Sorry, dass ich noch mal weit aushole, finde das aber spannend.
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Original von Clear_Blue
Wenn ich aber allein schon die obskuren Ausführungen zum Urheberrecht im Parteiprogramm lese, ist diese Partei für mich absolut unwählbar.
Genauso obskur finde ich es an der bisherigen Urheberrecht festzuhalten. Ob die der Piraten die richtige ist, sei mal dahin gestellt. Aber so, wie es bisher gehandhabt wurde, wird auf Dauer nicht funktionieren.
Die anderen Parteien haben zu diesem Thema auch keine besseren Vorschläge.
Außerdem sind die anderen Parteien in so manch anderen Punkten ziemlich obskur.
Für mich persönlich gibt es bisher keine einzige Partei, in deren Programm ich mich zu 100% wiederfinde. Das tendiert eher gegen 50 % und weniger. Man muss also bei jeder Partei hier und da abwägen, ob einem der Punkt so wichtig ist.
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Original von Clear_Blue
Auch wenn man weiter liest, ist das durch die Bank unpräzise und schwammig.
Auch das kann durch weg zu jeder Partei sagen. Meist steht überall recht wage, was man machen möchte, aber nicht wie. Und selbst bei den Punkten, bei denen die bisher regierenden Parteien vor der Wahl konkreter geworden sind, weiß man schon vor der Wahl, dass die nach der Wahl selten so erfüllt werden, wie angekündigt.
Das heißt nicht, dass ich das bei den Piraten gut finde. Aber man muss da schon mit gleichen Maß messen.
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Original von SpiderBoB
Gut zuwissen!Die bekommen meine Stimme bestimmt nicht!
Das ist meist dieses scheinheilige Geblubber.
Bei der Starkbierprobe auf dem Münchener Nockherberg z.B. treffen sich jedes Jahr die Politiker Bayerns zum gemeinschaftlichen Besäufnis. Viele davon rauchen wie eine Dampflock.
Und das ist nur ein Beispiel.
Ähnlich, wie beim Urheberrecht ist es auch bei diesem Thema Zeit umzudenken. Entweder man ist konsequent, und verbietet auch Alkohol und Tabak, oder man ist konsequent, und legalisiert auch andere Drogen.
Die bisherige Unterscheidung in der Gesetzgebung ist eigentlich nicht nachvollziehbar, da sie durch Brauchtum begründet wird, und nicht durch gesundheitliche Aspekte. Allein in Deutschland sterben jährlich tausende Menschen durch Alkohol und Zigaretten. Bisher habe ich noch von keinem gehört, der durch z.B. Canabis gestorben ist. Und gerade bei Alkohol ist der Tot ja nur ein schlimmer Aspekt. Davor kommt meistens familiäre Gewalt, Abgrenzung, Verarmung und Verwahrlosung.
Die meisten lügen sich auch in die eigene Tasche. Machen wir uns doch nichts vor. Prohibition hat noch nie funktioniert. Sowohl nicht beim Alkohol in den USA, wie auch bei anderen Drogen hier bei uns. Es gibt einen gewaltigen Schwarzmarkt, allerdings ohne Verbraucherschutz, Aufklärung oder Besteuerung. Stattdessen werden Unsummen in die recht erfolglose Verfolgung gesteckt.
In Deutschland haben wir das weltweit älteste noch geltende Lebensmittelgesetzt der Welt! Und welches ist das? Das Reinheitsgebot für Bier aus dem Jahre 1516. Also für Alkohol, eine Droge. Warum soll es solche Reinheitsgebote nicht auch für andere Drogen geben, um den Verbraucher vor gefährlichen Substanzen zu schützen? Ok, zugegeben, das bekommt die Regierung bei Zigaretten auch nicht hin.
Ich will hier nicht den Eindruck vermitteln, dass ich Drogen konsumiere oder Abstinenzler bin. Ich liebe Wein, hab auch schon dies und das probiert, wie die meisten. Heutzutage gibt es kaum einen Jugendlichen, der nicht mal an einem Joint gezogen hat. Ist er deswegen gleich ein Krimineller?
Es gibt ja sowohl beim Raubkopieren, wie auch bei dem Thema Drogen immer die Ansicht, dass obwohl es viele machen, es noch lange nicht richtig ist.
