[2011-09-24] Traum Night w/ Max Cooper & Applescal @ Odonien, Köln

  • N'Abend zusammen!

    Als inoffizieller Vertreter und nimmermüder Verfechter der immer wieder großartigen Kölner Traum Schallplatten, welche mit ihrer Fokussierung auf atmosphärisch veranlagte elektronische Tanzmusik seit nunmehr über zehn Jahren eine überzeugende Platte nach der anderen aus ihrem kreativitätsdurchfluteten Künstlerumfeld herausschleusen, möchte ich euch keinesfalls vorenthalten, dass das von Riley Reinhold geführte Label am Samstag in zwei Wochen (24. September) in seiner Heimatstadt mal wieder eine kleine, aber feine Traum Night schmeißt. Mit von der Partie sein wird diesmal zum einen der mittlerweile zu einem der Zugpferde des Labels avancierte Mensch von der Insel namens Max Cooper, welcher von meiner Seite aus schon seit längerer Zeit gern einmal live erlebt werden möchte und mit seiner eklektischen Mischung aus technoiden, progressiven, minimalistischen und trancigen Versatzstücke ein sage und schreibe drei Stunden langes Liveset hinlegen wird. Unterstützt wird der britische Ausnahmeproduzent dabei natürlich nicht nur vom Labelboss Riley Reinhold (alias Triple R) höchstpersönlich, sondern auch vom aufstrebenden niederländischen Produktionstalent Pascal Terstappen alias Applescal. Von letzterem kann dabei ebenfalls ein Liveset erwartet werden, in welchem die Diskriminierung von Genregrenzen im Vordergrund steht, ist der Gute doch für seine äußerst vielseitigen Sets und Tracks bekannt, sodass englische Musikjournalisten ihn spaßeshalber sogar den "Nathan Fake der Niederlande" nannten. Ein weiterer Höhepunkt dürfte wohl die Veranstaltungslokalität selbst sein, scheint das Kölner Odonien mit seiner Mischung aus dem Charme alter Industrieanlagen und einer künstlerisch veranlagten Hippie-Kommune ein recht eigenwilliges und interessantes Ambiente zu bieten, wenn ich mir die Bilder des Internetauftritts so zu Gemüte führe. Startzeitpunkt ist auf jeden Fall eine Stunde vor Mitternacht und der Eintrittsobolus mit 10 Euronen für solch hervorragende Künstler auch in einem recht annehmbaren Bereich, wie ich finde. Hier noch einmal alle Infos in Kurzform zum Mitschreiben:


    Traum Schallplatten & rheinrhythmik & advanced pres.

    <<< Odonien Closing Party 2011 >>>

    Sa, 24.09. / 23 Uhr
    Odonien / Hornstr. 85, 50823 Köln
    Eintritt: 10 €

    Traum Schallplatten Label Floor:
    Max Cooper (Traum, London) 3 Std. live
    Applescal (Traum, Amsterdam) live
    Riley Reinhold aka Triple R (Traum/Trapez/MBF, Köln)
    Intu:itiv (MBF/Inkpot, Köln)
    Liho (Bergwacht, Köln)

    rheinrhythmik Floor:
    Red Robin (Bar25, Berlin)
    Pfeiffer (rheinrhythmik, Köln)
    Nils (rheinrhythmik, Köln)

    deep down Floor:
    Johannes Retschke (Pulstar/Sonderlü, Köln)
    Jürgen von Krebs (monkeys, Düsseldorf)

    Visuals: Tim Fehske
    Artwork: Jennifer Trees

    Max Cooper: http://soundcloud.com/max-cooper
    Applescal: http://soundcloud.com/applescal
    Riley Reinhold aka Triple R: http://soundcloud.com/riley-reinhold
    Intu:itiv: http://soundcloud.com/intuitiv
    Liho: http://soundcloud.com/liho
    Red Robin: http://soundcloud.com/redrobin
    rheinrhythmik: http://www.soundcloud.com/rheinrhythmik
    Johannes Retschke: http://soundcloud.com/retschke
    Jürgen von Krebs: http://soundcloud.com/juergenvk

    :huebbel:

    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Hiermit möchte ich unverschämterweise noch einmal die am kommenden Samstag stattfindende "Traum Night" nach oben hieven, da mein zumeist recht treuer Begleiter Andru am besagten Termin leider verhindert ist und meine Wenigkeit nicht unbedingt auf Solopfaden in Richtung Kölle unterwegs sein muss. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn sich hier noch ein Mitstreiter finden ließe... ;)

  • Zitat

    Original von Trancemarv
    wollte wohl keiner....

    Tja, wer nicht will, der hat schon, pflege ich in diesem Zusammenhang zu sagen und habe mich daher gestern Abend eben ausnahmsweise mal allein auf den Weg gemacht. Die Alternative, ein großartiges dreistündiges Liveset von Max Cooper in NRW in einer einzigartigen Feierlokation zu verpassen, erschien mir nicht wirklich erstrebenswert, zumal dies wohl der letzte Deutschlandtermin des britischen Ausnahmekünstlers in diesem Jahr sein würde. Und wer weiß, wann der Gute mal wieder in der Nähe unterwegs ist... Sie lesen dazu nun in den folgenden Zeilen eine wie immer mit einem leichten Hang zum blumigen Ausschweifen gesegnete Rezension der Ereignisse aus der letzten Nacht. ;)

