Sooo... jetzt aber.
Freut mich, dass sich jemand die Zeit genommen hat darüber nachzudenken und das hier zu teilen.
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Original von Skuz
Nun habe ich mir auch die Zeit genommen, um diese etwas zu lang geratene Doku zu schauen. Man hätte das Ganze auch auf die Hälfte der Zeit unterbringen können. Grausam find ich den Sprecher.
Ja, ganz von der Hand weisen kann man das nicht.
Mich hat es aber nicht gestört. Ich fand es sogar ganz gut, dass alles langsam und ruhig erzählt wird.
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Original von Skuz
~Aber wie schauts mit der monetären Höhe des Grundeinkommens aus? Was ist gerade notwendig, damit ein Mensch "angemessen auf einem kulturellen Level leben kann"? [...] Das Grundeinkommen darf meiner Meinung nach nicht so hoch sein, dass man davon ein unbeschwertes Leben führen kann. Knapp oberhalb vom Existenzminimum ist ok, alles andere schafft falsche Anreize.
Das ist mit Sicherheit eine der schwierigen Fragen. Vor allem müsste sich derzeit die Höhe eines Grundeinkommens ja regional unterscheiden. Die Lebenshaltungskosten sind z.B. in Großstädten ganz andere als auf dem Land. Allerdings ist für mich der relevante Punkt, dass dieses Thema ansich (= "bestimmte Höhe ist notwendig") vom Konzept her bekannt ist und ein Ziel ist der Umsetzung wäre. Lösbar wäre es denke ich schon. Bereits jetzt gibt es ja von einigen Arbeitgebern Boni für die Arbeit in bestimmten teuren Großstäden. Oder aber Tarifverträge. Diese unterscheiden sich z.B. bei der IG-Metall auch jetzt bereits zwischen Bundesländern und sollen so einen Ausgleich schaffen.
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Original von Skuz
~Die hier bereits erwähnte Umfrage stößt mir sauer auf: Na klar wird die große Mehrheit sagen, dass sie weiter arbeiten gehen würde. Aber das Ergebnis ist ganz klar durch den Störterm "Soziale Erwünschtheit" verzerrt, wofür auch die anschließende Frage nach den Mitmenschen spricht. Manche mögen das auf ein negatives Menschenbild zurückführen, aber die 60+30=90% im Fragenteil 1 sind viel zu hoch gegriffen. Wenn sie insgesamt auf 60% mögen sie gut sein.
Ich fand auch ein wenig Schade, dass die Randbedingungen der Umfragen nicht so mit Quellen belegt wurden, wie es für andere Statistiken im Film getan wurde. Das Phänomen der sozialen Erwünschtheit spielte bei einigen Befragten bestimmt auch mit. Allerdings habe ich bei mir im Arbeitsumfeld (!) und Bekanntenkreis die gleichen Resultate erhalten. Das ist natürlich nicht representativ...
Ich denke (oder besser glaube), dass es immer einen Teil Menschen geben würde, die mit einem Grundeinkommen nicht mehr arbeiten wollen, denen das ausreichen würde. Aber ich denke auch, dass der Großteil der Leute einfach etwas tun wird. Vielleicht nicht mehr das gleiche wie jetzt, sondern eher etwas, was einem besser liegt, besser passt, mehr Freude bereitet.
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Original von Skuz
~Damit dieses System auf Dauer Bestand hat, müsste man die Aktienmärkte anders organisieren. Solange Profitstreben hier als oberstes Maxime angesiedelt ist, wird ein Grundeinkommen nicht funktionieren.
Wie bereits von einer Person am Anfang des Films angesprochen wurde, müsste sich das Verständnis von Wirtschaft radikal ändern. Ich bezweifel, dass es das wird. Dafür profitieren einfach viel zu viele Leute davon...
Demgegenüber kann man jedoch erwähnen, dass das heutige System auf Dauer keinen Bestand mehr haben wird und es eine neue Lösung geben muss. Kurz vor der Wende sah es mit dem (zwingend notwendigen) Wachstum im "Westen" (wenn ich mich recht erinnere) auch nicht so gut aus. Die neuen Märkte im Osten haben einen Aufschwung gebracht. Aber wohin soll es noch wachsen? Irgendwann wird Schluß sein. Und dann?
