N’Abend zusammen!
Über das Projektpseudonym Monaque dürfte der ein oder andere Tellerrandinteressierte im hiesigen Forum sicherlich schon mehrfach gestolpert sein, zeigen sich die beiden dahintersteckenden russischen Produzenten Alex Monachow und Sergej Ljubarskij doch seit etwa vier Jahren in regelmäßigen Abständen für düster-treibende Machwerke aus der Schnittstelle der Genregroßräume Progressive House und Atmospheric Techno verantwortlich. Zumindest die Erwähnung des Namens Monachow sollte aber einige Lichter aufgehen lassen, war der Gute doch bereits zur kreativen Blütezeit von Markus Schulz im Coldharbour-Umfeld produktionstechnisch tätig - ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an diesen herausragenden Progressive-Track aus dem Jahre 2006. Spannen wir den Bogen nun bis in die Gegenwart, führt kein Weg an der Anfang März auf dem stets zu empfehlenden niederländischen Label Manual Music erschienenen Introspecto EP vorbei, auf welcher das Beste von damals und heute in eklektisch atmosphärischer Art und Weise verknüpft wird. Voilà!
Als Dreh- und Angelpunkt des Gesamtpakets fungiert dabei das Titelstück Introspecto, welches besonders einträglich in die Kerbe düster beschwerter Stimmungsgefilde einschlägt und schon nach wenigen Momenten präzise fragmentiert gestalteter Drumming-Einwirkzeit die erfolgreiche Flucht nach vorn antritt. Auslöser dieser Entwicklung ist eine wunderbar grimmig dreinschauende Basslinewand leicht wellenförmiger Natur, welche mit ihrer offensiven Ausrichtung nicht nur enorm viel Druck aufzubauen, sondern zusammen mit einer langsam aber stetig dem Hintergrund entschleichenden Tonfläche dem Track in Sachen sphärischer Ausrichtung zudem ein herrlich intensives Pechschwarz aufzutragen imstande ist. Einer ersten dezent angesetzten Anschwellaktion folgt wiederum die Einführung elektroid inspirierter Stakkatotöne auf dem Fuß, sodass sich insbesondere zwischen der Kurzlebigkeit dieser neu hinzugewonnenen Melodietöne und dem zwielichtigen Grundrauschen alsbald ein interessanter Kontrast ausbildet. Alternative sowie deutlich nachhallverliebter auftretende Verästelungen der elektroiden Stakkatotöne münden hierbei sogar in eine weitere nachdrückliche Anschwellaktion in einem Kurzbreak, ehe im Anschluss die bekannte Tonfläche sich erneut dem Hintergrund entreißt und verstärkt mit tief melancholischen Zusatzflächen zum endgültigen atmosphärischen Siegeszug im hiesigen Stück ansetzt, auch wenn die unter die Haut gehende Melodielinie sich im nächsten Break bereits langsam aber sicher wieder ins Nirwana bewegt. Aus den zerstückelten und fragmentierten Resten der Melodieebene kann sich dennoch ein irritierend flirrendes Tonwabern hinüberretten in das Zusammenspiel mit dem Untergrund und nach kurzer Dauer seine Erfüllung als Basis der erneut heraufbeschwörten elektroiden Stakkatotöne finden. Während letztere sich nun schnell wieder zunehmend arpeggierteren Strukturen zuwenden, nutzt die intensitätsreiche Flächenmelodiefolge die allgemeine Verwirrung, um sich ein weiteres Mal aus dem Hintergrund an die Spitze des atmosphärischen Feldes zu setzen und schließlich mit einer weiteren Verschärfung ihres Arrangements einen wahrhaftig sehnsüchtig-düsteren Rausch zu evozieren. Im letzten Drittel ziehen sich die markanten Flächenstücke zwar in die zweite Reihe zurück, sind jedoch bis zum Schlusspunkt noch in der Lage, zwei weitere passend gesetzte Nadelstich-Anschwellaktion auf dem unvermindert nach vorn drückenden Untergrund zu platzieren. Alles in allem eine wahre Wonne für alle Sympathisanten der gepflegten Progtechno-Düsternis, zu der auch ich mich selbstverständlich zähle und somit endlich wieder einmal geneigt bin, mit 6/6 die absolute Höchstbewertung herbeizuzitieren.
