Oxia "Harmonie / Flying over time"

Track Rating
6.0 / 6
(1 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!

    Dass die Bekanntheit des französischen Produzenten Olivier Raymond alias Oxia im hiesigen Forum vor allen Dingen von seinem unbestritten großartigen Track Domino, welcher im Jahre 2006 die ein oder andere Diskussion über die Genreverortung Neotrance befeuerte bzw. sogar entfachte, zehrt, mag zwar nicht wirklich eine überraschende Erkenntnis darstellen, mit der Vorstellung eines vor wenigen Tagen veröffentlichten frischen Two-Trackers möchte ich diese Einseitigkeit nun jedoch ein wenig aufbrechen. Das Bemühen im Aufspüren ähnlicher Klangmuster erübrigt sich zwar aufgrund der zeitlichen Distanz zwischen den beiden Veröffentlichungen sowie der musikalischen Weiterentwicklung des Franzosen, die Vorliebe für atmosphärisch gehaltvolle Arrangements ist ihm nichtsdestotrotz geblieben, sodass die beiden neuen Stücke diese nunmehr im Grenzbereich zwischen Deep und Progressive House entfalten dürfen. Desweiteren fungiert die EP übrigens als Vorbote für sein im Mai zu erwartendes zweites Album, welches den Titel Tides Of Mind tragen und ganze acht Jahre nach seinem Debüt 24 Heures auf dem von Landsmann Sébastien Devaud alias Agoria geführten Label Infiné erscheinen soll. Ergo: Scheuklappen runter, Ohren auf! :D

    Schon zu Beginn entspinnt sich beim nicht zu Unrecht Harmonie betitelten Eröffnungstrack eine wunderbar entspannte Szenerie aus unaufgeregten Melodietönen, sachte eingeworfenen Knister- und Effekthappen sowie fragmentierten Andeutungen einer druckvollen Klaviertonfolge, wobei sich bereits in dieser Phase des Stücks feststellen lässt, dass die sphärische Gesamtausrichtung keinesfalls in Richtung ambienter Belanglosigkeiten schielt, sondern sich ihres Deepness-Potenzials durchaus bewusst ist. Im Zusammenspiel mit einer angenehm trockenen Kickdrum sowie dezent düster angehaltenem Bassrumoren verstärkt sich dieser Eindruck zudem noch einmal, wenn sich die behutsam ausgewählten Elemente der Melodieebene die Klinke in die Hand geben und insbesondere die Vorliebe der Pianoklänge für opulenten Nachhall mehr und mehr ihre stimmungsvollen Früchte erntet. Ein Quasi-Break trägt dann im Folgenden eine weitere Alternativmelodielinie an das Geschehen heran, welche mit ihrer melancholischen Handschrift die sphärische Intensität des Ganzen angenehm zu verdichten weiß, einige Takte später jedoch bereits durch elegant stakkatierte Streichereinwürfe ersetzt wird. Diese wissen den Track nicht nur eine gute Portion orchestraler zu instrumentieren, sondern beschwören langsam aber sicher im Hintergrund auch eine flirrende Tonfläche herauf, aus welcher sich im nächsten Kurzbreak schließlich ein klassisches Streicherensemble entwickelt, welches im Vergleich zu den bisher vernommenen Melodieklängen nicht minder angedunkelt die große Bühne betritt, selbige allerdings mit ihrer allumfassenden Epik für meinen Geschmack etwas zu deutlich zu Nebendarstellern degradiert, auch wenn vor allen Dingen die Klaviertöne sich vehement gegen diese Entwicklung stemmen und in Form stakkatierter Tontropfen stets gekonnte Kontrapunkte setzen können. Legen sich die Streicher im letzten Drittel dann wieder peu à peu zur Ruhe, kommen auch die restlichen Basismelodieelemente wieder zum Vorschein, um das Stück schlussendlich mit einem kleinen Outro in gelungener Manier abzurunden. In meinen Ohren hätte die hiesige Harmonie zwar durchaus einige Minuten länger als die veranschlagten 6½ Umdrehungen ihre Vorzüge preisen können, für die feierliche Entgegennahme vorzeigbarer 5,5/6 reicht es dennoch ohne Wenn und Aber. :yes:

    Flying Over Time auf der B-Seite hört man dagegen die deephousig veranlagte Natur wesentlich stärker an, sodass das Stück insgesamt gesehen zum einen nicht an die sphärische Dichte seines Vorgängers heranreicht und zum anderen auch deutlich sommerlicher geprägt wirkt. Sind dafür in den ersten Momenten nur einige subtil im Hintergrund gehaltene Tonfolgenandeutungen verantwortlich, mehrt sich im weiteren Verlauf die Anzahl eingeworfener Melodie- und Vocalfragmente mediterranen Ursprungs, wodurch sich wiederum die Hintergrundtöne zunehmend dazu aufgerufen fühlen, sich ebenfalls offensiver zu platzieren und mitsamt harmonischer Alternativtöne mit einem unmissverständlich funkigen Charakter sowie einer flirrenden Tonfläche den Mittelpunkt des Ganzen anzuvisieren. Um den Abwechslungsreichtum hochzuhalten entspringt dieser interessanten Klangmischpoke im anstehenden Break zudem eine äußerst retrobehaftete Melodielinie, welche trotz ihres angenehm deepen Anstrichs erstaunlich fordernd das Heft des Tracks in die Hand nimmt und im Zusammenspiel mit dem Drumming zunächst eine gelungene Solofahrt initiiert, bevor sich auch die bekannten restlichen Melodieelemente wieder dazugesellen und dem gemeinen Hörer die balearisch anmutende Atmosphäre unter die Nase reiben. Ein Kurzbreak später formiert sich aus der druckvollen Melodiefolge zwar ein deutlich entspannter zu charakterisierendes Pendant, in Kooperation mit der flirrenden Tonfläche eröffnet sich hingegen ein nicht minder ansprechendes Ambiente, welches sich allerdings bereits langsam aber merklich auf den Spuren des Rückbaus befindet. Summa summarum ein Track, der zwar einerseits keinem wehtut, andererseits aber genau daran krankt und im Endeffekt dadurch auch nicht über solide 4/6 hinauskommt. :hmm:

    Greetz,
    :: der hammer ::

    Einmal editiert, zuletzt von hammer (4. April 2012 um 23:11)