Der Film beschreibt ja, dass ein radikales umdenken notwendig sein wird und sich vieles ändern würde/müsste. Das viele Leute da von alleine nicht mitmachen wollen kann man verstehen. Es ist eher ein Zwang, welcher sich entwickeln kann. Beim Thema Umwelt sieht man es derzeit ja sehr schön. 
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Original von Skuz
~Auch wenn es nicht auf die gesamte Menschheit zutreffen mag: Hat schon mal einer von euch durchdacht, wie sich ein Homo Oeconomicus in solch einem System verhalten würde? Was wäre, wenn alle Homini Oeconomici wären? Stichwort: Trittbrettfahrerproblematik => Gefangenendilemma
Ich würde zunächst einmal fragen: Sind denn wirklich alle Menschen ein "Homo Oeconomicus"?
Menschen werden wohl nicht als Homo Oeconomicus geboren, sie passen sich dem System an. Wenn das System ein anderes ist, was dann? Im Film wird ganz klar die Frage gestellt, wie Arbeitnehmer motiviert werden können, wenn Geld nicht mehr das alleinige Ziehmittel ist.
Aber zu Deiner Frage: wie stellst Du es Dir vor, was würde passieren? Ich tue mich mit der Beantwortung schwer, da ich mich selber nicht als Homo Oeconomicus bezeichnen würde.
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Original von Skuz
~Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob eine einzelne Region solch ein System einführen kann, ohne sich von anderen Ausbeuten zu lassen. Es würde in einer Welt der nicht existenten Handelsbarrieren zweifelsohne funktionieren. Aber was ist mit einer Welt in der es Handelsbarrieren gibt? Im Prinzip müsste dann z.B. alle EU Mitgliedsstaaten ihr System gleichzeitig umstellen, sonst würde man in Protektionismus zurückfallen
An welche Handelsbarrieren denkst Du da? Was wären die Probleme?
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Original von Skuz
~Es wird immer so schön dargestellt, dass sich das locker rechnen würde. Ich würde gern mal eine Beispielrechnung sehen. Also man nehme einen fiktiven Staat X, mit der Bevölkerung Y und Z sei die Anzahl der Personen, die mehr netto Steuer zahlen. Mich würde bei einem gegebenen Aufgabenkorb des Staates(in Kosten gerechnet) mal interessieren, wie hoch dann die Z sein muss, damit sich das System trägt, ohne Staatsverschuldung versteht sich.
Ich werde mich bei meiner Bekannten mal erkundigen, vielleicht hat sie dazu noch die Unterlagen.
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Original von Skuz
Die typischen Fragen, was passiert wenn viele Jobs wegrationalisert wurden, die Leute zwar arbeiten wollen, aber es keine Arbeit mehr für sie gibt, stellt sich auch in diesem System. Hier wären sie abgesichert, im aktuellen System nicht. Fragt sich halt, ob sie dann mit dieser Grundsicherung auch zufrieden sein wollen.
Warum nicht?
Besser eine Absicherung als keine, oder? 
Das kuriose wird ja dargestellt: die Weltlandwirtschaft schafft mehr als genug Nahrungsmittel für die gesamte Welt. Die Technologie ist so weit fortgeschritten, dass schwere oder gefährliche Arbeit eigentlich nicht mehr notwendig bzw. reduziert ist. Aufgrund der gegenwärtigen Spielregeln herrscht aber ein Problem in den Verhältnissen... von der Verhältnismäßigkeit ganz zu schweigen. Und ein Problem der Finanzierung.
Mich hat der Film irgendwann ein wenig an Star Trek erinnert.
Aber diese Vision finde ich nicht schlimm oder beängstigend.
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Original von Skuz
Und nein, sowas wird nicht in den gängigen VWL Grundstudiumsveranstaltungen gelehrt. [...]
Ja, habe ich mir dann auch gedacht... BWL Steuern oder eben Soziologie...
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Original von Skuz
EDIT: Wie verhält sich dieses Modell in Bezug auf die Herausforderung demographischer Wandel? Auch wenn ich jetzt vielleicht beschränkt sein mag, aber wie wirkt sich dieser Umstand auf Z aus? Selbiges gilt für die explodiernden Kosten im Krankensytem...
