Ich schätze mich mal selber so ein, dass ich zur dritten Gruppe gehöre. Der - nennen wir ihn mal Standard-Uplifting-Trance hat sich leider seit Jahren kaum weiter entwickelt, weswegen er diesen Titel verdient. Das wurde mir ja schon vor knapp fünf Jahren zu langweilig und ich bin mehr und mehr zu Progressive gekommen, der damals ja irgendwie neu war. Bestes Beispiel ist für mich das Armada-eigene Sublabel ASOT. Da gab`s anfangs viele viele gute VÖs und ich habe sie alle noch in meinem Plattenschrank stehen, aber irgendwann begann es dann, dass alles austauschbar wurde. Selber Aufbau, andere Melodien, sonst mehr oder weniger das gleiche. Es gab kaum Künstler, die einen wiedererkennbaren Sound hatten. Neu waren damals Sounds wie von Markus Schulz, Gabriel & Dresden oder eben vor allem Leama & Moor. Da konnte man sicher sein, dass das innovative Sounds sind, die man so vorher noch nicht gehört hat. Das geht dem Uplifting-Genre völlig ab und auch nicht erst seit heute ist es mit dem Progressive so, so dass ich mich vor knapp drei Jahren auch von dem abgewandt habe.
Weiter ging`s mit der fürchterlichen Entwicklung, dass hier und da diese grausamen Electro-Trance-Elemente in den Tracks zu finden waren. Oder andersrum: Der Einzug der Pop-Vocal-Nummern. Da könnte auch Andrea Berg draufstehen... Die erste Zeit hab ich das kurz noch mitgenommen, aber gekickt hat es mich irgendwie kaum. Dass nahezu jedes Trance-Album mit solchen Pop-Nummern gespickt ist, ist meines Erachtens ein Verdienst von Armada, die die Künstler, die sie sich einverleibt haben, gleichgeschaltet haben (da gab`s doch mal ein Interview mit Signum, der meinte, dass sein Album lange fertig wäre, Armada aber unbedingt Vocal-Nummern wollte...). Ich hab zugegebenermaßen lange kein Set von Armin, Markus oder Above & Beyond gehört, aber ich fürchte, die Unterschiede überwiegen nicht wirklich... Ab und an höre ich in Produktionen rein und da sträubt sich bei mir wirklich einiges.
Trance hat es einfach nicht mehr geschafft, mich auch in eine solche Stimmung zu versetzen. Die ewig gleichen Breaks oder irgendwelches Gejammer... Dieses Weggehen vom Trance kam spätestens mit solchen Tracks wie "Bionik" von Dominik Eulberg oder auch "Domino" von Oxia, wo man spätestens wusste, dass Trance nicht die Melodien für sich allein gepachtet hat. Beide genannten Nummern waren weit hypnotischer, ja tranciger als das viele Nummern aus genannten Genre für mich waren. Und wie es eben so ist, fuchst man sich immer mehr in ein Genre rein und entfernt sich damit gleichermaßen vom anderen. Bei mir war das vom Uplifting zu Prog Trance, später zu Prog House, über Minimal und Techno hin zu Tech House und House. Und da bin ich im Moment, schaue aber immer gerne über den Tellerrand, nur die trancige Suppe gammelt in ihrer Schale auf dem Tisch dahin und schmeckt mir immer weniger, wobei man aber trotzdem immer mal noch ein gutes Stück Fleischeinlage erwischt, allerdings wird das immer seltener. Ab und an hab ich mich schon gefragt, ob ich diese Entwicklung vielleicht auch wieder in anderer Richtung durchmache. Warum nicht? Wir werden sehen.
Die letzte wirklich richtig gute Tranceplatte, die mir gerade im Kopf rumspukt, ist die "Helsinki Scorchin" von Super8 und DJ Tab. Die hatte alles. Die ist zum zu Hause hören geil und noch mehr in einer großen Halle. Wenn ich jetzt immer mal eine Platte raussuche und auf die Teller packe, ist die im Durchschnitt sicher älter als fünf Jahre... Seitdem ist meines Erachtens kaum mehr revolutionäres passiert. Das braucht eine Musikrichtung aber immer wieder. Viel zu viele kleine Produzenten versuchen auf den Zug der Großen mit aufzuspringen. Das Resultat ist eben, dass vieles sehr ähnlich klingt. Wobei man aber auch sagen muss, dass ich einen Großteil meiner alten Vinyls auch nicht mehr hören würde, da dort eben auch schon vieles sehr ähnlich und gleich klingt. Ich denke, das hat jedes Genre so an sich. Und das ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum ich nicht starr in einem Genre unterwegs bin, sondern hier und da Stücke finde, die mir behagen.
Was auch dazu beigetragen hat, ist die viel zu kleine Tranceszene. Wenn man mal auf eine gescheite Veranstaltung wollte, gingen dafür entweder gleich zwei Tage drauf, weil ich nach NL gefahren bin oder man ist selbst in einen zwei Stunden entfernten Club gefahren, inklusive wochenlanger Vorbereitung, ob der und der oder die und die mitkommen, so dass man am Schluss nicht allein dasteht. Irgendwann hat mich das aber gar nicht mehr gereizt, irgendwelche "großen" DJs anzuschauen und anzuhören, wenn ich weiß, dass DJ XY in unserem kleinen Club die Leute genauso zum Feiern und Zappeln bewegen kann. Dann gab`s halt keinen Trance mehr, sondern Techno und Minimal, der zwar auch eine Weile gebraucht hat, um mich völlig mitzunehmen, das mittlerweile aber tut. Immer wenn ich jetzt einen Trancetrack höre, frage ich mich, was ich in einem dreiminütigen Break auf der Tanzfläche eigentlich machen soll...
Zig Stunden an An- und Abreise für eine Party auf mich zu nehmen, kommt für mich nicht in Frage, wenn ich weiß, dass ich zwanzig Minuten bis zum Harry Klein brauche, wo mir Mathias Kaden oder ein Local Hero die ganze Nacht die Bässe um die Ohren trommelt und mich in einen Trance-Zustand versetzt...
Und so habe ich mich Schritt für Schritt vom Trance entfernt und der Trance von mir. Und daher ist meine Beteiligung im Trance-Track-Bereich auch recht gering und wenn ich mal irgendwo reinhöre, kommt halt ein bissiger Kommentar, weil`s mir einfach nicht zusagt. Und trotzdem möchte ich mich weiter am Forenleben beteiligen, weil`s einfach eine gute Community ist und es vielen so geht wie mir und sich daraus auch interessante Diskussionen entspinnen. Und ohne diese Entwicklung wäre diese durchaus sehr interessante Diskussion hier gar nicht möglich.