In weiser Voraussicht hatte ich mich dieses Jahr für die Hotel-Variante entschieden. Ich wollte es einfach mal ausprobieren. Es wäre beinahe alles etwas eng geworden, da ich meinen Urlaub dieses Jahr, gewollt, etwas später antreten durfte. Letztendlich hat alles geklappt und das berufliche Ereignis wollte ich einfach nicht missen.
Ich machte mich mit etwas Verspätung also auf den Weg in die Nähe von Kastellaun. Selbstverständlich erwartete mich ein 20km Stau vor dem Elbtunnel. The Timewriter und mehrerer Cappuccino sei dank, konnte ich meine sechsstündige Fahrt entspannt und gelassen angehen. Dies änderte sich jedoch halbstündlich. Ich verbrachte insgesamt 1,5h vor diesem "!!!§$%&!!!“§§!!!",… *alle Schimpfwörter dieses Planeten in all ihren Sprachen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sowie in sämtlich noch zu findenden Galaxien mit ihren Bewohnern und Dimensionen*..., Tunnel. Seit ich im Berufsleben bin, 1996, wird an diesem "Ding" herumgedoktert. Diagnose:"Dilettantsimus!" Sei es vom Bund oder der Stadt Hamburg. Niedersachsen nimmt sich da auch nicht viel. Danach ging es Gott sei Dank in normalen Verhältnissen weiter. Wobei die Fahrt an der Mosel bei ungünstigen Lichtverhältnissen, nasser Fahrbahn und Ortsunkenntnis ein Highlight des Wochenendes darstellte. Leicht abgekämpft und doch glücklich kam ich am Hotel an und wurde sehr freundlich empfangen. Am Horizont konnte man vereinzelte Gewitter anschauen. Ich mag Gewitter. Besonders zu zweit. Ich entschuldigte mein verspätetes Eintreffen, da ich vorab bereits gefühlte zwanzig Anrufe in diese Richtung tätigte und immer wieder eine neue Ankunftszeit angab. Das Hotel entsprach den Beschreibungen und ich freute mich schon auf den Indoor-Pool. Auch war es mal ein angenehmes Gefühl, quasi gleich als Raver enttarnt worden zu sein, scheine ich wohl doch noch nicht so alt und verschlissen auszusehen. Ich nahm noch schnell eine Dusche, ein absoluter Vorteil gegenüber dem Camping und machte mich auf den Weg zur Pydna.
Ich hörte zur Einstimmung Dave Clarke's White Noise-Podcast. Es lief Edgar 9000 mit, bezeichnenderweise "End of Summer". Killer! Packender, fesselnder, verstörender 20min Track! Da sinnierte ich auch mal wieder über das Produzentendasein. Warum fängt man eigentlich an zu produzieren? Was erhofft man sich dadurch? Ist es zu beginn ein ideeller oder materieller Wert. Fragen über Fragen quälten mich wieder. Welche mir die Trance-Szene jedoch wohl nicht beantworten werden bzw. können wird. Eigentlich, so schien es mir, war der Freitag vom Line-up her nicht unbedingt gut bestückt. Was für eine Fehleinschätzung meinerseits. Meistens regeln sich solche Sachen von ganz alleine. Wird schon. Ich ging direkt am Open Air Floor (OAF) vorbei und entkam so Laserkraft 3D. Kurze Orientierungsphase, Classic-Floor, Essmeile, Bunker, ab zum Century Circus (CC). Da stand er nun, der "mächtige Achtmaster". Wenn man schon einen Zehnmaster andeutet, sollte man ihn auch aufstellen. Egal. Es spielte die Moni. Und wie! Sie packte mich sofort. Was war das denn für ein cooles und grooviges Set. Endlich spielte sie mal wieder etwas schneller. Es kamen