N'Abend zusammen!
Zur Feier des Tages möchte ich euch heute eine für meinen Geschmack sehr spannende Kollaboration, welche ganz im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft steht, vorstellen. Verantwortlich dafür zeigen sich die beiden, bereits seit geraumer Zeit nicht mehr aus dem Zirkus der elektronischen Musik wegzudenkenden Herrschaften Marc Romboy (Mönchengladbachs ganzer Stolz) und Olivier Mateu alias Rodriguez Jr. als einer der Minimal-/Neotrance-Lichtgestalten aus Frankreich, welche zudem für das Vinylcover der insgesamt zwei frische Tracks enthaltenden Veröffentlichung - aus welchem Grund auch immer - die Hüllen (zumindest obenrum) fallengelassen haben, wie man beispielsweise hier unschwer erkennen kann. Der Qualität der Tracks tut das natürlich glücklicherweise keinen Abbruch, sodass sich der geneigte Hörer bei den beiden französisch betitelten Stücken auf eine angenehm druckvolle Mischung irgendwo zwischen Deep, Tech und Progressive House, welche einem Techtelmechtel mit der gewissen sphärischen Note nicht abgeneigt erscheint, freuen kann...
Die Hommage an den Lac De Nivelles, ein mir bisher nicht untergekommenes stehendes Gewässer, spiegelt in diesem Zusammenhang auf jeden Fall die etwas entspanntere Ader der EP wider und zeigt sich daher auch im Intro zunächst von seiner zurückgelehntesten Seite, wenn sommerlich anmutende Xylophonklänge mit dezenten Flächenansätzen eine wunderbar sphärische Symbiose eingehen. Die unbeschwerte Stimmung, welche desweiteren von groovenden HiHats und sporadisch auf den Plan tretenden Bongos begleitet wird, erfährt zwar auch in Kooperation mit einer wattigen Kickdrum ihre Fortsetzung, sieht sich allerdings zusehends mit einer düster schielenden Bassline konfrontiert, welche dem Ganzen alsbald das "Sommer-Sonne-Strand"-Klischeedenken austreibt und diesem vielmehr die entscheidende Portion Tiefe mit auf den Weg gibt. Trotz ihrer recht unterschiedlichen Auffassungen von atmosphärischer Aufbauarbeit gelingt es dem Track, seinen melodiebeseelten sowie seinen nach Dunkelheit lechzenden Pol in mehr als gelungener Art und Weise zueinander zu führen, ohne dass die jeweilige Seite ihre Herkunft allzu sehr vernachlässigt. Besonders die schimmernden Flächenwellen vom Beginn können sich in dieser Formation mehr und mehr als tragendes Element herauskristallieren, während sie - mal fragmentiert, mal ausufernd - auf dem grummelnden Untergrund ihre Runden drehen und sich dabei auch von verwirrten Kamikazetönen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Kurze Intensitätssteigerungen, in welchen sich die Bassline immer mal wieder in Richtung knarziger Gefilde begibt, unterstreichen den progressiven Charakter des Tracks, welcher sich zwischendurch auch eine Verschnaufpause vom düsteren Untergrund gönnt und in dieser Phase vereinzelte Alternativ-Stakkatotöne aus der Reserve lockt. Allzu lang hält dieser Zustand jedoch nicht an, sodass sich im weiteren Verlauf schnell wieder der bekannte deepe Groove einstellt, um die melodischen Versatzstücke noch einmal mit der gewissen Portion Druck zu subtiler Hochform anlaufen zu lassen. Die restlichen Momente gehören dann einem sanften Rückbau, welcher schließlich in einem nicht minder entspannten Outro mitsamt wieder zum Vorschein gekommenem Xylophoneinsatz gipfelt und die Vergabe imho verdienter 5,5/6 eindrucksvoll untermauert.
Couleur De l'Espoir als Zweiter im Bunde versteht sich augenscheinlich als "Farbe der Hoffnung", welche insbesondere durch die hiesigen Melodiestränge verdeutlicht wird, welche mit einem Korb voller organischer Wärme das im direkten Vergleich noch einen guten Tick druckvoller gestaltete Drumming in seinem grummelnden Ozean überzeugend kontrastieren können. Dabei sind die sphärischen Elemente zunächst sogar noch deutlich in der Überzahl, wenn sie in Form von wellenartigen Flächenstücken sowie wasserfallartigen Tongruppen ein wundersam beruhigendes Afterhour-Gemälde auf die akustische Leinwand zirkeln, ehe der Untergrund seine Scheu über Bord wirft und mit einer elektroid beeinflussten Stakkatobassline die Melodieelemente mit düster anmutender Monotonie bekannt macht, woraufhin diese sich erst einmal in den Hintergrund verkriechen. Der Schockzustand ist jedoch nur von kurzer Dauer, sodass im weiteren Verlauf ein interessantes Zusammenspiel aus nunmehr sogar auf mehreren Tonhöhen agierender Bassline sowie kaskadenartigen Melodieversatzstücken das Licht der Welt erblickt und damit irgendwo im Niemandsland zwischen treibender Techno-Düsternis und deephousigen Melodie-Wattestäbchen seine hörenswerte Nische findet. Im Mittelteil bahnt sich schließlich ein Kurzbreak an, welches zunächst die stakkatierten Basslineklänge, im weiteren Verlauf dann auch die Flächenwellen auf die stille Treppe verbannt, bevor nach einem Stimmen-Intermezzo der Untergrund deutlich anzieht und in knarziger Manier die intensivste Phase des Tracks forciert. Die in diesem Zusammenhang initiierten acidlastigen Alternativtöne wirken dagegen für meinen Geschmack leider etwas atonal und trüben das Gesamtbild im letzten Drittel, welches sich schließlich mit einem Stimmengewirr-Outro ins Nirwana verabschiedet. Alles in allem erreicht das Stück trotz der leichten Abzüge aber immer noch überdurchschnittliche 5/6 auf der nach oben nicht offenen TF-Skala.
Greetz,
:: der hammer ::