpause geleitet, im weiteren Verlauf allerdings mit den bekannten Synthies sowie allerhand noch nicht vernommener Melodiestrukturen im Gepäck schnell die nächste Intensitätsstufe anpeilt. Dass die sphärische Verdichtung auch zusammen mit dem zurückhaltenden Untergrund ein erfolgreiches Unterfangen darstellt, lässt sich besonders gut in der folgenden Phase, wenn der Track sich allmählich in Hypnose tiriliert, nachvollziehen. Durch die vielen hellen Melodiespielereien inhaliert das Ganze zwar eine gute Portion Optimismus ein, dieser ist allerdings stets mit einer angenehm psychedelischen Note versehen, sodass zu keinem Zeitpunkt der Verdacht aufkommt, dass hier in Richtung unbeschwerter Sommeratmosphäre abgebogen werden soll. In ihrer wechselwarmen Vielfältigkeit äußerst progressiv, in ihrer Wirkung herrlich trancig steht die Melodieebene summa summarum im hiesigen Track zwar am eindeutigsten im Vordergrund, dies schmälert meine Gesamtbewertung jedoch keineswegs, sondern manifestiert sich schlussendlich in einer regelrechten 5,25/6er-Punktlandung. :D


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Damit hier keine Missverständnisse aufkommen, möchte ich kurz anmerken, dass Paralelo im Original von Gui Boratto nicht nur eine recht schnörkellos-technoide Angelegenheit mit überaus überschaubarem Melodieanteil darstellt, sondern desweiteren auch noch keineswegs als taufrisch durchgehen sollte, war das Ganze doch bereits 2007 eine B-Seite des ebenfalls auf Parquet Recordings erschienenen Stücks Tipologia. Demzufolge handelt es sich bei der kommenden Veröffentlichung ausschließlich um eine Remix-EP, auf welcher die drei Protagonisten Oliver Schories, Solee und Boss Axis allerdings mit ihren Interpretationen einen mehr als überzeugenden Arbeitsnachweis abliefern, wie ich finde - alle Lobpreisungen über die zu vernehmenden Melodiestrukturen also bitte unbedingt an die Adresse der Remixer richten! ;)

    Dem Oliver Schories Remix gebühren dabei beispielsweise die Lorbeeren für den leicht melodramatisch geratenen Streicherpart, welchen dieser dem geneigten Hörer ab dem Break auf dem guten alten Silbertablett serviert, während die elektroid beeinflusste und angenehm bratzig auftretende Stakkato-Bassline wiederum nicht auf Schories‘ Mist gewachsen ist, sondern in dieser Form aus dem Original übernommen wurde. Im Gegensatz zu letzterem zeigt sich dafür der restliche Untergrund keinesfalls minimalistisch schweigend, sondern artgerecht angereichert durch allerhand subtile Tonfolgenfragmente, welche zusammen mit einer langsam aber sicher anschwellenden Basstonwelle den zunehmend verdichteten Weg in Richtung mystischer Unnahbarkeit vorausplanen, ehe das bereits angesprochene Break in die Szenerie eingeflochten wird. Dabei machen die majestätischen Streicherklänge nicht nur in Solomanier, sondern auch in Kombination mit den düster drückenden Basslinefragmenten eine gute Figur, müssen sich mit der Rückkehr des Drummings jedoch zunächst noch gedulden, bis sich die dezente Hintergrundausstattung aus Melodiespielereien und Basswand erneut etabliert hat, ehe auch sie ein weiteres Mal angreifen und die hiesige Überarbeitung in sphärisch erhabener Dunkelheit durch die finale Stimmungsverdichtung geleiten können. Alles in allem gewohnt hochwertige Kost aus dem Hause Schories, welche ich dementsprechend mit nicht weniger als 5/6 entlohnen möchte.

    Die wahre Entdeckung der EP stellt für mich jedoch der großartige Solee Remix dar, welcher das funktionale Original in eine äußerst spannungsreiche Form aus Atmospheric Techno und Progressive House gießt. Nicht nur, dass der Parquet-Labelchef die Boratto-Bassline mit herrlich groovenden Zutaten exzellent verfeinert, auch die Entwicklung innerhalb der alternativen Melodiegestaltung kann sich absolut sehen lassen: Beschränkt sich selbige zunächst noch auf technoide Effekteinwürfe und deephousig inspirierte Flächenstücke, schraubt sich das Ganze im weiteren Verlauf sukzessive über kaskadenartige Stakkatotöne hinauf zur gepflegten Salve aus wabernden, an- und abrollenden sowie durch den Effektwolf geprügelten Synthietonfolgen. Als tragendes Element kristallisiert sich dabei eine in typischer Solee-Manier fragmentierte Melodielinie heraus, welche insbesondere mit Hilfe ihrer vielen verschiedenen Gesichter – mal stakkatiert, mal flächig, mal Alternativtöne aussendend – für diese Rolle prädestiniert erscheint. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass jene auch im Break die Hauptrolle für sich pachtet, dabei jedoch nie den Fehler macht und die Holzhammermethode auspackt, sondern stets in ihrer ganz eigenen, geheimnisvollen Sphäre umherkurvt. Eine interessante Anschwellaktion später erwartet den gemeinen Hörer zur Beruhigung zwar wieder das herausragend groovend angelegte Drumming, welches von vom Beginn bekannten, spannenden Einwürfen begleitet wird, der Remix weiß sich jedoch im weiteren Verlauf in progressiver Manier auch ohne das Melodiewabern aus dem Break stetig zu verdichten und besitzt sogar noch die Chuzpe, auf dem Höhepunkt das abgründige Melodieunikum aus dem Original gekonnt in den sphärischen Ring zu schicken. Nichtsdestotrotz ist von Gui Borattos Track hier noch weniger herauszuhören als im Vorgänger, was mich erst recht darin bestätigt, für diesen eindrucksvollen Remix die 5,75/6 aus dem Keller zu holen. :yes:

    Deutlich deeper geht es zum Abschluss dann der Boss Axis Remix an, welcher sich nicht nur einen dezent klickernden Untergrund besorgt, sondern auch in Sachen melodischer Ausarbeitung einige Raffinessen auf Lager hat. Dazu gehört minimalistisches E-Gitarrenzupfen ebenso wie langsam aber sicher aus dem mit einer düster brummenden Basslinewand überaus hörenswert bestückten Hintergrund herausschleichende Flächenanleihen, wobei hier insbesondere das zweite Kurzbreak (in der beschnittenen Hörprobe) sowie die Phase im Anschluss an dieses zu nennen sind. Aus einer äußerst deep ummantelten Vorgeschichte schiebt sich hierbei unscheinbar, aber galant die flächige Melodielinie in die hauseigenen Gehörgänge, um sich dort zusammen mit dem düster grummelnden Untergrund und den schlitzohrigen Gitarrenklängen in Schwäbisch-Hall-Manier einzurichten. Im Gegensatz zum Vorgänger wirkt die hiesige Überarbeitung zwar nicht annähernd so mitreißend, dafür kann sie vor allen Dingen in Sachen smoother Klanggestaltung und sphärischer Tiefe punkten sowie mit ihrem Potenzial für die Untermalung vorgerückter Stunden nicht minder verdiente 5/6 einheimsen.

    Jody Wisternoff im Ruhrpott ist ja in der Tat mal eine feine Überraschung, die ich mir als Progressive-Fanatiker natürlich umgehend fett im Kalender markiert habe. Auch die Etablierung einer Partyreihe für die progressiveren Gemüter seitens Friskyradio erscheint mir absolut unterstützenswert, sodass ich derzeit keinen Grund sehe, mir diese Veranstaltung entgehen zu lassen. :)

    N’Abend zusammen!

    Kaum ist das neue Jahr ein paar läppische Tage alt, kann bereits die erste frohe Kunde für alle Progressive-Liebhaber hinausposaunt werden, denn niemand Geringeres als Luke Chable meldet sich in diesen Tagen mit einer neuen EP zurück. Nach gefühlt einer halben Ewigkeit, in der der australische Produzent, der die sicherlich nicht nur von mir in überaus guter Erinnerung bewahrte Progressive-Hochzeit in den Nullerjahren mit seinen Tracks und Remixen entscheidend mitgeprägt hat, aus meinem Blickfeld verschwunden war, stehen nun auf dem noch recht jungen Digitallabel Mesmeric Records drei taufrische Eigenproduktionen in den Startlöchern. Diese Zusammenarbeit kommt nicht von ungefähr, hat sich das im Dunstkreis von Proton Music angesiedelte Label doch ganz der Wiederauferstehung der zeitlosen Progressive-Klanggemälde von „damals“ mit den produktionstechnischen Mitteln von „heute“ gewidmet und bereits Künstler wie Lank, Shiloh oder Joel Armstrong für sich gewinnen können. An die Qualität der herausragend progressiven Schmankerl aus der guten alten Zeit, mit der sich die Foundation EP betitelte Trackzusammenstellung natürlich messen lassen muss, kommt das Paket zwar nicht ganz heran, zu verstecken braucht sich der Melbourner Produzent mit dieser überzeugend geratenen Veröffentlichung jedoch ebenso wenig. :yes:

    Mit dem Titeltrack Foundation ist Luke Chable für meinen Geschmack auf jeden Fall ein mehr als hörenswerter Einstieg in die EP gelungen, welcher den gemeinen Hörer zunächst jedoch erst einmal mit seinem minimalistisch-technoiden Klickeransatz genüsslich an der Nase herumführt. Mit dem baldigen Einsetzen einer überaus saftig arrangierten Kickdrum klingen schließlich im Hintergrund bereits die ersten verspielten Melodiefragmente an, während an der Oberfläche gezielt eingeworfene Effektwölkchen den progressiven Nährboden des Ganzen anreichern und im Folgenden in ein interessantes Kurzbreak münden, welches nicht nur alternative Melodieschnipselbewegungen, sondern auch die Entwicklung einer schön verschachtelt aufgebauten, aber angenehm groovenden Bassline parat hält. Das wahre Potenzial letzterer lässt sich allerdings erst in Kooperation mit dem herannahenden Klickeruntergrund erfassen, wenn der Track zum einen gehörig am Tanzbein kitzelt, andererseits aber auch in Sachen sphärischer Gefilde langsam aber sicher an Intensität gewinnt. Hierfür zeigt sich vor allen Dingen eine alsbald aus den Fängen des Drummings entrinnende Synthietonfolge verantwortlich, welche entgegen der von den restlichen Elementen an den Tag gelegten Rastlosigkeit mit Hilfe ihrer warmherzigen Flächenarbeit eine wunderbar beruhigende Stimmung als Kontrastpunkt im hiesigen Stück etablieren kann. Die Fortbewegung des Ganzen lässt sich in den nächsten Augenblicken daher am besten als „schwebenderweise dem Groove folgend“ charakterisieren und macht die mit jeder weiteren Sekunde an Sicherheit gewinnende Synthietonfolge zusammen mit den fragmentiert im Hintergrund rackernden Begleittönen zu einer stetig einflussreicher agierenden Melodieebene, die auch im anstehenden Break zunächst ihr hoffnungsvoll melancholisches Zusammenspiel fortführen darf. Angekündigt durch zunehmende Brodelaktivitäten zwischen der zu einem stakkatierten Offbeat-Anschlag geschrumpften Bassline wird hierin jedoch still und heimlich eine Revolution gegenüber der mittlerweile recht absolutistisch ausfallenden Herrschaft der Synthieflächen angezettelt, sodass nicht nur zunehmend Tonspitzen nach vorn gieren, sondern auf Basis zusätzlicher Flächenstücke im Hintergrund ein Lehrstück über eine effektvolle und variantenreiche Anschwellaktion heraufbeschwört wird. Wenn das Stück hieraus im Anschluss äußerst gestärkt hervorgeht und mitsamt einer enorm düster-knarziger gestalteten Basslinewand ein würdiges Finale beschert bekommt, in dem sich auch die Melodieebene noch einmal eindrucksvoll verdichten kann, weiß ich endgültig, warum Luke Chable in der Progressive-Szene solch eine Lücke hinterlassen hat. Chapeau für diesen unscheinbar beginnenden, aber mächtig aufdrehenden Track, welcher sich seine 5,5/6 imho redlich verdient hat. :D

    Eine vor allen Dingen die Instrumentierung betreffende, teilweise überaus ähnlich geratene Schiene befährt anschließend Substrate, welches in seinem kaum minder mitreißenden Aufbau allerdings denjenigen Pfad wählt, der progressive Qualitäten ohne großartige Break-Pflasterung zu entfalten gedenkt. Stattdessen eröffnet ein in Minimalismus badendes Klickerintro das Stück, bevor eine technoide Kickdrum die puristische Szenerie durchbricht und zudem schon recht zeitig zwei entscheidende, wenn nicht gar tragende Elemente des folgenden Progressive-Reigens in einem Kurzbreak der Öffentlichkeit vorstellt. Hierzu gehört zum einen ein herrlich waberndes Basslinefragment, welches in seiner im Untergrund des Ganzen herumwischenden Tätigkeit gehörig Düsternis aufsaugt und damit angenehm konträr zu einer schwebenden Synthiemelodiefolge – in ihrer Instrumentierung ihrer Schwester aus dem Vorgängertrack recht nahe kommend – ausgerichtet erscheint. Zusammen mit dem sich wieder dazugesellenden Drumming sowie einem arpeggierten Tonflirren im Hintergrund intensivieren sich die angesprochenen Gegensätze noch einmal – dies geschieht zwar stets nur stückweise, doch gerade die in wunderbar progressiver Manier auseinanderdriftenden und dennoch irgendwie zusammenhaltenden Elemente sind es eben, die den Reiz des hiesigen Tracks ausmachen und peu à peu verstärken. Davon abgesehen schlägt allerdings auch das Intensitätsbarometer des Ganzen aufgrund der stetig nachdrücklicher anmutenden Melodiefolgen immer weiter aus, während die Bassline im Untergrund sich als Gegenmittel vom Fragment zu einer durchgehend düster brummenden Wand entwickelt, um wiederum die Melodieebene anzustacheln, ihrerseits die Schar an begleitenden Flächen und alternativen Arpeggio-Zusatztönen zu erhöhen. Alles in allem gesehen schraubt sich das Stück dadurch in guter alter Progressive-Manier in anfangs nicht für möglich gehaltene Sphären voller dunkler, erhabener Schönheit, ehe im letzten Drittel ein milderndes Kurzbreak langsam aber sicher den anstehenden Rückbau einleitet und bereits am Horizont euphorisch beeinflusste 5,5/6 zu erkennen vermag.

    Cornerstone als Dritter im Bunde legt seinen Fokus im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern eine gute Schippe deutlicher in Richtung Peaktime, verpasst sich dafür statt sphärischer Ausschmückung lieber einen äußerst druckvollen Überzug aus dreckig-launischem Basslinewabern und kürt dieses dann auch sogleich zum tragenden Element des Ganzen. Zusammen mit einem minimaltechnoiden Untergrund ist es dabei vor allen Dingen die stetig an- und abschwellende Charakteristik der Waberbewegungen, mit welcher innerhalb des Tracks stetige Spannungswechsel generiert werden, während im Hintergrund immer wieder einige klickernde oder wolkenverhangene Effekte eingeworfen werden. Luke Chable ist dabei zwar stets bemüht, den Vorwurf der reinen (Club-)Funktionalität gegenüber dem hiesigen Stück abzustreifen, überzeugend gelingen will ihm dies jedoch zunächst noch nicht wirklich, auch wenn die Vorliebe der eingesetzten Elemente für die gesunde Portion Progressivität immer mal wieder durchzuscheinen imstande ist. Erst in der zweiten Hälfte, wenn sich aus dem Untergrund ein zunehmend flächigeres Echo sowie flirrende Alternativtonanleihen in die Zusammenarbeit mit der fast unablässig nach vorn drückenden Bassline begeben, ist das Ganze in der Lage, sich deutlicher von rein funktional funktionierenden Tracks abzugrenzen und eine interessante Verdichtung aufs Parkett zu legen, welche gekonnt den stetig an- und abschwellenden Charakter des aneckenden Basslinewaberns integriert und dessen Wirkung mit Hilfe mystischer Flächenfragmente als Begleitung sogar noch verstärken kann. Da die Hörprobe nicht ganz vollständig ist und an dieser Stelle ausfadet, geht meine Bewertung solider 4/6 mit der Hoffnung einher, dass sich die beginnende Hochphase noch etwas weiter auszudehnen weiß… ;)


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Nachdem ich in der letzten Woche auch endlich einmal die Gelegenheit beim Schopf gepackt und alles, was in Zwanzigelf bei mir so an favorisierten Tracks, Songs und Alben zusammengekommen ist, vernünftig zu sortieren versucht habe, möchte ich euch nun die ersten zehn Ränge meiner erneut recht üppig geratenen Bestenlisten selbstverständlich nicht vorenthalten. Wer es noch ein wenig ausführlicher mag, darf sich gern auch in mein Blog bei Last.fm verirren und die überaus buntgemischte Schar aus insgesamt 80 Songs und 75 Tracks in ihrer kompletten Erhabenheit bestaunen... ;)

    Jahrgangsbeste 2011 - Die Tracks

    :01: Dominik Eulberg - Der Tanz der Glühwürmchen --- Traum Schallplatten
    :02: Sasha feat. Krister Linder - Cut Me Down --- Last Night on Earth
    :03: Petar Dundov - Quinta --- Music Man Records
    :04: Tom Glass - Naive --- Hope Recordings
    :05: Max Cooper - Echoes Reality --- Traum Schallplatten
    :06: Guy J & Henry Saiz - Meridian --- Bedrock Records
    :07: Aril Brikha - Forever Frost --- Art of Vengeance
    :08: Ryan Davis - Roads --- Traum Schallplatten
    :09: Modeselektor - Blue Clouds --- Monkeytown Records
    :10: Four Tet - Locked --- Text Records

    Jahrgangsbeste 2011 - Die Songs

    :01: Bon Iver - Calgary
    :02: Apparat - Song of Los
    :03: Other Lives - Tamer Animals
    :04: Austra - Beat and the Pulse
    :05: Metronomy - The Bay
    :06: James Blake - The Wilhelm Scream
    :07: The Drums - Money
    :08: Thees Uhlmann - Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf
    :09: Elbow - Lippy Kids
    :10: 2:54 - Scarlet

    :huebbel:

    Zum Reus-Wechsel möchte ich nur so viel anmerken: Hätten die Bayern einen Spieler, der zuvor zehn Jahre in der eigenen Jugend ausgebildet wurde, im Jahre 2006 für nicht talentiert genug befunden und zu einem Regionalligisten wechseln lassen, nur um diesen fünf Jahre darauf, nachdem er sich schlussendlich bei einem anderen Bundesligisten zu einem absoluten Topspieler entwickelt hat, für grandiose 17,5 Mio. zurückzukaufen - Häme, Hohn und Spott wären nur so über den Roten ausgeschüttet worden. Aber ja doch, ich kann den Schwachgelben zu diesem großartigen Coup wirklich nur gratulieren... :p

    Vollkommen richtig, das finale 2011er-Zwölftel im ganzen Jahresbestenlisten-Strudel nicht außer Acht zu lassen:

    |01| Dusty Kid - That Hug --- Boxer Recordings
    |02| Ripperton - Lost In Colors --- Systematic Recordings
    |03| Aril Brikha - Porto Colom --- Art of Vegeance
    |04| Dominik Eulberg - H2O [Hot Chip Extended Vocal Mix] --- Traum Schallplatten
    |05| Marek Hemmann - Infinity --- Freude am Tanzen
    |06| Extrawelt - Swallow The Leader --- Cocoon Recordings
    |07| Robag Wruhme - Donnerkuppel --- Kompakt
    |08| Petar Dundov & Gregor Tresher - Orbits --- Music Man Records
    |09| Phil Kieran - Church Organ Nightmare [Max Cooper Remix] --- Phil Kieran Recordings
    |10| 16 Bit Lolitas - Faster Than The Speed Of Light --- Bits & Pieces

    :huebbel:

    N’Abend zusammen!

    Bevor ich im noch überaus grün hinter den Ohren dreinschauenden Jahr Zwanzigwölf zu meinem Tagesgeschehen des schwafelnden Rezensierens übergehe, möchte ich mich doch keineswegs davor drücken, der gesamten Stammbelegschaft des Forums erst einmal alles Gute für die anstehenden zwölf Monate mit 2012er-Etikettierung zu wünschen. Möge unser gesunder Enthusiasmus in musikalischer Hinsicht auch weiterhin blühen und dafür sorgen, dass wir wieder die ein oder andere akustische Perle in unser Herz schließen können. Die neueste Platte des schwedisch-iranischen Produktionsspezialisten für melodieselige Zwitter aus Detroit Techno und Progressive House namens Aril Brikha ist bei mir beispielsweise auf dem besten Weg dorthin, um die äußerst pathetische Wortwahl zum Jahresbeginn weiter zu bemühen. Für den Nachfolger der herausragenden „Forever Frost EP“ aus dem letzten Frühjahr hat der Gute auf seinem Label Art Of Vengeance im Dezember wieder einmal drei frische Tracks um sich geschart, für welche er anscheinend das siebtzehnte deutsche Bundesland als Inspirationsquelle genutzt hat, schenkt man den Titeln der Stücke auf der Palma EP eine überdurchschnittliche Portion an Aussagekraft. Hörempfehlungen gehen dennoch explizit nicht an den typischen Malletouristen, sondern eher an alle wagemutigen Tellerrandbesucher sowie altehrwürdigen Sympathisanten der Brikha’schen Klanggemälde raus, auch wenn das Trackpaket meines Erachtens insgesamt betrachtet dann doch nicht ganz heranreicht an die Qualität der letzten EP. MAZ ab!

    Mit dem besonderen Auge in Sachen Effekt- und Klickerreichtum zeigt sich in den ersten Sekunden der Titeltrack Palma ausgestattet und schickt dem geneigten Hörer nach der ersten dezenten Anschwellaktion sogleich eine wunderbar groovend geratene Bassline hinterher. In Kooperation mit zurückhaltendem Tonstottern im Hintergrund, welches es jedoch faustdick hinter den Ohren hat und alsbald bereits ein recht offensiv ausgelegtes Synthie-Ausrufezeichen in Richtung große Bühne katapultiert, gerät dabei auch das Tanzbein immer deutlicher in Wallung, während das soeben initiierte Melodiefragment sich nun mehr und mehr ein stetig zwischen elektroider Anspannung und angenehmer Deepness changierendes Intensitätswechselspiel gönnt und hinter der nächsten Ecke schon das nächste Fass voller Alternativmelodiefolgen aufgemacht wird. Beeinflusst von der aus Trancegefilden bekannten Arpeggio-Thematik, diese allerdings deutlich weniger starr angehend, spielen sich die Tonfolgenfragmente gegenseitig die sphärischen Bälle zu und sind dabei in bekannt progressiver Manier imstande, die Spannungskurve des hiesigen Stücks mit einer konstanten Steigung zu segnen. Dies beinhaltet jedoch keinesfalls, dass die Melodieelemente stets in derselben Formation auftreten, denn angestachelt vom unentwegt klickernden und groovenden Untergrund sind es vor allen Dingen die vielen Führungs- und Instrumentierungswechsel, welche der leicht mystisch geratenen Stimmung des Tracks genug Nährboden bieten, um sich zu verdichten. Die veranschlagte Abstinenz von jeglicher melodischer Andeutung im Mittelteil des Ganzen versteht sich da nur als Tropfen auf dem heißen Stein, dauert es doch nicht allzu lang, bis die ersten repetitiven Tonfolgeneinwürfe die kurzzeitig entspannte Ruhe vor der zweiten Melodieinvasion zu durchbrechen planen. Denn auch wenn sich diese Entwicklung zunächst noch auf den Drumminghintergrund beschränkt, mit Hilfe der bekannten offensiven Synthie-Spitzen ist der Weg nicht mehr weit bis zur nächsten Eroberung des Trackruders. Abgerundet durch ein Kurzbreak im letzten Drittel, welches der Hörerschaft für Brikha-Verhältnisse noch einmal erstaunlich angriffslustig die Tonfolgenfragmente um die Ohren klatscht, steht der äußerst klickernd gehaltene Rückbau schließlich bereits in den Startlöchern, um stattliche 5/6 für dieses bemerkenswert trancige Machwerk einzuheimsen. :yes:

    Weitaus weniger offenherzig als sein Vorgänger geht im Anschluss das nach dem idyllischen Fischerörtchen Porto Colom an der Ostküste von Mallorca benannte Stück seine Sache an. In typischer Brikha-Manier arrangierte Melodiefetzen mäandern hier durch ein wunderbar stur groovendes Drummingbett, atmen da und dort eine bekömmliche Prise Melancholie ein und sind somit in der Lage, die von ihnen heraufbeschwörte Deepness in bester Hanglage mit Meerblick zu positionieren. Zu Beginn liegt der Fokus zwar naturgemäß auf der perkussiven Ausgestaltung des Ganzen, diese präsentiert sich mit ihren vielfältigen Klickereffekten und Andeutungen von Donnergrollen jedoch dermaßen detailverliebt ausgearbeitet, dass der gemeine Hörer erst gar nicht dazu verleitet wird, seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken. Wenn dann noch ein saftig schiebendes Basslinefragment dazustößt und die ersten zwielichtigen Melodieschimmer in wunderbar subtiler Art und Weise in Richtung Trackoberfläche schielen, ist es mit jedem Freund des virtuos inszenierten Minimalismus (wie auch meine Wenigkeit sich ab und an selbstgefällig titulieren würde ;)) geschehen. Tiefergelegte Melodietupfer aus deephousigen Territorien in der Hand von schlenkernden Effekttiraden, sporadisch eingeworfene Flächenstücke angenehm kontrastreich-warmherziger Natur sowie den langen Weg aus Detroit auf sich genommene Tonfolgenfragmente bestimmen die Entwicklung des Ganzen, welches hinsichtlich seiner sphärischen Intensität durch das langsam aber sich verdichtete Zusammenspiel der Elemente immer vereinnahmender, wenn nicht gar leicht hypnotisch auf die Hörerschaft einwirkt. Im Mittelteil verlieren sich die Melodieschleier zwar zunehmend wieder in den Weiten der groovenden Drumminglandschaft, hier ist jedoch ebenso die Geburtsstätte weiterer alternativer Melodielinien zu verorten, welche sich nach kurzzeitiger Durststrecke peu à peu als führend innerhalb der Tonfolgenschar etablieren. Das herrlich leicht melancholisch zu charakterisierende Zusammenspiel mit den alsbald ebenfalls wieder in der Peripherie des Tracks eingesammelten restlichen Melodieelementen leidet darunter natürlich keineswegs, sodass auch im letzten Drittel noch einmal ein wunderbar atmosphärischer Höhepunkt irgendwo im Grenzgebiet zwischen Nachdenklichkeit und Entspannung angepeilt wird. Summa summarum haben wir es daher hier mit einem Stück zu tun, das sein Potenzial sicherlich am eindrücklichsten zu vorgerückter Stunde entfalten dürfte und von meiner Seite aus auf jeden Fall mit nicht weniger als überzeugenden 5,5/6 bedacht werden möchte.