sogar unheimlich viele Melodien, welche viel mehr Trance sind als…, nun, egal. Es war für mich das Set des Festivals. Danke Moni. Es folgte Adam Beyer. Was war das denn für ein Hammer-Intro? Ich freue mich jetzt schon auf das Set in seiner Drumcode-Radio-Show. Hoffentlich finde ich da den Titel des Tracks. Es kam der "Baba". Wie immer mit Vinyl, komischer Verkleidung, hier in Form einer Weste mit komischen Zeichen, seinen Groupies und ausladenden Gesten. Es fehlte nur noch eine Flasche "Tiger-Blut" und eine Machete. Er würde bestimmt höher rangieren, würde er sich mehr auf das Auflegen konzentrieren. Sein Glück, er spielt einfach Tracks, die funktionieren und sitzen. Da kann ich dann auch über sein Mixing hinwegsehen. Er spielte Deetron's "Starblazer". Es war ein gelungener Ausklang des Freitags. Mit unheimlich viel guter Musik, Freude, Tanzen, einfach Spaß. Wird schon, bzw. es wurde. Zum Schluss gab es statt "Window Licker" "Night of the Jaguar". Ich bin mir nicht sicher, ob die gemeine Feiermeute wirklich weiß, wofür der Track eigentlich steht. Erneut türmten sich wieder Fragen um Fragen in meinem Kopf auf. Verkehrte Welt. Kämpfte man 1999 noch darum, den Track nicht an ein Major zu verlieren bzw. gegen Sony's Veröffentlichung, so sehnt man sich heute danach. Interessant fand ich auch das Interview von Sven in einer hiesigen Sonntagszeitung. Dort werden mal eben Gagen in Höhe von 50000,-€ kolportiert, was ich absolut nicht mehr nachvollziehen kann. Da möchte ich nicht wissen, was andere DJs bekommen. Verkehrte Welt. Was wurde sich 1999 aufgeregt, als man erfuhr, dass Carl für sein 20min Set auf der Loveparade 20000,-DM bekommen haben soll. Wahnsinn. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Nun gut, leider fehlten mir irrsinnigerweise an dem Wochenende Leute wie Hell, Carl, die alte Garde halt. Paradox, ich weiß. Und dann sieht man Teens mit "Back to the Roots" T-Shirts. Puuhhh. Einen jungen Mann mit "S-Line" Jacke, welche er genüsslich gefühlte 5min auszog. Mädels mit Schnurrbärten, die sich damit eher "über" die anderen stellen, als unansehnlicher zu machen. Haach jaaa. Da bin ich doch lieber mal nach Koblenz reingefahren. Da waren sie natürlich und schön zugleich.
Koblenz im Starkregen hat einen gewissen Reiz. Es verbindet einen sofort, ist man doch schließlich Leidensgenosse. 20,-€ bis 25,-€ jedoch für die "BuGa" auszugeben, war mir dann doch etwas zu viel des Guten. Immerhin bin ich kein Rentner, auch nicht in absehbarer Zeit und habe nicht vor, auf die schnelle Gartenbesitzer und Schlapphutträger zu werden. So investierte ich das Geld lieber in Nahrungsmittel, bevorzugt flüssiger Art.
Ich bin am Samstag mehrmals vor die Hoteltür gegangen, um das Wetter zu checken. Brauch ich nun eine Jacke bzw. einen Pullover oder nicht? Ich entschied mich, ohne loszugehen. Es war natürlich ein Fehler und gipfelte mal wieder darin, mir erneut ein Nature One Zip-Hoodie zu kaufen. Der Regen hatte die Pydna doch stärker abgekühlt, als erwartet. Unberechenbar, diese Pydna. Nur wer schon mal richtig gefroren hat, weiß, wovon ich rede und versucht unter allen Umständen zu verhindern, zu frieren.
