Max Cooper "Metaphysical EP"

Track Rating
5.5 / 6
(2 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!

    Dass seit Anfang April mal wieder Feiertagsstimmung im Hause Traum Schallplatten vorherrscht, kann nur einen triftigen Grund haben: Der mittlerweile vom Geheimtipp zum Zugpferd des Kölner Labels avancierte britische Produzent Max Cooper schickt eine weitere seiner stets herausragenden EPs voller ätherischer und mit Liebe fürs Detail arrangierter Klangwelten ins Rennen. Obwohl dem Waschzettel zur Veröffentlichung der Metaphysical EP zu entnehmen ist, dass den Tracks des Guten diesmal etwas optimistischere Gedanken beigerührt wurden, braucht sich kein Sympathisant der bekannten erhabenen Cooper‘schen Düsternis fürchten, dass selbige bei den insgesamt drei neuen Stücken (plus zwei Remixen) allzu sehr ins Hintertreffen gerät. Vielmehr erstrahlt die hiesige Trackzusammenstellung in einer solchen Klang- und Genrevielfalt, dass es mir beileibe einmal mehr schwerfällt zu glauben, dass dieser Max Cooper keine übersinnliche Fähigkeiten beim Produzieren zu Hilfe nimmt. :D

    Als zugänglichstes der neuen Stücke entpuppt sich dabei gleich der Eröffnungstrack Gravity’s Rainbow, welcher für Cooper-Verhältnisse fast schon luftige Gefilde ansteuert. Gesegnet mit einer unverkennbaren Vorliebe für minimalistische Arrangements klickert und zirpt das Ganze hierbei von Beginn an durch den Raum, während im Hintergrund einzelne Tonfetzen entrückt im Kreis tänzeln und von einer zunehmend druckvoller nach vorn monotonisierenden Bassline kontrastiert werden. Entdeckt letztere im weiteren Verlauf dann auch ihren groovenden Charakter und legt ein herrlich unterkühltes Solo aufs Parkett, dürfte dem geneigten Hörer einmal mehr die Bedeutung der Redewendung „Weniger ist oft mehr“ wie eine Fata Morgana vor dem geistigen Auge erscheinen, ehe die bisherigen Elemente sich nun immer markanter mit elegant stakkatierten Tonstücken sowie sporadisch eingeworfenen Flächenwellen ergänzen. Indem die neu hinzugewonnenen und wie selbstverständlich auf der schroffen Bassline thronenden Elemente sich im Folgenden wie von selbst zu spannenden Fragmenten einer nur leicht mystifizierten Melodielinie zusammenfügen, erwächst dem Track eine alsbald nicht mehr wegzudenkende atmosphärische Ebene, welche sich ab dem anstehenden Break zudem mit einem verschmitzten Tonglitzern in mehr als passabler Art und Weise zu unterstützen vermag. Wenn im Anschluss alle vorgestellten Elemente schließlich zu einem minimalistischen Ganzen verschmelzen, dürfte schließlich auch dem letzten Bedenkenträger die Erleuchtung kommen: Sogar in der Klangwelt eines Max Cooper gibt es nicht nur Grauabstufungen, sondern weiß sich ab und an ebenfalls ein kurz zwischen den Wolken aufblitzender Sonnenstrahl akustisch in Szene zu setzen. Summa summarum eine willkommene Abwechslung, welche mir nicht weniger als 5,5/6 wert ist.

    Damit die positiv gestimmten Inspirationen jedoch nicht Überhand nehmen, ist es nun die Aufgabe von Heresy, sogleich in bestimmender Manier zurückzurudern. Gekleidet in ein druckvoll gestaltetes Dubstep-Gewand übt sich der Track somit zunächst einmal im detaillierten Aufbau eines feinsinnig austarierten Drummingrückens, welcher im Hintergrund alsbald zwar die ersten düsteren Flächenstücke anwachsen sieht, diesen jedoch mit dem jähen Einsetzen einer wunderbar grummelnd geratenen Basslinewand wieder für einige Augenblicke die Luft abschnürt, ehe sie zusammen mit einigen tröpfelnden Alternativtönen dann doch noch in den Genuss einer harmonisch dunkelheitsaffinen Zusammenarbeit mit der Basslinewand kommen. Majestätisches Anschwellen der Elemente bildet dann den Vorlauf für ein Break, in welchem sirenenartig durch Raum und Zeit geisternde Tonfolgenfragmente auf den Plan treten und im Anschluss in Kooperation mit den bekannten Elementen die sphärische Intensität enorm verdichten können. Daran ändert auch die im weiteren Verlauf immer prägnanter inszenierte progressive Aneinanderreihung von Elementzusammensetzungen, mit der schlussendlich sogar eine melancholisch inspirierte Melodielinie als i-Tüpfelchen auf das herrlich drückend geratene Dubstep-Konglomerat gelockt werden kann, nichts. Da letztere auch den langsam aber sicher anstehenden Rückbau des Tracks fast vollständig überlebt, darf die gemeine Hörerschaft abschließend sogar bis zur endgültigen Vergabe hochtrabender 5,75/6 an der beseelten Schönheit der hiesigen Melodietöne teilzuhaben. :yes:

