N'Abend zusammen!
Der russische Produzent Aleksandr Sergejewitsch Browkin alias Ormatie begeistert mich bereits seit geraumer Zeit mit seinen filigranen Klangwelten irgendwo zwischen progressiver und minimaler Ästhetik, mit welchen er stets wunderbar atmosphärische Gefilde durchschifft. So ist es auch bei seiner aktuellen EP, welche auf den Namen Birthdays hört, kein Wunder, dass hier keineswegs die Untermalung ausschweifender Partynächte im Vordergrund steht, sondern vielmehr das Hauptaugenmerk auf eine nachdenklich-melancholische Afterhour-Stimmung gelegt wird. Der Track ist jedenfalls zusammen mit einem überaus ansehnlichen Remixpaket (Etiket, Davis & May sowie Yvel & Tristan) digital auf Proton Music erschienen. Für Hörproben weise ich euch dabei diesmal ausnahmsweise den Weg zu DJDownload, da bei YouTube leider nur ein Remix zum Eintauchen und Genießen zur Verfügung steht.
Schon in den ersten Momenten des Original Mixes deutet sich an, dass die hiesige Kooperation aus gedämpftem Beat und erster sphärischer Melodieandeutungen in Form von angenehm sirrenden Flächen und subtilen Gitarrentönen sich darauf spezialisiert hat, den gemeinen Hörer behutsam mit auf eine interessante Klangfarbenreise zu nehmen. Mit weiteren Alternativ- und den zu monotonen Begleittönen avancierenden Gitarrenklängen beschwört das Ganze im Anschluss dann ein überaus dezentes Drumming herauf, welches die leicht zwielichtigen Flächen auf eine sanft stakkatierte Bassline bettet, welche mit einigen klickernden Nebeneffekten die minimale Seite dieses Stücks widerspiegelt. Die Melodieebene jedoch erarbeitet sich hier einen nicht minder unaufdringlichen Status, zu dem auch einige im weiteren Verlauf immer wieder passend eingesetzte Melodiefragmente beitragen, welche die melancholische Ader des Ganzen zunehmend auszubauen wissen. Weitere schwebende Flächen intensivieren dabei die frühherbstliche Atmosphäre und erheben sich in einem angedeuteten Break in anmutige Höhen, ehe im weiteren Verlauf zur Abwechslung das fein austarierte Drumming sich für einige Augenblicke fern von jeglicher Melodieausstaffierung bewegt. Dieser Zustand dauert allerdings nicht allzu lang an, da sich aus dem Hintergrund bereits wieder die subtilen Flächen zu Wort melden und zusammen mit den restlichen Elementen die leicht deep angehauchte Atmosphäre intensivieren. Die Mischung aus angedeuteten Breaks, immer wieder unterschiedlichen Zusammensetzungen von Drumming und Melodieebene macht dann auch im letzten Drittel des Tracks seine Faszination aus, bevor das Stück sich auf seinem filigran klickernden Untergrund herrlich subtil zurückbaut und von meiner Seite aus mit mehr als verdienten 5,75/6 belohnt wird.
Der Etiket Remix greift zwar einige der vielen gelungenen Melodieelemente aus dem Original auf, verführt diese aber in eine sphärisch noch etwas deeper geratene Umgebung, welche zudem nicht davor zurückscheut, auch den Kontrastreichtum des Ganzen zu verschärfen. Zu Beginn ist davon zwar noch nicht allzu viel zu hören, wenn sich auf einem nur nuancenhaft veränderten Klickerdrumming die ersten Melodiestrukturen aus dem Original aus dem Untergrund herausschälen, im ersten Break dann scheinen die subtilen Originalflächen jedoch zu stolpern, wobei sie in einen monotonen Loop-Rhythmus geraten, mit dem sich auch das Drumming in der nächsten Phase schmückt. Im Untergrund schielt dabei die bisher zurückhaltende Bassline bereits danach, mit knarzenden Klängen auf das Trackbett losgelassen zu werden, im Anschluss wird sie allerdings erneut komplett hinter Schloss und Riegel gebracht, sodass das Hauptaugenmerk nun wieder auf dem monotonen Flächenstück liegt, welches alsbald hervorragende Alternativen zur Seite gestellt bekommt, mit denen das Ganze in sphärischer Hinsicht nun wesentlich dunkler auftritt. Daran können auch die hellen Tonspritzer aus dem Original nichts ändern, welche sich dem nächsten Break in einem gelungenen Ritardando nähern und anschließend eine fast schon gespentische Stille offenbaren, aus denen sich der Track schließlich mit den heranschießenden alternativen Flächenklängen befreit. Diese sorgen auch im Folgenden zusammen mit dem Drumming für die nötige Anspannung, bevor der Remix nach einem kurzen Acid-Trip der Bassline im Nebel verschwindet - natürlich nicht ohne die kurz zuvor erworbenen 5,5/6 dorthin mitzunehmen...
Die verbleibenden zwei Remixe handle ich jetzt nur noch kurz ab, um eure Geduld nicht allzu sehr zu beanspruchen, wobei der Yvel & Tristan Remix mit seinen monotonen Techhouseklängen auch das schwächste Glied der EP darstellt und damit nicht groß zur Erwähnung kommen muss. Hier wird nicht nur gepflegte Langeweile zelebriert, auch das Original ist fast komplett auf der Strecke geblieben und sämtliches sphärisches Potenzial über Bord geworfen worden. Da macht es der Davis & May Remix für meinen Geschmack auf jeden Fall wesentlich besser, wenn er einige Fragmente der Originalelemente mit einer Vielzahl von Alternativmelodien konfrontiert und diese in einem drückenden sphärischen Neotrance-Gewand verwebt. Dem gemeinen Hörer wird dabei nicht nur die größte Klangvielfalt dieser EP geboten, auch der Kontrast aus trocken groovender Bassline in dunklen Klangfarben und den vielschichtigen Alternativmelodien lässt mein Herz hier höher springen. Alles in allem sicherlich ähnlich stark wie Original und Etiket-Version!
Greetz,
:: der hammer ::