    San Agustín als Dritter im Bunde wählt dann im Vergleich mit seinen beiden Vorgängern zwar eine deutlich melodieresistentere Herangehensweise, muss dadurch allerdings konsequenterweise nicht gänzlich auf eine dezente sphärische Komponente verzichten. Genauer gesagt versucht das Stück (mal mehr, mal weniger erfolgreich), letztere mit Hilfe eines schön düsteren Basslinefragments ins Haus zu locken, wahre Durchschlagskraft strahlt dieses Vorgehen in meinen Ohren aber dennoch nicht aus. Eine hörenswert tänzelnde Kickdrum sowie an das Eingießen von Flüssigkeiten in ein Glas und entferntes Donnergrollen erinnernde Effekteinwürfe prägen dabei die ersten Augenblicke, bevor die angesprochene Bassline in noch recht zurückhaltender Manier den Untergrund groovend ausfüllt und zusätzlich einige hektische Stottertöne um sich schart. Ein erstes Kurzbreak lässt dann aber etwas in die düstere Seele des Stücks blicken, legt das Basslinefragment doch während einer leicht elektroid inspirierten Anschwellaktion einen fließenden Übergang in Richtung Acid-Gefilde hin, um im nächsten Moment in Zusammenarbeit mit dem restlichen Drumming aber wieder in seine ursprüngliche Form gegossen zu werden und den Anschein zu erwecken, der vorangegangene Ausbruch wäre nie geschehen. Bis zum Mittelteil regt sich dann in diesem Stück, welches gehörig seine Monotonie pflegt, in der Tat nichts mehr, die dort angeregte nächste Verwandlung der Bassline gleicht der ersten zudem wie ein Ei dem anderen, sodass der geneigte Hörer schließlich bis fast zum letzten Drittel warten muss, bis ein weiteres Quasi-Break etwas Fahrt aus dem Ganzen herausnimmt und sich dabei vermeintlich ungestört einen Humpen füllt, ehe zumindest auf der Zielgeraden einige acid-lastige Zusatzbasstöne immer mal wieder für ein wenig Abwechslung in der monotonen Prärie sorgen. Insgesamt gesehen überwiegt daher dann doch der Eindruck einer überaus perkussiven Ausrichtung, mit welcher der Track für meinen Geschmack nicht mehr als solide 3,5/6 erwarten kann. :hmm:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Die zweifelhafte Obhut des Armada-Imperiums hätte den beiden Progressive-Lichtgestalten der 16 Bit Lolitas auf jeden Fall deutlich schlechter bekommen können, führt man sich den ersten (oder doch schon zweiten?) Two-Tracker auf dem nun als Sublabel fungierenden Bits & Pieces gepflegt zu Gemüte. Denn in der Tat darf sich der gemeine Hörer wieder einmal auf gewohnt hochwertige Kost aus der Zusammenkunft progressiver und tranciger Inspirationen freuen, auch wenn angemerkt werden muss, dass die Großtaten des niederländischen Duos mit der hiesigen EP dann doch keinen neuen Konkurrenten zu fürchten haben.

    Auf der digitalen A-Seite gerät man sogleich in den Sog von Faster Than The Speed Of Light, welcher der im Titel angedeuteten Geschwindigkeit hinsichtlich seiner BPM-Zahl glücklicherweise keine Ehre macht, sondern stattdessen viel lieber in melodieseligen Gefilden stöbert und sich damit eindeutig als der trance-zugewandtere Flügel der EP positioniert. Nicht allzu verwunderlich sollte es daher ausfallen, dass bereits von Beginn an beschwingtes Flächenwabern den Hintergrund des Tracks dominiert und dieses während der anstehenden Drumming-Vervollständigung nicht nur zusehends präsenter nach vorn robbt, sondern gleich auch noch ein verspielt-flirrendes Synthiemelodiefragment im Schlepptau bereit hält. Ein erstes Kurzbreak später darf schließlich eine Bassline in die mittlerweile schon recht ansehnlich melodieflächenlastige Szenerie einsteigen und sich vom Offbeat-Wabern bezirzen lassen, während parallel dazu im Untergrund der Strom an alternativen Tonfolgen – mal als beruhigende Pianoeinwürfe, mal an wavige Gitarrenklänge erinnernd – kaum abreißen will, sodass das Ganze sich bis zum nächsten Kurzbreak stetig intensiver in angenehm wohlig-schwebende Atmosphärenschichten einzugraben vermag. Nach dem zurückgelehnten Solo der Gitarrenmelodieanleihen legt die warmherzige Melodieebene zwar mit der Rückkehr des progressiv groovenden Untergrunds eine von allen Beteiligten willkommen geheißene Verschnaufpause ein, der Ritt auf der von flirrenden Flächenresten umgebenen Bassline reicht allerdings nur bis zum nächsten Break, in dem sich erneut die vielschichtig arrangierte Melodieelementschar aus den Tiefen des Stücks nach vorn arbeitet. Der ein oder andere Kritiker mag anmerken, dass der Track von nun an wieder am vielbeschworenen Synthie-Hochwasser leidet, selbiges nimmt für meinen Geschmack hier jedoch einen völlig ungefährlichen, wenn nicht gar sphärisch angenehm schwebend zu charakterisierenden Verlauf, sodass auch im letzten Drittel in Zusammenarbeit mit dem in wabernder Manier schiebenden Untergrund wieder jegliche Mildwinter-Tristesse von dannen gejagt werden kann. Mit der an Gitarrenklänge erinnernden Tonfolge als i-Tüpfelchen sollten schlussendlich überzeugende 5,25/6 auf jeden Fall locker im Kasten sein. :yes:

    Wer bei den anschließenden Stoneagebeats mythenbeschwörtes Höhlentrommeln aus grauer Vorzeit erwartet, sollte möglicherweise einmal in Erwägung ziehen, manche Dinge nicht mehr allzu wörtlich zu nehmen, schließlich tafeln uns die 16 Bit Lolitas hier die progressive Seite der EP-Medaille auf, welche jedoch vor dem Miteinbeziehen technoider oder tranciger Versatzstücke keinesfalls zurückschreckt. Angereichert mit spannenden Effekteinwürfen und Klickerelementen, welche sich auf einer Art Krötenteppich im Hintergrund ausbreiten, nimmt das Ganze in Kooperation mit einer saftigen Kickdrum anfangs seinen Lauf. Die nötige Portion Groove-Potenzial in Form einer monoton stakkatierten Bassline ist dabei alsbald ebenso mit von der Partie wie fiepende Toneinsätze und stetiges Effektwischen und lässt das Stück im weiteren Verlauf in seelenruhiger Manier ins offene Technomesser mitsamt seiner undurchschaubar-düsteren Materie reisen. Für Abwechslung ist allerdings auch weiterhin gesorgt, stolpert sich das Drumming beispielsweise im Folgenden in ein Breakbeat-Intermezzo inklusive anschließender Hochschaukelei, woraufhin das Ganze sich wieder deutlich minimalistischer präsentiert, mit nun immer prägender eingesetzten, leicht schrägen Synthietönen aber auch trancigen Experimenten stetig weniger abgeneigt gegenüberzustehen scheint. Angedeutete Anschwellaktionen sowie die Rückkehr der fiependen Begleittöne führen schlussendlich in ein Break, dessen sphärischer Melodiereichtum sich deutlich vom bisherigen Trackverlauf abgrenzt. Zurückgelehnt heranschleichende Flächen und harmonisch brillierende Zusatztöne in äußerst heller Instrumentierung stellen sich in diesem Zusammenhang als tragende Elemente heraus, ehe die beharrlich herannahende Effektschar einen interessanten Konflikt heraufbeschwört, an den sich allerdings nur noch eine letzte kurze Drummingphase anschließt. Insgesamt gesehen hätte ich die Entwicklung des letzten Drittels zwar gern mittig platziert gehört, sodass noch genug Raum und Zeit für sporadische Melodierückblenden - in welcher Form auch immer – gewesen wäre, für solide 4/6 sollte es aber auch in der hiesigen Aufmachung reichen. ;)

    Liebe Forumsuserschaft, ich wünsche euch von ganzem Herzen ein schönes Weihnachtsfest und vorsorglich auch schon einmal ein mehr als nur passables Hinübergleiten in die bald beginnende neue Zwölfmonatsherrschaft mit dem Aufdruck Zwanzigzwölf. Mögen eure Wünsche und Träume in Erfüllung gehen, möge bald auch endlich wieder das weiße Gold etwas intensiver vom Himmel hinuntergleiten und möge das neue Jahr natürlich eimerweise gute Musik für jeden Geschmack bereithalten. Wer Zwietracht im Weihnachtsthread sät, sollte dagegen unbedingt einmal in die stille Ecke gehen und inne halten - und Southern, ich hoffe, du hast dir deinen Schritt gut überlegt! Ich für meinen Teil sollte ja eigentlich nicht im Verdacht stehen, ein großartiger Fürsprecher deiner Meinung und/oder deiner Person zu sein, allerdings denke ich, dass - wenn ich sage, sogar mir würdest du im hiesigen Forum fehlen - ich als Alteingesessener sicherlich für die überwiegende Mehrheit des hiesigen Forums spreche. Da will ich auch erst gar nicht die "Wer austeilen kann, muss auch einstecken können!"-Keule schwingen... ;)

    N’Abend zusammen!

    Kurz bevor ich mich in die traditionelle Weihnachtspause verabschiede, möchte ich die Aufmerksamkeit der geneigten Forumsschar noch ein letztes Mal auf die vielseitig befahrbaren Annäherungen an den Tellerrand der hiesigen Tracksrubrik richten. Dort haben sich schließlich jüngst zwei erfolgreiche Soloproduzenten, die Tracks noch nie nur nach reiner Funktionalität zusammengezimmert haben, zwecks einer ausschließlich auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkenden Kollaboration eingefunden. Stattdessen suchen die beiden aus den Grenzgebieten von Progressive House und Techno stammenden Lichtgestalten ihr sphärisches Glück immer wieder gern in repetitiven Gefilden, welche den gemeinen Hörer in steter Regelmäßigkeit positiv einzulullen und aus der tieflandwinterbefreiten Realität zu katapultieren wissen. Insgesamt drei vorweihnachtliche Geschenke hält das deutsch-kroatische Duo aus Gregor Tresher und Petar Dundov auf Music Man Records parat – klicket die in den folgenden blumigen Worten erscheinenden Links an, erfreuet euch an der Beweihräucherung elektronischer Musik und genießet vor allen Dingen die teilweise bis zum Exzess ausgelebte Melodievielschichtigkeit, Amen! ;)

    Duo Tone als Titeltrack legt auf jeden Fall schon einmal ein gehöriges Tempo vor, wenn bereits nach wenigen Momenten Einwirkzeit eines angenehm düster groovenden Untergrunds die ersten stakkatierten Fragmentspitzen einer peu à peu aus dem Schatten heraustretenden Tonfolge in Richtung Manegenrund drängen. In ihrem progressiven sowie verspielten Auftreten dürften letztere dabei vor allem aus der Feder von Petar Dundov stammen, wohingegen das zwielichtig stierende Drumming mit seinen bis fast bis hin zur Arroganz monotonen Basslineeinwürfen eher dem Druckpotenzial ähnelt, welches Gregor Tresher oftmals seinen Tracks als Unterbau unterjubelt. Zunehmend verstärkt durch ein interessantes Tonflackern, welches mich etwas an eine bestimmte Gitarrenspielart erinnert, sowie das stetig forcierte Beschreiten immer neuer, spannender Klangpfade auf Seiten der mittlerweile nicht mehr wegzudenkenden Melodielinienfragmente ist das Stück in der Lage, gemächlich, aber nachhaltig die Leidenschaft aller Progressive-Vernarrten zu entfachen, während auch im weiteren Verlauf das Tor für alternative Entwicklungen der Melodielinie weit offen gehalten wird. Einzig das Drumming lässt sich von den wunderbar verspielten Tonklängen nicht wirklich aus der Ruhe bringen und entpuppt sich trotz seiner leicht düster durchscheinenden Grundstimmung als überzeugender Ruhe- bzw. Gegenpol zu den vielseitig umherirrenden Melodiefolgen. Im anstehenden Break sind letztere dennoch gefordert, sich zurücknehmen und dem sachten Herannahen eines äußerst monotonen Stakkato-Klangeffekts beizuwohnen, welchem in der folgenden Phase sogar erlaubt wird, in Zusammenarbeit mit dem Untergrund das Heft innerhalb der Melodieebene an sich zu reißen, während die konträr ausgerichtete Verspieltheit der bisherigen Tonfolgen zunächst noch erfolgreich angekettet verbleibt. In sphärisch verdichteter Kollaboration mit subtiler, aber einnehmender Flächenarbeit sowie weiterem quickfidelen Alternativmelodietreiben gelingt es den Tonlinien im letzten Drittel dennoch ein weiteres Mal, sich als Speerspitze der hiesigen Melodieebene in den Gehörgängen festzusetzen. Melancholische Flächenstücke, monotone Untergrunduntermalung sowie nach den Sternen greifende Melodiespielereien in einem von progressiven Entwicklungen bestimmten Track lassen mich summa summarum auf jeden Fall nicht an verdienten 5,25/6 vorbeisegeln. :D

    Orbits im Anschluss setzt dann zwar auf ein vergleichbares Konzept, hat jedoch für meinen Geschmack die besseren Charaktere für sich gepachtet und präsentiert sich im Vergleich zum Vorgänger zudem ein gutes Stück fordernder gegenüber dem gemeinen Hörer. Mit Hilfe einer deutlich flexibler gestalteten Bassline ist es auch für die gewisse Groove-Komponente einfacher, sich in prägender Art und Weise im Untergrund des Ganzen einzunisten und schon nach wenigen Augenblicken die ersten Andeutungen der vielschichtigen Melodieebene heraufzubeschwören. Selbige setzt sich zu diesem Zeitpunkt zunächst zwar nur aus tänzelnden Stakkatönen zusammen, in Kombination mit absichtlich leicht disharmonisch aufgestellten Echotönen entsteht jedoch bereits während des progressiven Anbahnens eine gewisse knisternde Spannung, welche sich zusehends mit der wachsenden Neugierde, wie sich die Elemente innerhalb der Melodieebene wohl im weiteren Verlauf duellieren werden, positiv verbindet. Flächigere Begleittöne lassen letztere auf jeden Fall ab dem kommenden Kurzbreak zunehmend deutlich in den Raum greifen, wohingegen dezent eingewobene Anschwellaktionen vor allen Dingen in Sachen sphärischer Intensität punkten können. Weiteren Schwung erhält die Melodieebene durch das Einwerfen entspannter Alternativtöne, welche sich von dem hektischen Querfeldeinparcours der bisherigen Elemente nicht abschrecken lassen und alsbald zusammen mit wärmenden Flächenstücken ein zweites Kurzbreak einleiten. Zeigte sich das sphärische Geschehen bisher als eine Mischung aus mystischen und undurchschaubaren Ecken und Kanten, so gerät das Ganze nun kurzzeitig in etwas wohliger zu charakterisierende Gefilde, welche sich auch von der Verwandlung der Bassline in eine dezent grummelnde Wand zunächst nicht beeinflussen lassen, ehe jene auf dem Höhepunkt wieder ihr Groove-Gewand hervorkramt, ein von Effektwolkenfetzen umflanktes, astreines Solo hinlegt und auch in Kooperation mit dem restlichen Drumming die Melodieebene erst einmal noch im Hintergrund arbeiten lässt. Dieser Aggregatzustand verbleibt jedoch natürlich nicht bis zum Schlusspunkt, werden im Folgenden doch bereits die ersten spitzen Fragmente der verschachtelten Melodieebene nach oben geschickt, sodass diese sich im letzten Drittel in bester progressiver Manier wieder als treibende Kraft des Stücks im Spiegel ansehen darf, ehe ein galanter Rückbau inklusive stakkatotonverliebtem Outro das Ganze zu Ende führt. Alles in allem haben wir es hier meines Erachtens mit einer mehr als gelungenen Kollaboration zu tun, bei der sich die besten Zutaten von Dundov und Tresher zu einem großartigen 5,5/6er-Track verschmelzen, der zwar mehrere Durchläufe braucht, um zu überzeugen, den Progressive-Freund dann aber nicht mehr loszulassen vermag. :yes:

    Am deutlichsten in Richtung technoider Gefilde schielt schlussendlich Geist als gepflegter Dritter im Bunde, der sich allerdings ebenfalls nicht zu schade ist, die oder andere Disharmonie in seine Trackentwicklung einzuflechten. Anfangs liegt das Hauptaugenmerk dennoch erst einmal auf angenehm schaukelnd hereinschneienden Synthietönen, welche sich dezent von den überaus tief im Innern des Ganzen angesiedelten Basslineschüben emanzipieren können und alsbald zusammen mit kontrastreich arrangierten Toneinwürfen Hand in Hand gehen, dies jedoch stets mit der gewissen Portion Unterkühltheit sowie einer fast schon maßlosen Vorliebe für den distinguiert progressiven Fortlauf der Dinge vereinen. Beängstigende Flächenunterstützung in unterschiedlicher Intensität rundet das spannende Melodiegeschehen schließlich ab und lässt zusammen mit acid-inspirierten Effekteinsätzen im weiteren Verlauf immer öfter hörenswerte Reminiszenzen an die gute alte Detroiter Technoschule anklingen, ehe im Mittelteil die Flächenwand schlussendlich derartig anwächst und wieder in sich zusammenfällt, dass die bekannten Melodietöne im Anschluss leicht zerhackstückelt ihre zwielichtigen Kreise ziehen müssen und die düstere Machart der hiesigen Atmosphäre weiter unterstreichen. Auch die zweite große, flächige Anschwellaktion zeigt sich hinsichtlich der Beeinflussung des Stücks äußerst generös und ringt dem Ganzen sogar ein Kurzbreak ab, stellt die tragenden Elemente der Melodieebene jedoch im letzten Drittel zunächst weniger intensiv als zuvor vor dem Hörer ab, sodass sich stattdessen eine überaus dunkelheitsaffine, wenn nicht sogar aggressive Flächen-/Effektwand aus dem Hintergrund herausschälen kann. Dass die bekannten Tonfolgenfragmente sich dadurch wiederum angestachelt fühlen, ebenfalls noch ein letztes Mal einen gehörigen Zahn zuzulegen, versteht sich da fast schon selbst. Insgesamt gesehen ein schön kratzbürstiges Technokleinod, welches jedoch ohne seine progressiven, atmosphärischen sowie Detroiter Anleihen nicht so einfach mit überdurchschnittlichen 5/6 in Kontakt gekommen wäre. :shy:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Das italienische Produzentenduo T4L habe ich zwar schon seit geraumer Zeit aus den Augen verloren, der wunderbar deep gehaltene Progressive-Gehörgangsschmeichler namens Like A Chord stellt jedoch unmissverständlich unter Beweis, dass meine Wenigkeit dieser Entwicklung völlig zu Unrecht erlegen ist, sodass ich nun vor allen Dingen Martin für den hiesigen Wink mit dem Zaunpfahl danken möchte. Die äußerst ätherisch geratene Produktion lässt schließlich bereits im Intro das Potenzial der hauseigenen Melodieebene durchscheinen, wenn ein ambientes Flächenstück elegant dem Untergrund entsteigt, einige sporadisch eingeworfene Effektwolken um sich schart und zudem mehr und mehr von ersten Drumminganleihen sowie stakkatierten Alternativtönen herausgefordert wird. Nach der Übernahme des Ruders durch eine druckvoll nach vorn platzierte Kickdrum sucht sich die Flächenelegie zwar erst einmal einen am äußersten Rand des Tracks zu lokalisierenden Ort zum Verweilen, sodass den stakkatierten Alternativtönen im Zusammenhang mit dem druckvollen Untergrund die Rolle des letzten melodischen Mohikaners zufällt, zusehends öfter eingesetzte, stilvolle Effektschlenzer sowie leicht wellenartige Flächenfragmente werden im weiteren Verlauf ihrem Ruf als sphärische gehaltvoll-deepe Unterstützung jedoch mehr als gerecht. Wunderbar detailreich inszeniert kann sich dabei eine angenehm winterlich-unterkühlte Klanglandschaft entfalten, welche nicht nur stetig zwischen wohligen und düsteren Gedanken changiert, sondern sich mit zunehmendem Effekteinsatz im Folgenden auch hörenswert verdichten kann. Erst im Anlauf auf das anstehende Break wird das Bremspedal wieder etwas deutlicher bemüht, sodass sich - noch während die Kickdrum hämmernd ihre letzten Kreise zieht - eine schwebende Melodielinie zu den immer wieder eingeworfenen Flächenstücken gesellt und in überaus galanter Manier das kommende Melodieschauspiel einleitet. Hierbei seien dann besonders die vielfältigen flächigen sowie arpeggierten Begleitsequenzen hervorgehoben, welche in ihrer herrlich kaskadenförmigen Struktur die sphärische Komponente des Ganzen weg von der deep formulierten Deepness der ersten Hälfte und hin zur wohligen Entspanntheit eines Kaminfeuers befördert. Melancholische Untertöne sind in dieser erwärmenden Formation hier natürlich ebenso herzlich eingeladen, ehe die ersten Drummingandeutungen im Untergrund von sich hören lassen und den Anführer der Melodieebene im Endstadium schließlich zu einer kontrastreich-monotonen Anschwellaktion überreden, auf dessen Höhepunkt allerdings ein Vertreter der subtilen Tongefolgschaft vom Beginn auf den Plan tritt und die Ausrichtung für das letzte Trackdrittel vorgibt. Mit einer deutlich intensiver auftretenden Tondichte, welche schön verschachtelt, progressiv und nachhallverliebt zusammen mit den wellenartigen Flächenstücken durch Raum und Zeit umherirrend unterwegs ist, präsentiert sich das Stück in dieser Phase jedoch um einiges zwingender, bevor auf der Schlussgerade ein wunderbar dezenter Rückbau in Angriff genommen wird, der das Ganze nicht nur mittels eines letzten Flächeneinwurfs adäquat in die frostige Nacht entlässt, sondern auch mich als Trackratingagentur von der Vergabe verdienter 5,25/6 zu überzeugen weiß. :yes:

    N’Abend zusammen!