    Solace als Dritter im Bunde hat sich dann ganz auf die vielschichtigen Ausschweifungen einer überaus mystisch geratenen Atmosphäre fokussiert, welche jedoch nie mit der Abkehr vom Cooper auszeichnenden Hang zur Subtilität einhergeht. So gerät dann auch gleich der Einstieg in das Intro so gluckernd, zirpend, verstörend und fragmentiert, dass die nicht darauf gefasste Hörerschaft – bei entsprechender Lautstärke konsumierend – entweder der akustischen Untermalung eines Horrorstreifens oder ganz profan des Weltuntergangs beizuwohnen meint. Das leicht apokalyptische Szenario kann sich jedoch nicht allzu lang an der Oberfläche behaupten, erwachsen doch im Folgenden die ersten neblig umwaberten Flächenandeutungen und stakkatierten Melodieschnipsel aus dem tiefschwarzen Untergrund, um dem Ganzen etwas mehr Leben einzuhauchen, ehe nach knapp zwei Minuten auch die ersten Gehversuche des Drummings beobachtet werden können. Zunächst noch in eine gehörige Portion Watte gepackt ist selbiges im weiteren Verlauf in der Lage, zusammen mit einer monoton stakkatierten Basslinefragment den Einfluss der Melodieebene weiter zu forcieren und zunehmend irgendwo zwischen mystischer und verträumter Gefilde zu ankern. Ist den stakkatierten Tonkaskaden vom Beginn dabei eine der sphärischen Hauptrollen zugedacht, welche sie in Kooperation mit einem düster fragmentierten Flächenmeer in herrlich subtiler Manier meistern, so dürfen auch die spannenden Effekte aus dem Intro immer mal wieder kontrastreich im Untergrund des Ganzen die sphärische Ader konterkarieren. Im Anschluss an ein Kurzbreak erlebt die beschriebene Entwicklung schlussendlich ihren intensitätsgeladenen Höhepunkt, bevor der subtile Rückbau des Tracks die verdienten 5,25/6 untermauert.

    Zwei recht unterschiedlich geratene „Four-to-the-Floor“-Überarbeitungen des Dubstep-Geflechts Heresy runden die EP nachfolgend in gelungener Art und Weise ab, wobei der unscheinbare, aber gehaltvolle Dosem Remix eindeutig für die entspannendere Umgestaltung zuständig ist. Dafür verantwortlich zeigt sich allerdings nicht ein aus der düsteren Basslinewand des Originals geschnittenes Fragment, während die Melodieebene zunächst nur von einigen schwebend agierenden Überbleibseln der melancholischen Tonfolge bevölkert wird. Mit der Entfaltung tranciger Alternativtöne sowie deephousig durch den Untergrund geisternder Flächenstücke ist der Remix allerdings schnell imstande, seine sphärische Ader entscheidend zu intensivieren, ehe im Break weitere fragmentierte Rückstände der Melodieebene aus dem Original ins Geschehen eingreifen, welche im weiteren Verlauf auch in Kooperation mit dem Untergrund immer mal wieder die wunderbar subtile i-Tüpfelchen-Melodie zu unterstützen wissen. Insgesamt gesehen ist das Ganze ist für meinen Geschmack zwar nicht annähernd so zwingend wie das Original geraten, hat sich seine 5/6 aber aufgrund der gelungenen, alternativen Herangehensweise jedoch redlich verdient. Noch etwas weniger vom Original übrig lässt dann der französische Matthys Remix, welcher seine Sache deutlich experimenteller angeht und das düster-drückende Urbild in ein interessant verschachteltes Minimalismus-Epos verwandelt. Klimprige Melodiebauklötze im Intro sowie die Initiierung eines Drummings mit einer herrlich wabernden Bassline lassen von der intensitätsreichen Spielart des Originals kaum mehr etwas erkennen, ehe in und im Anschluss an ein erstes Kurzbreak in Form der sirenenartigen Flächenstücke doch noch einige bekannte Klänge eingeladen werden. Ergänzt durch eigenartig herumschwirrende Synthiebögen sowie arpeggierte Alternativtöne, welche sich in einem weiteren Break unter die bisherigen Elemente schleichen, nimmt das Ganze jedoch mehr und mehr Fahrt auf und verzückt die Hörerschaft mit einer spannenden Irrfahrt durch einen vielfältig arrangierten, melancholischen Klangkosmos. Da dieser hinter wirklich jeder Trackecke eine weitere interessante Alternativstrecke auslotet, ist bisweilen dann doch noch einmal kurzzeitig eine Erinnerung an die atmosphärische Ausrichtung des Originals möglich. Alles in allem ein angenehm kurzweiliges 5/6er-Vergnügen! ;)


    Greetz,
    :: der hammer ::