Da jetzt bald die nächste Mayday kommt und dieser Thread auch immer wieder in Richtung Mayday Entwicklung geht, will ich auch ein paar Sätze über dieses Event schreiben.
Schließlich war die Mayday mein erstes Festival der elektronischen Musik, mit dem ich in Berührung gekommen bin und deshalb habe ich auch eine besondere „Bindung“ dazu.
Die erste Mayday, die ich aus den Augenwinkeln gesehen habe war 1997. Zugegeben ich kann mich da kaum noch daran erinnern (genauso für die Mayday 1998), was mich aber damals so fasziniert hatte, war die unglaubliche Stimmung und die fantastischen Lichteffekte. Ich denke das ist einer der Punkte, die immer ein fester Bestandteil der Mayday waren, sind, und sein werden; ganz egal welche Musik man lieber hört, oder von welchem Standpunkt aus man die Mayday betrachtet.
Ich konnte mit Techno (was die Mayday zum damaligen Zeitpunkt noch war) nichts anfangen, aber von den optischen Eindrücken und der Ekstase war ich einfach total begeistert.
Die erste Mayday die mir bewusst in Erinnerung geblieben ist, war Soundtropolis von 1999. Zum ersten Mal legten dort Trance DJs auf (Blank & Jones, PvD, Taucher, Way out West als Live-Act) Los ging es mit einem perfekten Warm Up von Nathalie de Bora, die einen unglaublich treibenden, technoiden Sound spielte. Damit kam man schon gleich super in Stimmung für den Abend. Weiter ging es mit einer Hammer Show von Moby. Highlight dieser Mayday war jedoch das wunderbar trancige und energiegeladene Set von PvD. Genauso das melodiöse Set von Taucher mitten in der Nacht.
Dadurch stand für mich die nächste Mayday Datapop schon im Vorjahr als gesetzt fest. Datapop war nicht nur aus meinem Empfinden (vgl. Westbam) die vielleicht beste Mayday überhaupt (sieht man mal von der legendären Marusha-Aktion aus den 90ern ab).
Das Line-Up war für mich als beginnender Trance-Fan der Grahl:
Pvd, Blank & Jones, Taucher, Zombie Nation (Live), Mauro Picotto
Was Paul van Dyk an diesem Abend abgeliefert hat, war unglaublich. Ich habe noch nie und seit dem auch nie mehr eine solche Stimmung bei der Mayday erlebt. Paul ist ja bekannt, das er gerne mal aus sich heraus geht, aber wie er an diesem Abend gefeiert hat, habe ich noch nie gesehen. (unvergessen: Darude – Sandstorm). Auch Picotto und B&J sind auf dieser unglaublichen Euphorie Welle mit geschwommen, so dass diese Nacht zeigte, zu was Trance fähig ist.
Die Erwartungen waren bei mir im 10in01 Jubiläum groß, aber diesmal war doch ein größerer Abfall zu erkennen. Mir sind hier nur noch die Sets von Picotto und Blank & Jones in Erinnerung geblieben, die zwar gut gespielt haben, aber mMn nicht die Energie frei setzten konnten, wie im Jahr zuvor. PvD hatte irgendwie keinen guten Abend. Ich hatte das Gefühl er bekommt keine richtige „Verbindung“ zu den Leuten. Jedenfalls berührte mich sein Set gar nicht.
Culture Flash brachte dann wieder eine Steigerung. PvD, Picotto und Timo Maas waren brillant. Vor allem PvD schaffte es wieder die Halle unter Strom zu setzen. Typisch energetisch, gepaart mit flächen zum abheben. Da machten auch die kleineren Durchhänger in seinem Set nichts aus.
Bei Troopa of Tomorrow war das Trance Line Up fast so gut wie bei Data Pop:
Nu Nrg, PvD, Blank & Jones, Tillmann Uhrmacher, Taucher
Von Nu Nrg war ich etwas enttäuscht, die haben mir etwas zu hart gespielt. PvD hingegen hat ein bezauberndes Trance Set hingelegt, fast schon etwas zu langsam. Wunderschöne Melodien, aber die Energie der letzten Jahre war nicht mehr zu spüren. Von Blank & Jones war ich total enttäuscht. Mäßiger Set Aufbau, kaum Spannung vorhanden. Das Set lief komplett an mir vorbei.
Von Team X-Tream habe ich nur PvD und Tillmann Uhrmacher im Kopf, die beide nicht überragend waren.
Durch die letzten zwei Jahre verlor ich die Lust an der Mayday. Seit 2004 habe ich somit keine mehr gesehen.
Für mich setzte der Abwärtstrend schon 2004 ein. Jedes Jahr ging es noch tiefer, was ich gar nicht glauben konnte. Für mich war bis jetzt 2006 der Tiefpunkt, weil das nichts mehr mit der Mayday zu tun hatte:
Tomcraft legte irgendeinen elektro Schrott auf, gestützt mit Sido (oder waren es Deichkind?). Zu viel House, Elektro. PvD mit einem schwachen Set. Wie „Nadda“ schon sagte: Glatt, abgelutscht. Ohne Spannung, Steigerung. Totales Cross Over (Tocadisco – Sean Tyas, 17 Tracks innerhalb einer Stunde. Muss das sein??).
Wo ist denn da bitte schön der Rave-Charakter, der diese Veranstaltung so einmalig gemacht hatte? Wo ist die Energie der 90er, wo sind die einmaligen, unvergesslichen Aktionen, wie „Schrotti“ schon schrieb? Den einzigen, den ich ausnehmen möchte, war Felix Kröcher. Sein Sound hat definitiv zur Mayday gepasst. Chris Liebing ging auch noch.
Ich will zwar nicht, dass die Mayday zurück geführt wird in einem reinen Techno Event, wie er es in den 90er war. Aber diese Musik hat damals einfach mehr los gemacht als die ruhigeren Sachen heute.
Für mich war das jedenfalls ein totaler Reinfall. Ob das neue Konzept, die Mayday wieder auf Kurs bringen kann, wird sich zeigen. Gut ist auf jeden Fall die Pause von PvD, der vielleicht auch etwas überspielt bei der Mayday ist. (7 Jahre hintereinander sind schon sehr lang, oder es liegt an seiner Art aufzulegen –mit dem elektronischen Kram- denn mir gefällt sein Sound allgemein nicht mehr.).
Ob Armin die Massen total mitreißen kann, glaube ich fast nicht. Dafür spielt er eigentlich einen zu „harmlosen“ Sound. Ich würde es als gute Idee finden, jemanden mit dem passenden, energetischen Sound als Main Act zu wählen. Warum soll das nicht Felix Kröcher sein? Der hat genug Potential um die Halle aus den Angeln zu heben. Denn genau so ein Erlebnis braucht die Mayday mMn. Sonst wird sie nur eine Großveranstaltung unter vielen. Ob da die Mayday noch weiter bestehen kann?
Auf das einzige, was ich mich dieses Jahr freue sind Kyau & Albert. Bin mal gespannt, was die für einen Sound präsentieren werden. Denen traue ich eine ganze Menge zu.
Klar werden diejenigen, die eher auf die langsamen, deeperen Sounds oder auf housige und elektrolastige Klänge stehen, mit der jetzigen Mayday mehr anfangen können. Aber für mich ist das nicht mehr Mayday, sondern einfach nur ein Clubevent. Für mich heißt Mayday = Rave.
So, das war ein kleiner Abschnitt meines Lebens als Fan elektronischer Musik. Das musste mal raus....