    Während andere sich in vielfältiger Weise über den „aktuellen Stand der Dinge“ den Kopf zerbrechen, möchte ich derweil doch lieber wieder einmal meinen Ruf als Rezensionsprosaiker untermauern, wofür ich heuer der überaus pittoresken Schweiz einen seltenen Besuch abstatten werde. Dort wartet bereits Raphaël Ripperton, den ich aufgrund seines frankophonen Namens genauer gesagt in der Romandie vermute, auf den geneigten Tellerrandphlegmatiker, um diesen mit seiner neuen EP auf Systematic Recordings gepflegt an der melodieseligen Nase herumzuführen. Das Ganze ist zwar als Minialbum tituliert, welches neben vier taufrischen Stücken insgesamt auch drei Remixe von solch illustren Gestalten wie Petar Dundov, Robert Babicz und Max Cooper enthält, für die werte Trancegemeinde werde ich den Fokus jedoch auf den wunderbar atmosphärischen Titeltrack Lost In Colors legen, da der Rest mit seiner deephousig-technoiden Weltanschauung dann sogar für meinen Geschmack etwas zu sehr vom hiesigen Forum entfernt agiert. Nichtsdestotrotz sind auch I Haven’t Seen Much, Farraway und Flume keineswegs Machwerke, die ein vielseitig interessierter Genregrenzen-Ächter unter den Tisch kehren würde… ;)

    Der Original Mix, welcher zudem den Untertitel Tobias Welcome Song trägt und somit in meiner Interpretation möglicherweise als äußerst herzliche Erdbegrüßung für den Ripperton-Nachwuchs entstanden ist, versteht sich auf jeden Fall als gesunde Mischung aus minimaltechnoiden und ambienten Versatzstücken, welche in kooperativer Einheit wundersam-winterliche Schwebezustände anstreben. Die Umrandung des Tracks in subtil gestrickter Intro/Outro-Manier sorgt in diesem Zusammenhang dafür, dass der gemeine Hörer nicht wie sonst zumeist in den ersten Augenblicken eines Tracks jäh mit einer Kickdrum allein im Wald steht, sondern auf einem mit zwielichtigen Effekten sowie einer bedrückend arrangierten Klangfläche gepolsterten Pfad sanftmütig in das Geschehen hineingeführt wird. Im Hintergrund machen sich dabei zwar schon recht bald die ersten Andeutungen des Drummings bemerkbar, richtig Fuß fassen kann zunächst jedoch nur eine stakkatiert groovende Bassline, ehe im weiteren Verlauf schließlich auch kein Weg mehr an der Einkehr eines trockenen Beats vorbeiführt, welcher sich sogleich in gelungener Art und Weise mit der Klangfläche arrangiert und im Folgenden bereits erste Anzeichen für eine Verdichtung der Melodieebene zu streuen gedenkt. Dafür verantwortlich zeigt sich vor allen Dingen eine herrlich zurückgelehnt gestaltete Tonfolge, welche nicht nur mit der sphärisch gehaltvollen Portion Nachhall ausgestattet ist, sondern auch mit ihrer klanglichen Feinjustierung zu überzeugen weiß. Dezent anschwellend lässt sich ihr Eingang in den hiesigen Track charakterisieren, der die Melodieebene von der Bassline galant umgrooven lässt, ehe das anstehende Break der schlichten Schönheit der Melodieelemente einen verdienten Sololauf gönnt. Damit dieser jedoch nicht allzu einseitig verläuft, türmt sich die Klangfläche aus dem Untergrund urplötzlich zu einer Sirene auf, welche in dieser Formation allerdings keinesfalls mit dem handelsüblich eingesetzten Pendant gleichzusetzen ist. Kickdrum und glockenspielartige Melodietöne im Einklang locken im Anschluss sogar einige gedämpft gesetzte Streicher auf den Plan, bevor in der nächsten Phase wieder die Bassline das Ruder im Untergrund übernimmt und die prägenden Melodielinien kurzzeitig zugunsten der Rückkehr der bedrückenden Hintergrundklangfläche aus dem sphärisch betulichen Spiel nimmt. Abwechslung wird jedoch weiter großgeschrieben, sodass während eines alsbald initiierten Quasi-Breaks erneut die unmissverständliche Sirene von der komplettierten Melodieebene heraufbeschwört wird und damit die intensitätsreichste Episode des Ganzen beschließt. Drummingorientiert auf der Zielgeraden dauert es allerdings nicht mehr allzu lang, bis das anfangs bereits erwähnte Outro das Stück mit alternativen Ausfransungen der bekannten Melodieelemente zu verdienten 5,25/6 führt. :D

    Eine Mischung aus Deep und Progressive House peilt anschließend der Robert Babicz Remix an, welcher einmal mehr dem typischen „Babiczstyle“ frönt und damit Sympathisanten dieses charakteristischen Klangimperiums womöglich noch etwas mehr ansprechen dürfte als das Original. In besonderem Maße sei hierbei auf die höchst hörenswerte Einarbeitung fragmentarischer Auszüge der bekannten Melodieelemente in ein deutlicher progressiver angelegtes Trackambiente hingewiesen, sodass bereits zu Beginn sowohl die glockenspielartigen Tonfolge als auch Streicher und Sirenen im Vordergrund einer kastrierten Bassline zum Zuge kommen und die selten anzutreffende sphärische Kombination aus Mystik und Entspannung zum Laufen bringen. Während der Vervollständigung des Drummings wird der Melodiepart zwar wieder etwas zurückgefahren und auf ein repetitives Klangband aus Originalbauteilen im Hintergrund reduziert, schon im ersten Kurzbreak erhält jenes jedoch druckvolle Unterstützung durch die Andeutung einer alternativen Synthietonfolge, welche im weiteren Verlauf allerdings zunächst einmal auf Sparflamme geschaltet wird, sodass genug Zeit und Raum bleibt, um die feinjustierten Originaltöne aus ihrem Nebendarstellerdasein herauszufischen und mitsamt einer alsbald langsam aber sicher ebenfalls in den Vordergrund gelenkten Bassline aus feinsten Wabergroovezutaten an die Spitze des Feldes zu schicken. Ein weiteres Synthiezitat leitet schließlich das Break ein, welches den aus dem Original bekannten Streicherzusätzen eine dezente Anschwellaktion nahelegt, ehe im Anschluss Sirene und Bassline in kontrastreicher Manier eine deutlich offensivere aufs Parkett legen. Das Wiedereintreffen des Drummings geht zwar dann mit einer Reduzierung auf die Deepness des Stücks einher, diese erlaubt dem Ganzen jedoch immerhin noch eine angenehm progressive Verdichtung der Melodieebene auf der in Sicht kommenden Zielgeraden, wobei hier unbedingt noch einmal die großartig wabernde Bassline, welche ihren Job mehr als perfekt beherrscht, hervorgehoben werden muss. Die Distanz zum Original stellt sich insgesamt gesehen zwar als nicht allzu groß heraus und auch die alternativen Synthieschleicher hätten für meinen Geschmack ruhig noch etwas ausgiebiger herbei bestellt werden können, für nicht minder überzeugende 5,25/6 reicht es dennoch allemal aus. :yes:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    N’Abend zusammen!

    Zwei Eigenproduktionen in einem Jahr zu veröffentlichen könnte man in den Verhältnissen von Nick Warren zwar fast schon als Fließbandarbeit bezeichnen, nichtsdestotrotz hat das Progressive-Urgestein sich diesem Wagnis im bald auslaufenden Jahr endlich einmal mutig gestellt und schickt nun nach dem hervorragenden Buenos Aires aus dem Frühjahr das deutlich deeper anzusiedelnde Rumbletump in die erwartungsfrohe Runde. Dass das neologistisch betitelte Werk nicht auf seinem eigenen Label Hope Recordings erscheint, sondern in die vertrauensvollen Hände von Hernán Cattáneos Sudbeat Music gelegt wurde, lässt in diesem Zusammenhang allerdings nicht wirklich großartig aufhorchen, wissen doch sowohl der Brite als auch der Argentinier nicht nur mit den Mitteln von heute den Progressive-DJ alter Schule weiter erfolgreich am Leben zu halten, auch mit ihren produktionstechnischen Künsten und der Zusammenstellung zahlreicher Mix-CDs (ich verweise nur auf Global Underground und Renaissance) beweisen die beiden der geneigten Hörerschaft immer wieder ihren Status als versierte Musik-Connaisseure. Und mit Überarbeitungen von Monaque und Microtrauma sollte bei der hiesigen EP erst recht nicht viel schiefgehen…

    Dass wir es beim Original Mix mit einer der Jahreszeit entsprechenden Portion zurückgelehnter sowie leicht unterkühlter Deepness zu tun bekommen, macht sich bereits im Intro recht angenehm bemerkbar, wenn tiefergelegte Flächenfragmente durch Zeit und Raum zu geistern scheinen, dabei ab und an einige helle Tonfolgenandeutungen kreuzen und mit den dabei entstehenden, ersten atmosphärischen Appetithappen die Gehörgänge für sich gewinnen können. Nichtsdestotrotz ist das sich anbahnende Drumming im Folgenden recht schnell in der Lage, dem Ganzen seinen ganz eigenen Groovestempel aufzudrücken, ohne dass dabei die Melodiestrukturen allzu hart angepackt werden. Vielmehr offenbaren sich zunehmend alternative Ausrichtungen im Umfeld der sphärischen Komponente, welche in Form von stakkatierten Toneinwürfen über die bekannten Elemente bis hin zu einer sporadisch an den gemeinsamen Tisch geladenen Melodiefolgenoffensive ihre Vielseitigkeit subtil ins Tagesprogramm verfrachtet, während der herrlich schaukelnde Untergrund mehr und mehr von spannenden Effekt- und Vocaleinspielern verdichtet wird. Besonders letztere sind im weiteren Verlauf in der Lage, einen leicht epischen Charakterzug in die ansonsten überaus deep gehaltene Melodiefragmentlandschaft zu integrieren, wobei es sich auch hier – wie bereits bei der Mehrheit der zuvor eingeworfenen Elemente – stets um kurze Episoden handelt, die die progressive Gesinnung des Tracks überaus charmant betonen. Im Mittelteil wiederum spielen scharfkantige Effektspitzen für einige Augenblicke eine entscheidende Rolle, ehe im anstehenden Break eine wunderbar winterlich-entspannte Synthie-Melodielinie auf mehreren Ebenen initiiert wird und auch im Anschluss zusammen mit dem groovenden Untergrund die Ausrichtung der hiesigen Melodieebene etwas zielstrebiger zu organisieren weiß, wodurch vor allen Dingen die sphärische Intensität des Ganzen profitiert und in leicht verträumt zu bezeichnender Manier das Geschehen im weiteren Verlauf nachhaltig zu beeinflussen weiß. Im Gedächtnis bleiben zudem die zahlreichen interessanten Ausfransungen der Tonfolge, welche sich mal flächig durch das Trackdickicht schlängelt, mal atonal über sich selbst stolpert oder mit ihrer Anziehungskraft einfach nur dafür sorgt, dass im letzten Drittel weitere unterstützende Elemente aus dem bisherigen Melodiefundus für zusätzliche Abwechslung sorgen, ehe das Stück sich wieder auf seine laszive Deepness konzentriert und mit vorzeigbaren 5,25/6 im Handgepäck in beruhigender Art und Weise ausläuft. An die Warren’sche Hommage an die argentinische Hauptstadt mag das Ganze meines Erachtens zwar nicht ganz heranreichen, für alle Sympathisanten des gepflegten Progressive-Sounds sollte Rumbletump jedoch ein gefundenes Fressen darstellen. ;)

    In dieser Manier könnte ich im Anschluss auch vom Monaque Remix gehörig schwärmen, würde sich selbiger in meinen Ohren nicht sogar noch als leichte Steigerung des Originals entpuppen. Dafür ist vor allen Dingen die Entführung des Themas heraus aus der recht deep beschichteten Umwelt hinein in ein deutlich zwingender gestaltetes Gewand verantwortlich. Zunächst ist diese Entwicklung zwar noch recht unscheinbar geraten und schäkert weiterhin recht offensichtlich mit den bekannten tiefergelegten Flächenfragmenten, monotone Mutationen dieser Melodieelemente sowie eine flexibel groovende Bassline stellen im Folgenden jedoch die ersten Schalter dar, die in Richtung Überarbeitung umgelegt werden, in der sich bis zum Mittelteil auch einige passend eingeworfene Andeutungen der Vocaleinspieler aus dem Original einfinden und mit alternativen Tonkaskaden vergnügen, sodass die sphärischen Gefilde, die hier angepeilt werden, im direkten Vergleich deutlich positiver konnotiert wirken. Dieser Umstand soll sich jedoch alsbald ändern, mischen im alsbald eingeleiteten Break doch nach einem anfänglichen Bassline-Solo höchster Güte wunderbar verzerrte Alternativflächenstücke bei der Gestaltung der Melodieebene mit und hieven diese allein durch ihre herausfordernde Präsenz in rastlose Bereiche, die sich nicht nur schön konträr zur recht überschaubaren Elementdichte verhalten, sondern für den Remix ein geradezu einschneidendes Erlebnis darstellen. In dieser Konstellation erscheint es dann auch nicht wirklich überraschend, dass das Ganze sich nach der Zurückhaltung zu Beginn nun in bester progressiver Spielweise peu à peu durchgreifend verdichten kann und schlussendlich die düster anmutenden Flächeneinwürfe in der launenhaften Synthiemelodiefolge aus dem Original sogar einen kongenialen Partner finden. So kann die hiesige Überarbeitung dem Original den für meinen Geschmack letzten, noch fehlenden Tritt in den Allerwertesten versetzen, um die legendenumwobene 5,5/6er-Passhöhe zu überqueren. Auch wenn sich das Stück nach einem zweiten Kurzbreak im Abgang wieder um Einiges entspannter zeigt, muss Alex Monakhov und Serge Que hier erneut Respekt attestiert werden für eine weitere mehr als gelungene Remixarbeit unter dem gemeinsamen Projektnamen Monaque. :yes:

    Der Microtrauma Remix dagegen kann dann als Dritter im Bunde nicht ganz mithalten mit seinen beiden überzeugenden Vorgängern, wenn auch seine technoide Sicht auf die Weltgeschichte keinesfalls unter den Tisch gekehrt werden sollte. Bereits zu Beginn lassen sich schemenhaft die ersten Anzeichen der vielschichtigen Melodieauswahl des Originals erkennen, welche sich auf einer knochentrockenen Kickdrum alsbald mehr und mehr auszubreiten versuchen, jedoch zunächst noch in ihrer äußerst fragmentbehafteten Struktur verbleiben, während im Untergrund ein monotones Überbleibsel einer Bassline unentwegt düster vor sich hin stiert. Eine sauber produzierte Effektbegleitung sowie erste etwas länger als eine halbe Sekunde andauernde Melodieeinflüsse, welche auch sporadische Einwürfe der leicht epischen Vocalflächen beinhalten, werten die sphärische Entwicklung der Überarbeitung zunehmend auf, sodass sich alsbald sogar die Bassline dazu genötigt fühlt, dem Ganzen mit einem groovenden Pendant seine Ehre zu erweisen. Minimalistisch geprägt bleibt das Stück jedoch auch im weiteren Verlauf, in dem sich drummingorientierte mit melodiegeprägten Phasen abwechseln, im Großen und Ganzen allerdings eine im Vergleich zum Original ähnlich deepe Grundausrichtung an den Tag gelegt wird, aus welcher auch im anstehenden Break keine Wege herausführen. Stattdessen liegt der Fokus auf der effektverzierten Entfaltung alternativer Melodiestrukturen, welche sich subtil im Untergrund von einer Ecke des Stereokopfhörers in die andere befördern lassen, in die Zusammenarbeit mit dem wunderbar groovend gestalteten Drumming jedoch nur eine enorm zerhackstückelt auftretende Vocalfläche schicken. Das sprichwörtliche Ende der Fahnenstage im Sinne der vielfältigen Melodieandeutungen ist damit zwar glücklicherweise nicht erreicht, bewegen kann mich das Ganze jedoch nur noch in der Umgebung des nächsten Kurzbreaks sowie auf der Zielgerade, wenn sich einige der zwielichtigen Fragmente zu überaus dezenten, aber dennoch eindrucksvollen Anschwellaktionen hinreißen lassen. Wer es gehörig deep mag, wird hieran sicherlich seinen Gefallen finden, mir schleicht das Stück insgesamt gesehen dann aber doch etwas zu sehr vor sich hin, sodass ich im Endeffekt nicht mehr als solide 4,5/6 zu verteilen gewillt bin. :hmm:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    N’Abend zusammen!

    Einer EP von Marek Hemmann im hiesigen Forum etwas mehr Aufmerksamkeit zu gönnen als einen klitzekleinen Beitrag im WHIG-Thread mag für dein oder anderen Genrepolizisten möglicherweise immer noch ein gewichtiger Grund für die sofortige Überführung in die Geschlossene darstellen, wenn ich mir die im letzten Monat veröffentlichte Infinity EP mit ihrer sorgfältigen Auswahl an sphärischen Elementen in Kombination mit einer zumeist angenehm druckvoll-technoiden Umgebung so begutachte, komme ich allerdings ehrlich gesagt um diesen Schritt bei bestem Willen nicht herum. Der aus dem thüringischen Städtchen Jena stammende Produzent (Clear_Blue könnte uns sicherlich einiges mehr über die dortige elektronische Musikszene erläutern) ist auf jeden Fall einer dieser Vertreter, die sich deutlich von dem bei einigen Kollegen vorherrschenden Drang, überspitzt gesagt jede Woche einen oder mehrere Tracks unters gemeine Volk zu werfen, distanziert und stattdessen indirekt die nie aus der Mode kommende „Qualität-statt-Quantität“-Schule zu propagieren versteht. Hemmanns Diskographie ist daher sicherlich nicht die längste auf dem hiesigen Planeten, doch wenn der Gute einmal mit einer frischen EP um die Ecke schaut, darf sich der Hörer uneingeschränkt auf melodiebewegte Techhouse-Spezialitäten freuen, welche sich nicht davor scheuen, progressive, trancige oder deephousige Zutaten oder organische Instrumente mit ins gemeinsame Boot zu nehmen. In Perfektion war dies bereits vor zwei Jahren auf seinem Debütalbum „In Between“ zu vernehmen und auch mit der ebenfalls auf Freude am Tanzen veröffentlichten, aktuellen EP sind erneut drei im Großen und Ganzen überzeugende Stücke zu verorten, die dem Labelnamen alle Ehre machen. :yes:

    Den stärksten Part übernimmt dabei sogleich Infinity als tonangebender Titeltrack, welcher von Beginn an alles andere als die berühmt-berüchtigte Eierschaukel im Visier hat, sondern mit einer wunderbar tiefergelegten Basslinewand munter drauf los wummert, während das Drumming sich einigen echolastigen Lockerungsübungen hingibt und die (noch) recht düster anmutende Trackwelt etwas entschärft. Die Schnelligkeit, mit der sich die kommenden Andeutungen einer Melodieebene mehren, wird vom Untergrund jedoch unterschätzt, sodass sich alsbald nicht nur entspannte Toneinlagen, welche sich auffallend gut mit der Bassline zu verstehen scheinen, sondern auch ein verspieltes Melodiefragment in den Vordergrund drängen dürfen, wobei insbesondere letzteres mit seinem unbekümmerten Auftritt einen interessanten Kontrastpunkt zur eher melancholisch getränkten Mehrheit der Melodieelemente setzt, ehe die sich anbahnende Streicheroffensive aufgrund ihrer leicht epischen Auswüchse die verspielte Tonfolge mehr und mehr zum Nebendarsteller degradiert und sich im anstehenden Kurzbreak in den höchsten sphärischen Tönen zu loben gedenkt. Der anschließende Umschwung des Tracks kommt dem geneigten Hörer da ganz Recht, steht doch im Anschluss eine wesentlich drummingorientierter angelegte Phase an, die mit ihrer Konzentration auf die Bassline sowie die mit ihr vermählten Tonanleihen wieder deutlich deepere Gefilde besegelt, ohne die nötige Portion Druck dabei aus dem Untergrund in die Schranken weisen zu wollen. Die nächste auftrumpfende Melodieeinspeisung kommt schließlich noch früh genug und lässt sich infolge der baldigen Rückmeldung des bekannten verspielten Tonfolgenfragments dann auch nicht mehr vom Vorwärtsdrang abhalten, sodass das Ganze sich mitsamt der herrlich schwebenden Streicher in sphärischer Hinsicht immer verdichteter in Richtung des nächsten Kurzbreaks bewegt. Im Gegensatz zum ersten seiner Gattung fällt der Kontrastpunkt zur vorherigen Melodieseligkeit hier allerdings noch etwas konsequenter aus, wenn während einer der charakteristischen Lockerungsübungen des Drummings die komplette Melodiekomponente flöten geht und die nächsten Augenblicke irgendwo zwischen Techhouse-Purismus und Minimalismus angegangen werden, bevor die Basslinewand sich galant wieder aus den Fängen des Untergrunds befreit und den letzten sphärischen Übergriff auf den hiesigen Track einleitet, der dann auch bis zu den schwelgerischen Streicherornamenten des Outros reichen soll. Für die Techhouse-Szene ist das Stück womöglich etwas zu dick aufgetragen, für die Trance-Liebhaber jedoch genau die richtige Dosierung, um Herz, Verstand und Tanzbein wohlverdiente 5,5/6 zu entlocken. :D

    Der drohenden Übermacht des Titelstücks setzt You Know dann ein deutlich organischeres Instrumentarium für sein Klangwelt-Kleinod entgegen und versucht in seiner sommerlich-beschwingten Art erst gar nicht, die Vorherrschaft der Unendlichkeit anzufechten. Stattdessen flechtet das Ganze viel lieber sanftmütige Gitarrenklänge, welche im Intro noch dezent durch den Flanger geführt werden, in sein geschickt groovendes Untergrundgerüst ein, bei welchem zunächst vor allen Dingen die herrlich stakkatierte Bassline für druckvolle Furore sorgt. Wenn in diesem leicht an Paul Kalkbrenner erinnernden Szenario mit seinen überaus repetitiv gestalteten Melodiestrukturen im weiteren Verlauf dann aber auch noch süßholzraspelnde Vocalsamples („Lalalalala“ und „Eh-Uh-Eh-Uh“ lassen den nicht vorhandenen Tiefgang schon erahnen) eindringen, ist es für meinen Geschmack leider nur noch einen Katzensprung hinüber ins Wunderland des Kitsches, vor dem auch das hervorragende Groovegewand des Drummings den Track nicht wirklich retten kann. Erst ein Kurzbreak ist in der Lage, den ausufernden Schönwetterelementen eine schon längst benötigte Grenzlinie zu ziehen und das hörenswerte Bassline-Stakkato auf einen charmanten Soloausflug zu schicken, der im Anschluss auch zusammen mit dem restlichen Drumming sowie den geloopten Gitarrenklängen vom Beginn zunächst einmal wieder gemäßigte Bahnen anpeilt, welche im weiteren Verlauf allerdings zwischendurch vermehrt von den unsäglichen Vocaleinspielern torpediert werden. In der Umgebung des zweiten Kurzbreaks, in welchem man im Vergleich mit seinem Vorgänger einen kaum veränderten Verlauf antrifft, wird den Vocalsamples zwar verdientermaßen das Maul gestopft, was sie jedoch nicht davon abhält, im letzten Drittel mit ihrer völlig überzuckerten Art und Weise die ansonsten ansprechend sommerliche Gefühlslage des Tracks zu konterkarieren. Das Outro als zurückgelehntes Zusammenspiel zwischen Basstönen und Gitarrenklängen versöhnt die Hörerschaft schlussendlich zwar wieder etwas, über nicht mehr als solide 4,25/6 darf sich das Ganze dennoch nicht beschweren. :hmm:

    Roundabout dagegen gesehen ist dann wieder ein ganz anderes Kaliber, weigert sich der Track doch schon einmal partout, sich dem üblichen „Four to the floor“ hinzugeben, um sich sogleich lustvoll an Drum & Bass-Anleihen als Drummingersatz zu vergreifen. Monoton hineingeschobene Basstoneinwürfe sowie einige verspielt und verschmitzt durch Zeit und Raum geisternde Melodietöne mit einer Vorliebe für die gewisse Portion Nachhall dürfen sich in diesem Zusammenhang als die ersten Weggefährten des interessanten Untergrunds geehrt fühlen, ehe sich aus der Dunkelheit des Hintergrunds eine herrlich dreckig wabernde Bassline anbahnt und mit ihrer leicht verruchten Art nicht nur die sphärische Leichtigkeit in den imaginären Schwitzkasten nimmt, sondern alsbald weitere alternative Tonfolgenentwicklungen auf den Plan zu rufen versteht. In einem Quasi-Break erstmals angedeutet erhält die sphärische Komponente des Tracks zudem noch Verstärkung durch immer mal wieder eingeworfene Flächenstücke überaus sonniger Couleur, welche sich in spannender Manier der schier übermächtig erscheinenden Präsenz der Basslineschaukel sowie ihrer Tongefolgschaft stellen und das Ganze mit ihren Zwischentönen zunehmend zur passenden Untermalung eines Roadmovies entwickeln lassen. Ein Break im letzten Drittel nimmt dieser Formation zwar kurzzeitig die Luft, um sich einer eingehenden Untersuchung des Drummings mit seinen D&B-Versatzstücken und der wabernden Bassline zu widmen, im Anschluss dürfen sich alle Melodieelemente im Sinne einer verdienten Ehrenrunde trotzdem noch einmal auf den Ausfransungen des Untergrunds einbringen und in genussvoller Ausdrucksweise überdurchschnittlich anzusiedelnde 5/6 unter Dach und Fach bringen. ;)


    Greetz,
    :: der hammer ::

    N’Abend zusammen!

