Max Cooper "Empirisch EP"

Track Rating
5.5 / 6
(2 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!


    Wie mir in der letzten Woche aufgefallen ist, fehlt zur notwendigen Vervollständigung aller Veröffentlichungen von Ausnahmeproduzent Max Cooper im hiesigen Forum noch das letzte und neueste heiße Eisen, welches der Gute seit Anfang September dank seines nicht minder empfehlenswerten Heimatlabels Traum Schallplatten offiziell unter das stetig nach neuen Tracks gierende Volk mischen darf. Der Brite selbst bedarf dabei sicherlich keinerlei großer Einleitung mehr, habe ich über ihn und seine markante Spielart druckvoll-sphärischer sowie überaus detailverliebt arrangierter elektronischer Musik im hiesigen Forum doch mittlerweile genug Worte verloren, um euch seine stets famos gelungenen musikalischen Machwerke schmackhaft zu kredenzen. Nicht wirklich überraschend ist daher auch die Empirisch EP mit ihren insgesamt vier Stücken (drei neue, eine Überarbeitung und ein Remix) für meinen Geschmack als äußerst überzeugend einzustufen, wird hier doch keinesfalls wieder nur der charakteristische Cooper-Sound aufgefahren, sondern mit zahlreichen spannenden Facetten kombiniert, die jede seiner Veröffentlichungen so einzigartig machen. Und falls ihr im folgenden Rezensionstext zufälligerweise noch Resteuphorie vom Cooper‘schen 3-Stunden-Set am letzten Wochenende in Köln findet, dürft ihr sie gern behalten… :p


    In herrlich epischer Manier eröffnet wird die hervorragende EP dabei von Echoes Reality, welches nach einem mystischen Intro aus tröpfelnden Tonkaskaden und unheilvoll aufspielenden Effekteinwürfen zwar zunächst eine leicht verwirrende Phase einläutet, in der skurrile Soundelemente mit Überbleibseln der Melodietöne um die Vorherrschaft auf dem Drumming streiten, im Anschluss übernimmt jedoch zunehmend die Bassline das Regiment und weiß alsbald deutlich mehr Druck und Struktur im Track zu entfalten. Angereichert mit stakkatierten Subbässen wabert die Basslinie sich hierbei durch das schier undurchdringliche Dickicht aus Klickereffekten, bis zur Unkenntlichkeit fragmentierten Tonspitzen und spärlichen Melodieanleihen, ehe sie im anstehenden Break auch schon ihre atmosphärenunterstützende Seite entdeckt und mitsamt der Tonkaskaden vom Beginn schließlich im äußersten Hintergrund die ersten Andeutungen einer Vocalfläche ausmacht, wie man sie sonst höchstwahrscheinlich nur in trancigen Gefilden vermuten würde. Letztere mausert sich im weiteren Verlauf in Kooperation mit dem vielschichtigen Untergrund dennoch mehr und mehr zum sphärischen Zugpferd des Ganzen, welches zum einen besonders eindrucksvoll im Einklang mit den immer wieder zitierten Toneinwürfen harmoniert, andererseits jedoch auch einen wunderbaren Kontrast zu den düsteren Gelüsten des Untergrunds heraufbeschwört. Setzt sich dann noch eine verzweifelt-verzerrte Tonschicht in die Nische zwischen die beiden erwähnten Hauptdarsteller, erklimmt die Intensität des Ganzen im letzten Drittel schlussendlich Bereiche, die auch von Atmospheric Techno nicht oft erreicht werden. Dass in diesem Zusammenhang Düsternis, Kälte und Schwermut den Ton angeben und erhellende Momente nur mit Hilfe der zunehmend in Bedrängnis geratenden Vocalfläche zustande kommen, dürfte den geneigten Cooper-Hörer sowie alle, die es mal werden wollen, sicherlich nicht abschrecken, ganz im Gegenteil: Sowas von eindeutige 6/6 vergebe ich selten… ;)