Ich schaute mir Andre vom Cocktail-Stand aus an. Bei ihm wünsche ich mir immer, er sei mein Kumpel. Sein Lächeln ist unheimlich ansteckend und frech. Leider hatte er, wie bereits erwähnt, etwas Pech mit der Technik. Schade. Ich biss mich irgendwie an dem Stand fest und fing an, mich mehr und mehr über die Holzverkleidung der Masten des OAFs aufzuregen. Habe ich mal erwähnt, dass ich "leichte" Zwangsneurosen besitze? Hätte man sie nicht einfach lackieren bzw. farblich mit dem Rest des Gestells abstimmen können? Da stellt man solch ein klasse Ding auf und dann hapert es im Detail. Ich sah Alex M.O.R.P.H. an mir vorbeischlendern, mit einer Armada-Jacke. Lieber Alex, was du im Ausland trägst, ist mir egal. Hier in Deutschland trägst du bitte ein Vandit-Zip-Hoodie! Meine Neurose zwang mich zum Rundgang. Es ist immer wieder schön, die Bunker bei Nässe zu besteigen. Da werden bei der Mayday Riesenplakate angefertigt und Ordner aufgestellt, um ein aufeinandertreffen der Ströme auf der Treppe zu verhindern und man schafft es nicht, die Wege auszubessern und zu befestigen. Anscheinend ist noch keinem etwas passiert. Kurz das CC angekratzt, aahh, mein Freund, der Kröcher. Es ist schon faszinierend, die Masse scheint ihn zu lieben, beinahe schon zu vergöttern. Ich kann es mir nicht erklären. Sicherlich fackelt er einfach Hits ab, bei denen man zwangsläufig abgehen muss, nur, diese Albernheiten, das ständige nudistische Verhalten, da möchte ich ihm immer etwas zu essen auf die Stage werfen, das Reglerrunterreißen…, ich weiß nicht. Was ist das eigentlich für ein Remix zu "Work", den jeder momentan spielt? Ich hatte also noch etwas Zeit. Ich schaute kurz bei den Hardcore-Jungs und –Mädels vorbei, welche aus meiner Sicht immer zu unrecht belächelt werden, gehören sie doch mit zu den Anfängen. Weiter zum House of House. Butch spielt einen coolen Sound, wobei ich ihn lieber in den CC gepackt hätte. Definitionssache. Da bin ich nicht so gut drin. Der Timetable ließ mir dieses "EmergJahr wirklich genügend Zeit, um mal überall vorbeizuschauen. Kurz beim Raveline-/HG-Zelt vorbeigeschaut. Alex spielt seine Sachen. Doch nun war Dave Clarke Zeit. Da nahm ich sogar noch den Rest vom Kröcher in Kauf. Er spielte "Emerge". Es folgte Dave. Er schwang leicht die Acid-Keule. Ich liebe die TB 303 für ihr Geklacker, ihrer Bassline bzw. Kick und ihrem Gequieke. Herrlich. Er und Carl den ganzen Abend, das wäre ein Spaß. Nach ihm ging es selbstverständlich zu Paule. Warum, kann ich auch nicht mehr so genau sagen bzw. erklären. Seine Festival-Sets habe ich zugegebenermaßen langsam über. Manchmal ist er aber einfach doch noch für eine Überraschung gut. An diesem Abend nicht. Leider. Ich hörte zum tausendsten Mal "Sique" mit "Home" und "Time of our Lives". Wobei die Hook von "Sique" nach wie vor burnt. Schön fand ich, dass er "On the Run" spielte.
Dies sollte es dann auch für mich gewesen sein. Markus mit seinem "Pitch-Sound" brauche ich nicht. W&W wären in Ordnung gewesen, auf die Dauer jedoch zu monoton für mich. Und auf Takkyo wollte ich nicht warten. Es wäre etwas anderes gewesen, hätten sie ihn nicht in die Classic-Ecke abgeschoben. So machte ich mich auf den Rückweg.
Fazit:
Die Nature One ist ein Muss. Jedes Jahr. Egal bei welchem Wetter. Wird schon…
"Soll und Haben":
Ich liebe weltverbessernde Taxifahrten. Gott sei Dank ist das Wiedereinlassbändchen nicht gelb-rosa! Trotz EHEC und ohne Sprossen zahlte ich 5,-€ für Nudeln mit Hähnchen. Suche Intro-Track von Adam Beyer. Moni, ich will ein Kind von dir! Zelten vs. Hotel 7:6 nach Elfmeter. "Tante Käthe" grüßt die Schnurrbartladies.
Bis nächstes Jahr auf dem Camping-Platz. Egal bei welchem Wetter.