    Was bin ich vor zwei Jahren angesichts des Debütalbums des italienischen Produzenten Paolo Alberto Lodde alias Dusty Kid doch ins Schwärmen geraten! Angeführt von America, dieser ganz und gar herausragenden, epischen Ode an die Techno-Freude, brachte es der Mittelmeeranrainer dabei aus dem Stand fertig, ein wunderbar heterogenes und in sich stimmiges Opus zu erschaffen, das den geneigten Hörer selbst beim zigsten Durchlauf ohne Umschweife mit auf eine wunderbar abwechslungs- und facettenreiche Reise zu entführen in der Lage ist. Letzterer Umstand wird zwar heutzutage auf unzähligen Promobeipack-Waschzetteln der Plattenfirmen leider geradezu inflationär als Floskel für fast jedes Album missbraucht, bei „A Raver’s Diary“ passte die Formulierung dennoch ausnahmsweise einmal wie die Faust aufs Auge, um mal kurzzeitig im Phrasenbereich zu verbleiben. Warum ich all diese (mehr oder weniger bekannten) Kamellen noch einmal aufwärme, dürfte der aufmerksame Leser sicherlich schon längst erahnt haben, hat Dusty Kid mit Beyond That Hill doch vor einigen Wochen bereits das Nachfolgemachwerk ins Rennen geschickt, welches seinem Vorgänger meines Erachtens in keinster Weise nachsteht, wie die sich mehr und mehr ausbreitenden Hörproben der insgesamt acht neuen Stücke (hüben wie drüben) eindrücklich unter Beweis zu stellen vermögen. Erneut setzt der von der eindrucksvollsten und schönsten Insel des Mittelmeers, dem kleinen Kontinent Sardinien, stammende Signore Lodde auf eine hervorragende Genremischung, welche sich insbesondere durch ihre teilweise fast schon trancig anmutende Melodieverliebtheit in Herz, Seele und Tanzbein der Hörerschaft spielt, jedoch zwischendurch ebenfalls nicht davor zurückschreckt, den technoiden Knüppelstab (in Gestalt von „Polybolo“) auszupacken. Neben repetitiven Tonfolgenstrukturen im Progressive-House-Umfeld wie bei „Nora Nights“, „Jknoussa“ oder der als Vorabsingle bereits bekannten 15-Minuten-Hommage an die sardische Spinnengattung „Argia“ hat sich der Gute mit „That Hug“ als Abschlusstrack mal wieder die ganz große sphärische Geste vorgenommen und in größenwahnsinnigen 23½ Minuten Spielzeit eine derartige Menge Trance in Reinform (+ Acid) eingesponnen, dass jegliche Größe dieser Szene sicherlich vor Neid erblassen dürfte. Als weiterer Glanzpunkt des Ganzen sollte zudem unbedingt das immer mal wieder durchscheinende organische Instrumentarium erwähnt werden, welches in Form von Gitarren, Mundharmonika, Glockenspiel und Klarinette besonders Tracks wie „Cheyenne“ und „Chentu Mizas“ das gewisse Extra verleiht, wobei Dusty Kid letzterem folkig inspirierten Stück schon wie bei „Nemur“ auf dem letzten Album seine Stimme leiht. Summa summarum haben wir es hier für meinen Geschmack auf jeden Fall mit einem weiteren absoluten Glücksgriff für das Kölner Label Boxer Recordings zu tun, welcher so weit von einem Abklatsch von „A Raver’s Diary“ entfernt ist wie Lady Gaga von Authentizität und daher baldigst sowie unweigerlich den Weg in mein CD-Regal finden wird. Einzig das komplett schwarz gehaltene Cover hätte ruhig etwas kreativer gestaltet werden können… ;)

    Tracklist
    01. Nora Nights
    02. Jknoussa
    03. Argia
    04. Chentu Mizas
    05. Beyond That Hill
    06. Polybolo
    07. Cheyenne
    08. That Hug

    :huebbel:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Nachdem die einstige Progressive-Lichtgestalt Marcus Schössow und meine Wenigkeit zum letzten Mal im Zuge der herausragenden „Kiev EP“ aus dem Jahre 2008 auf einen gemeinsamen Nenner gekommen sind und sich unsere beiden musikalischen Geschmäcker im Anschluss peu à peu auseinanderbewegten, hege ich mit der vom Deutschschweden geschaffenen Kunstfigur Oliver Englafjord nun sicherlich nicht ganz unbegründete Hoffnungen, dass der Gute sich wenigstens unter dem isländisch angehauchten Deckmantel dieses neuen Pseudonyms endlich einmal wieder auf seine alte Stärke zurückbesinnt: Kraftvoll atmosphärische, zeitlose arrangierte Klangstücke im Sog der progressiven Ausfransungen von House und Trance. Die ersten Englafjord-Tracks heben sich in meinen Ohren auf jeden Fall deutlich positiv vom sonstigen Schössow-Schaffen in letzter Zeit ab und leisten gekonnt erste Überzeugungsarbeit für das im kommenden Jahr anstehende Album.

    Sisetur beispielsweise präsentiert sich dem geneigten Hörer als wunderbar progressiv entfaltendes Synthesizer-Opium, welches seinen Fokus in einer angenehm düster ausgewählten Umgebung zwar zunächst auf die beruhigende Wirkung formschöner Tonfolgenmuster legt, diesen jedoch im weiteren Verlauf immer mehr Spielraum zugesteht, sodass sich das Ganze in der zweiten Hälfte zu einem regelrechten Melodieinferno auftürmen kann. Intensitätsreich ist allerdings bereits der Trackbeginn gestaltet, in dem sich besagte Melodielinien langsam aber sicher aus dem Hintergrund einer saftigen Kickdrum herausschälen und mittels einer ersten dezenten Anschwellaktion an vorderster Front festsetzen. Alsbald unterstützt durch erfrischend klickernde Flatterbandeffekte sowie eine herrlich groove-affine Bassline sind in die mäandernden Tonfolgen nun immer eindrücklicher in der Lage, ihre atmosphärisch herbstliche Herzlichkeit durch den Äther zu jagen, ohne dabei die gewisse Note Düsternis in der Hinterhand aus den Augen zu verlieren. Im Mittelteil müssen sie sich dann erstmals kurzzeitig hintenanstellen und einer in unruhigen Klangfarben angemalten, herannahenden Flächenwand den Vorzug gewähren, ehe die flatternde Effektschar die bekannten Tonfolgenmuster aber schon wieder animiert, das Ruder erneut in die Hand zu nehmen. Dieser Forderung wird im weiteren Verlauf schließlich nicht nur in herkömmlicher Art und Weise nachgekommen, vielmehr scheint die Melodieebene es sich zum Ziel gesetzt zu haben, mit einer gepflegten Portion Freunde und Verwandter das Stück gehörig zu verdichten. Nicht anders ist es zu erklären, dass sich langsam aber sicher nicht nur ansprechend untermalende Alternativflächen bemerkbar machen, sondern auch zunehmend Synthiespitzen stimmungsvolle Ausrufezeichen setzen dürfen. Vergleichbar mit Nadelstichen suchen sich die überfallartig auftretenden Melodieeinwürfe ihren Platz im dezent anschwellenden Trackgeschehen, ehe ein Kurzbreak diese Entwicklung sanft ausklingen lässt und den flatterhaft geprägten Rückbau einläutet. Alles in allem ein meines Erachtens überaus überzeugendes Progressive-Kleinod, welches das eigentliche Potenzial eines Marcus Schössow nicht nur schamlos offenlegt, sondern auch verdientermaßen an der güldenen 5,5/6er-Marke kratzt. :D

    Reykur ist zwar einerseits einige Stufen unaufgeregter einzuordnen, andererseits in Sachen atmosphärischer Ausdrucksstärke in meinen Ohren kaum minder gelungen geraten, wenn ich mal die unsägliche Sitte des Vergleichs mit dem Vorgänger anstellen darf. Eingeleitet durch ein zurückgelehntes Intro, in welchem ein sanft wachsendes Kontrastkonglomerat aus einer wärmenden Flächenwand und leicht schauderhaftem Bassgrummeln vorgestellt wird, kristallisiert sich alsbald mit der Bemächtigung eines minimalistisch geratenen Drummings eine leicht elektroid inspirierte Flächentonfolge heraus, welche vor allen Dingen durch ihre ganz eigene, wabernde Statur auf sich aufmerksam macht. Dass diese Melodielinie vor allen Dingen im düster anmutenden Basswummern einen kongenialen Partner findet, verdeutlicht die unübersehbare Zweisamkeit, die die beiden tragenden Elementen im weiteren Verlauf des Tracks immer wieder suchen und dabei hinsichtlich des Spannungsverlaufs ein angenehm progressives Auf und Ab heraufbeschwören, bei dem mal der Untergrund, mal die Flächentöne subtil in den Vordergrund gerückt werden. Den Abwechslungsreichtum komplettieren in diesem Zusammenhang sporadisch eingeworfene Momente, die das ursprüngliche Arrangement des Ganzen blitzartig verzerren und auch vor einer im Folgenden initiierten Alternativmelodielinie, welche fortan mit ungeahnter Leichtigkeit über den dunklen Bodengrund schwebt, nicht Halt machen. Erst ein anstehendes Kurzbreak ist dann in der Lage, dieser Entwicklung den Druck für einige Augenblicke zu entreißen und stattdessen die warme Flächenwand vom Beginn unter die alternative Tonfolge zu locken, um das Ganze in wunderbar verträumte Gefilde zu entführen, deren Begutachtung bisher noch vom Aktivitätsgrad des Untergrunds verwehrt worden war. Letzterer läuft jedoch schnell wieder auf Hochtouren und schickt im letzten Drittel noch einmal das galante Dreigestirn aus elektroid beeinflussten Tonflächen, deepem Basslinegrummeln und schwebender Melodielinie in den Ring, den der hiesige Track jedoch im Endeffekt leider schon nach noch nicht einmal sechs Minuten Laufzeit, aber immerhin mit vorzeigbaren 5,25/6 bekrönt, in wellenartiger Outro-Manier verlässt. :yes:

    Vorletzte Runde der elitären Zehn für dieses Jahr, Freunde!

    -01- Max Cooper - Epoch --- Herzblut Recordings
    -02- Fritz Kalkbrenner - Wes --- Suol
    -03- Minilogue - Clouds And Water --- Enemy Records
    -04- Scuba - Adrenalin --- Hotflush Recordings
    -05- Nick Warren - Rumbletump [Monaque Remix] --- Sudbeat
    -06- Fairmont - Bercy --- Beachcoma
    -07- N'To - Le Chat --- Klangwelt
    -08- Hiatus - Third [Max Cooper Remix] --- Last Night On Earth
    -09- Darkness Falls - The Void [Trentemøller Remix] --- HFN Music
    -10- Fritz Kalkbrenner - Layer Cake --- Suol

    :huebbel:

    Eine EP von Scuba, der ja bekanntlich mehr oder weniger im Dubstep-Umfeld groß geworden ist, in der hiesigen Tracksrubrik zu finden ist ja wahrlich mal eine positive Überraschung, die ich in Form einer folgenden, kleinen Rezension auch sogleich wertschätzen möchte. Als allzu verwunderlich stellt dieser Umstand sich im Nachhinein dann aber nicht heraus, verpackt der aus Großbritannien stammende Wahlberliner Produzent und Betreiber des einflussreichen Labels Hotflush Recordings, auf dem die hervorragende Adrenalin EP natürlich erschienen ist, seine Tracks doch schon immer mit Vorliebe in atmosphärisch dichte Gewänder. Desweiteren schielt und experimentiert der Gute in stets hörenswerter Art und Weise mit Vocalsamples, der Verwicklung von gebrochenen und geraden Beats sowie einer damit einhergehenden, leicht technoider beeinflussten Herangehensweise an seine Stücke, welche bei den hiesigen dreien zudem noch zumeist geschmeidig retrobehaftet einzuordnen ist - als entspannt groovender Ausflug zum vielbeschworenen Tellerrand daher für meinen Geschmack auf jeden Fall wärmstens zu empfehlen. :yes:

    Ebenso wie der Trancefreak ist auch meine Wenigkeit durch Klaus Fiehe und seine immer wieder großartige, sonntagnächtliche Radiosendung bei 1Live (eine der letzten Qualitätsbastionen in der deutschen Rundfunkwüste) auf den Titeltrack Adrenalin, welcher sich zudem auf Scubas jüngst veröffentlichter DJ-Kicks-Ausgabe befindet, aufmerksam geworden. Der Track selbst zeichnet sich dabei vor allen Dingen durch sein interessantes Zusammenspiel von fordernden Vocalloops, groovender Untergrundfortbewegung und einer mit fortschreitender Dauer immer entscheidender auftretenden Schwebemelodiekomponente aus, von welcher im Intro allerdings noch jegliche Spur fehlt. Vielmehr liegt das Hauptaugenmerk hier auf der Einleitung des sich ganz langsam aber sicher aus dem Hintergrund herauskristallisierenden "Yeah!"-Vocalfragments in Kombination mit monoton stakkatierender Tonbegleitung, zu welcher sich alsbald ein minimalistisches Drumming gesellt. Groovend arrangierte Basslineandeutungen sowie eine interessante 90er-Claps-Ansammlung komplettieren das Bild im weiteren Verlauf, ehe sich im anstehenden Break die erste Melodieflächenwelle sanft über das Haupt der Hörerschaft senkt und letzteren zusammen mit den in der Zwischenzeit mit Verstärkung auftretenden Vocaleinspielern sowie harmonischen Tonausfransungen in eine wunderbar zurückgelehnt gestaltete Klangwelt entführt, die erst wieder kurz vor der Rückkehr des Drummings verlassen wird. In angenehm kontrastreicher Manier reduziert präsentiert sich das Stück nun zwar erneut in der vom Beginn bekannten Formation, aus dem Hintergrund schlägt im Folgenden jedoch schnell die Melodieebene aus dem Break wieder zunehmend Wellen, um das Ganze schlussendlich im letzten Drittel allumfassend mit ihren sommerlich schwebenden Atmosphärenschichten einzunehmen, wobei als i-Tüpfelchen zudem noch einige herzerwärmende sowie nachhallverliebte Synthietöne gekonnt die melodieselige Szenerie bereichern. In Richtung Zielgerade sehen sich die Melodieelemente dann zwar mehr und mehr in die Defensive gedrängt, dennoch fühlen die erwähnten Synthietöne dem Ganzen auf den letzten Metern noch ein letztes Mal gehörig auf den süßen Zahn, bevor dieses herrlich trancige Tellerrandjuwel in Form einer 5,5er-Plakette seine verdiente Auszeichnung in Empfang nehmen darf. :D

    Die übrigen beiden Stücke können der Hormontherapie meines Erachtens zwar nicht ganz das Wasser reichen, sind aber dennoch eindrucksvoll in der Lage, die hiesige EP mit ihren abwechslungsreichen Anbandlungen unterschiedlichster Genreversatzstücke vielfältig abzurunden. Never zum einen schickt sich an, mit seinem progressiven Breakbeatgerüst vor allen Dingen allen Sympathisanten der Klangcharakteristika von Way Out West ein eindrückliches Hörerlebnis zu bescheren, wenngleich sich immer wieder hochgepitche Vocals in das Geschehen einschleichen und zusammen mit dem reduzierten Oldschool-Untergrund diesem Bild dann doch nicht so ganz entsprechen wollen. Während lässig aufspielende Basstöne die gewisse Portion Groove heraufbeschwören, geht es spätestens im Anlauf zum ersten Kurzbreak mit dem Minimalismus zu Ende, wenn sich wärmende Flächenstücke zielgerichtet auf die große Bühne zubewegen und dem Track auch im Folgenden in Kooperation mit dem Drumming mehr und mehr die Sonne aus dem Arsch scheinen lassen. Dass diesem Melodie-Intermezzo alsbald jäh der Garaus gemacht wird und somit zwischenzeitlich Vocalsamples und Bassline an einer dezenten Anschwellaktion arbeiten können, täuscht jedoch nicht wirklich über den Machtanspruch der Flächenstücke hinweg, welcher sich spätestens in und im Anschluss an das nächste Kurzbreak in Form sphärisch schwebender Schwelgerei endgültig manifestiert und bis zum Outro nicht mehr wegzudenken ist aus dem Stück. Everywhere dagegen befährt dann abschließend mit seinem 80er-Gedächtnis-Analogklanggewand am offensivsten die Retroschiene, geizt jedoch ebenfalls nicht mit geschmeidig eingebauten Vocalsamples, welchen hier poppig konnotierte Synthietonfolgen und eine herrlich groovende Basslineuntermalung zur Seite gestellt werden. Melodieorientierte Phasen wechseln sich dabei mit vocaldominierten Anschwellpassagen ab, wobei sich im Verlaufe des Ganzen peu à peu die vielfältigen Melodieelemente an die Spitze des Stücks setzen können und mitsamt alternativer Tonspielereien sowie Synthieflächeneinwürfen die sphärische Leichtigkeit in entspannter Manier in die Gehörgänge zu manövrieren wissen. Würde man es nicht besser wissen, man könnte sich bei dieser akustischen Zeitmaschine im Jahre 1984 wähnen... Alles in allem gesehen kann bei beiden Tracks auf jeden Fall guten Gewissens von einer runden Sache fabuliert werden, die sich nicht vor trancigen Melodiestrukturen scheut und damit im Endeffekt kaum minder überzeugende 5,25/6 einzuheimsen imstande ist. ;)

    Hab nun ebenfalls einmal die beiden offiziellen Remixarbeiten auf meine Gehörgänge losgelassen, wobei letztere jedoch letztendlich zur Auffassung gelangt sind, dass sowohl Eric Prydz (Pryda) als auch Marc Ramirez (Dosem) sich bei ihren Überarbeitungen anscheinend zu wenig zugetraut haben und dementsprechend leider recht nah an den Originalen agieren. Zwei solch hervorragenden Progressive-Schmankerln eine eigene Note mit auf den Weg zu geben stellt zwar unbestritten ein überaus schwieriges Unterfangen dar, von den beiden ausgewählten Remixern hätte ich dennoch insgesamt etwas mehr kreative Energie erwartet als bei den beiden hiesigen, sauber und solide produzierten Machwerken zutage tritt.

    Der Pryda Remix von Meridian beispielsweise nistet sich nach einem unscheinbaren Intro, in dem einzig ein stetig wiederkehrender Vogellaut etwas aufhorchen lässt, zunächst einigermaßen gemütlich in einer Umgebung ein, die im Vergleich zum Original nuancenhaft techhousiger erscheint, findet dabei allerdings zum Unmut der geneigten Hörerschaft leider kein anderes Mittel im Hinblick auf seine erwartbare Verdichtung, als im weiteren Verlauf peu à peu die Melodieebene in ihrer bekannten Form heranzuziehen. Sporadisch eingeworfene Effektfetzen können im wahrsten Sinne nicht von der Tatsache ablenken, dass sich im Hintergrund des Ganzen zunächst das unveränderte Tongewusel heranpirscht, langsam aber sicher an Einfluss gewinnt und schließlich kurz vor dem anstehenden Break die ersten Andeutungen der prägnanten, aber ebenfalls unveränderten Hauptmelodielinie herauspresst. Die folgende Version des berühmt-berüchtigten Anschwellaktionismus lässt sich zwar in derart offensiv geführter Herangehensweise im Original nicht finden, dafür wird hier immerhin die deep-progressive Spielart der Tonfolgen im Sinne einer leicht tranciger anmutenden Inszenierung sausen gelassen. Herausragend innovativ ist diese Entwicklung zwar nicht zu charakterisieren, in Kooperation mit dem rollenden Untergrund scheint der Remix aber zumindest noch einen Tacken mehr Tanzbarkeit zu offenbaren, indem die Tonfolgenstrukturen zunächst auf die Streckbank in Richtung epische Ausmaße gezwungen und anschließend mitsamt der unveränderten Acid-Spielereien vom Drumming angenehm nach vorn geschubst werden. Ein zweites Break legt dann bereits den Blick auf das anstehende Intensitätsgefälle frei, in welchem sich aber immerhin die aufgeregt wuselnde Tonbegleitung bis zur letzten Kickdrum behaupten kann und schlussendlich sogar die wenig prunkvolle Vergabe ausbaufähiger 4/6 miterleben darf. ;)

    Auch der Dosem Remix von La Marea hält sich für meinen Geschmack viel zu stringent an das Original mit seinem sommerlich turtelnden Melodiegeschehen. Optionen für alternative Entwicklungen werden zwar immer mal wieder aufgezeigt, im Endeffekt leider jedoch nicht konsequent genutzt, sodass das Ganze sich - mediterran gesprochen - höchstens einmal in die nächstgelegene hübsche Strandbucht verirrt. Klimaveränderungen bringt ein solcher Wechsel natürlich nicht wirklich mit sich, diesen Beweis ergreifen einige entspannte Klickereffekte sowie herannahende Synthiewellen beim Schopfe, während sich aus dem Hintergrund mehr und mehr die Toncharakteristika der bekannten Hauptmelodielinie (noch in monotoner Ausführung) herauskristallisieren. Zusammen mit zunehmender Flächenarbeit, in welcher der gemeine Hörer im weiteren Verlauf immerhin einige alternative Ausflüge ausfindig machen kann, lässt die Überarbeitung die wärmenden Farben der sphärischen Komponente zunehmend intensiver erstrahlen, sodass sich im Break schließlich weitere tragende Tonflächenlemente der Originalmelodieebene zur illustren Gesellschaft dazugesellen, von zwitschernden Alternativtönen allerdings im Anschluss schnell wieder hinfortgetragen werden, bevor eine weitere Synthiewelle die nächste Anschwellaktion antizipiert. Hinter dieser versteckt sich in Zusammenarbeit mit dem Drumming dann nicht nur die Hauptmelodielinie in Originalbesetzung, auch die harmonischen Alternativtöne dürfen während der sphärisch nachdrücklichsten Phase des Remixes gehörig mitmischen, kommen jedoch insgesamt betrachtet in meinen Ohren nicht wirklich über den wenig rühmlichen Status als Anhängsel der bekannten Melodiestrukturen hinaus. Ordentlich sonnendurchflutet wird im Anschluss schließlich der Rückbau angepeilt, währenddessen am Horizont bereits vorzeigbare 4,5/6 ausgemacht werden können, welche sich das Ganze (im Gegensatz zur Trackübernahme von Pryda) vor allen Dingen aufgrund seines registrierten Bemühens, dem Begriff "Remix" wenigstens etwas gerecht werden, imho verdient hat. :yes:

    Nachdem ich mich zunächst artig bei Martin, der mit seinen Trackvorstellungen in letzter Zeit die hiesige Tracksrubrik für meinen Geschmack angenehm zu beleben versteht, bedanken möchte, muss ich mich doch spätestens jetzt selbst fragen, wie mir das überzeugende letztjährige Debütalbum des belgischen Produzenten Boris Daenen alias Netsky nur durch die Lappen gehen konnte, obwohl ich doch sogar Abonnent des hauseigenen Podcasts von Hospital Records, dem wohl erfolgreichsten Drum & Bass-Label von der Insel, bin. Bei welchem Melodieconnaisseur atmosphärische Vielfalt auch außerhalb des berühmt-berüchtigten "Four to the floor" gern auf dem Speiseplan stehen darf, dem wird hier ein zumeist wunderbar entspannt geratenes D&B-Mahl kredenzt, welches seinen Facettenreichtum jedoch nicht nur aus dem klassischen Liquid Funk, sondern ebenfalls aus trancigen, 2Step- oder Dubstep-Gefilden schöpft. Hin und wieder tauchen zudem einige Vocalanleihen auf, um die zu großen Teilen in sommerlicher Umgebung wurzelnden Melodiedarbietungen passend zu unterstützen und die Tür in Richtung Pop überaus weit aufzustoßen - so geschehen auch bei Let's Leave Tomorrow, dem schwelgerischen Höhepunkt des Albums, welcher seine Hörerschaft binnen Sekundenbruchteilen hinauf zur Wolke mit der ungeraden Hausnummer Sieben zu katapultieren vermag. Auch die Befürchtung, dass das Ganze die gute alte Kitschgrenze dabei äußerst grenzwertig streift, sucht mehr als ein Jahr nach der Veröffentlichung glücklicherweise immer noch nach Relevanz, wobei in diesem Zusammenhang zumindest angemerkt werden muss, dass der geneigte Hörer, der sich auf das hiesige Stück einlässt, besser nicht an einer Allergie gegenüber überaus glückselig konnotierten Melodieebenen leiden sollte. Schließlich werden schon im Intro Wellenrauschen und Möwengekreische heraufbeschwört, aus deren urlaubender Verbindung sich langsam aber sicher subtile Flächenfragmente herausschälen und alsbald in Kooperation mit einem leicht reduziert rasselnden D&B-Drumming ätherische Vocalanleihen und Pianoklangtupfer um sich scharen. In progressiver Manier verdichtend dürfen im weiteren Verlauf dann zwar auch einige zurückhaltend wummernde Basseinsätze im Untergrund für eine dezente Druckerhöhung sorgen, die von der herzerwärmenden Melodieebene evozierte, sphärische Schwebepartie zeigt sich hiervon jedoch nicht wirklich beeindruckt, umgarnt die Hörerschaft vielmehr immer intensiver mit ihrer ansteckenden Leichtigkeit. Möwenloops statt Vocalgeschmeidigkeit mitsamt eines Tonfolgensolo-Kurzbreaks in der zweiten Trackhälfte runden diesen tiefenentspannten Viereinhalbminüter bestens ab und lassen mich schlussendlich (außer Konkurrenz, versteht sich) 5,5/6 für die emotionale Seite von Drum & Bass spendieren. :D

    Zitat

    Original von zocker1988
    ihr könnt eine Niederlage einfach nicht hinnehmen und könnt solche Partien nicht objektiv nehmen.
    ...
    p.s. wer zum Teufel hat behauptet, dass der BVB (was bedeutet überhaupt IHR, ich bin weder FCB noch BVB Fan) besser ist als Barca?