Ähm, was ist "Z"? 
Auf den demographischen Wandel sollte es jedoch weitaus robuster reagieren als derzeit. Jetzt erhält der Staat einen Teil seines Einkommens aus der Besteuerung von Arbeit (Einkommenssteuer). Und diese wird aufgrund des demographischen Wandels und aufgrund von Technlogie weniger. Im Film sollen die Einkünfte über den Konsum (Mehrwertsteuer) erfolgen. Insofern sehe ich da keinen Wiederspruch.
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Original von Skuz
EDIT2: Wenn, wie im Film behauptet, irgendwann gibt es nur noch dort Arbeit, wo technischer Fortschritt und Rationalisierung noch nicht zugeschlagen haben, dann wird es doch für die Menschen auch schwieriger eine Arbeit zu finden oder etwa nicht? [...]
Nein, weil es auch andere "Arbeit" gibt. Gemeinnützige Arbeit... das war zwischendurch die Grafik geleistete Arbeitsstunden in Erwerbsarbeit vs. (ich glaube hieß) gemeinnützige Arbeit.
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Original von Skuz
[...] Mit einer ähnlichen Logik wurde Friedmans "Negative Einkommensteuer" verworfen. Weil es bedingt durch Rationalisierung immer weniger Erwerbstätige geben wird(ALQ hoch), wird es auch immer weniger Leute geben, die dann die Einkommenssteuer zahlen. Wenn ich allerdings weniger Erwerbstätige habe, so habe ich auch weniger Leute, die mehr als das Grundeinkommen zur Verfügung haben und somit weniger Leute, die die benötigen Steuern erwirtschaften. Verstärkt wird dieser Effekt durch den demographischen Wandel in den westlichen Industriestaaten.
Siehe oben... es wird nicht die Arbeit besteuert, sondern der Konsum. Das ist der Unterschied zu Firedmann.
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Original von Skuz
Summa Summarum: Schöne These, aber undurchdacht und für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ebensowenig geeignet wie aktuelle Lösungen [...] Auch wenn es einige ungern hören: Es steht und fällt immer alles mit der Finanzierung.
Sorry, aber undurchdacht finde ich den Film bzw. das Modell nun wirklich nicht. Ganz im Gegenteil. Es wurden viele Leute aus ganz unterschiedlichen Bereichen/Branchen interviet, die sich alle mit dem Thema schon eine Weile beschäftigen. Es hat vielleicht Ecken und Kanten, aber undurchdacht ist es nicht.
Finanzierung ist ein Thema. Da hat der Film jedoch einen anderen Standpunkt, welcher mir auch logisch erscheint. Unter dem Link von Clear Blue ist ebenfalls eine (wenn auch sehr grobe) Beispielrechnung zu finden. Und bei meiner Bekannten Frage ich nach...
...dazu vielleicht noch (alles Aussagen der Bekannten, kann ich so natürlich nicht nachprüfen): Der Prof, welcher mit seinen Studis das durchgenommen hat, war zunächst einige Zeit beim statistischen Bundesamt beschäftigt und hat dann einen Lehrauftrag an der FH Landshut angenommen. Eine Berufung (läuft das so ab?) zur Mitarbeit bei den "Wirtschaftsweisen" hatte er abgelehnt. Ich denke nicht, dass solche Personen in ihrem Lehrauftrag vollkommen undurchdachte Thesen durchgehen und durchrechnen.
Was siehst Du als die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts? Für Deutschland? Für die Welt?
Und was mich frage: warum nicht darüber nachdenken, wie man es PERSÖNLICH für SICH SELBST empfinden würde?
Lassen wir das Thema Finanzierung mal beiseite und gehen davon aus, dass es finanzierbar wäre. Auch Vermutungen, wie andere Menschen reagieren würden, lassen wir mal Vermutungen sein. Was würde es für Dich (Éuch) bedeuten, wenn wir so ein System hätten? Grundeinkommen für jeden Schüler, für jeden Studenten hier. Grundeinkommen für jeden Arbeitnehmer. Was würdest Du (Ihr) dann tun? Wäre das schlimm? 
Puhhh.. 