N’Abend zusammen!
Nachdem es im Anschluss an die Veröffentlichung seines überaus heterogenen letzten Albums Untold Stories doch etwas ruhiger um den niederländischen Proghouse-Schergen Eelke Kleijn geworden war, gibt es mittlerweile seit einigen Wochen endlich wieder ein neues akustisches Lebenszeichen des gebürtigen Rotterdamers. Selbiges stellt sich als klassischer Two-Tracker vor und dürfte für alle Sympathisanten der formidablen Troika aus progressiver Trackaufbau-Herangehensweise, sphärisch wertvoller Melodiekomponente sowie grooveaffiner Fortbewegungsart sicherlich ein gefundenes Fressen darstellen. Erschienen auf dem hauseigenen Label Outside The Box Music, welches sich als empfehlenswerter Rückzugsort für melodietreue Kleinode zwischen Deep und Progressive House seit nunmehr fünf Jahren einen mehr als passablen Namen gemacht hat, wird dabei der gepflegten Düsternis diesmal Tür und Tor sogar besonders weit geöffnet. Lasset euch überzeugen!
Bei Papillon auf der digitalen A-Seite sollte man sich zunächst einmal nicht von der Schmetterlings-Reminiszenz verleiten lassen und glauben, dass es hier in sphärischer Hinsicht ähnlich unbeschwert zugeht wie auf einer frühlingshaften Bergwiese. Dafür bürgt allein schon die von Beginn an wunderbar unterkühlt nach vorn schwofende Bassline, an welcher sich das Stück nun peu à peu während seines Aufbaus orientiert und schon bald die ersten zwielichtig schimmernden Flächenfragmente auf dem nach vorn stierenden Trackbett zu integrieren versucht. Tritt in dieser Entwicklung das Drumming anfangs noch zu dominant auf, sodass die melodischen Ausrufezeichen an der zunehmend variabler gestalteten Intensität der Basslinezutaten inklusiver dezenter Klickereffekte zu leicht abperlen, so können sich die mystischen Flächenstücke in Kollaboration mit stakkatierten Begleittönen und leicht durchgeknallten Tröpfelkaskaden schließlich doch als gelungener Gegenpart zum grummelnden Untergrund etablieren. Die progressive Spielart des Ganzen setzt hierbei mal das eine, mal das andere Melodieelement stärker in Szene, verführt nebenbei einige undefinierbare Vocalschnipsel zum Bleiben und darf sich zudem nach einem Kurzbreak, in dem vor allen Dingen die Bassline noch einmal einen deutlichen Schub nach vorn erhält, als Entdecker einer wunderbar verzerrt gestalteten Flächenmelodie feiern, welche mitsamt glockenheller Alternativtöne die hiesige Atmosphäre in galanter Art und Weise eine gute Prise eindringlicher auf ihre düsteren Pfade einschwört. Auch wenn die beschriebene Verdichtung vorerst leider nur kurzen Atem besitzt, mehr und mehr in spannende Fragmente zerfällt und die Melodiebewegungen vom Beginn auf Solofahrt zu alter Stärke finden sieht, geht damit keineswegs eine Intensitätsverminderung einher, besitzen die findigen Stakkatotöne und die nicht zu durchschauenden Klangkaskaden doch dabei immer noch genug Ausdruckskraft, um das im Mittelteil kurzzeitig reduzierte Trackambiente prägend zu steuern. Zur Belohnung wartet das Ganze im letzten Drittel schließlich mit einem weiteren kurzen Stelldichein der verzerrten Tonflächenfolge sowie ihrer glockenhellen Begleitmelodie auf, während parallel dazu die Bassline noch einmal zu Hochform aufläuft, ehe der sich ankündigende Rückbau die Melodieebene schnell wieder in die Schranken weist und düster dreinschauend ins Nirwana grooven lässt. Alles in allem hätte ich mir dennoch auf jeden Fall ein etwas längerfristiges Engagement der überaus markanten Flächenstücke gewünscht, wodurch dem Track für meinen Geschmack sogar noch mehr als die ohnehin schon überdurchschnittlichen 5,25/6 gewinkt hätten.
Der im Deutschen als sogenannter „Prinzipienreiter“ bekannte Doordrammer bestätigt immerhin insofern die ihm stets zugeschriebenen Charakterzüge, als dass er sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger allzu klaren Strukturen verweigert und sich stattdessen seinem großen Faible für durch und durch progressiv angelegte Tracks hingibt. Als Basis dieser Herangehensweise wird dem geneigten Hörer dabei eine schön monoton schlurfende Bassline präsentiert, welche sich – angestachelt von einem stetig eingeworfenen Vocalschnipsel sowie alsbald den ersten undurchsichtigen Flächenandeutungen – dezent und gemächlich aufzuplustern versteht, sodass man sich nach einigen Momenten der vernachlässigten Begutachtung des Untergrunds schließlich vollendet knarzenden Tatsachen gegenübergestellt sieht. Schlingernde Toneffekte, immer wieder eingeworfene Flächenwellen und sporadische Sprachsamples begleiten den vom Track eingeschlagenen Weg dann im weiteren Verlauf, während sich im Hintergrund langsam aber sicher weitere subtile Flächenandeutungen zusammenscharen, von der Erstürmung des Ganzen allerdings hochnäsig absehen und stattdessen die bekannten Effekten unvermindert weiterwerkeln lassen. Erst im Anschluss an eine von Vocalschnipseln initiierte Anschwellaktion mehrt sich die zwischenzeitlich etwas eingeschlafene Effektdichte wieder etwas, schickt die zwielichtig anmutenden Flächenstücke vom Beginn erneut unter das progressive Fußvolk und bandelt schlussendlich ein wenig mit vernebelter Clubaffinität an. Richtig die Kurve hin zu dringend benötigter Abwechslung kriegt das Stück dennoch leider nicht und muss sich trotz einiger guter Ansätze wohl mit dem nicht wirklich erstrebenswerten Stempel „passender Lückenfüller für den progressiv treibenden Moment“ sowie soliden 4/6 zufriedengeben.
Greetz,
:: der hammer ::