    Ich glaube, man nennt man es Selbstdisqualifizierung, wenn man die bei seinen Mitmenschen kritisierten schlechten Angewohnheiten (hier die in der Tat unsägliche Verallgemeinerung durch die Verwendung des alles über einen Kamm scherenden Personalpronoms "ihr") selbst äußerst offensichtlich vorlebt. Und das alles in ein und demselben Beitrag, Respekt! ;)

    Um nun aber doch noch den Bogen zum Spiel zu finden: Ich für meinen Teil nehme die Niederlage natürlich - mit leichtem Unbehagen - zur Kenntnis (was bliebe mir auch anderes übrig!?), muss jedoch konstatieren, dass diese unter recht unglücklichen Umständen zustandegekommen ist. Die Bayern haben die Partie dominiert, mehr Chancen kreiert, aufgrund fehlender Präzision im Abschluss und zu statischer Spielaufbauweise (das Fehlen von Schweinsteiger, unserem wichtigsten Mittelfeldstrategen, und die damit einhergehenden Umstellungen spielen hier sicherlich eine Rolle), aber leider nicht die Früchte ihrer Arbeit eingefahren. Dennoch muss ich anerkennen, dass die Schwachgelben mit ihrem "Offensivpressung" (auf den Scheiterhaufen mit diesem Neologismus!) gut dagegengehalten haben, allerdings im Gegensatz zum letzten verdienten Erfolg in München diesmal eher einen Dreckssieg davontrugen. Zumindest ein Unentschieden hätte man aufgrund des Spielverlaufs auf jeden Fall mitnehmen müssen, so darf sich aber wenigstens die Spannung im Meisterschaftskampf zurückmelden - und die ist schließlich bei allen beteiligten Parteien zumeist ein gern gesehener Gast, woll!? :D

    Wenn ich mal unverschämterweise den Vergleich mit seinen vorherigen Anjunadeep-EPs ziehen darf, muss ich zwar einerseits konstatieren, dass Matt Lange mit den beiden vorliegenden neuen Stücken qualitativ nicht ganz an erstere heranzureichen vermag, andererseits mit seinem kreativen Output für meinen Geschmack jedoch weiterhin seinem Ruf als eines der derzeit heißesten Eisen im Progressive-Feuer des Anjunabeats-Sublabels gerecht wird. Insofern dürfte ein gewisser Zusammenhang mit dem sprichwörtlichen Jammern auf hohem Niveau nicht von der Hand zu weisen sein... ;)

    Aber kommen wir doch lieber auf die Musique selbst zu sprechen, welche sich bei That Much Higher in meinen Ohren zum etwas eindrücklicheren Gesamtergebnis formt, wenn ich die hiesige EP in Gänze betrachte. Dafür trägt vor allen Dingen die interessante sowie angenehm heterogen gestaltete Dreiteilung des Stücks Verantwortung, welche zunächst eine mit Sinn fürs Detail arrangierte Drummingentwicklung voranschickt, dabei allerdings glücklicherweise keinesfalls davor zurückschreckt, in losen Abständen immer mal wieder einige sachdienliche Hinweise auf die im weiteren Verlauf anstehende Melodieentfaltung zu liefern. Den unterkühlt klickernden und schlackernden Effekten des Untergrunds wird dabei stets eine äußerst entspannt zu charakterisierende Ton- und Flächenharmonie als Kontrastpunkt zur Seite gestellt, die mit ihrer leicht organisch anmutenden Klangzubereitung (exotisches Glockenspiel-Pendant, anyone!?) wie ein warmer Sommerregen durchs Melodiegebälk tropft. Nach getaner dezenter Anschwellarbeit fokussiert sich der Track dann zwar wieder auf sein herrlich selbstverliebt groovendes Drumming, unbefestigte Pfade in Richtung Langeweile werden damit jedoch nicht wirklich eingeschlagen, werden doch immer wieder neue Effekte, Basslinefetzen oder Tonspitzenfragmente heraufbeschwört, mit welchen das Ganze in seelenruhig-abgeklärter Manier seinem Hang zum Progressiven frönt. In Sichtweite des Break multiplizieren sich die beschriebenen Einwürfe sogar zunehmend, ehe dort nach einem überaus sanft geratenen Übergang die zuvor nur im Hintergrund vernommenen Melodietöne mit ihrem asiatisch wirkenden Migrationshintergrund zunächst einmal galant das Ruder übernehmen und den Track auf die hörenswerte, anstehende Verwandlung in ein Ambientschmuckstück vorbereiten. Nicht nur alternative Drummingeinsätze, auch die vielen melodietechnischen Neuzugänge in Form zurückgelehnter Pianotöne und schwelender Flächenansätze lassen den Track hier kaum wiedererkennen - einzig eine allmählich immer bedrohlicher grummelnde Basslinewand scheint sich alsbald mit der Dominanz der Melodieebene nicht mehr abgeben zu wollen und dreht diese nun mehr und mehr durch den bereitstehenden Flächenwolf, bevor Fragmente des ursprünglichen Drummings jäh das spannende Intermezzo beenden und für (bekannt) klare Verhältnisse sorgen. Da sich im letzten Drittel jedoch nach kurzer Einwirkzeit auch der Untergrund aus der ersten Hälfte sowie Teile der Melodieebene aus dem Break immer besser zu verstehen scheinen, baut sich vor dem Ohr des gemeinen Hörers ein wunderbar sphärisch orientiertes Finale auf, welches diesem modernen Progressive-Schmaus letztendlich auch überzeugende 5,25/6 zu sichern imstande ist. :yes:

    Von Nutclap lässt sich zwar leider nur ein dreiminütiger Ausschnitt im Netz finden, dieser macht allerdings bereits unmissverständlich klar, dass es hier im direkten Vergleich, wie Martin F. Echse absolut richtig festgestellt hat, deutlich roher und monotoner zugeht. Melodische Rafinessen sind für die geneigte Hörerschaft zwar auch nach einer Rasterfahndung nicht wirklich aufzufinden, die auf das nicht minder detailverliebt angelegte Drumming geschickten Toneffekte sind in Kooperation mit immer wieder wellenartig dazustoßenden Stimmenflächen aber dennoch in der Lage, die atmosphärische Lage überaus düster zu charakterisieren. Hektisch zerhackstückelte Basslinereste passen da ebenfalls prima ins Bild und verschieben das Stück zusammen mit vereinzelten Knarz-Subbässen dabei mehr und mehr in Richtung einer schön neblig-morbiden Szenerie, welche im Break zudem von den anklingenden, geschredderten Überresten eines Tonfolgenfragments unterstützt werden. Eine dezente Anschwellaktion später schlägt dann wieder die Stunde des progressiv schiebenden Untergrunds, welcher zunächst - ohne eine Miene zu verziehen - die Entwicklung des Breaks ignoriert, sich im weiteren Verlauf allerdings zunehmend mit der Idee anfreudet, doch noch gemeinsame Sache mit den dunkelheitsaffinen Toneffekten zu machen. Alles in allem eine eher skizzenhafte Klangansammlung, deren Bann meine Wenigkeit sich trotzdem nicht entziehen kann und somit summa summarum unter Vorbehalt 4,5/6 verteilen mag. :D

    Jungs und Mädels, der Sommer erbittet Wiedereinlass in eure Behausungen! Auch wenn mittlerweile der November ins Land gezogen ist und recht ordentlich am Blätterwerk gerüttelt hat, die Sonne nutzt die ihr zu Verfügung stehenden Stunden (auch wenn diese naturgemäß immer spärlicher ausfallen) dank Dauerhochdruck seit Wochen unbeeindruckt voll aus. In diesem Zusammenhang würde es mich nicht wundern, die neue Platte von Fritz Kalkbrenner bei der „gelben Sau“ (Peter Licht im „Lied gegen die Schwerkraft“) derzeit ziemlich hoch im Kurs stehen zu sehen. Herbstgrau war gestern, hat sich wohl auch der Berliner Produzent mit der unverwechselbaren Soulstimme und diesem gewissen Arenen ausverkaufenden großen Bruder gedacht und zwei ursprünglich als Exklusivtracks für seine Livesets vorgesehene Stücke, welche in diesem Jahr stets frenetisch von seiner Anhängerschaft in Empfang genommen wurden, endlich auf schwarzes Gold gebannt. Die meines Erachtens berechtigte, enorme Nachfrage nach den beiden herzerwärmenden Instrumentaltracks, welche sich nicht auf dem letztjährigen Album „Here Today Gone Tomorrow“ befinden, wuchs Herrn Kalkbrenner dabei zuletzt anscheinend dermaßen über den Kopf, dass er sich einfach nicht mehr um eine offizielle Veröffentlichung (auf dem hauseigenen Label Suol) herumwinden konnte. Der Sommer bedankt sich auf jeden Fall nachträglich und alle Sympathisanten des Kalkbrenner-Imperiums dürfen es ihm gleichtun, sofern sie ersterem noch einmal eine Chance geben, sich mit entzückenden Melodiedarbietungen bei ihren Gehörgängen einzuschleimen. :yes:

    Den bekannteren Part übernimmt dabei Wes, welches schon seit Monaten beim quicklebendigen Herumgeistern auf Youtube-Livemitschnitten beobachtet werden kann, stets einhergehend mit dem aus allen Zuschauertastaturen entstammenden, flehenden Wunsch, diesem großartigen Track doch bitte so bald wie möglich die verdiente offizielle Veröffentlichung zukommen zu lassen. Dass sich der gute Fritz schlussendlich doch noch hat erweichen lassen, hängt jedoch zudem sicherlich mit der unverkennbaren Qualität dieses Stampfgroovemonsters zu tun, welches nicht nur in perkussiver Hinsicht die Offensive sucht, sondern vor allen Dingen auch in Sachen melodisch-sphärischer Eindringlich- und Eingängigkeit überaus vorzeigbar ist. Das beginnt schon im Intro, wenn sich die prägende Orgelmelodie langsam aber sicher in wabernden Fragmenten aus dem Hintergrund schält und mit Hilfe dezent glimmender Alternativtöne sowie interessant wehender Toneffektfahnen immer deutlicher in Richtung sommerlich umgebener Festivalbühnen gelockt wird. Vom alsbald anstehenden Stelldichein einer für Kalkbrenner typischen Drummingfortbewegung nur sehr kurz beeindruckt darf sich die Melodieebene mit dem gewissen Etwas im Gepäck auch in Zusammenarbeit mit dem einsetzenden, monoton groovenden Basslinefragment zunächst noch als König der Welt fühlen, der mit seiner wärmenden Umarmung jedwede Nebelschwaden in Nullkommanichts in sich zusammenfallen lässt. Erst im anstehenden Kurzbreak zerfließen die Melodiestrukturen während einer subtilen Anschwellaktion wieder zunehmend zu wabernden Andeutungen, sodass das Drumming im Anschluss erst einmal in angenehmer Art und Weise auf die Euphoriebremse zu treten pflegt und die deep verwurzelten Groovezutaten des Ganzen zu einer gelungenen, weil entspannten Soloeinlage einlädt. Einzig die bereits erwähnten Toneffektfahnen halten in dieser Formation aus Sicht der Melodieebene etwas dagegen, ehe im weiteren Verfall im äußersten Untergrund allmählich auch wieder einige Anzeichen der markanten Orgelmelodie auszumachen sind, bevor letztere im nächsten Kurzbreak wieder zu altbekannter Stärke findet und schließlich in Kooperation mit den immer wieder eingeworfenen Begleittönen und -effekten den gemeinen Hörer mit ihrem für meinen Geschmack unwiderstehlich sonnigen Gemüt um den Finger zu entwickeln versteht. In besonderem Maße hervorgehoben sei hiermit desweiteren das herrlich organische Arrangement der Melodiekomponente, für welches Fritz Kalkbrenner ja nicht erst seit gestern ein gutes Händchen zu haben scheint. Abgerundet wird das Stück durch eine zweite kurze, drummingorientierte Phase, in welcher sich bis hin zum letzten Kurzbreak ein aufgewühltes Tonrasseln leicht in den Vordergrund spielen darf, im Endeffekt allerdings von der sonnendurchfluteten Orgelmelodie und ihren Gespielinnen nach allen Regeln der Kunst überrollt und überrundet wird sowie die Hörerschaft mit einer letzten wunderbar sphärisch intensiven Stampfgroovephase voller sommerlich-schwebender Epik in den anstehenden Winter entlässt. Akustischer Glühwein par excellence, der mir spielend leicht die Höchstnote 6/6 stibitzt. :D

    Ob man Layer Cake als adäquate Übersetzung des sogenannten Schichtkuchens durchgehen lassen sollte, liegt zwar nicht in meinem Ermessen, fest steht jedoch, dass der hiesige Track sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger zwar einige Stufen zurückgelehnter gewandet, im Hinblick auf melodische Anreize allerdings ein nicht minder überzeugendes Feld beackert. Und auch wenn der Einstieg in den Track durch seine Loopaffinität leicht schleppend geraten ist, in den hinteren Gestaden des Effektbolzens macht sich schon nach wenigen Augenblicken Einwirkzeit eine herrlich schwebend geratene Melodielinie bemerkbar, welche in den folgenden Takten augenzwinkernd und schlängelnd ihren Weg immer eindrücklicher durch die Drummingansätze in Richtung herzerweichend sphärischer Gefilde findet. Vervollständigt sich das Drumming dann im Folgenden allmählich, haben sich die Melodieansätze bei gemächlichem Tempo sowie in Kooperation mit einer angenehm zurückgelehnt groovenden Bassline bereits eine galant atmosphärische Nische erschaffen, in welcher für meinen Geschmack vor allen Dingen der leicht retrobehaftete Charakter des Melodiearrangements (im Klang der Verwendung eines alten Samples ähnlich) eine große Rolle spielt und dafür sorgt, dass die heraufbeschworene Sommerwärme nachdrücklich erhalten bleibt und nicht gleich bei der nächstbesten Trackecke flöten geht. Zudem machen alternative Flächenstücke und zartbesaitete Stakkatotöne ihrem Ruf als entzückend harmonische Begleiter in diesem Zusammenhang alle Ehre und zehren auch, nachdem sich die Melodieebene zugunsten des Bassline-Einflusses alsbald langsam wieder zurückzieht, von ihrem ausgezeichneten Wärmewirkungsgrad. Desweiteren müssen hier nun unbedingt die verspielt-organischen E-Gitarrenzupfer zur Sprache kommen, welche an die Stelle der kurzzeitig beurlaubten Hauptmelodie treten und die Unbeschwertheit des hiesigen atmosphärischen Charakters bestens zu unterstreichen wissen, ehe im anschließend eingesetzten Break die bekannten Melodieschlieren erneut in Form einer überaus entspannt geratenen Solofahrt ins Geschehen eingreifen. Wenn dabei langsam aber sicher die Bassline ebenfalls wieder in den Reigen aufgenommen wird, ist es schließlich nicht mehr weit bis zur (leider bereits) letzten verdichteten Phase, in der sich Drumming und Melodieebene mit Komplimenten überhäufen und den gemeinen Hörer dabei gepflegt in die Hängematte gleiten lassen. Mit den auf der Zielgeraden noch einmal angeführten, lässigen Gitarrenklängen kann ich mich summa summarum dann wohl endgültig nicht mehr vor der Vergabe überaus verdienter 5,5/6 drücken… ;)


    Greetz,
    :: der hammer ::

    N’Abend zusammen!

    Oder sollte ich angesichts des in den folgenden blumig arrangierten Zeilen im Vordergrund stehenden Produzenten lieber sagen: N’To zusammen!? Selbigen apostroph-zugeneigten Künstlernamen hat sich schließlich ein mir bis vor kurzem noch nicht über den Weg gelaufener, 26jähriger Franzose verpasst, der meine Gehörgänge jüngst mit einer gelungenen EP auf Ryan Davis‘ empfehlenswerten Label Klangwelt nachhaltig zu ködern wusste. Allzu viel konnte ich allerdings nicht über den aus Marseille stammenden jungen Mann in Erfahrung bringen, in seiner kurzen Biographie auf Soundcloud ist aber immerhin zu erfahren, dass der Gute seit 2004 dem Produzieren elektronischer Musik verfallen ist, wobei solch großartige Leute wie James Holden, Extrawelt, Stephan Bodzin sowie das Kollektiv Turmstraße als größte Einflüsse zu nennen sind, seine musikalische Früherziehung jedoch durch Gitarrenunterricht und Rock aus den 70ern geprägt war. Sein Klangspektrum, welches er bereits auf mehreren kleinen Labels zur Schau stellen durfte, zeigt sich vor allen Dingen von minimalen und technoiden Charakterzügen durchzogen, verzichtet jedoch nie darauf, eine gepflegte Portion melodischer Raffinessen mit dem gewissen sphärischen Etwas in diese Mischpoke einzumischen, wie anhand der insgesamt vier spannenden Stücke der Noune EP nachgehört werden kann. Tellerand des Forums, ick hör dir trapsen!

    Den überzeugendsten Part übernimmt dabei Le Chat, welches vor allen Dingen mit dem Umstand überzeugen kann, dass seine markant stakkatiert auftretenden Melodiestrukturen in einer äußerst druckvoll ausgerichteten Drummingkonstellation untergebracht sind, welche den geneigten Hörer mit ihrer effektreichen Detailverliebtheit nicht umsonst leicht an die Klangwelten eines Max Cooper erinnern mag. Nach wenigen Momenten Einwirkzeit rollt hierbei schon eine herrlich tiefergelegte Bassline in den Untergrund, um das Ganze mit stetig steigender Geschwindigkeit unverkennbar in Richtung äußerst düsterer Gefilde zu lotsen. Dass Intensitätsmessgerät und Effektdichte während dieser Entwicklung immer deutlichere Ausschläge nach oben aufweisen, liegt jedoch nicht minder im Verantwortungsbereich der ersten Melodieandeutungen, die sich langsam aber sicher aus ihrer Kinderstube davonstehlen können und sich im Break schließlich in Form einer mystisch angehauchten Tonfolge endgültig in Stellung bringen können, nachdem sich ihr Anbahnen noch in wesentlich flächigeren Bahnen vollzog. Verständlicherweise meldet nach dieser überzeugenden Solofahrt auch das Drumming alsbald wieder Ansprüche auf eine Rückkehr in den Track und verbindet sich daher im Folgenden in geschmeidiger Art und Weise mit der Melodieebene, mit welcher es sich in wunderbar progressiver Art und Weise peu à peu zu verdichten weiß. Besonderes Augenmerk verdient dabei eine grollend anschwellende Basslinewand, welche das Ganze gen sphärischen Höhepunkt bewegt, ehe ein zweites Break das Konstrukt des Stücks erst einmal hübsch implodieren lässt. Einem Augenblick der Field-Recordings-Stille folgt jedoch recht schnell die Wiederauferstehung – zunächst geht diese zwar noch mittels subtil schimmernder Flächenstücke vonstatten, im weiteren Verlauf entfalten diese allerdings in Kooperation mit dezenten Effektierungen wahrhaft epische Ausmaße, ehe das letzte Drittel sich noch einmal ganz auf das Drumming mit seiner herzhaft düster grummelnden Bassline stürzt und letztlich die Vergabe leicht euphorisch beeinflusster 5,5/6 untermauert. :yes:

    Django dagegen bewegt sich im Vergleich dazu auf deutlich deeperen Schienen, womit sich der Track zwar nicht annähernd so energiegeladen wie sein Vorgänger präsentiert, mit seinem groovenden Ritt durch die stockdunklen Gemächer zwischen Progressive und Deep House jedoch immer noch genug sphärische Ausdrucksstärke besitzt, um sich spielend leicht aus der grauen Masse hervorzuheben. Mit ordentlich Nachhall versehene Effekteinwürfe, techig inspirierte Tonanklänge und eine druckvoll nach vorn ausgerichtete Bassline stellen dabei das Grundgerüst des Tracks dar, welcher mit zunehmender Dauer immer intensiver von seinen Klangflächenfragmenten aus Detroit nascht, ehe in und im Anschluss an ein Kurzbreak im Mittelteil die Kontraste geschärft werden, wenn sich eine durch ihre helle Klangfärbung wesentlich wärmer wahrgenommene Melodielinie inklusive passabler Begleittöne an die Spitze des Feldes setzt. Und auch wenn es im Hintergrund weiterhin noch leicht brodelt, die Herabstufung der bisherigen Melodieelemente missfällt mir in dieser Entwicklung etwas, ist das Stück doch bis zum Schlusspunkt meines Erachtens leider nicht mehr in der Lage, die sphärische Tiefe vom Beginn zu reanimieren. Sicherlich spricht die Wandlungsfähigkeit der Tonfolge – mal glockenklar, mal flächiger interpretiert, im weiteren Verlauf hin zu einem interessanten Wechselspiel aus Accelerando und Ritardando – für sich, insgesamt gesehen hätte man hier für meinen Geschmack aber mehr als „nur“ solide 4,5/6 herausholen können.