Was richtig oder falsch ist, hängt immer von den lokal herrschenden Moralvorstellungen einer Mehrheit ab. Wenn etwas viele in einer Gesellschaft wollen oder machen, warum soll es dann für diese Gesellschaft falsch sein? Ist das nicht Demokratie, dass wenn die Mehrheit etwas will, es folglich für diese Gesellschaft auch „richtig“ ist?
Ich bezweifle zwar, dass es gerade bei den Drogen eine Mehrheit geben würde, die pro ist, aber hier geht es ums Prinzip. Man kann doch grundsätzlich nicht etwas verbieten, weil eine Minderheit meint, das wäre für alle das Richtige.
Ob die Piraten nun alles bis ins letzte durchdacht haben, oder nicht, ob deren Vorschläge zu 100% sinnvoll sind, oder nicht, spielt im Moment für mich keine Rolle.
Ich finde es wertvoll, dass sie aufzeigen, dass vieles so gehandhabt wird, wie es gehandhabt wird, weil es schon „immer“ so war. Das ist keine sinnvolle Argumentation. Die Piraten schaffen es, dass man wieder offen über kontroverse Themen diskutiert und zeitgerechte Alternativen überlegt, statt sich auf Gewohnheit zu beziehen. Ich erwarte gar nicht, dass die Piraten quasi aus dem Stand heraus die heilbringenden Lösungen für alles und jeden präsentieren. Die anderen Parteien schafften das in Dekaden nicht. Nur, weil die Parteiprogramme anderer Parteien mehr Seiten vorweisen können, oder mehr Themen, sind sie nicht automatisch besser.
Wichtig ist, dass man frisch und flexibel im Kopf bleibt, und sich so an neue Gegebenheiten anpasst, statt die Augen zu schließen, und sich die Ohren zu zuhalten, nach dem Motto, was ich nicht sehe und höre, existiert nicht.
Die Deutschen sind Weltmeister im Meckern, vor allem über Geld und Politik. Gewählt werden aber letztendlich doch immer die alten Mumien, die in ihrer persönlichen Entwicklung vor 50 Jahren stehen geblieben sind. Und dann wundern sich alle, warum sich nichts bessert.
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Original von Skuz
Da ich meine eignen Äußerungen in diesem Thread gerade noch einmal gelesen habe, muss ich feststellen, dass die Piraten sich schneller entwickelt haben, als ich 2009 vermutete und mir auch vor einem guten halben Jahr noch nicht so wirklich vorstellen konnte.
LOL, als ich vor ein paar Tagen den Thread hier überflogen habe, dachte ich mir genau das Gleiche über dich.
Finde ich aber gut. Man sollte sich und seine Ansichten immer prüfen und ggf. verbessern.
EDIT:
Interessanter Auszug aus diesem Artikel:
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Am bedeutsamsten für die Zukunft der Piraten dürften die jüngeren Wähler und Mitglieder sein, bei denen die Hoffnung überwiegt. Sie wurden von den traditionellen Parteien nicht enttäuscht - sie konnten noch nie etwas mit ihnen anfangen. Die Piraten sind für sie etwas Eigenes, das aus ihrer Generation entstand - das Internet hat sie politisiert, es ist sozusagen ihr Willy Brandt. Die „alten“ Parteien haben für sie kein Identifikationspotential. Die CDU verbinden sie nicht mit der Wende, sondern mit der Wendigkeit in Grundsatzfragen. Wenn sie SPD hören, denken sie nicht an Gerechtigkeit, sondern an eine Partei, die Großvater wählte, weil er Arbeiter war. Über die FDP machen sie sich lustig, die Grünen sind für sie spießige Technikfeinde, und die Linke kommt in ihren Lebensentwürfen selten vor.
Aber auch:
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Eines Tages, wenn sie sich noch ein paar Mal umgekrempelt hat, wird sich die Partei zu allen großen Themen eine Meinung gebildet haben. Ein ziemlich wirres Programm dürfte dabei herauskommen. Und das Versprechen nach Mitbestimmung, das einzige, das sie hat, könnte dann ziemlich schnell langweilig werden.