    Während der zweistündigen Bahnfahrt nach Köln-Nippes hatte ich auf jeden Fall zunächst einmal genug Zeit, mit Hilfe eines Cooper-Livesets auf meinem mobilen Abspielgerät für digitale Musikfreuden genug Vorfreude zu entwickeln, ehe mich die S-Bahn pünktlich um 0:18 in einer nicht wirklich vertrauenerweckenden Gegend im Millionenkaff südlich von Düsseldorf entlud. Dieser Eindruck sollte sich in den nächsten Minuten noch verstärken, landete ich auf dem Weg ins Odonien doch erst einmal direkt vorm Pascha, dem angeblich größten Laufhaus Europas (zehn Stockwerke hoch, ich hab nachgezählt), demgegenüber ich jedoch schnell den Eingang des überaus eindrucksvollen Feieranwesens ausfindig machen konnte. Aus den Resten eines ehemaligen DB-Ausbesserungswerks (daher auch die Lage zwischen mehreren vielbefahrenen Gleissträngen) ist dort eine Art alternative Künstlerwerkstatt erstanden, welche sich vornehmlich beim übriggebliebenen Schrott bedient und das Gelände mit allerhand skurrilen Skulpturen und anderen Kunstarbeiten übersät hat. Wie ich bei meinem ersten Rundgang feststellte, wurde jedoch nicht unter freiem Himmel, sondern in drei baracken- bzw. bunkerähnlichen sowie zu einer Seite halboffenen Resten des vormaligen Gebäudes aufgelegt. Auf dem größten dieser drei „Floors“ hatte sich die Traum-Schallplatten-Gemeinde eingerichtet und die mit unzähligen Graffiti verzierten Bröckelbeton- und Klinkerglaswände schön mit einem Kronleuchter über dem DJ-Pult konterkariert, während zu dieser Zeit Labelchef Riley Reinhold einige groovende Melodieschmankerl aus progressiv inspirierten Technoterritorien unter der stetig anwachsenden Meute verteilte. Ab ein Uhr übernahm dann der aufstrebende niederländische Jungproduzent Applescal mit seiner langen Mähne die Kontrolle über das post-industrielle Ambiente und weckte mit seinem einstündigen, herrlich bassgetriebenen Liveset mehr und mehr das Tanzbein zum Leben, wobei mir besonders Forced Angel und sein Remix für Morris Cowans Hasten Chimera aufgefallen und daher nachdrücklich im Gedächtnis geblieben sind. Als Max Cooper schließlich um Punkt Zwei das Ruder übernahm, geriet die Menschendichte dann zwar noch einmal etwas dichter, die Bewegungsfreiheit jedes Einzelnen schränkte dieser Umstand jedoch nicht unbedingt ein, tanzte sich das angenehm heterogene Publikum inklusive meiner Wenigkeit in den nächsten 2¾ Stunden doch regelrecht von einer Ekstase in die nächste. Die trotz ungehinderter Septembernacht-Frischluftzufuhr stetig ansteigende Temperatur in der schön abgeranzten Baracke kümmerte deswegen ebenfalls kaum jemanden. Kein Wunder, bot das Set von Max Cooper doch solch eine hervorragende Genrevielfalt, solche Fässer voll düster-brodelnder Basswände und immer wieder solch wunderbar sphärische Melodieanleihen, dass die Feierlokation mit ihren spärlich zuckenden Neonlichtern mehr und mehr zu einer Art post-apokalyptischen Parallelwelt mutierte. Der glücklicherweise sehr wenig übersteuerte Klang der Anlage tat da sein Übriges und ließ das Repertoire des Briten einige Stufen druckvoller wirken als auf der heimischen Anlage. Von allen EPs, die der Gute bisher veröffentlicht hat, gab es reichlich Tracks auf die Ohren (allen voran natürlich seine exzellenten Traum-„Serien“), doch auch zahlreiche seiner Remixe (für Leute wie Extrawelts Im Garten von Eben, The Doppler Effect von Andrew K oder Ryan Davis' The Wolve, um nur einige Beispiele zu nennen) waren mit von der Partie. Durchsetzt mit minimaleren Momenten (InhaleExhale) und Tempoverschleppungen durch Dubstepeinflüsse (Enveloped und Automnemonic) breitete sich somit die volle Brandbreite des Cooper’schen Klangkosmos, welcher durch fingerfertige Liveeffektierungen exzellent ergänzt wurde, vor dem geneigten Nachtschwärmer aus. Den epischen Höhepunkt des gefeierten Sets setzte es für meinen Geschmack dann im letzten Drittel, als sich bei Harmonisch Serie auch der letzte Unentschlossene in Trance tanzte, bevor die Klangreise später mit dem hauseigenen Remix von Dominik Eulbergs Sansula einen schön sphärisch-ambienten Schlussakkord aufbot und ich mich gegen kurz nach fünf wieder auf den Rückweg machte. Alles in allem ein mehr als gelungener Ausflug ins Rheinland, der die etwas längliche Anfahrt mehr als wettgemacht hat. Schließlich kam ich so nachher immerhin noch in den Genuss, aus dem Zugfenster heraus einem malerischen Sonnenaufgang über den frühherbstlichen Nebelfeldern der westfälischen Prärie beizuwohnen. :yes:

    PS: Max Cooper selbst scheint es übrigens ebenfalls ziemlich gut gefallen zu haben, wenn ich mir die Kommentare beim Fratzenbuch so anschaue…

    Einmal editiert, zuletzt von hammer (26. September 2011 um 01:09)