Luis Junior "Colache EP"

Track Rating
4.5 / 6
(4 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!

    Progressiv verwunschene Klangpfade, durch weite Landschaften voll subtiler Melodieansätze führend, begleitet von am Horizont thronenden, düsteren Gewitterwolken - das ist das Métier des spanischen Produzenten Luis Vaquero García alias Luis Junior, auf den ich im letzten Jahr durch diesen famosen Remix aufmerksam geworden bin. Auch John Digweed scheint von den ätherischen Soundwelten des Iberers ziemlich angetan zu sein, denn nicht anders ist es zu erklären, dass die im Februar veröffentlichte Colache EP auf dem digitalen Ableger seines mittlerweile seit über zehn Jahren eindrucksvoll und erfolgreich im Progressive House stöbernden Labels Bedrock Records ein mehr als passendes Zuhauses gefunden hat. Wer sich wieder einmal so richtig in einem Track verlieren möchte und zugleich seine musikalischen Scheuklappen auf Distanz hält, sollte hier auf jeden Fall nicht vor einer Hörprobe zurückschrecken… ;)

    Die unglaublich mystische Ader des Original Mixes wird bereits im Intro ersichtlich, wenn fadenscheiniges Melodieschimmern durch den Raum geistert, von filigranen Klickereffekten begleitet und alsbald von einer herrlich dunklen Basslinewand kontrastiert wird. Ganz allmählich sucht sich dabei nun der Untergrund seine Einzelteile zusammen, um im weiteren Verlauf als minimalistisch inspirierte Druck- und Drohgebärde die Fortbewegung des Ganzen in die Hand zu nehmen, bevor nach etwa zwei Minuten weitere Melodiefragmente auf die Bühne treten und mit ihrer im Vergleich zu den bisherigen Elementen wesentlich kraftvolleren Natur die sphärische Komponente des Tracks mehr und mehr zu intensivieren vermögen. Angereichert mit einigen immer wieder leicht an- und abschwellenden Begleittönen kann der Hörer dann auch in und im Anschluss an das folgende Kurzbreak das geheimnisvoll umrankte Wegenetz dieses Stücks in seiner vollen progressiven Vielfalt bewundern und bewandern, wobei sowohl die Melodieelemente als auch das Drumming sich stetig neu zusammenmischen und etwaigen Plätschervorwürfen jeglichen Nährboden entziehen. Mal präsentiert sich das Ganze dabei technoider, mal wunderbar neotrancig, bis ein weiteres Break noch einmal eine mit mystischen Melodieflächen ausstaffierte Verschnaufpause einlegt und das Stück im letzten Drittel zusammen mit den Drumming noch einmal eine Intensitätssteigerung erfährt. Nach etwas mehr als 10 Minuten, welche allerdings wieder einmal wie im Flug vergehen, biegt der Track dann schließlich auf die verdiente 5,75/6 zierende Zielgerade ein. :D

    Der Film Translation Mix geht seine Sache dann im Vergleich zum Original etwas techhousiger an, verzichtet allerdings glücklicherweise nicht auf die Einbettung der im Dunstkreis von Düsternis und Mystik schwebenden Melodiefragmente. Das kurze Intro weist mit einer monoton gehäckselten Tonfolge bereits in jene Richtung, in welche sich dieser Mix entwickeln wird, bevor ein trockener Beat in die Schlacht geschickt wird, welcher alsbald von nicht minder monoton geloopten Alternativtönen Geleitschutz erhält. An diese Basis dürfen sich dann aus dem Hintergrund heraus auch die ersten sphärischen Melodieandeutungen aus dem Original äußerst subtil heranarbeiten, während gleichzeitig im Untergrund eine stakkatierte Bassline ausgepackt wird, welche den zwielichtigen Tonfolgen nun mehr und mehr zur Entfaltung verhilft. Die nächste Phase wird dann zwar wieder von den monotonen Alternativen dominiert, das sphärische Gegenstück lässt sich jedoch nicht wirklich unterkriegen und darf sich im anstehenden Kurzbreak endlich einmal ohne die restlichen Elemente für einige Augenblicke amüsieren - das techhousige Rauschen im progressiven Wald gewinnt schließlich früh genug erneut die Oberhand in diesem Stück! Nach einem letzten sphärischen Stelldichein in Kooperation mit dem tänzelnden Untergrund werden die Melodieelemente nämlich wieder in den Keller verfrachtet, während die Bassline beim Rückbau noch einen schön stakkatierten Sololauf unternimmt. Alles in allem kann der Mix für meinen Geschmack aber in keinem Moment mit dem gehaltvollen Original mithalten und muss sich daher mit etwas weniger euphorischen 4,75/6 abgeben.

    Der Third Mix entführt zum Abschluss der EP die subtilen Melodieversatzstücke aus dem Original in ein druckvoll-technoid groovendes Umfeld, wobei auch hier die ersten zaghaften Flächen bereits in einem kurzen Intro an die Hörerschaft herangeführt werden. Ein markant nach vorn schielender Untergrund lauert jedoch schon hinter der nächsten Trackecke und vollzieht nun bis zum nächsten Kurzbreak, in dem erneut die fadenscheinigen Melodieflächen die Hauptrolle spielen, eine zunächst noch recht unspektakuläre Entwicklung, bevor im weiteren Verlauf dann sowohl einige spannende Effektspielereien als auch die ganz allmählich anwachsende Melodieebene die aufkommende Langeweile wieder in ihre Schranken weisen. Dies geht desweiteren mit einem Break einher, welches die Originalmelodietöne endlich komplett aus ihrer Umklammerung löst und den Track kurzzeitig in eine herrlich mystifizierende Wolke führt, ehe der nach vorn ausgerichtete Untergrund wieder erwacht und zunächst nur in Kooperation mit ordentlich Effektnebel den Fortgang des Mixes beschreitet. Aus dem Hintergrund des Ganzen heraus machen sich allerdings die bekannten Melodiefragmente im Folgenden erneut auf den beschwerlichen Weg in das Bewusstsein des Stücks - ist es dann aber soweit, spielt die zwischen Düsternis und Hoffnungsschimmern changierende Atmosphäre erneut ihre Karten aus, einzig der Untergrund bleibt stets seltsam unberührt. Das Niveau des Original wird daher auch hier nicht erreicht, sodass sich der Dritte im Bund mit 5/6 zufrieden geben muss. :yes:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Einmal editiert, zuletzt von hammer (24. März 2010 um 19:35)