    Wiederum mehr Fokus auf eine verspieltere Ausarbeitung seiner Melodietöne hat Ekphrasis gelegt und sich dabei zudem im Gegensatz zu seinen beiden Vordermännern ein minimalistischeres Äußeres verpasst. In seiner Funktion als Dreh- und Angelpunkt sollte hier vor allen Dingen ein stakkatiertes Melodiefragment erwähnt werden, welches im Intro noch als unruhige Fläche auftritt, in Kooperation mit einem knochentrocken klickernden Drumming allerdings zunehmend aus der Reserve gelockt werden kann und im weiteren Verlauf aufgrund zur Genüge vorhandenen Raums zur Entfaltung schließlich zum tragenden Element mutiert. Behilflich in dieser verantwortungsvollen Position kommt der Tonfolge ihre Vorliebe für eine immer wieder an- und abschwellende Instrumentierung zugute, wobei erst mit einer alsbald initiierten, jedoch recht bedeckt gehaltenen Basslinewand der Weg in Richtung sphärisch mystischer Gefilde erkennbar wird. Diese Entwicklung setzt sich auch im weiteren Verlauf des Stücks – nur unterbrochen von einem melodiestottrigen Kurzbreak – fort, sodass die Melodietöne zunehmend dominanter, flächiger und beunruhigender die große Bühne bespielen, während der Untergrund sich weitgehend zurückhält und nur mit einzelnen Effektwolken das Geschehen an der Oberfläche zu befeuern in der Lage ist. Abgerundet durch eine letzte Solofahrt der charakteristischen Tonfolge im Outro wird die Sicht schlussendlich freigegeben auf alles andere als minimalistische, vielmehr überaus überzeugende 5/6.

    Pinkmail als Letzter in der Runde möchte es in Sachen Deepness dann noch einmal mit „Django“ aufnehmen. Da das im hiesigen Stück ausgearbeitete Ambiente auf meine Ohren ausgereifter wirkt und zudem nicht allzu viel hell instrumentierten Krimskrams mit sich herumschlört, kann das Ganze sich stattdessen auf das konzentrieren, was es am eindrucksvollsten über den Äther zu jagen imstande ist: Abgedunkelte Klangsphären voller zwielichtiger und tiefgehend melancholischer Zwischentöne, welche als passende Untermalung eines Novembers, der nicht so anormal sonnig ausfällt wie der jetzige, bestens geeignet wären. Aus schimmernden Tonanleihen und gelegentlichen Flächenfragmenten kristallisiert sich hier dann auf Basis eines unaufgeregt klickernden Untergrunds in wunderbar progressiver Machart eine Art düsteres Tonflackern heraus, welches dafür sorgt, dass das Ganze zur Freude eines jeden deep interessierten Hörers stetig intensiver seine Klangfarben darbieten kann. Aufgrund der vielseitigen Intensitätswandlungen und Arrangementwechsel des beschriebenen Tonflackerns, welches in mehreren Kurzbreaks immer mal wieder über sich selbst hinauswächst und zu einer prägenden Säule der Melodieebene des Ganzen avanciert, werden zudem jegliche mit der sogenannten Langeweile in Verbindung stehende Vorwürfe galant abgewehrt. Und auch die gewisse Note Humor, wenn die Melodietöne im letzten Kurzbreak langsam aber sicher zu einem klassischen Besetztzeichen mutieren, sollte nicht vergessen werden, ehe das Stück mit einem monotonen Pendant aus dem Blickfeld stapft und die bereitstehenden 5,25/6 mit unterkühlter Mimik entgegennimmt. ;)


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Beim Original haben wir es in der Tat mal wieder mit einem überzeugenden Stück Electropop in gewohnt hoher Digitalism-Qualität zu tun: Knarzende Basswellen geben die Geschwindigkeit vor, breite Synthieflächen stimmen in den Chor ein, sind sogar in der Lage, die schwachbrüstigen Vocals mitzureißen, und bereiten dem geneigten popaffinen Hörer in Zusammenarbeit mit subtil eingearbeiteten Gitarrenklängen sowie einem kontrastreich orchestralen Break ein angenehm kurzweiliges Vergnügen. Das hiesige Stück aus der Feder von Jens Mölle und Ismail Tüfekçi kommt für meinen Geschmack zwar nicht ganz an ihre sphärisch-druckvolle Vorgängersingle "2 Hearts" heran, aber diese Herausforderung geben wir doch gern an den Eric Prydz Remix weiter, welcher den Song in mehr als gelungen zu bezeichnender Manier in einen äußerst synthiemelodieverliebten Club-Kontext stellt, bei dem sich die Vocals passenderweise deutlich öfter hintenanstellen müssen. Aus diesen Umständen wird dann auch wahrlich kein Hehl gemacht, meldet sich doch bereits im unaufgeregten Intro eine markante Alternativmelodielinie im echobelasteten Hintergrund zu Wort, um schon einmal ihre ausgeprägten Machtansprüche in der vorliegenden Überarbeitung durch die Blume zu formulieren. Das Drumming befindet sich zu diesem Zeitpunkt zwar noch in einer wohlbehüteten Watteverpackung, macht sich jedoch während der anstehenden Anschwellaktion der Melodielinie mehr und mehr Gedanken darüber, wie es dieses Korsett abstreifen und dem Track seine Vorstellung von Druckentfaltung vermitteln kann. So ist zu konstatieren, dass dem Basslineknarzen des Originals entlehnte Stakkatotöne dem Untergrund in dieser Phase nicht wirklich ungelegen kommen und dem Ganzen schlussendlich den Weg ebnen in Richtung eines überaus eindringlichen und druckvollen Zusammenspiel zwischen saftig-dreschendem Drumming und der noch einmal eine gute Portion dominanter auftretenden Synthietonfolge mit dem gewissen Hang zum dämonischen Loop. Nimmt sich letztere zwischendurch immer mal wieder kurzzeitig kleine Kunstpausen, dürfen zwar auch die Vocals ehrfürchtig vorbeischauen, dies aber nur mit der Vorgabe, ihren Auftritt verzerrt und fragmentiert und damit als Nebendarsteller bestens integriert in das irgendwo zwischen Progressive Trance und Electro Hous angesiedelte Gesamtgefüge zu absolvieren. Erst im unumgänglichen Break wird dieser Grundsatz leicht aufgeweicht, sodass im Anschluss an einen entspannten Soloauftritt der Originalgitarre die Vocals zusammen mit bisher noch nicht in Erscheinung getretenen Stakkatomelodieklängen sowie zunehmender Aufplusterung der Basstöne fast schon in Ekstase zu geraten scheinen, im Endeffekt jedoch "again and again" während eines Loopinfernos zunehmend die weiße Fahne schwenken müssen. Setzt sich dann auch noch die charakteristische Melodiefolge in ihrer breitwandigen Synthie-Instrumentierung erneut in Bewegung, hat es sich fast endgültig ausgesungen, sodass der Track eine letzte intensitätsreiche sowie tanzbeinanregende Druckphase, wie sie in dieser angenehm klischeeumwandernden Form nur Eric Prydz hinbekommt, aufs Parkett legen kann. Summa summarum trotz der glatten Oberfläche ein Anwärter auf überdurchschnittliche 5/6 auf der kompakten TF-Skala. :yes:

    Nacht zusammen!

    Was sind das nur für Moralvorstellungen: Kaum wittert Ausnahmeproduzent Max Cooper aufgrund des imho berechtigten Erfolgs mit seinen zahlreichen famosen EPs bei „Traum Schallplatten“ sowie seiner mitreißenden Livesets mal etwas Morgenluft, geht er dem großartigen Qualitätslabel, dem er so viel zu verdanken hat, auch schon fremd. Jüngst angelockt durch Konkubine Stephan Bodzin und sein nicht minder empfehlenswertes Label Herzblut Recordings darf sich die gemeine Hörerschaft daher ausnahmsweise einmal auf Cooper’sche Klangküste freuen, die nicht den Umweg von London über Köln, sondern über Bremen hinein in unsere Gehörgänge nehmen. Auch wenn das den Titel Miocene EP tragende Gesamtpaket aus drei neuen Stücken sich im Gegensatz zu den vielen Traum-Veröffentlichungen etwas technoider arrangiert zeigt, gibt es für meinen Geschmack immer noch genug sphärische Feinheiten zu entdecken, die dem geneigten Cooper-Sympathisanten zusagen, dem Neueinsteiger vermutlich dann aber doch etwas zu vertrackt erscheinen dürften. Nichtsdestotrotz in Gänze gesehen wieder einmal eine überzeugende Trackzusammenstellung, ausgestattet mit der bekannten Liebe fürs Detail und der perfekten Verbindung von Wohnzimmer und Tanzfläche!

    Und Titeltrack Miocene legt dann sogleich auch schon einmal gut vor, wenn hier ein spannendes Konglomerat aus unterkühlt-verspielten Tonfolgenfragmenten und düster bretternden Basslineattacken aufgefahren wird. Anfangs liegt die Konzentration zwar noch auf der Einführung eines herrlich klickernd angerichteten Drummings, in dessen Schatten sich alsbald die ersten vagen Flächenstücke bemerkbar machen, doch schon mit dem langsam aber sicher herausgeforderten Anschwellen dieser ersten Melodieandeutungen in Richtung wabernder Gefilde beginnt das Ganze, sich in Kombination mit der zunehmenden Klickerdichte aufzuplustern und schlussendlich zu einem interessanten Schmelztiegel anzuwachsen. Auf dem Höhepunkt angekommen nimmt ein erstes Kurzbreak dieser Entwicklung jedoch jäh den Wind aus den Segeln und serviert dem nichtsahnenden Hörer stattdessen eine saftig gebratene Portion knarzender Bassspezialitäten, die im Folgenden mit dem vielseitig effektierten Untergrund schnell gemeinsame Sache macht, ehe einige tiefergelegte Melodietöne wiederum dem Bass-Intermezzo den Garaus machen. Zudem können im Zuge einer subtilen Melodieoffensive zunächst zaghaft, jedoch peu à peu bestimmter die Flächenstücke vom Beginn erneut gelungen integriert und die sphärische Komponente des Tracks dadurch mit wunderbar zwielichtig anmutenden Klangfarben angestrichen werden, während das Klickern vermehrt in Richtung Bachrauschen tendiert und mithilft, einen weitere gelungene Anschwellaktion vom Stapel zu lassen. Die nächste Basssequenzattacke kommt schließlich noch früh genug; im konkreten Fall langt dafür das zweite Kurzbreak im Mittelteil, in dessen Gefolgschaft das Bassknarzen nun allerdings auch in Kooperation mit den tiefergelegten Melodietönen für Furore sorgt. Unterstützt von einer Heerschar von zappelnden, fragmentierten und klickernden Effekten folgt im Anschluss zwar bereits der Einlauf in die Zielgerade, auf dieser macht das Ganze aufgrund seiner minimalistisch-unterkühlten Sichtweise aufs Weltgeschehen jedoch noch einmal eine überaus gute Figur fürs Finalfoto, sodass auf dem Treppchen schon barbusig umzingelte 5,25/6 auf ihren Empfänger warten. ;)

    Noch mehr Erdzeitalter bringt im direkten Anschluss Super Flu’s Devon Silur Remix von „Miocene“ ins Gespräch. Dieser geht das Originalthema zwar eine gute Prise entspannter an, lässt sich mit seiner techhousig orientierten Ausrichtung jedoch keinesfalls in Richtung belangloser Gefilde entführen, sondern lädt die prägenden Elemente des Originals - Melodieandeutungen und Bassknarzen - vielmehr zu einem unruhig groovenden Schauspiel ein, welches von kontrastreich zurückhaltenden Subbässen durchdrungen ist und neben deutlich abgespeckter Effektdichte ein alternativ angerichtetes, fragiles Tontänzeln auf den Plan ruft. Letzteres wirkt zwar auf den ersten Blick leicht tollpatschig, entwickelt sich im weiteren Verlauf, vor allen Dingen in Zusammenarbeiten mit den ersten undurchsichtigen Flächenfragmenten, zu einem tragenden Element der Überarbeitung. Zwischendurch schauen dabei sogar einige Basssequenzen aus dem Original zur Tür herein, lassen sich von den sporadisch eingeworfenen Melodieandeutungen jedoch überraschenderweise zumeist ohne rechte Gegenwehr des imaginären Raums verweisen, sodass der Weiterführung des geheimnisvollen Stolpergrooves keine Knüppel unter die Haxen geworfen werden. Im Mittelteil wird dann zur Abwechslung eine kurzzeitige Reduktion auf das Grundgerüst des Stücks heraufbeschworen, in deren Gefolge Melodiedichte und Intensität einige Stufen zulegen können, die Weiterführung des Ganzen im letzten Drittel sieht der zuvor ausführlich zur Kenntnis genommenen allerdings zum Verwechseln ähnlich. Diesem öffentlich zur Schau getragenen Verzicht auf weiteren Spannungsausbau zum Trotz besitzt der Remix aber irgendein undefinierbares Talent, mit dem er mich bei der Stange zu halten weiß. Ob es die organische Instrumentierung ist, ob es die interessante Mischung aus einem liebenswürdig stolpernden Groovebett und zwielichtigen Tonpartien ist, ich kann es nicht genau beziffern – ganz im Gegensatz zu den Bewertungspunkten, die sich hier bei mehr als soliden 4,5/6 eintrudeln. :yes:

    Den in meinen Ohren überzeugendsten Part der EP nimmt dann Epoch ein, mit dem sich Max Cooper am dichtesten am Randbereich seiner Traum-Platten bewegt und somit die Atmospheric-Techno-Jünger sicherlich hier besonders zufrieden mit der Zunge schnalzen lässt. Dafür stehen vielfältig ausrückende Melodiestrukturen sowie ein düster grummelnder Untergrund bereits mit ihrem Namen, müssen sich im Intro jedoch zunächst hintenanstellen und einem detailverliebt aufspielenden Effektszenario den Vortritt gewähren, aus dem sich im weiteren Verlauf in Zusammenarbeit mit einem recht minimalistisch-straff organisierten Drumming besonders ein stakkatoartig nach vorn preschendes Element zu behaupten weiß und alsbald als druckvoller Taktgeber des Ganzen nicht mehr wegzudenken ist. Parallel dazu schiebt sich eine in herrlich dunklen Klangfarben angestrichene Basslinewand in den Untergrund und sorgt fortan für eine noch gezielter nach vorn ausgerichtete Fortbewegung, welche im weiteren Verlauf mit den ersten tropfenartig auftrumpfenden Fragmenten der Melodieebene in Zusammenarbeit mit den allmählich durchdrehenden Effektstakkati langsam aber sicher immer unheimlicher vonstatten geht. Zwischendurch versuchen letztere zwar immer wieder, sich am Riemen zu reißen, dies gelingt ihnen im Umfeld einer alsbald initiierten, weiteren Tonebene, welche kaum minder aufgewühlt daherkommt, aber glücklicherweise immer weniger erfolgreich, nimmt diese Entwicklung das Intensitätsbarometer doch im Sturm. Auch ein mittig angesetztes Break zur Beschwichtigung verfehlt seine Wirkung und legt dem hektischen Melodietreiben vielmehr den roten Teppich für eine gelungene Anschwellaktion aus, ehe das Ganze sich im Anschluss zusammen mit dem düster treibenden Untergrund sowie scharfkantigen Alternativflächen sogar noch ein weiteres Mal verdichten kann und den gemeinen Hörer gleichzeitig in eine surreal schöne Klangwelt entschweben sowie vollendet in Trance tanzen lässt. Abgerundet durch ein sanftes Ausrollen der markant futuristischen Melodieelemente im Hinblick auf den unausweichlich herannahenden Schlusspunkt sind dem Track überaus verdiente 5,75/6 somit nicht mehr zu nehmen. :)

    Industrialiser als Letzter in der Runde möchte abschließend auf gar keinen Fall im Gefolge seiner Vorgänger untergehen und mit aller Macht Aufmerksamkeit auf sich lenken, sodass meines Erachtens der Bogen leicht überspannt wird. Überaus perkussiv gehalten poltern hier daher verschiedenste Drumminganleihen über den Beat, erleiden dabei von Zeit zu Zeit Schiffbruch und/oder fahren wiedergenesen absichtlich mit Vollgas in den Gegenverkehr. Vertrackt, leicht chaotisch, durchdrogt und doch auf eine gewisse Art und Weise fesselnd präsentiert sich das Ganze, sonst hätte meine Wenigkeit sicherlich nicht die komplette Spieldauer, in der allerdings auch immer wieder ein einsamer Melodieton als letzter Mohikaner eingeworfen wird, durchgehalten. Elektronische Musik mit dem Charme einer heruntergekommenen ehemaligen Industrieanlage: Verfallen, abgeranzt und düster, aber doch charaktervoll, von alten Geistern durchzogen und Anziehungspunkt für einen gepflegten Rave…


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Bei wem die aus dem Frühjahr stammende "Vorsprung durch Hektik EP" einen zu minimalistischen Geschmack auf dem Gaumen hinterließ, wer sich auch ansonsten lieber an breitgefächerten Tonwänden als an subtilen Melodiehäppchen zu sättigen pflegt oder aufgrund seiner Abneigung gegenüber Extrawelt spontan mal die 0/6-Keule herausholt, für den wird nun endlich Abhilfe geschaffen. Und verantwortlich zeigt sich dafür natürlich wieder einmal unser Lieblingswesterwälder Naturbursche Dominik Eulberg, der es seit jeher gekonnt versteht, sowohl Technopuristen als auch Trancejünger unter einen Hut zu bekommen. Auf der insgesamt achten Folge der Tuning-Reihe, für welche das Label "Boxer Recordings" in unregelmäßigen Abständen Tracks aus seinem Fundus von interessanten Künstlern neu interpretieren lässt, darf sich der gemeine Hörer auf jeden Fall auf eine deutlich melodieaffinere Überarbeitung des Titelstücks der EP freuen. Der ebenfalls auf der Platte eingefangene Patrick Chardronnet Mix von Gui Borattos "Half Life" kann da für meinen Geschmack zwar nicht ganz mithalten, stellt sich im Endeffekt jedoch ebenfalls als musikalischer Leckerbissen heraus, der seine Fühler allerdings viel lieber in Richtung düster-schwelender Atmosphärenschichten ausstreckt.

    Extrawelts Vorsprung durch Hektik im Dominik Eulberg Mix dagegen transferiert die zwielichtigen Melodieessenzen des Originals in ein deutlich positiver gestimmtes Umfeld, in welchem es von spannenden Intensitätswechseln, progressiven Aufbaustrukturen und kontinuierlich ansteigender Begeisterungsfähigkeit nur so wimmelt. Schuld daran trägt einerseits die dezente Einarbeitung der bekannten Tonfolgenfragmente aus dem düsteren Original in ein für Eulberg äußerst charakteristisches Klangspektrum, auch wenn diese nur noch als unruhige Hintergrundbestückung eingesetzt werden - der einflussreichste Beitrag entstammt jedoch einer alternativen Bassline, welche schon nach kurzer Einwirkzeit in der Blüte ihres Grooves das Stück nach vorn schunkelt und die Reminiszenzen an den Ursprungstrack endgültig zu Nebendarstellern degradiert. Dennoch sollte das ständige Tonfragmentzittern im Hintergrund keinesfalls als komplett überflüssig erachtet werden, ist es doch in überzeugender Manier für den kontrastreichen Austausch mit der munter groovenden Bassline zuständig, welche in wellenartigen Bewegungen im weiteren Verlauf immer deutlicher zum tragenden Element des Ganzen avanciert. In ihrer harmonisch-verspielten Art geht jene dabei fast schon als Melodieelement durch, wobei nur die immer wieder eingereichten, knarzenden Ausreißer an die ursprüngliche Herkunft erinnern. Langsam aber sicher können mit Hilfe alsbald initiierter Alternativtonfolgenandeutungen Melodieebene und Bassline derart kanalisiert werden, dass es dem Ganzen nun auch möglich ist, einige überaus gelungen verdichtete Phasen einzustreuen, bei denen jedes einzelne Elemente über sich hinauswächst, um die dem Remix innewohnende, sphärische Wärme stetig intensitätsreicher über den Äther zu jagen, ehe im Anschluss daran - wie beispielsweise im Umfeld des Breaks im Mittelteil - wieder eine markante Reduzierung der vorherrschenden Elemente auf dem Schlachtplan steht. Diese Mischung aus clubaffinen Momenten und zurückhaltender Stimmungsmalerei, inszeniert durch eine stetige progressive Intensitätssteigerung bis hin zum fast schon leicht trancig anmutenden Höhepunkt im letzten Drittel ist es dann auch, die misch schlussendlich vor euphorisch beeinflussten 5,75/6 erstarren lässt. ;)

    Voilà!

    x01x Arjuna Schiks - Waterkristallen --- Einmusika Recordings
    x02x Tom Glass - Naive --- Hope Recordings
    x03x Mathew Jonson - Dayz --- Crosstown Rebels
    x04x Henry Saiz & Guy J - La Meridian --- Bedrock Records
    x05x Joachim Pastor - Braumstig --- Mistakes Music
    x06x Extrawelt - Vorsprung durch Hektik [Dominik Eulberg Remix] --- Boxer Recordings
    x07x Lana del Rey - Video Games [Solarstone Subterranean Mix] --- unofficial
    x08x Eelke Kleijn - Papillon --- Outside The Box Music
    x09x Roman Flügel - Song With Blue --- Dial Records
    x10x Henry Saiz - La Marea --- Bedrock Records


    :huebbel:

    An der Kunstfigur Lana del Rey kommt man derzeit in der Tat nur schwerlich vorbei, geistert die Dame doch - begleitet von zumeist überschwänglich geratenen Kritiken - schon seit einigen Wochen ununterbrochen durch sämtliche Musikblogs unseres kleinen Planeten. Lässt man die ganzen Vorschusslorbeeren dann einmal außen vor und stattdessen die grandiose Stimme des bürgerlich auf den Namen Elizabeth Grant hörenden Entenschnabels auf sich einwirken, so dürfte der geneigte Hörer sicherlich schnell zum Urteil kommen, dass hinter dem momentanen Hype ausnahmsweise einmal wirklich enorm viel Substanz versteckt ist. Schließlich ist es nur den außergewöhnlichsten Stimmen vorbehalten, ein solch zurückhaltend instrumentiertes Stück wie Video Games (dezente Harfen- und Klavierklänge sowie immer mal wieder leicht Richtung Epik schielende Streicher) dermaßen emotional zu füllen und zu führen, dass es einem auch beim zigsten Hördurchlauf kalt den Rücken runterläuft. Wunderbar melancholisch und doch äußerst verführerisch mit dem Charme längst vergangener Tage, Chapeau! In diesem Zusammenhang sollte meines Erachtens jedoch auch die nicht minder überzeugende B-Seite der Single, das herrlich 60s-folkige Blue Jeans, keinesfalls vernachlässigt werden. :yes:

    Führe ich mir im Anschluss die "Video Games"-Überarbeitungen von Künstlern aus dem Umfeld der elektronischer Musikszene zu Gemüte, so komme ich zuallererst leider nicht umher, die im Vergleich zum Original deutlich reduzierte Intensität anzusprechen. Wird diese Erkenntnis jedoch nicht als Missstand empfunden, sondern als Chance für spannende Neuinterpretationen begriffen, so ergibt sich gleich ein ganz anderes Bild. Der Solarstone Subterranean Mix bildet hierbei allerdings eine herausragende Ausnahme, entführt er Lana del Rey doch in galant groovender Manier in Richtung Progressive House der geschmeidigsten Sorte, ohne die von der Originalinstrumentierung heraufbeschwörte sphärische Eleganz zu verschrecken. Eingearbeitet in ein beschwingtes Ambiente wird dem Thema dabei zwar eine kleine Dosis mehr Leichtigkeit injiziert, mit der Verteilung der beschriebenen stimmlichen Qualitäten auf zahlreiche Kurzbreaks, welche im Anschluss die Melodieelemente stets eine gute Portion präsenter auf dem Drumming entfalten lassen, entwickelt sich jedoch mehr und mehr ein herrlich progressives Schauspiel. Dass sich die sphärische Intensität währenddessen zunehmend nachhaltig zu verdichten weiß, versteht sich dann fast schon von selbst. Dezent unter die Streicher gemischte Alternativtöne entpuppen sich hierbei als das sprichwörtliche i-Tüpfelchen auf dem überaus ansprechenden Zusammentreffen von Groovebett und Schwebeatmosphäre, können aber insgesamt gesehen dennoch nicht wirklich davon ablenken, dass sich der Mix von Solarstone sehr eng an das großartige Original hält und somit in Sachen Kreativitätsausbeute leichte Abstriche hinnehmen muss. Nichtsdestotz für meinen Geschmack die überzeugendste Überarbeitung und mit herrschaftlichen 5,25/6 weit über dem grauen Durchschnitt. Selbiges gilt zwar auch für den Joy Orbison Remix, die Mittel sind hierbei jedoch deutlich abweichend, bedient sich der durch seine famosen Dubstep/Techno-Zwitter bekannt geworde Produzent doch vielmehr einer Mischung aus deep- und techhousigen Versatzstücken, um die Vocals von Lana del Rey in wesentlich entspannter zu charakterisierenden Sphären unterzubringen. Desweiteren bilden nun alternative Flächenstücke die Basis der Melodieebene, welche nichts mehr von der klassisch-orchestralen Ausdrucksstärke des Originals wissen will, sondern stattdessen im weiteren Verlauf in Kollaboration mit weiteren alternativen Synthiemelodiefragmenten kokettiert. Die anfangs zur Schau getragene Reduktion der Trackelemente scheint zudem kein Mittel zum Zweck zu sein, sodass sich der Remix mit jeder weiteren Melodiespur deutlicher gen Detroit richtet und vom Original mit seinen epischen Vocals abwendet. Werden letztere im finalen Drittel schließlich nur noch sporadisch in Fragmenten in Szene gesetzt, während die Tonfolgen sich gegenseitig immer weiter verdichten und aufputschen, ist schlussendlich der sphärische Höhepunkt des Tracks - ganz ohne Lana del Rey - erreicht. Der Schlusspunkt nach nur knapp fünf Minuten Spielzeit ist dann zwar arg jäh und kläglich geraten, für mehr als solide 5/6 sollte es in meinen Ohren aber gerade noch reichen. :D


    PS @ Trancemarv: Lass dir im Threadtitel kein "A" für ein "E" vormachen, die gute Dame hat sich schließlich das Pseudonym "Lana del Rey" verpasst... ;)

    N’Abend zusammen!