    Darkroom trägt im Gegensatz zu seinem Vorgänger die Dunkelheit zwar bereits im Namen, zieht in Sachen sphärischer Dichte im direkten Vergleich allerdings eindeutig den Kürzeren, zumal das Ganze sich mehr als eine leicht retrobehaftete Mischung aus Progressive und Chicago House versteht. Angeführt von einem Löwenknurr-Effekt erheben sich dabei auf einem reduzierten Drumming bereits nach wenigen Momenten Einwirkdauer die ersten subtil wabernden Melodieschlieren einer Synthietonfolge, welche sich im Folgenden mit der Unterstützung einer unverwechselbaren Cooper-Bassline (groovend, druckvoll und schattig angelegt) jedoch deutlich wohler in ihrer Haut fühlt und somit immer öfter an die Trackoberfläche zu greifen imstande ist. In gewohnt abwechslungsreicher Manier wird dieser Prozess mal flächig, mal stakkatiert, jedoch nie das Ziel aus den Augen verlierend angegangen, sodass sich die Hörerschaft schon im und im Anschluss an das kommende Kurzbreak von der starken Persönlichkeit der charakteristischen Tonfolge überzeugen kann. Für ein Stück aus der Schmiede von Max Cooper wirkt das Ganze zwar erstaunlich minimalistisch und deep arrangiert, die vielen spannenden Eigenarten der wabernden Synthiemelodielinie lassen diesen Umstand allerdings nicht wirklich negativ ins Gewicht fallen, zumal besonders in den flächigen Phasen ein unverkennbarer Zug zum Höllentor vorherrscht. Alles in allem eine willkommene Alternative zum Vorgängertrack, welche von meiner Seite mehr als solide 4,75/6 erhascht und zudem von einem John Tejada Remix veredelt wird. Letzterer versteht es hierbei in überzeugender Manier, das Geschehen des Originals vermehrt in Richtung Detroit zu verfrachten, sodass die markante Melodiefolge nunmehr nur noch in herrlich düsteren Fragmenten auftaucht, während drummingtechnisch Understatement großgeschrieben wird. Dezente Alternativinstrumentierungen der Melodietöne sowie ein einigermaßen heller auftrumpfendes Pendant, welches sich mit zunehmender Dauer immer deutlicher von seinem Vorbild entfernt, prägen das Bild im weiteren Verlauf, wobei aufgrund der zahlreichen Irrungen, Wirrungen und Wendungen meines Erachtens in keinem Augenblick ein Plätscher-Vorwurf vonnöten wäre. Bis zum Schlusspunkt in Sachen Trackaufbau schön progressiv gehalten und im letzten Drittel sogar noch durch elektroid inspirierte Alternativtöne sowie –bassfragmente unterstützt lässt diese Überarbeitung mit ihren 5/6 auch das Original in dezenter Art und Weise links liegen. :yes:


    Wieder um einige Kilometer näher am typischen Cooper-Sound orientiert sich schließlich Qualia als insgesamt dritter neuer Track im EP-Bunde. Trotz des erneut überaus dunkelheitsliebend inszenierten Untergrunds inklusive grummelnder Basslinewand liest sich die sphärische Ausrichtung des Stücks im Gegensatz zu seinen Vorgängern deutlich positiver. Dafür verantwortlich zeigt sich vor allen Dingen die herrlich verträumte Melodieebene, welche vom Fachmann schon zu Beginn in allerhand subtilen Anleihen schemenhaft erkannt wird. Dennoch wird das Ganze zunächst von der eindrücklichen Einführung der Basslinewand dominiert, zu deren Füßen sich eine bunte Schar mystischer Effekte und Tonspitzen zusammenfindet, die sich im Folgenden mehr und mehr hin zu einer ersten verträumten Melodiefolge kanalisieren, ehe das anstehende Break dann schließlich – blumig gesprochen – die melodieverliebte Katze in Gänze aus dem Sack lässt. Schwebende Melodiefetzen, alternativ tröpfelnde Hintergrundbegleitung und der kontrastreich zwielichtig dreinschauende Untergrund sorgen auch im Anschluss weiter für eine fast schon überirdisch prachtvoll anmutende Stimmung, die dem musikalischen Credo von „Traum Schallplatten“ wohl am nächsten kommen (für die hiesige EP gesprochen). Mit einem dezent pluckernden Outro im Gepäck sind dem Ganzen verdiente 5,75/6 daher nicht mehr wirklich zu nehmen.


    Wer es noch ein bisschen stilvoller und atmosphärischer mag, für den hält die Trackzusammenstellung zudem ein beatloses Ambient Rework des Titels The End Of Reason (Original von der „Symphonica EP“) parat. Endlos schimmernde Melodieflächen geben sich hierbei mit majestätischen Streichern, versprenkelten Alternativmelodietönen und unheilvoll düsteren Basswänden die Klinke in die Hand, um ein wahrhaft traumwandlerisch schönes Ambiente zu erschaffen, auf das sich derjenige, der sich hierauf einlässt, sicherlich schon nach wenigen Augenblicken gebettet werden möchte. Zum passenden Zeitpunkt genossen eine exzellente Atmosphärenwallfahrt der Marke 5,5/6. :D



    Greetz,
    :: der hammer ::



    PS: Wer nun immer noch nicht genug vom Klangkosmos dieser EP bekommen hat, dem lege ich zuletzt noch den zehnköpfigen Nachfolger Empirisch Remixes ans Herz, welcher ebenfalls schon im zu Ende gehenden September das Licht der Welt erblickt hat. Mit von der Partie sind hierbei sechs mal mehr, mal weniger gelungene Eigeninterpretationen von „Echoes Reality“ von Applescal, Moonbeam, Si Begg, Groj, Mononoid und Ümit Han sowie vier Überarbeitungen älterer Cooper-Tracks von Morris Cowan und Guardner (beide „Solace“) sowie Avus („Gravity’s Rainbow“) und Pele („I“). Mit diesem Paket solltet ihr auf jeden Fall bis zu meiner nächsten Trackvorstellung beschäftigt sein…