... Frage ist eigentlich viel zu komplex. Wo fange ich an.
Kann man dem Clubgänger vorwerfen, dass er zu stupide ist, dass er zu einfach gestrickt ist? Dies alles nur, weil er einen Track nach Floortauglichkeit kategorisiert? Wohl kaum. Schließlich geht man in erster Linie in den Club, um die Kuh vom Eis zu holen.
Ich glaube, dass da viel mehr dahinter steckt. Sei es die Spieldauer der DJs, der Veranstalter, die Schnelllebigkeit der Tracks, des Abends, die Konsumgesellschaft, Rating-Agenturen, DJ Dean, das Geld, "Hyper Hyper", usw., usw. .
Letztendlich ist diese "Trouse" Nummer auch nur ein Trend. Vor zwei Jahren haben wir uns noch über die Tech-Trance Sachen aufgeregt; 3min Base-Fläche/Melodie-3min Base. Da haben wir uns die Frage gestellt, warum man die Fläche nicht mehr durch den ganzen Track zieht. Für mich ist es eine Momentaufnahme.
Es spiegelt die aktuelle Gesellschaft wieder. Wir sind am durchdrehen, warum sollen es die Tracks denn dann nicht auch dürfen? Es fängt doch beim Veranstalter an. Er muss den Laden voll bekommen und die Party so ausrichten, dass es ein absoluter Exzess wird. Er muss Namen liefern. Die Location muss durchgestylt sein. Schließlich müssen die Videos, die Messages, Tweets, whatever bei Gesichtsbuch, meinVZ und Co Bände sprechen. Es muss "die" Party gewesen sein. Alles Andere wäre schließlich kalter Kaffee und man hätte dann auch zuhause bleiben können. Es muss etwas besonderes sein, es muss sich abheben, man darf bloß nicht zu normal sein. Man muss hervorstechen, egal wie, egal wann, egal wo, wieso, weshalb, warum. Zusammengehörigkeitsgefühl? Kann man das essen? Dann die Tracks. Sie müssen ebenfalls auffallen. So auch der momentan heiß diskutierte Remix von Sander van Doorn. Ich finde den Track jetzt gar nicht so schlecht. Es ist zwar nicht mein Sound, jedoch in Ordnung. Es ist eine logische Konsequenz. Schließlich zieht er mit Tiesto durch die Lande. Da muss man sich arrangieren. Er hat keine andere Möglichkeit. Nenn mir doch mal auf die Schnelle 5 Tracks aus dem Trance-Sektor diesen Jahres, die ein Evergreen werden könnten. Mir fällt kein einziger ein. Die Tracks haben eine Halbwertszeit von einem Monat. Konsumgesellschaft. Um es mit Dieter Nuhrs' Worten zu sagen:"Schnell weg und neu!" Für 0,99€, "pffft", geschenkt, da lade ich doch, was das Netz hergibt. Hier fehlt z.B. die Wertigkeit, die Wertschätzung, das Gefühl für eine Sache bzw. eines Tracks. Es muss knallen, von der ersten bis zur letzten Minute. Man könnte ja schließlich etwas verpassen. Nur? Was?
Wir, und da nehme ich mich nicht aus, sollten vielleicht mal wieder ernsthaft darüber nachdenken, was sich die elektronische Musik mal auf die Fahne geschrieben hat.
Was wurde Scooter nicht für ihr "Hyper, Hyper" angefeindet. Im nachhinein stelle ich fest, hat es etwas zeitloses. Es lässt sich auf das Hier und Jetzt projizieren. Damals war es der Feind in Form des Kommerzes und des Konsums. Jetzt ist es der Feind des Konsums und des Kommerzes.
Edit: Huch, ich habe vergessen, deine Frage zu beantworten. Floortauglichkeit ist schön und gut, manchmal darf es aber auch natürlich nachdenklicher, schwelgender, nichts so direkt und anbiedernd sein ;).
Nebenbei, lasst mal diese "Trouse" Tracks auf 160bpm laufen.