    Nachdem es im Anschluss an die Veröffentlichung seines überaus heterogenen letzten Albums Untold Stories doch etwas ruhiger um den niederländischen Proghouse-Schergen Eelke Kleijn geworden war, gibt es mittlerweile seit einigen Wochen endlich wieder ein neues akustisches Lebenszeichen des gebürtigen Rotterdamers. Selbiges stellt sich als klassischer Two-Tracker vor und dürfte für alle Sympathisanten der formidablen Troika aus progressiver Trackaufbau-Herangehensweise, sphärisch wertvoller Melodiekomponente sowie grooveaffiner Fortbewegungsart sicherlich ein gefundenes Fressen darstellen. Erschienen auf dem hauseigenen Label Outside The Box Music, welches sich als empfehlenswerter Rückzugsort für melodietreue Kleinode zwischen Deep und Progressive House seit nunmehr fünf Jahren einen mehr als passablen Namen gemacht hat, wird dabei der gepflegten Düsternis diesmal Tür und Tor sogar besonders weit geöffnet. Lasset euch überzeugen!

    Bei Papillon auf der digitalen A-Seite sollte man sich zunächst einmal nicht von der Schmetterlings-Reminiszenz verleiten lassen und glauben, dass es hier in sphärischer Hinsicht ähnlich unbeschwert zugeht wie auf einer frühlingshaften Bergwiese. Dafür bürgt allein schon die von Beginn an wunderbar unterkühlt nach vorn schwofende Bassline, an welcher sich das Stück nun peu à peu während seines Aufbaus orientiert und schon bald die ersten zwielichtig schimmernden Flächenfragmente auf dem nach vorn stierenden Trackbett zu integrieren versucht. Tritt in dieser Entwicklung das Drumming anfangs noch zu dominant auf, sodass die melodischen Ausrufezeichen an der zunehmend variabler gestalteten Intensität der Basslinezutaten inklusiver dezenter Klickereffekte zu leicht abperlen, so können sich die mystischen Flächenstücke in Kollaboration mit stakkatierten Begleittönen und leicht durchgeknallten Tröpfelkaskaden schließlich doch als gelungener Gegenpart zum grummelnden Untergrund etablieren. Die progressive Spielart des Ganzen setzt hierbei mal das eine, mal das andere Melodieelement stärker in Szene, verführt nebenbei einige undefinierbare Vocalschnipsel zum Bleiben und darf sich zudem nach einem Kurzbreak, in dem vor allen Dingen die Bassline noch einmal einen deutlichen Schub nach vorn erhält, als Entdecker einer wunderbar verzerrt gestalteten Flächenmelodie feiern, welche mitsamt glockenheller Alternativtöne die hiesige Atmosphäre in galanter Art und Weise eine gute Prise eindringlicher auf ihre düsteren Pfade einschwört. Auch wenn die beschriebene Verdichtung vorerst leider nur kurzen Atem besitzt, mehr und mehr in spannende Fragmente zerfällt und die Melodiebewegungen vom Beginn auf Solofahrt zu alter Stärke finden sieht, geht damit keineswegs eine Intensitätsverminderung einher, besitzen die findigen Stakkatotöne und die nicht zu durchschauenden Klangkaskaden doch dabei immer noch genug Ausdruckskraft, um das im Mittelteil kurzzeitig reduzierte Trackambiente prägend zu steuern. Zur Belohnung wartet das Ganze im letzten Drittel schließlich mit einem weiteren kurzen Stelldichein der verzerrten Tonflächenfolge sowie ihrer glockenhellen Begleitmelodie auf, während parallel dazu die Bassline noch einmal zu Hochform aufläuft, ehe der sich ankündigende Rückbau die Melodieebene schnell wieder in die Schranken weist und düster dreinschauend ins Nirwana grooven lässt. Alles in allem hätte ich mir dennoch auf jeden Fall ein etwas längerfristiges Engagement der überaus markanten Flächenstücke gewünscht, wodurch dem Track für meinen Geschmack sogar noch mehr als die ohnehin schon überdurchschnittlichen 5,25/6 gewinkt hätten. :yes:

    Der im Deutschen als sogenannter „Prinzipienreiter“ bekannte Doordrammer bestätigt immerhin insofern die ihm stets zugeschriebenen Charakterzüge, als dass er sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger allzu klaren Strukturen verweigert und sich stattdessen seinem großen Faible für durch und durch progressiv angelegte Tracks hingibt. Als Basis dieser Herangehensweise wird dem geneigten Hörer dabei eine schön monoton schlurfende Bassline präsentiert, welche sich – angestachelt von einem stetig eingeworfenen Vocalschnipsel sowie alsbald den ersten undurchsichtigen Flächenandeutungen – dezent und gemächlich aufzuplustern versteht, sodass man sich nach einigen Momenten der vernachlässigten Begutachtung des Untergrunds schließlich vollendet knarzenden Tatsachen gegenübergestellt sieht. Schlingernde Toneffekte, immer wieder eingeworfene Flächenwellen und sporadische Sprachsamples begleiten den vom Track eingeschlagenen Weg dann im weiteren Verlauf, während sich im Hintergrund langsam aber sicher weitere subtile Flächenandeutungen zusammenscharen, von der Erstürmung des Ganzen allerdings hochnäsig absehen und stattdessen die bekannten Effekten unvermindert weiterwerkeln lassen. Erst im Anschluss an eine von Vocalschnipseln initiierte Anschwellaktion mehrt sich die zwischenzeitlich etwas eingeschlafene Effektdichte wieder etwas, schickt die zwielichtig anmutenden Flächenstücke vom Beginn erneut unter das progressive Fußvolk und bandelt schlussendlich ein wenig mit vernebelter Clubaffinität an. Richtig die Kurve hin zu dringend benötigter Abwechslung kriegt das Stück dennoch leider nicht und muss sich trotz einiger guter Ansätze wohl mit dem nicht wirklich erstrebenswerten Stempel „passender Lückenfüller für den progressiv treibenden Moment“ sowie soliden 4/6 zufriedengeben. :hmm:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Eine rein britannische Kollaboration zwischen Liquid-DnB-Produzent High Contrast und den beiden mittlerweile seit mehr als 20 Jahren im vocallastigen Geschäftsfeld der elektronischen Musik erfolgreich vertretenen Haudegen von Underworld ist zwar wahrlich kein Novum, arbeiteten die drei doch schon für den Track Scribble auf Underworlds 2010er-Album "Barking" zusammen, das Miteinbeziehen von Kommerzkäsegesicht Tiësto hinsichtlich eines neuen Tracks überraschte mich dann aber doch sehr und ließ mich zunächst ein äußerst grenzwertiges Hörerlebnis erwarten. Umso beruhigter konnte ich mich jedoch zurücklehnen, als ich meinen Gehörgängen vor einigen Wochen zum ersten Mal The First Note Is Silent zumutete, entpuppte sich selbiges Stück doch als enorm positiv veranlagter Zwitter aus Drum 'n' Bass und Trance, welcher sich als erster Vorbote im Hinblick auf das für das kommende Jahr angepeilte neue Album von Lincoln Barrett alias High Contrast versteht. Vor allen Dingen die allgegenwärtige Melodieseligkeit des Ganzen, welche trotz der Mitgestaltungsmöglichkeiten von Herrn Verwest erstaunlichlicherweise angenehm quietschbefreit zu säuseln vermag und im Intro zunächst unaufgeregte Pianotropfen sowie leicht hibbelig veranlagte Stakkatotöne unter die zugegebenermaßen sehr nah an der Grenze zum Nervtöten angesiedelten Vocals von Karl Hyde (Underworld) verfrachtet. Nach einer standesgemäßen Anschwellaktion wird zwar ein deutlicher flächigeres Pendant initiiert, in Kooperation mit dem uneigennützig nach vorn ausgerichteten Liquid-Funk-Drumming mit seinen saftigen Subbässen schielt das Ganze jedoch glücklicherweise nicht - wie zuvor vermutet - in Richtung Kirmesbeschallung, sondern spielt sich mehr und mehr in einen euphorischen Lauf, der mit seiner atmosphärischen Wärme und Wohlfühlästhetik das Zeug zur Peaktime-Untermalung (in welchem Genreumfeld auch immer) besitzt. Seine stärksten Momente besitzt der Track meines Erachtens dabei allerdings zumeist immer erst dann, wenn die Vocals komplett zum Schweigen gebracht werden können oder als loopartige Echos die überaus trancig anmutende Spielart der hiesigen Melodieebene dezent befeuern. Nach einem Kurzbreak inklusive auf Wolke 7 schwebender Alternativpianotöne gerät die Instrumentierung des Ganzen zwar noch eine Prise flächiger, umschifft dennoch weiterhin gekonnt den schmierigen Pfad in Richtung totalem Ausverkauf, um schließlich nach popmusikgerechten vier Minuten in einem wieder deutlich entspannter gehaltenen Outro auszuklingen. Alles in allem sicherlich eine zu Recht polarisierende Kollaboration, die mich aufgrund ihrer herrlich euphoriebefördernden Wirkung sowie ihrer interessanten Genrezutaten aber bei jedem Hören irgendwie rumzukriegen versteht, auch wenn die überflüssigen Vocalparts in meinen Ohren insgesamt nicht mehr als 4,5/6 zulassen. :yes:

    Zitat

    Original von Skuz
    ...und dann das Spiel eben: 96-Bayern. Spannung, Dramatik und Kampf pur mit einem verdienten Sieger. Gewürzt das ganze noch mit Platzverweisen. Ich dachte ja, dass der "Rüpelboateng" in Mailand spielt, die haben sich scheinbar geändert......

    Stimme dir in fast allen Punkten zu: Das war Fußball wie er leibt und lebt, fesselnd von der ersten bis zur letzten Sekunde - solche Spiele führen einem einfach immer wieder drastisch vor Augen, warum man diesen verdammten Sport so frenetisch verfolgt wie eh und je. Einzig das mit dem "verdienten Sieger" (auf die 96er gemünzt) sehe ich etwas anders, wenn ich den Spielverlauf noch einmal rekapituliere, wobei vor allen Dingen folgende Aspekte zum Tragen kommen:

    - Wenn das fahrige Einsteigen von Lahm ein klarer Elfer sein soll, dann ist es der Zweikampf im Hannoveraner Strafraum in der Schlussphase nach dem Schweini-Pfostenschuss, bei dem Lahm zu Fall kommt, auch. Konsequent, Herr Gräfe!?

    - Bayern auch in Unterzahl und Rückstand tonangebend und überlegen, obwohl Hannover 120% gibt (nächstes Mal bitte auch in der EL abrufen!), nur leider mit einer Chancenauswertung à la Biene Maja. Natürlich waren die 96er-Konter ebenfalls brandgefährlich, aber nur mittels einer Halb-Eigentor-Gurke allererster Klasse erfolgreich. Dusel, ick hör dir trapsen. Dennoch Kompliment an Slomka, der seine Jungs wieder bestens eingestellt hatte, um uns das Leben schwer zu machen.

    - Farbenspiele: Schulz-Schubser gelb, Boateng-Schubser rot, für den eigentlichen Verursacher des ganzen Getümmels (Rafinha mit seinem gelbwürdigen Einsteigen) aber gar keine Karte! Ein besonnenerer Schiri hätte letztere für alle drei Beteiligten gezogen und somit den weiteren Spielverlauf nicht entscheidend beeinflusst. Zudem kein Gelb-Rot für Schulz im weiteren Verlauf der ersten HZ und keine goldene Himbeere für P*nto. Konsequent, Herr Gräfe!?

    Fazit: Eine Niederlage, (vor allen Dingen in tabellarischer Hinsicht) weit von einem Beinbruch entfernt, die wir teilweise dem Schiri, teilweise uns selbst zuschreiben müssen (frei nach dem vielbeschworenen Motto "Wir können uns nur selbst schlagen"), habe unsere Truppe aber auf jeden Fall schon lang nicht mehr so vehement kämpfen gesehen, Chapeau! Viel Spaß mit diesen unter äußerst glücklichen Umständen zuwegegekommenen drei Punkten, werte niedersächsische Zupfgemeinschaft... :p

    Der Andru und ich werden auf jeden Fall anwesend sein - von Spontaneität kann bei uns aber nicht wirklich die Rede sein, ist eure Labelnight doch schon seit einigen Wochen in unseren Terminkalendern vorgemerkt. ;) Da es zudem eine der letzten Möglichkeiten sein wird, der besten Musiklokation im pittoresken Paderborn noch einmal einen Besuch abzustatten, lassen wir uns das nicht entgehen.

    N’Abend zusammen!

    Machen wir es heute ausnahmsweise einmal kurz und schmerzlos: Eine Institution im Bereich progressiver elektronischer Musik feiert in dieser Woche ihre insgesamt einhundertste Veröffentlichung. Man mag es kaum glauben, doch mittlerweile liegen in der Tat schon mehr als zehn Jahre erfolgreiche Labelarbeit, getreu dem zeitlosen Motto „Qualität statt Quantität“, hinter John Digweeds nimmermüden Bedrock Records, nachdem alles im Jahre 1999 mit jener hervorragenden Trancescheibe begonnen hat. Dieser Umstand ist umso höher zu bewerten, bedeutet solch ein Zeitraum innerhalb der elektronischen Musikszene doch fast schon eine kleine Ära, in der unzählige Trends kamen und gingen, die Digitalisierung des Musikmarkts unaufhörlich voranschritt und letzterer dadurch heutzutage leider mit solch einer Vielzahl an belangloser Durchschnittskost überschwemmt wird, dass es im Vergleich zu „früher“ ein deutlich schwierigeres Unterfangen darstellt, sich die wahren Rosinen/Perlen/Bomben herauszupicken. Statt allzu sehr der Wehmut zu frönen möchte ich jedoch viel lieber den Bogen hinüberspannen zur aktuellen Platte des für meine musikalischen Vorlieben prägenden Labels, für welche zwei der versiertesten und talentiertesten Pferde des hauseigenen Künstlerstalls verpflichtet wurden: Sollte es jemals Zweifel an der spanisch-israelischen Freundschaft gegeben, Henry Saiz und Guy J räumen diese mit dem kleinen Finger beiseite. Danke Bedrock, auf die nächsten 100, macht ruhig so weiter! ;)

    Meridian auf der A-Seite stellt sich dann auch sogleich als lupenreine Kooperation der beiden Ausnahmeproduzenten vor, für welche sich die beiden für meinen Geschmack sogar näher an trancige Gefilde heranwagen als ein Großteil der Tracks, die (ehemalige) Protagonisten dieses Genres in diesen Zeiten unter das gemeine Volk zu werfen gedenken. Schon zu Beginn machen sich hierbei schließlich die ersten unaufgeregten Synthiewolken bemerkbar, bevor ein monoton nach vorn rollendes Drumming die Regie übernimmt und sich mit Hilfe düster schimmernder Basslinefetzen an seinen repetitiven Elementen labt. Dieser Zustand bleibt jedoch nicht allzu lang melodiebefreit, schleichen sich die flächigen Synthienebelstücke vom Beginn doch alsbald immer öfter in Position, um sich in stetig unterschiedlichen Arrangements auf dem drückenden Untergrund aufstellen zu können, wobei sich die Fragmente mal schüchtern-flächig, mal acid-inspiriert, jedoch zunehmend in Richtung klarerer Melodiestrukturen weisend präsentieren. Gemeinsam ist allen diesen Schnipseln der unbedingte Wille zur sphärischen Wärme, welche im Folgenden trotz des dunkelheitsbegeisterten Untergrunds sowie der melancholischen Zutaten der sich herauskristallisierenden Synthietonfolge überaus erfolgreich etabliert wird. Flirrende Tonflächen sowie verspielte Acidanleihen als Klangbett geben der charakteristischen Melodielinie mit dem gewissen Etwas zudem die Sicherheit, sich peu à peu tiefer in die Gehörgänge zu schrauben und dort nicht mehr locker zu lassen, bis ihr eine behagliche Wohnnische angeboten wird. Immer mal wieder eingeworfene Kurzbreaks als gelebte Verdichtung der Melodieebene werden in dieser Phase dankend angenommen, ehe im Mittelteil des Ganzen eine etwas längere Unterbrechung dann darauf hinausläuft, das Navigationssystem der Melodieebene während einer intensitätsreichen Solofahrt zu manipulieren. Nur so lässt es sich erklären, dass sich die bisherigen sphärischen Elemente ab nun mehr in den Hintergrund zurückziehen und das Drumming stattdessen alternative Schwebemelodiefragmente aus dem Ärmel zaubert. Zusammen mit dem parallel dazu an- und abschwellenden Tonflirren sowie leicht mystisch agierender Acid-Inspirationen ist die Herangehensweise im letzten Drittel dadurch zwar etwas subtiler geraten und bereitet sich meines Erachtens etwas zu früh auf den anstehenden Rückbau vor, dies schmälert den hervorragenden Gesamteindruck jedoch nur marginal, sodass die Vergabe prächtiger 5,5/6 imho zu keinem Moment in Gefahr gerät. :yes:

    Für La Marea auf der B-Seite zeigt sich dann zwar Henry Saiz im Alleingang verantwortlich – dass der Spanier als Solokünstler allerdings nicht minder vernarrt in die Entfaltung nachdrücklicher Atmosphärenschichten ist, stellt der hiesige Track ebenso wie sein Vorgänger von Beginn an unmissverständlich klar. Die Stimmungslage gestaltet sich hier im direkten Vergleich nichtsdestotrotz eine mehr als gesunde Dosis sommerlicher dar und ist in der Lage, trotz der schon nach wenigen Momenten Einwirkdauer initiierten Hauptmelodielinie genügend progressive Drehungen und Wendungen abzuliefern, die jeglichen Anbandlungen von Langeweile einen gepflegten Tritt in den Allerwertesten verpassen. Unterlegt mit mediterran anmutenden Percussions sind es schon bald die ersten Andeutungen einer stakkatierten Tonfolge, welche sich mit harmonischer Flächenbegleitung sowie zusehends dichter anmutendem Drumminggestrüpp dazu aufmachen, das Ganze in Richtung äußerst sonnendurchfluteter Gefilde zu verführen. Weitere entspannte Alternativflächenstücke im Break sowie eine sich im Anschluss daran langsam aber sicher aus dem Untergrund herausschälende Bassline herrlich groovender Natur tragen allerdings leider nicht unbedingt dazu bei, die sphärische Komponente aus ihrer Hängematte herauszubewegen. Erst einige kurzzeitig eingeschobene schiefe Töne sind schließlich imstande, zusammen mit den alternativen Flächen aus dem Break den Track aus seiner Tiefenentspannung zu locken und das positive Ambiente passend zu verdichten, sodass sogar die stakkatierte Hauptmelodielinie sich schlussendlich dazu bewogen fühlt, mittels unterschiedlicher Instrumentierungen variabler auf den melodiedurchtränkten Plan zu treten. Im nächsten Break lichtet sich diese ereignisreiche Entwicklung zwar wieder derartig weit, dass das Stück zwischenzeitlich sogar mit nächtlichem Zikadengezirpe als Hauptdarsteller liebäugelt, im weiteren Verlauf wird der markanten Melodiefolge aber glücklicherweise doch noch einmal der rote Teppich ausgerollt. Dass jene die von allerhand alternativen Effekt- und Tonfragmenteinwürfen gepflasterte Einladung ohne Skrupel annimmt, sei ihr nicht zu verdenken, leitet dieser Umstand doch schließlich spielend leicht über zur letzten überzeugend geratenen Intensitätssteigerung des hiesigen Tracks, der ebenfalls bald nicht mehr ohne 5,5/6er-Krone aus dem Haus gehen muss. :D


    Greetz,
    :: der hammer ::

    N'Abend zusammen!

    Auch an den musikalischen Ausfransungen unserer prall gefüllten Tracksrubrik, dem von meiner Seite aus immer wieder gern beweihräucherten Tellerrand, sollte die Nachwuchsarbeit keinesfalls vernachlässigt werden, gibt es doch immer wieder exzellente Talente im wuseligen Untergrund melodiegeprägter elektronischer Musik zu entdecken. In diesem Zusammenhang möchte ich den Bogen heute einmal zum aufstrebenden Produzenten Arjuna Schiks spannen, welcher in seiner Heimat (ja genau, diesem ziemlich vollgestopften Küstenland mit zelebrierter Vorliebe für Frikandel, Vla und Wohnwagenurlaub) bereits einen etwas größeren Bekanntheitsgrad erreicht zu haben scheint als dies hierzulande bisher der Fall ist. Wenigstens im hiesigen Forum möchte ich diesen ungerechtfertigten Umstand nun allerdings schnellstens ändern, indem in den folgenden blumigen Zeilen das Hauptaugenmerk auf der aktuellen Waterkristallen EP (VÖ der Platte war Ende August) des gebürtigen Amsterdamers liegt, auf welcher der Gute sich in Form von drei angenehm genregrenzenbefreit auftretenden Tracks seinem Markenzeichen widmet: Progressive atmosphärische Klangstücke, mal nachdenklich gestimmt, mal in Richtung Tanzfläche schielend, jedoch stets in gelungen deeper Manier ausbalanciert und mit dem gewissen Etwas ausgestattet. Zusätzlich geadelt durch die Veröffentlichung auf Einmusika Recordings, dem Label des (fast) gleichnamigen deutschen Minimalkünstlers, kann ich allen Interessierten mit offenen Ohren daher nur wärmstens empfehlen, sich diese Trackzusammenstellung einmal gründlich zu Gemüte zu führen.