Die beiden ebenfalls im Gesamtpaket der EP enthaltenen Remixarbeiten sind dann zwar nicht in der Lage, dem großartigen Original das Wasser zu reichen, entpuppen sich aber dennoch als Überarbeitungen, welche diesem in gelungener Manier einige neue Seiten abgewinnen können. Der Cumiks Remix beispielsweise dehnt das Originalthema sogar auf etwas mehr als zehn Minuten aus, wobei allein zwei davon auf ein wunderbar ambient gestaltetes Intro entfallen, welches mit vielfältigen alternativen Melodieentwicklungen wirklich keinesfalls zu geizen pflegt und zusammen mit sporadisch eingesetzten, zwielichtigen Basslineschlieren ein wunderbar entrücktes Szenario auffährt, mit welchem der Rest des Tracks meines Erachtens leider nicht ganz mithalten kann. Schuld daran trägt vor allem die bisweilen zu aggressiv arrangierte Weiterentwicklung der Alternativtonfolgen, welche sich in den ersten Momenten des Zusammenspiels mit dem zurückhaltenden Untergrund allerdings noch nicht derart durchschlägt wie in der zweiten Trackhälfte. So wohnt der geneigte Hörer zunächst vielmehr der Einzelvorstellung der synthielastigen Melodiefragmente bei, während im Hintergrund stets das aus dem Original bekannte Tonflächengrundrauschen vorherrscht, bevor die Melodietöne sich langsam aber sicher tranciger aufstellen, dabei die atmosphärische Komponente langsam aber sicher aus ihrer Traumwelt herauskatapultieren und für die exaltierte Peaktime vorbereiten. Exemplarisch für diese Entwicklung steht dabei das nach etwa sechs Minuten Spieldauer beginnende Break, welches interessant durch den Raum geisternden Synthiefäden mit Potenzial schlussendlich nur eine fade Anschwellaktion mit unrühmlichen Bigroom-Referenzen vorsetzt. Auf der Zielgerade setzt die Überarbeitung dann endgültig nur noch auf nervig inszenierte Dissonanzen, welche die erste Trackhälfte leicht zu verhöhnen scheinen und damit die in der Endabrechnung auftauchenden 4/6 untermauern. Der Fran von Vie Remix dagegen positioniert sich zwar deutlich näher am Original, lässt den atmosphärischen Trip des Melodiethemas sowohl durch gezielte Verfeinerungen als auch Reduzierungen jedoch insgesamt gesehen etwas deeper erscheinen, während dem Untergrund derweil eine geschmackvolle Portion Klickereffekte angedichtet wird. Die hypnotisch nach vorn drückende Basslinewand darf sich in diesem Zusammenhang mit einigen knarzigen Einwürfen schmücken, mit welchen nun mehr und mehr Andeutungen und Fragmente der Originalmelodieebene heraufbeschwört und mit flirrend arrangierten Alternativtonfolgenansätzen vermählt werden, sodass sich ein ganz und gar undurchsichtig agierendes Melodietreiben etabliert, welches nur von einigen überfallartig anschwellenden Kurzbreaks unterbrochen wird, im weiteren Verlauf aber dann doch noch verdichtenden Besuch von etwas strukturierteren Andeutungen der Originalflächenstücke erhält. Nichtsdestotrotz reduziert sich der Remix hierbei immer wieder gern auf seinen vielfältig klickernden Brodeluntergrund, aus welchem er dann stets in spannender Manier einzelne Melodielinienüberreste auf atmosphärisch sowie künstlerisch wertvollen Pfaden zurück an die Oberfläche holt. Summa summarum eine Überarbeitung, bei der die geneigte Hörerschaft auch beim x-ten Hördurchgang noch Neues entdeckt, wodurch sich die vorzeigbaren 5,25/6 imho sicherlich – wenn natürlich auch nicht allein – rechtfertigen.
Venezuela als zweiter frischer Track im Bunde verortet sich zum Abschluss dann im Gegensatz zu seinem fulminanten Vorgänger deutlich heruntergeschraubter im Bereich von sphärisch wertvollem Deep Progressive House und legt sein Hauptaugenmerk somit auf die nachdrückliche Verbreitung repetitiver Klangstrukturen. So arbeiten sich bereits nach wenigen Momenten Einwirkzeit bei einem mit verstörenden Effekten besetzten Drumming die ersten tiefergelegten Tonflächenschimmer aus dem Untergrund heraus, um sich in waberartigen Bewegungsabläufen langsam aber sicher in Richtung eines tragenden Trackelements zu entfalten und in einem ersten Kurzbreak zudem eine flirrende Begleitfläche als intensivierende Maßnahme vorzustellen. Auch wenn diese im weiteren Verlauf wieder in ihre Kammer zurückschleicht, der Einfluss der leicht dämonisch wabernden und immer wieder leicht an- und abschwellenden Tonflächenstücke in der hiesigen sphärischen Komponente bleibt weiterhin immens groß, während sich die begleitenden Elemente im Laufe der Zeit damit abfinden müssen, ausschließlich als passender Stichwortgeber für die fließenden Arrangementwechsel der Waberklänge gebraucht zu werden. Die einzige Ausnahme bildet dabei der flirrende Alternativtonstrom, welcher ab dem zweiten Break ins Geschehen eingreifen darf und die düster schwelende Stimmung während der zunehmenden Rückverlagerung der markanten Waberzungen an den äußersten Horizont des Hintergrunds im letzten Drittel übernehmen und in gelungen kryptischer Art und Weise bis zum Schluss aufrecht erhalten darf. Wer vor Deephouse mit Schuss nicht zurückschreckt, sollte diesem 4,75/6er-Machwerk auf jeden Fall eine verdiente Chance geben…
Greetz,
:: der hammer ::