Was war das wieder für ein Wochenende. 3 Tage Feiern, da ich es nicht lassen konnte, am Sonntag noch nach Zwolle zur Citymoves zu fahren, um Menno de Jong, ATB und Armin zu erleben. Man bekommt halt den Hals nicht voll. Ohne Armin wäre sicher schon am Freitag mit Party Schluss gewesen, denn eigentlich war nach meinem Empfinden diese Nacht kaum noch zu überbieten. Das angekündigte Unwetter blieb aus, Trance durchgehend auf dem Mainfloor, viele lächelnde Gesichter, eine Atmosphäre, die einen bereits 5 Minuten nach der Ankunft in den Bann zog.
Die Nature-One ist halt das Nr.1-Event in Deutschland. Nach den Enttäuschungen der Dancevalley und Loveparade fühlte ich endlich wieder in höchster Ausprägung, wie schön es doch ist, mit zehntausenden Menschen gemeinsam eine Party zu feiern. Dieser Freitag war Gänsehaut pur, einer meiner Top 3 forever.
Die Freitags-Sets waren durchgehend spitzenklasse, wurde mein eigener Musikgeschmack bestens bedient. Natürlich geht man mit Olympiasieger und mehrfachem Ex-Weltmeister Tiesto besonders kritisch um, weil er weniger als DJ und Entertainer denn als lebende Legende agiert. Diese Anziehungskraft ist nahezu magisch, als würden Beckenbauer und Pele heute noch auf dem Platz stehen. Tiesto ist halt ein lebendes Denkmal, so auch seine Gestik und Präsenz, wie ein Denkmal. Sein Set verfolgt man in dem Gefühl, an einem besonderen Ort zu sein. Man sieht nun einmal Tiesto. Das ist besonders und muss besonders sein. Ob es imm er etwas Außergewöhnliches ist, liegt dann im Auge vielmehr im Ohr des Betrachters. Mein Gefühl hat er in der zweiten Hälfte seiner Präsentation getroffen. Nach einem eher laschen Beginn zog er dann doch die Zügel zu einem intensiven Finale an.
Mir tut Tiesto schon fast wieder leid, weil er immer mehr zum Popstar mutiert, der verdammt ist, seine ganze Hitpalette abzuspulen, um die Menge zufrieden zu stellen, so eine Art Madonna des Techno. Auf der Dancevalley hat er seine Klassiker gespielt, welche die Hügel von Spaarnwoude fast noch weiter unter Meeresniveau geebnet hätten. Die Masse war dermaßen in Ekstase, unfassbar. Davon war die Begeisterung in Pydna doch ein wesentliches Stück entfernt.
Offen gesagt, 2008 ist sicher bisher nicht sein stärkstes Jahr. Ich bin mal gespannt, wie er sich in 3 Wochen bei Mysteryland darstellen wird, wenn ihm 4 Stunden Zeitfenster zur Verfügung stehen.
Umso besser wurde Tiesto umrahmt von anderen Größen, die mit tollen und zeitlich gut passenden Sets den Open-Air-Floor bedienten. Ferry, ATB, Kyau & Albert sowie Judge Jules, wirklich klasse. Jeder von diesen hat zur richtigen Zeit meine Stimmung getroffen.
Nur, warum platziert man Sono vor Tiesto? Einen Gefallen hat man diesen Künstlern sicher nicht getan, auf einen überfüllten Floor mit wartenden Tiesto-Fans zu stecken, und dem Publikum wahrscheinlich auch nicht.
Der fast durchgehende Trance auf dem Open-Air-Floor bot darüber hinaus die Gelegenheit, in der Nähe der Bühne immer wieder auf Bekannte aus unterschiedlichen Trance-Foren zu treffen. Es gab eigentlich immer einen Anlaufpunkt. Zumindest am Freitag habe ich das Gatecrasher-Zelt des Vorjahres nicht vermisst, wo man als Trancer immer wieder einen Anlaufpunkt und eine Rückzugsmöglichkeit hatte.
Am Samstag war dies anders, waren die Voraussetzungen durch Wetter und Line-Up auch nicht mehr so günstig. Die Warteschlange auf der Einfahrt zum Parkplatz deutete bereits an, dass es recht kuschelig eng und mitunter ungemütlich werden könnte.
Der ständige Nieselregen nervte trotz Regenjacke schon ein wenig. Vielleicht weniger wegen der eigenen Nässe, sondern man sich vielmehr durch die gedrückte Stimmung der umgebenden Leute infiziert fühlte. Der hochgradige Enthusiasmus des Freitags war entflogen.
Auch der Grad der Verwöhnung mit dem Gefühl, das Beste bereits am Vortag erlebt zu haben, machte es mir nicht leicht, in diese Nacht hinein zu finden. Moguais Set packte mich diesmal leider überhaupt nicht. Als wir anschließend mal das Gelände erkunden wollten, gab es wegen des stärker werdenden Regens kaum eine Möglichkeit in die Zelte zu kommen. Im House of House bei Gregor Tresher hielten wir es doch noch glatte 5 Minuten in dieser stickigen Luft aus. Schwerer war es durch den Gegenverkehr, wieder raus zu kommen. Das Zelt hätte eigentlich platzen müssen. Unglaublich, wie viele dort noch hinein wollten. Tillmann Uhrmacher sahen wir auch nur über den Köpfen einer Menschentraube, die sich vor dem Energy-Zelt versuchte, ins Innere zu quetschen.
Das gab uns jedoch die Hoffnung, dass der Open-Air-Floor von einer tiestomäßigen Überfüllung verschont bleiben könnte. Schlechtes Wetter sorgt nun einmal für eine Selektion vor Open-Air-Bühnen. Bei Paule konnten wir uns problemlos ca. 5 m vor der Absperrung platzieren. Es war gut gefüllt, aber nicht überfüllt. Sein Set war phasenweise auch tranciger und feiner als auf der Mayday. Er war sicher nicht in Bretter-Laune, glücklicherweise. So bekam ich auch Gefallen an seinem Auftritt.
Das Feuerwerk war ganz ansehnlich. Die Musik hatte eigentlich eher Hintergrundcharakter. Das Treiben auf der Bühne war wirklich unwichtig. Ich bin mir nicht sicher, wie viel an Bedeutung die Nature-One verlieren würde, wenn man diesen Part streichen würde.
Vorteil war, dass sich währenddessen sich die Gelegenheit ergab, sich problemlos ganz nach vorne zu den versammelten Armin-Fans zu begeben.
Über Armin braucht man wirklich nicht mehr viel zu schreiben. Dieser Kerl hat einfach eine Präsens auf der Bühne, die alles in den Schatten stellt. Seine Trackauswahl, der Aufbau seines Sets, die Steigerung der Spannung auf einen Punkt, seine positive Ausstrahlung, der Spaß, den er authentisch auf die Menschen überträgt; das macht ihn momentan zur Nr.1 in der Welt. Ohne ihn würde der Nature-One einfach die Spitze fehlen, wie ein Berg ohne Gipfel. Er hat meinen Samstag gerettet.
Anschließend ging es bereits heimwärts, um fit für die Fahrt nach Zwolle zu sein. Das erste Mal, dass ich eine Nature-One im Dunkeln verließ. Interessant zu sehen, wie weit solche Laser doch noch in den Hunsrück-Himmel ragen konnten. Gibt es eigentlich auch ein Forum, wo sich Piloten über solche Schauspiele austauschen? Muss von oben traumhaft ausgesehen haben.
Diese Nature-One war auf ihre Art einzigartig. Sie bot viele Gesichter und mir die Erkenntnis, dass Trance in der dort gebotenen Form auch in Deutschland wieder eine gute Zukunft haben kann.
Ich kann es auch so ausdrücken: es war DAS Wochenende des Jahres 2008!
Hier der Link zu meinem Fotoalbum:
http://s220.photobucket.com/albums/dd224/H…?albumview=grid