    Denn schon mit dem Titeltrack Waterkristallen werden Geschütze aufgefahren, die den geneigten Atmospheric-Techno-Sympathisanten sicherlich alles andere als unberührt lassen dürften. Beginnend mit einem schön schunkelnden Groovebett aus minimalistischer Drummingattitüde gepaart mit flexibel durch den Untergrund stakkatierender Bassline machen sich schon nach wenigen Momenten Einwirkdauer die ersten vereinzelten Melodietöne bemerkbar, welche sich dem Hörer gegenüber zwar noch äußerst subtil zu verstehen geben, zusehends jedoch Verstärkung durch leicht mystisch agierende Arpeggios erhalten, unter deren Fittichen sie sich nun aber immer deutlicher in die Defensive gedrängt sehen. Der leicht anschwellende Charakter der Neuankömmlinge sowie ihr zunehmend flächiger gestalteter Nachhall verrichten da ihr Übriges, sodass der Hauptdarsteller im anstehenden Break nicht schwer zu erraten ist. Angereichert mit wunderbar klimpernd geratenen Begleittönen, vielseitigen Verwandlungen und Effektanbandlungen sowie sporadisch eingeworfenen Pianotupfern verdienen die Arpeggios sich diesen Status allerdings im weiteren Breakverlauf immer mehr und dürfen sich auf ihrem progressiv angewachsenen Höhepunkt dann aufgrund der heraufbeschworenen Vielseitigkeit auch endgültig als überaus gelungene Melodieebene bezeichnen, ehe die langsam aber sicher zurückmäandernde Bassline sich der geheimnisvollen sphärischen Natur annimmt und die Tonfolgen für die kommende Drummingphase erst einmal auf die stille Treppe verfrachtet. Der stattdessen regierende Minimalismus weiß jedoch kaum minder zu gefallen, begegnen dem gemeinen Hörer hier doch neben zunehmend aggressiver nach vorn zielenden Basslinewellen auch immer wieder eingeworfene, interessante Melodiesamples, welche in dezenter Manier Harfenklängen frönen und dabei einen spannenden Kontrast zum betont deep gehaltenen Untergrund evozieren. In den äußeren Gestaden des Tracks machen sich zudem die bekannten Arpeggios alsbald wieder bemerkbar, um im Folgenden in Zusammenarbeit mit bisher noch nicht vernommenen, wunderbar verträumten Melodie- und Flächenstücken die melodische Vorherrschaft in bravouröser Manier zurückzugewinnen. Auch das anschließende Kurzbreak zehrt von dieser Entwicklung, ehe nach dieser intensitätsreichen Phase das Drumming die Melodieebene in Richtung einer etwas reduzierteren Gangart zu bewegen versucht. Dies ist glücklicherweise nur teilweise von Erfolg gekrönt, tauchen doch bis (fast) zum Schlusspunkt des Tracks in progressiver Manier immer wieder spannende Fragmente der vielseitigen sphärischen Komponente auf, damit das Ganze nicht um seine verdienten 5,5/6 gebracht wird. ;)

    One More Day reicht dann zwar nicht ganz an die auf allen Ebenen vorzufindende Qualität seines Vorgängers heran, besitzt jedoch ebenfalls seine Momente, wenn es durch düstere Gefilde umherirrende Melodiekonstrukte als Speerspitze seiner sphärischen Ader offenbart. Bis dahin darf sich die Hörerschaft aber zunächst einmal mit der Entfaltung eines minimalistisch klickernden Drummings anfreunden, welches vor allen Dingen mit einem beruhigend tröpfelnden Bachlauf sowie einer Offbeat-Bassline auftrumpft, die im Gegensatz zu einem Großteil ihrer Brüder und Schwestern überraschenderweise angenehm abwechslungsreich auftritt und zudem von Zeit zu Zeit von druckvollen Subbässen unterstützt wird. Kaum hat sich der perfekt austarierte Untergrund einigermaßen etabliert, werden schon die ersten Ausflüge gen sphärischer Gefilde antizipiert, sodass alsbald nicht nur im Untergrund schimmernde Tonflächen, sondern auch eine dazugehörige, subtil angelegte Melodielinie Verantwortung übernimmt und das Ganze mit einem überzeugend düster angelegten Ambiente aus der Reserve zu locken weiß. Zusätzliche Flächenstücke, welche nicht minder dunkelheitsaffin, dafür aber deutlich schwelgender auftreten, komplettieren im weiteren Verlauf die hiesige Melodieebene und lassen das Ganze in seiner Intensität sogar kurzzeitig in Bereiche des Vorgängertracks vordringen, ehe die Herangehensweise im letzten Drittel wieder etwas subtiler gerät und die Melodieebene auf progressive Spielarten der deepen Tonfolge vom Beginn reduziert. Da jedoch immer noch sporadisch Andeutungen der gefährlich flächigen Pendants initiiert werden, besitzt die Spannungskurve auch auf der Zielgerade nur ein sehr geringes Gefälle und untermauert schlussendlich die Vergabe überdurchschnittlicher 5/6. :yes:

    Ebenfalls genau meinen Geschmack trifft dann zum Abschluss My Cup Of Tea, welcher entgegen der Vorlieben seines Vorgängers seine melodischen Vorzüge in erheblich positiver konnotierten Grundstimmungen verortet. Schon zu Beginn tänzeln hierbei die ersten Fragmente einer aus entspannten Glöckchenklängen zusammengesetzten Tonfolge im Beisein eines techhousig anmutenden Untergrunds, ehe recht bald eine Art melancholische Quetschkommode kurzzeitig das Gelände stürmt und das Ganze schließlich mittels der unterhaltsamen Andeutung einer Spielkonsolenmelodie bereits nach einer Minute zu einem Kurzbreak überredet. Fokussiert auf bisher im Schatten der beschriebenen Melodieelemente stehendes Tongewimmel wird das Tempo des Ganzen dabei zwar kurzzeitig arg gedrosselt, mitsamt der zurückkehrenden Glöckchenklänge in harmonischer Eintracht sowie einer kontrastreich nach vorn drückenden Synthie-Bassline überholt der Track im Anschluss seine bisherige Intensität dann jedoch spielend und bewegt sich zusehends zielgerichteter auf das pittoreske Grenzgebiet zwischen Progressive House und Atmospheric Techno zu. In sphärischer Hinsicht zeigt sich das deutlich verdichtete Melodiegespann – auch die Quetschkommode und alternative Flächeneinschübe dürfen im weiteren Verlauf die überaus abwechslungsreiche Entwicklung der melodischen Komponente mitbestimmen – trotz der druckvollen Fortbewegungsart aber weiterhin unaufgeregt frühherbstlich sowie leicht wehmütig. Erst im Abgang eines zweiten Kurzbreaks muss sich der geneigte Hörer darauf einstellen, dass das Drumming wieder die Vorherrschaft gewinnt, die Melodiedichte heruntergefahren und mehr Wert auf die hervorragende Zurschaustellung perfekt zurechtgestutzter Fragmente gelegt wird, durch welche das Ganze endgültig die Zusage hochtrabender 5,5/6 erhält. :D


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Auch von meiner Seite aus besten Dank für die Vorstellung dieser für meinen Geschmack äußerst gelungenen Veröffentlichung von Joachim Pastor, welcher mir bisher nur von einer Zusammenarbeit mit Sébastien Léger ("Nizboo") bekannt war, mit dem neologistisch anmutenden Braumstig jedoch nun ein mehr als passables Solodebüt auf dem Label des französischen Produzenten feiert. Nennt es Melodic Techno, nennt es Atmospheric Techno, nennt es Ambient Techno - Fakt ist: Wer seine EDM-Mahlzeiten vornehmlich mit melodischen Ingredienzen einzunehmen pflegt, dürfte hier genau an der richtigen Adresse gelandet sein... ;)

    Der Original Mix macht schließlich bereits zu Beginn keinen Hehl daraus, sein mit Hilfe stakkatierter Basstöne angenehm groovendes Trackbett mit einer melancholischen Hintergrundfläche zu bestücken, aus der sich zudem schon recht bald die ersten subtilen Toneffekte herauskristallisieren, ehe ein ein anstehendes Kurzbreak zunächst einmal wieder etwas Fahrt aus der ganzen Geschichte herausnimmt und stattdessen weitere Melodiefragmente aus dem Hut zaubert. In diesem Zusammenhang sei vor allen Dingen auf herrlich unaufgeregte Glöckchenklänge hingewiesen, welche sich zwischen den zunehmend spielerischer auftretenden Basstönen hindurchschlängeln und in Kooperation mit dem restlichen Untergrund zunehmend prägender und vielfältiger auf den Plan treten. Insbesondere die glasklaren Arpeggios in Kombination mit der im Folgenden wieder anspringenden Flächenuntermalung ebnen dem Stück dabei den Weg in Richtung sphärisch verträumter Gefilde, welche im weiteren Verlauf allerdings keinesfalls mehr ohne die nötige Dosis Druck auskommen müssen. Hierfür zeigt sich dezent im Untergrund anschwellendes Bassgrummeln zuständig, mit dem sich desweiteren auch die Melodiedichte ansprechend erweitern lässt, indem fragmentierte Tonfolgenrückstände sowie wabernde Flächenandeutungen in das langsam aber bestimmt anwachsende Klangspektrum integriert werden, bevor das nächste Break zur allgemeinen Beruhigung erneut den wunderbar schwelgerischen Glöckchenklängen eine verdiente Solofahrt gönnt. Da lässt es sich im Anschluss sogar verschmerzen, dass letztere zunächst einmal wieder auf ihren Grundton reduziert werden und die eigentliche Melodiebegleitung kurzfristig deutlicher in den Vordergrund tritt. Kaum hat das Ganze etwas Fahrt aufgenommen, steht jedoch schon das nächste Break an, wobei der Fokus diesmal zunächst auf den wabernden Flächenandeutungen in Kombination mit den Bassmelodietönen liegt, ehe die markanteste Tonfolge des Tracks wieder zu altem Selbstbewusstsein zurückfindet und in der kommenden Phase nichts mehr davon einbüßen wird. In Sachen herbstlich-sphärischer Intensität erreicht das Ganze hierbei auf jeden Fall seinen Kulminationspunkt, sodass im Anschluss bereits alles für den bevorstehenden Rückbau vorbereitet wird, welcher allerdings überaus hörenswert ausgefallen ist, endlich auch einmal den leicht düster grummelnden Bassbewegungen mehr Raum gibt und damit endgültig das letzte überzeugende Argument für die Vergabe überdurchschnittlicher 5,5/6 liefert. :yes:

    Die Hörprobe des Rodriguez Jr. Remixes ist zwar aufgrund ihres Ausschnittcharakters nicht annähernd so aussagekräftig geraten wie dies beim Original der Fall war, jedoch möchte ich keinesfalls unterschlagen, dass sich auch die hiesige Überarbeitung anschickt, ein rundes Bild melodiegetriebener elektronischer Musik abzugeben. Im direkten Vergleich fällt auf, dass der französische Produzent Olivier Mateu (alias Rodriguez Jr.) das charmante Originalthema nicht nur eine gute Portion reduzierter angeht, sondern damit zugleich auch Platz macht für einen etwas basslineorientierteren Zugang. Dies ist vor allen Dingen zu Beginn besonders frappant zu bestaunen, wenn sich der Untergrund mit der grummelnden und wabernden Basswand unbeirrt seinen Weg nach vorn sucht und nur vereinzelt einige Fragmente der bekannten Melodieebene darauf geträufelt werden. Für meinen Geschmack wirkt das Ganze in sphärischer Hinsicht etwas beunruhigender als das Original, nervt allerdings im seinem weiteren Verlauf leider auch etwas mit einer zu sehr an Mückensummen angelehnten, alternativen Tonebene (achtet mal über Kopfhörer darauf, wie das gemeine Vieh sich von der einen in die andere Ohrmuschel bewegt). Glücklicherweise werden im Folgenden immer mehr Melodieschnipsel und -flächen zitiert, sodass der Mückenschwarm zunehmend vom interessanten Kontrast zwischen mystischer Melodieebene und dunkelheitsaffinem Untergrund verdrängt wird und erst nach dem nun anstehenden Break erneut eine offensivere Rolle spielt, wenn sich die melodischen Elementen zugunsten einer minimalistischer geprägten Phase wieder leicht zu zieren scheinen. Im Break zuvor konnte der gemeine Hörer jedoch eine mit zahlreichen alternativen An- und Weiterführungen angerührte, spannende Interpretation der Originalmelodien belauschen, welche weniger verträumt, aber kaum minder intensiv ausfällt und meines Erachtens für die vorläufige Austeilung von 5/6 auf der altbekannten TF-Skala mehr als langen sollte. :D

    N'Abend zusammen!

    Nachdem das unter den Fittichen von Nick Warren stehende Progressive-Aushängeschild Hope Recordings vor kurzem das Jubiläum seiner insgesamt einhundertsten Veröffentlichung standesgemäß mit einer überzeugenden neuen Platte des Labelchefs persönlich feierte, wird für den Nachfolger nun wieder dem zu Recht aufstrebenden Nachwuchs das Vertrauen geschenkt. Als glücklichen Auserwählten hat es dabei einmal mehr den polnischen Produzenten Tomasz Szklarski alias Tom Glass getroffen, welcher bereits mehrfach mit sphärisch durchtränkten Tracks im weit fassenden Umfeld von Progressive House sein Können unter Beweis stellen durfte und Anfang des Jahres sogar ein empfehlenswertes Album („Simple Stories For Complicated People“) – leider weitgehend unter Ausschluss des Forumsinteresses – über den Äther schickte. Die nun seit einigen Tagen erhältliche Naive EP sollte dennoch keinesfalls als nachgereichte Singleveröffentlichung missinterpretiert werden, hat der Gute hierauf doch nicht nur zwei aus kosmischen und psychedelischen Progressive-Welten stammende, taufrische Stücke zusammengebracht, sondern in Dosem und Nick Warren zudem noch zwei überaus namhafte Remixer an Bord geholt, mit welchen sich die hiesige Trackzusammenstellung letztendlich als vielseitiges, rundes Ganzes an die hauseigenen Gehörgänge anschmiegt. Ergo: Lauscher aufgesperrt!

    Naive als namensgebender Track der EP offenbart sich dann auch sogleich schon als leicht elegisch anmutendes Atmosphärenschmankerl, welches mich vor allen Dingen mit seiner kunstfertig austarierten Balance zwischen deep gehaltener Mystik im Untergrund und melodieflächigen Epikausflügen fasziniert. Zunächst liegt der Fokus jedoch auf ersterem Aspekt, wenn sich nach einem herrlich geheimniskrämerisch agierenden Intro voller dezenter Vorboten auf die kommenden Melodiestrukturen in Form von allerhand ineinander verwobener Tonfragmente, Effekt- und Vocaleinwürfe schließlich ein angenehm subtil groovendes Drumming etabliert. Insbesondere ein herbstlich-melancholisches Pianomelodiefragment fühlt sich dann im weiteren Verlauf von der Machart des Untergrunds in solchem Maße angezogen, dass es diesen mitsamt seiner Vorliebe für einen schimmernden Nachhall mehr und mehr mit sphärischen Stippvisiten beglückt, während parallel dazu in sporadischer Weise auch das Vocalfragment aus dem Intro die in dieser Phase noch recht deephousig wirkende Trackausstattung komplettiert. Mit jeder weiteren angedeuteten Flächenwelle peilt das Ganze allerdings deutlich zwingendere Gefilde an, sodass sich alsbald nicht nur leicht knarzig arrangierte Subbass-Einlagen und eine alternative Tonfolge etwas optimistischerer Natur, sondern auch düster verzerrte Flächenstücke anschicken, den progressiven Faden des Tracks hervorzuheben sowie die hiesige Intensität um einige Stufen nach oben zu hieven. Werden die Pianotöne zunehmend flächiger gestaltet, ist es nun auch nicht mehr weit bis zum Break, welches mit seinen flirrenden Tonbewegungen in Kooperation mit verträumten Pianotupfern zunächst noch einen Rückblick auf sommerliche Gestade zulässt, mit einer weiteren flächigen Alternativmelodielinie allerdings zunehmend melancholischer agiert und schließlich mit grummelnden Basslineattacken endet, ehe zusammen mit dem restlichen Untergrund schnell wieder die den Track bisher so auszeichnende Ausgewogenheit zwischen düsterer und hoffnungsvoller Momente gefunden wird. Da hierbei nun die komplette Melodiebelegschaft involviert ist, zeigt sich das Ganze zudem in eindrücklich sphärischer Stärke, bis auf der Zielgerade langsam aber sicher die epische Komponente wieder verabschiedet wird und die erstklassigen Pianotöne vom Beginn noch einmal das Zepter in die Hand nehmen. Abgeschossen von einer Bassline-Salve sollte das Erklimmen verdienter 5,75/6-Gipfel somit summa summarum für dieses alles andere als naive Stück nicht wirklich ein Problem darstellen… ;)

    Neben dem Original gebührt jedoch auch den beiden Überarbeitungen von Naive unbedingte Aufmerksamkeit, sind diese meines Erachtens im direkten Vergleich doch kaum minder überzeugend gelungen. Den weiten Weg aus Spanien hinter sich hat hierbei der Dosem Remix, welcher sich mit Vorliebe auf das verdichtete Melodiespektrum aus der zweiten Hälfte der Vorlage stürzt und dieses mit interessanten, leicht verdrehten Alternativtonfolgen konfrontiert, die bekannten melancholischen Charakterzüge allerdings gänzlich außen vorlässt, um ein deutlich sommerlicheres Ambiente heraufzubeschwören. Insgesamt gesehen wird das Geschehen desweiteren leicht in Richtung Techhouse verschoben, beinhaltet dabei aber immer noch genug progressive Stahlkraft, um nach der Einleitung durch einen nach vorn stierenden Untergrund alsbald mehr und mehr die ersten melodischen Raffinessen anzulocken. Dazu gehören nicht nur dem Original entlehnte sowie wunderbar beruhigende Deephouseflächen, sondern auch ein weiteres flächiges Alternativszenario, welches sich im weiteren Verlauf unverkennbar an die Spitze der melodischen Entwicklung setzt und insbesondere ab dem ersten Break sirrende Synthieschlangen angehängt bekommt, mit denen es sich im Anschluss noch sorgenbefreiter (wahlweise) schweben oder tanzen lässt. Mit leicht durchgeknallt arpeggierten Synthietönen ab dem zweiten Kurzbreak schlägt das Ganze dann sogar etwas über die Stränge, sollte sich deswegen aber keinesfalls grämen, sondern besser an der Vergabe gesunder 5/6 berauschen. Nick Warren’s Psychedelic Wheel Mix deutet im Anschluss bereits im Namen an, dass der gemeine Hörer es hier mit deutlich weniger überschwänglich agierenden Klangwelten zu tun bekommt. Nicht minder verwunderlich dürfte der Umstand anmuten, dass das Original nur noch in Nuancen zu erkennen ist und innerhalb der von Nick Warren noch einmal gründlich durchdachten Melodieebene zu Beginn eine arpeggierte Tonfolge den Rahmen vorgibt, welche auf den ersten Blick zwar einen leicht derangierten Eindruck macht, in Zusammenarbeit mit der alsbald initiierten, aber deutlich verlangsamten Originalbassline sowie entspannten Alternativflächen aber mehr und mehr zu einem einzigartigen Antriebselement des Ganzen mutiert. Davon fühlen sich im Weiteren auch einige zaghafte Andeutungen der bekannten Piano- und Flächenmelodielinien angezogen, können sich jedoch im dem zum Dickicht anwachsenden Effektdschungel mitsamt seinen Basseinwürfen nicht wirklich als prägend etablieren. Scheint es dabei zunächst so, als würde das Stück sich zunehmend sphärisch zurückgelehnten Gefilden nähern, platzt im Mittelteil schließlich eine interessante Retro-Acid-Bassline mitsamt technoidem Anhang in das bisherige Geschehen und verscharrt zunächst einmal jegliche melodische Unterstützung im Kellerverlies des Drummings. Erst als die dabei entstehende, psychedelische Note etwas zu dominant auftritt, rebelliert die Melodieebene und schickt nebst Flächenspitzen auch die arpeggierte Tonfolge vom Beginn wieder zurück an ihren Stammplatz. Dass sich bei dieser Kollaboration nun stetig interessante Kontraste auftun, versteht sich fast von selbst und lässt den progressiven und leicht durchdrogten Remix bis zur letzten Sekunde kaum etwas an Spannung verlieren. Alles in allem sicherlich eine polarisierende Überarbeitung von Nick Warren, die mich mit ihrer unkonventionellen Mischung jedoch zu überzeugen weiß und sich schlussendlich bis zur sagenumwobenen 5,5/6er-Marke aufschwingen darf. :D

    Mit Mistakes könnte die hiesige EP zudem keinen besseren Abschlusstrack bekommen, führt dieser doch in gelungener Art und Weise alle Vorzüge der für Tom Glass charakteristischen Klangästhetik zusammen: Deep verwurzelter Untergrund, feinsinnig atmosphärische Melodieavancen und progressiv orientierter Spannungsbogen stets als feste Größen im Blick entwickelt sich auch hier schon nach wenigen Augenblicken eine herrlich fragil anmutende Stimmung, welche von einem düsteren Basswischer, einer entschieden nach vorn drückenden Kickdrum sowie knisternd und schimmernd arrangierten Melodietönen getragen wird. Sporadisch eingesetzte, nachtumwehte Begleitflächen und groovende Subbässe vervollständigen zunächst das Klangbild, welches trotz seines minimalistischen Charakters eine ungeheure Ausdrucksstärke zu entwickeln imstande ist. Liebhaber der detailverliebten Melodietöne vom Beginn kommen dann insbesondere im anschließenden Break auf ihre Kosten, ehe nach dieser Solofahrt zusammen mit dem Drumming die Abteilung Begleitflächen das Kommando in Sachen sphärischer Verdichtung in die Hand nimmt und das Stück peu à peu gen traumwandlerischer Momente lotst. Das Intermezzo einer trancig-stakkatierten Pendant-Tonfolge im Mittelteil währt dabei glücklicherweise nur kurz an und dient ausschließlich dazu, den bewährten Melodieelemente mittels einer kurzen Verschnaufpause genug Zeit zum Durchatmen zu gönnen, damit diese ihre galante Schwebefahrt auch im letzten Drittel noch einmal in erhabener Schönheit vorführen können. Ecken und Kanten wurden hierbei zwar sorgsam ausgespart, für 5,5/6 sollte es aber dennoch problemlos reichen, wie ich finde. :yes:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Muss hier auch noch einmal unbedingt und explizit ein großes Lob an Steve Brian und Cressida übermitteln, dass sie es geschafft haben, mit ihrem äußerst gelungen zu bezeichnenden Cambodia (keinesfalls mit diesem Klassiker zu verwechseln) sogar eine dermaßen trance-abstinent lebende Person wie meine westfälisch-sture Wenigkeit hinter dem Ofen hervorzulocken. Die Verantwortung dafür sollte vor allen Dingen der mit einem solide nach vorn drückenden Untergrund koopierenden, wunderbar schwebend konzipierten Melodieebene in die Schuhe geschoben werden, welche sich in ihrer reinen Emotionalität überaus deutlich abhebt von dem, was von den ehemaligen und seit geraumer Zeit blind jedem noch so suspekt anmutenden Trend folgenden Szenegrößen unter dem Deckmantel "Trance" in den Raum geworfen wird. Lässt man sich die vielschichtigen Melodielinien in Kombination mit den angenehm dezent verfärbten und verzerrten Vocals dabei einmal galant auf der Zunge zergehen, so dürfte dem gemeinen Hörer recht schnell gewahr werden, dass wir es hier mit einem EDM-Track zu tun haben, der - Klischee hin oder her - wahrhaft mit Herz und Seele produziert wurde. Bereits im Intro mehren sich flugs die melodischen Vorzeichen, welche hier allerdings noch als schimmernde Hintergrundflächen, auf der die ersten Vocalschnipsel in Erscheinung treten, nicht wirklich auf die große Bühne drängen, sodass im Anschluss das Hauptaugenmerk zunächst einmal auf der Entfaltung eines druckvoll-elektroid inspirierten Drummings mit dem Sinn fürs Detail gelegt wird. Hin und wieder tauchen jedoch auch schon in dieser Konstellation einige Melodieandeutungen in Form von spannenden "Unterwassertönen" zutage, ehe das anschließend angesetzte Break sich mehr und mehr hinein in ein leicht episch aufbegehrendes Wohlfühlambiente steigert, welches die zwischen zahlreichen unterschiedlichen Instrumentierungen und Intensitäten wechselnde Hauptmelodie von subtilen Saxophontupfern und den beschriebenen Vocalfragmenten umgarnt sieht. Mal flächig elegant, mal druckvoll stakkatiert, in sphärischer Hinsicht jedoch stets auf Wolke 7 schwebend funktioniert das Ganze im Folgenden in Zusammenarbeit mit dem nach vorn schiebenden Untergrund nicht minder eindrücklich, während die euphorische Komponente der Melodieebene zudem mit den ominösen Unterwassertönen vom Beginn einen beruhigenden Gegenpol erhält und mich alten Hasen schließlich in alte Uplifting-Tage zurückkatapultiert. Letzteres soll natürlich keinesfalls ein Indiz dafür sein, dass das hiesige Stück besonders altbacken klingt, ganz im Gegenteil: hier wurde das Beste von Damals und Heute in überzeugender Art und Weise zusammengeführt. Das Ganze könnte für meinen Geschmack zwar auch als uneheliches Kind von Kyau Albert (aus der "Kiksu"-Zeit) und Mat Zo durchgehen, das schmälert den Gesamteindruck jedoch nur marginal, sodass ich mich schlussendlich zu verdienten 5,25/6 hingezogen fühle... ;)

    Da mach ich doch glatt mal mit:

    .01: Apparat - Song Of Los --- Mute
    :02. Max Cooper - Echoes Reality --- Traum Schallplatten
    .03: Gabriel Ananda - Hey Blop --- Basmati
    :04. Lanny May - All Things Are One Thing --- Manual Music
    .05: Jody Wisternoff - Vintage --- Anjunadeep
    :06. Teddy Sambuki - A Fleur De Peau [Traumer Razor Mix] --- Inlab Recordings
    .07: Christian Smith - Pitanga --- Systematic Recordings
    :08. Stimming - Challenge The Air [Dub Version] --- Diynamic Music
    .09: SIS - Brummber --- Cocolino
    :10. Microtrauma - Circulate --- Traum Schallplatten

    :huebbel: