Diesen sehr sehr coolen Film habe ich gestern im Unieigenen Theater/Kino gesehen und muss da mal ganz schleunigst nen Thread für öffnen.
Handlung ist flott erzählt:
Elisabeth trennt sich im Jahr 1975 von ihrem Mann und zieht mit den beiden Kindern in die WG ihres Bruders. Der lebt dort in einer offenen Beziehung mit seiner Freundin, sowie mit nem Schwulen, einem Hippie-Pärchen sowie einem Paar mit Kind dessen weiblicher Elternpart eher homosexuell orientiert ist. Die WG (Tilsammans - Gemeinsam) ist mangels Platz nicht gerade erfreut über die neuen Mitbewohner, und ebenso die Kinder, denn es gibt keinen Fernseher, kein Fleisch und überhaupt sind die Leute in Tillsammans ziemlich durchgeknallt.
Während sich der Nachbarjunge in Elisabeths Tochter Eva verliebt, versucht ihr Mann den Kontakt zu ihren Kindern aufrecht zu erhalten und Elisabeths Herz zurückzuerobern. Die lebt sich allerdings flott in Tillsammans ein, während die Kinder das ganze etwas distanzierter betrachten und sich bald auch zu wehren beginnen.
Ich habe den Film schon was länger illegalerweise zur Verfügung, allerdings sah mir das ganze beim Durchscrollen recht langweilig aus und ohnehin war es nur schwedsich. Gestern hatte ich dann zwar Untertitel, doch zu Anfang brauchte ich doch etwas Zeit um mich auf den Film einzulassen, denn die 70-er Jahre sind eigentlich nicht so mein Fall und in der Anfangsphase werden halt die Charaktere und ihre Eigenarten vorgestellt, was wichtig ist und gerade für die Leute interessant, die diese Zeiten selbst aktiv miterlebt haben. Irgendwann geht aber das große Beziehungskarussel und die Rebellion der Kinder los und macht den Film auch zunehmends interessanter für diejenigen, die nur eine gute Kömödie sehen wollen.
Letzlich ist der Film aber mehr als das. Ein perfektes Abbild der 70-er Jahre und ihrer diversen Lebensstile, wie ich es in ähnlicher Form bisher nur aus den entsprechenden Forrest Gump Szenen kannte. Dabei identifiziert man sich größtenteils mit den Kindern, denn die scheinen die einzig vernünfiten Menschen in Tillsammans zu sein =) Man kanns auch als Satire bezeichnen, allerdings erscheint der Film trotz seiner vielen Wendungen nie übertrieben und könnte auch glatt ne Doku sein. Zumindest soweit ich das als 80er Kind überhaupt behaupten darf.
Soundtrack ist wie es sich gehört zeitgemäß, SOS von Abba und Love Hurts von Nazareth sind da an erster Stelle zu nennen. Aber auch ansonsten ist der Film sehr schön liebevoll umgesetzt, sowohl von den Bildern, als auch schauspielerisch. Vor allem Gustav Hammersten als Göran, der mehr oder weniger die Hauptrolle oder zumindest den Mittelpunkt von Tillsammans bildet ist einfach nur zum Schießen, durch seine übertriebene Gutmütigkeit, seinem treudoofen Blick und der die gesamte WG trefflich beschreibenden "Pudding-Parabel". Und auch die Kinder machen ihren Job super, insbesondere der Nachbarsjunge. Und würde da am Ende nicht was von 2000 stehen, ich hätte echt geglaubt, der Film wäre aus den 70-ern.
Also Leute: angucken! Sehr empfehlenswert! Und gibts auch in deutsch